Douglas Wolfsperger
DER ENTSORGTE VATER
Ein Film von Douglas Wolfsperger
am 28.6.2011 um 22.45 Uhr in der ARD
Zum Film "Der entsorgte Vater" von Douglas Wolfsperger
Dass sich jemand entgültig von seinem Kind verabschieden muss, ist für Ursula Verfuß-Eschweiler eine schreckliche Vorstellung. "Ich war entsetzt, als ich davon gehört habe, sagt die Direktorin des Aachener Amtsgerichts. Seit 10 Jahren ist sie als Familienrichterin tätig. "Ich habe so eine Entscheidung nie getroffen und kenne auch keinen Kollegen der das getan hat", sagt sie.
Aachener Nachrichten am 09.07.2009
Kommentar Väternotruf:
Da sollte sich Frau Ursula Verfuß-Eschweiler, der es hoch anzurechnen ist, dass sie nach eigenen Bekunden keine Umgangsausschlüsse trifft, mal am Amtsgericht Flensburg, dem Amtsgericht Lüneburg, beim 17. Zivilsenat am Oberlandesgericht Celle oder dem 10 Zivilsenat - Familiensenat am Oberlandesgericht Nürnberg (10 UF 790/08 - 2 F 698/07 AG Cham - Beschluss vom 22.02.2009) oder an diversen anderen deutschen Gerichten rumhören, wo man über einschlägige Erfahrung bei der Entsorgung und Ausgrenzung von Vätern verfügt. Möglicherweise ist Richterin Verfuß-Eschweiler dann so über die dortige Praxis schockiert, dass sie den dortigen Richter/innen Nachhilfeunterricht in Sachen Rechtsstaatlichkeit anbietet.
Oberlandesgericht Nürnberg 10. Zivilsenat und Senat für Familiensachen
Gert Breitinger (Jg. 1949) - Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Nürnberg / 10. Zivilsenat und Senat für Familiensachen (ab , .., 2009) - ab 01.04.1991 Richter am Oberlandesgericht Nürnberg - 10 UF 790/08 - 2 F 698/07 AG Cham - Beschluss vom 22.02.2009: Umgangsauschluss für einen Vater nach vorherigem Vortrag der als Gutachterin beauftragten Diplom-Psychologin Dr. Petra August-Frenzel
Christiane Trabold (Jg. 1957) - Richterin am Oberlandesgericht Nürnberg / 10. Zivilsenat und Senat für Familiensachen (ab , ..., 2009) - war im Handbuch der Justiz 2004 ab 01.07.1989 als Richterin am Landgericht Nürnberg-Fürth aufgeführt. anschließend Richterin am Amtsgericht Fürth - Familiengericht - 10 UF 790/08 - 2 F 698/07 AG Cham - Beschluss vom 22.02.2009: Umgangsauschluss für einen Vater nach vorherigem Vortrag der als Gutachterin beauftragten Diplom-Psychologin Dr. Petra August-Frenzel
Gerhard Müller (Jg. 1951) - Richter am Oberlandesgericht Nürnberg / 10. Zivilsenat und Senat für Familiensachen (ab 16.11.2002, ..., 2009) - war im Handbuch der Justiz 2002 ab 01.09.1981 als Richter am Landgericht Nürnberg-Fürth aufgeführt. - 10 UF 790/08 - 2 F 698/07 AG Cham - Beschluss vom 22.02.2009: Umgangsauschluss für einen Vater nach vorherigem Vortrag der als Gutachterin beauftragten Diplom-Psychologin Dr. Petra August-Frenzel
Sorgerecht (Vater) Mutter Kind
Ausgesperrt. Douglas Wolfsperger darf seine Tochter nicht mehr sehen. „Dabei liebe ich sie doch“, sagt er und hat einen Dokumentarfilm über „entsorgte Väter“ gedreht. - Foto: Mike Wolff
Er will sie doch nur sehen, für seine Tochter da sein. Aber die Mutter erlaubt es nicht. Denn meist bekommt bei Unverheirateten die Frau das Sorgerecht. Eine schreiende Ungerechtigkeit, sagen viele Väter
Als er seine Tochter zum vorletzten Mal sah, drehte sie sich weg. Douglas Wolfsperger macht eine eigenartige Bewegung auf seinem roten Sessel, um vorzuführen, wie sie sich mit angelegten Armen in sich selbst verschraubte. Unfähig, zu gehen. Unfähig, dazubleiben. Er hatte ihr nichts getan. So sah er es. Aber statt als Vater wahrgenommen zu werden in dem kalten, notdürftig für Kinder eingerichteten Zimmer der Arbeiterwohlfahrt in Köln, wo sie einander nun zum dritten Mal unter Aufsicht begegneten, war er nur der, vor dem sie sich die Augen zuhielt, dessen Mitbringsel sie verweigerte, auf dessen Fragen sie antwortete: „Ich weiß nicht.“
Danach saß er im Zug zurück nach Berlin. 570 Kilometer innere Leere. War es seiner Exfreundin nun doch gelungen, ihn aus dem Leben der gemeinsamen Tochter zu drängen? Freunde hatten ihm geraten, sich mit der Entfremdung abzufinden. Warum tue er sich das an, immer wieder vor Gericht zu ziehen, als Querulant dazustehen? Warum warte er nicht, bis das Mädchen von alleine komme?
„Aber wie macht man das?“, fragt Wolfsperger in seiner Charlottenburger Erdgeschosswohnung. Die Tür zum Garten steht auf. Vögel zwitschern. Bis auf einen Brief von seiner Tochter, die hier Hanna heißen soll, und ein Foto, das zusammengerollt auf dem Couchtisch liegt, erinnert nichts an Kinder in seinem Leben. Wolfsperger ist Filmemacher. Seine zweite Tochter lebt wie die erste getrennt von ihm bei der Mutter. Sie jedoch sieht er regelmäßig. „Wieso soll ich als Vater aufgeben“, sagt er. „Ich merke, dass ich immer wieder an die Grenzen meiner Kraft stoße und aufhören müsste. Aber ich kann nicht. Ich habe Hanna immer geliebt.“ Er sah sie noch ein letztes Mal, vor der Kontaktsperre. Er verstand nicht, wieso. Das war am schlimmsten.
Viele verstehen das nicht. Am Donnerstag zuckeln sie wieder durch die Lande. Fröhliche Männergesellschaften mit ihren Wägelchen, auf denen Bierfässer rumpeln. Es wird gesoffen und derbe getan, mit komischen Hüten auf dem Kopf. Männer wie Wolfsperger sind ebenfalls darunter. Und es werden immer mehr. Entsorgte Väter heißen sie. Entsorgt im doppelten Sinn: Auf den Müllhaufen einer gescheiterten Beziehung geworfen, werden sie ihren Kindern oft systematisch entzogen. Obwohl sie sich um den Kontakt bemühen, stehen ihnen nicht nur Hass und Rache der Frauen, sondern auch noch das deutsche Familienrecht im Wege. Es teilt die „Sorge“ im Konfliktfall einem Elternteil zu. In der Regel dem mütterlichen.
„Als Vater ist man immer erst mal schuld“, sagt Thomas, ein Berliner Geschäftsmann. Auf seinem Schreibtisch in Mitte lehnt sich ein einzelnes ungerahmtes Foto an eine Reihe Familienbilder an. Darauf sind vier Jungs zu sehen. Der älteste lächelt verschämt. Es sieht aus, als wüsste er nicht sehr viel damit anzufangen, Ältester zu sein. Aber er freut sich doch. Nennen wir ihn Patrick. „Was auch immer die Mütter anstellen, es bleibt ohne Sanktionen“, sagt Thomas, auf das Bild blickend. „Die Grundmechanik von Gerichten und Ämtern führt dazu, dass diese vollendete Tatsachen akzeptieren.“ Nur Thomas akzeptierte sie nicht. Deshalb ist Patrick auf diesem Foto.
Thomas kehrte 2001 von einer dreitägigen Geschäftsreise in die Wohnung seiner jungen Familie zurück, als für ihn der Albtraum begann. Seine Lebensgefährtin war ausgezogen, samt Möbel und Kind. Untergetaucht bei einer Freundin. „Da läuft man innerlich Amok“, sagt der 45-Jährige. Er habe sich als „aktiver Vater“ betrachtet, sei nachts aufgestanden, um das Baby zu wickeln, und kümmerte sich auch sonst um vieles, da seine Freundin berufstätig war. „Sie merkte irgendwann“, stellt er heute nüchtern fest, „dass ich nicht der Richtige war.“ Erst als sie die Bilder von den Wänden abgehängt hatte, fiel ihm auf, wie wenig er in der Wohnung vorgekommen war.
Das Paar war nicht verheiratet, teilte sich aber das Sorgerecht für den einjährigen Sohn. Als er seine Freundin endlich ausfindig machen konnte, drohte er mit einer Anzeige wegen Kindesentführung, und sie konterte: Dann behaupte ich einfach, dass du mich geschlagen hast. Dabei war sie aggressiv gewesen und auf ihn losgegangen, sagt er. Nun wurde er am Telefon so sehr beschimpft und mit vulgären Ausdrücken überzogen, dass er die Gespräche aufzeichnete, um anderen beweisen zu können, wie rabiat sie gegen ihn vorging. Schließlich zog sie ohne Rücksprache nach München. „Ich konnte danach trotz gemeinsamen Aufenthaltsbestimmungsrechts vieles nur noch abnicken, um das Sorgerecht nicht zu verlieren“, erzählt Thomas.
Das ist seine Version. Vor neun Jahren wirkte sie vielleicht noch bizarr. Doch die Zunahme von Elternschaften ohne Trauschein und Patchwork-Familien bringt auch mehr ledige Väter hervor. Die sind viel stärker in die Betreuung der Kinder eingebunden, als ihre Väter es je waren, aber trotzdem haben sie weniger Rechte. Denn bei unverheirateten Eltern hat automatisch die Mutter das Sorgerecht. Ohne ihre Zustimmung läuft für ihn nichts. Deshalb hat Ende vergangenen Jahres der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eine Reform des deutschen Sorgerechts angemahnt. Im Justizministerium werde „mit Hochdruck“ an einer Lösung gearbeitet, heißt es von dort. Man sei „im Stadium der Vorüberlegung“. Zwar möchte Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger kein automatisches Sorgerecht für beide Elternteile, aber es soll für Väter möglich werden, es gegen den Wunsch der Mutter zu erhalten. Wie das gehen soll, ist jedoch vollkommen unklar.
Viele Bücher und Artikel haben diese Neubewertung eingeleitet. Und im Kino lief im vergangenen Jahr Douglas Wolfspergers Dokumentation „Der entsorgte Vater“, die auch seinen eigenen Fall behandelte. Der Film sei „unmöglich“, meinten Kritiker und zeigten sich doch fasziniert – von den Fakten: In der Hälfte aller strittigen Fälle bekommt die Mutter das alleinige Sorgerecht. Nur jeder siebte bis achte Konflikt endet mit der Alleinsorge des Vaters. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Kind ins Heim oder zu einer Pflegefamilie kommt, als bei seinem leiblichen Vater bleiben zu dürfen.
Fast alle von denen, die sich an einem Donnerstagabend in einem Raum des Charlottenburger „Hauses der Familie“ treffen, haben von Wolfspergers Film gehört. Schultische werden zusammengerückt und der Eindruck vermieden, man wäre gerne hier. „Ich freue mich, dass einer nicht mehr dabei ist“, sagt Rainer Sonnenberger zur Begrüßung. Er meint einen Vater, der seine Kinder wieder regelmäßig sehen darf. Für alle, die gekommen sind, gilt das nicht. Vier Männer und zwei Frauen nehmen am Gesprächskreis des Vereins „Väteraufbruch für Kinder“ teil. Einer ist neu und sitzt steif und unbeholfen in der Runde. Sonnenberger ist Vereinsvorsitzender. Aber vor allem ist er ein bäriger Typ mit weicher Stimme, der Mut macht.
Der Neue sagt, er sei dabei, „um nicht ’ne Vollmacke zu bekommen“. Eine Frau, die sehr schnell spricht und sich als „Väterin“ vorstellt, war tagsüber in Begleitung eines Helfers aus dem Verein beim Jugendamt. Sie sollte sich freuen, meint der Helfer jetzt und schaut sie aufmunternd an. Es sei doch gut gelaufen. Aber sie fühlt sich betrogen. Sie findet, dass Fakten geschaffen werden durch Zeit. Die Fakten laufen ihr davon.
Das Jugendamt ist für die Gruppe zum Feind geworden. Aber Marion Thurley kann da nur mit den Schultern zucken. Thurley ist stellvertretende Leiterin des Neuköllner Jugendamts, und in ihrem Büro ist es an einem Montagmorgen kühl und still. Viele Eltern glaubten leider, sagt sie, dass es da noch eine höhere Institution geben müsse, wenn sie selbst sich zerstritten haben. Aber die sei nicht vorgesehen. Das Jugendamt könne keine Entscheidungen fällen. Kann es nicht? Nein. Es berät, es vermittelt, es achtet darauf, dass die Kinder bei Trennungen vom Loyalitätskonflikt nicht zerrissen werden. Sie sagt zerrissen, als wäre die Liebe zu den Eltern ein wildes Tier, das plötzlich Jagd auf die Schwächsten macht.
Marion Thurley schenkt pechschwarzen Behördenkaffee ein. Illusionen, sagt dieser Kaffee, braucht man sich hier nicht zu machen. „Man kann nur weitergeben, was man selbst gelernt hat“, sagt Thurley über das Vaterbild einer jüngeren Generation. Sie sagt es besonnen. Dass Männer es bewusst anders, besser machen wollen als ihre Altvorderen, reicht meist nicht. „Eigene Erfahrungen prägen uns sehr stark“, sagt sie. Man hat es in sich. Was die Gruppe im „Haus der Familie“ am meisten fürchtet, darauf setzt sie. Die Geduld des Papiers. Die Verlässlichkeit der verstreichenden Zeit. Nach einer Weile, sagt sie, „nachdem der familiäre Supergau abgeklungen ist, funktionieren auch Absprachen wieder. Und man weiß, wie ernst es den Vätern ist“.
Statistisch hat die Hälfte nach dem ersten Trennungsjahr keinen Kontakt mehr zu den eigenen Kindern. Ist das neue Vatergefühl womöglich ein Hirngespinst? Ein perfides Werkzeug, um mit dem Argument der Gleichberechtigung die Frau auf ihrem ureigensten Terrain anzugreifen?
„Ich lernte das Gefühl mit neun kennen, als mein Vater starb“, erzählt Douglas Wolfsperger. Er wuchs am Bodensee auf. „Und ich habe mich immer gefragt, wie es wäre, wenn er noch da wäre.“ Als er seine Freundin kennenlernte und sie schwanger wurde, tat er sich schwer, sie sofort in sein Kölner Junggesellenleben zu lassen, aber das Kind wollte er. Die Zeit nach Hannas Geburt sei „gewöhnungsbedürftig“ gewesen, und er gesteht, dass er auf die Trennung von Hannas Mutter „auf irgendeine Art hingearbeitet“ habe. Als ihn ein Filmprojekt für mehrere Monate an den Bodensee führt, fordert er den Bruch heraus. Freundin und Tochter ziehen aus der gemeinsamen Wohnung. Ein neuer Mann taucht auf. Und als Wolfsperger zurückkehrt, „um als Vater zur Verfügung zu stehen“, wie er sagt, ist er entbehrlich gemacht worden.
„Ich habe dem Gericht schon gesagt, dass ich dich nicht mag“, hatte Hanna ein halbes Jahr vor dem vorletzten Treffen, im Januar 2007, in einem Brief an ihren Vater geschrieben. „Ich will dich nicht sehen. Und ich möchte auch nicht, dass das Gericht mich zu irgendwas zwingt.“ Damals hatte ihn das Mädchen noch mit „Hallo Douglas“ angeredet.
Jetzt tut sie das nicht mehr. Wolfsperger hat wieder einen Brief von seiner inzwischen 12-jährigen Tochter erhalten. Er liegt auf seinem Wohnzimmertisch. Schön geschwungene Lettern, Kinderschrift. „Lieber Herr Wolfsperger“, heißt es nun. Trotzdem rutscht ihr zweimal das „Du“ heraus.
Es ist so wenig, was er will: sie ein paar Mal sehen dürfen. Aber so Großes, was er dafür bewegen muss. Es gehe ihm, sagt der 53-Jährige, nicht um die Vaterrolle. Als Regisseur weiß er, dass Rollen besetzt werden, um Anweisungen zu befolgen. Wolfsperger spricht lieber von einer „metaphysischen Verbindung“. Essenziell für beide. Vater und Tochter. „Man kann das nicht abschneiden.“ Und wie zum Beweis zeigt er das Foto, das ihn mit seiner Tochter auf einem Bahnsteig zeigt. Auch um dieses Foto ist ein Streit entbrannt. Nicht nur hat Wolfsperger seine Wut und Ohnmacht in den Film umgeleitet. Auch das Foto kommt darin vor, um zu zeigen, dass Vater und Tochter einmal gut miteinander konnten. Es verletze Hannas Persönlichkeitsrechte, klagte die Mutter. Nun hat Hanna einen Balken im Gesicht.
Die Gegenseite taucht in Wolfspergers Film nicht auf. Auch nicht in anderen Geschichten dieser Art. Dabei hätten Mütter sicher viel zu erzählen. Aber es ist schwer, an sie heranzukommen. Der Argwohn ist groß. Umso mehr, wenn Väter sich als Opfer in die Öffentlichkeit stellen. Wolfspergers Exfreundin wehrte sich einmal mit einer Gegendarstellung gegen einen Bericht. In dem Schreiben stellt sie es so dar, dass Wolfsperger seine Tochter verlassen habe, als diese ihn dringend gebraucht hätte. Danach sei er ein Fremder für sie gewesen und es geblieben.
Das Foto auf Wolfspergers Couchtisch erzählt etwas anderes. „Es geht bis heute um diese fünf Monate, in denen ich einen Film gedreht habe“, sagt Wolfsperger und schüttelt matt den Kopf. Auf die Frage, ob sein Einsatz die Situation für die Tochter womöglich verschärfe, weiß er keine Antwort. Aber eines weiß er: „Die Richterin hat meine Tochter auf dem Gewissen.“ Regelmäßig seien Treffen mit der Tochter vereitelt worden. Es wurde verzögert und er wurde hingehalten. Mal durfte Hanna ihren Vater sehen, dann plötzlich wieder nicht. Obwohl jedes Gutachten die Mutter als treibende Kraft hinter dem Umgangsboykott ausmachte, setzte sich die Richterin schließlich darüber hinweg und entschied, dass das Kind „Ruhe“ brauche.
Wolfspergers Film endet damit, dass er sich von seiner Tochter verabschieden soll, um das wilde Tier der Loyalität zu besänftigen. Eigentlich hat er aufgegeben.
Kinder seien „das perfekte Racheinstrument“, sagt Thomas. Er hat zusammengerechnet, wie viel ihn jeder Besuch bei seinem Sohn Patrick in dieser Zeit allein an Anwaltskosten gekostet hat. 380 Euro. Nur damit er ihn sehen darf. Die Reisekosten kommen noch dazu. Das kann sich ein normaler Angestellter auch wegen des Zeitaufwands gar nicht leisten. Und seine jetzige Frau, mit der er drei weitere Kinder hat, findet es „nicht so toll“, dass er seit Jahren bei den Besuchsterminen morgens um vier aufsteht, um den ersten durchgehenden Zug nach München zu nehmen. Patrick wird ihm inzwischen am Bahnhof übergeben. Abends um 22 Uhr ist er mit ihm in Berlin. Es kam vor, dass ihm sein Sohn nur mit zwei Mützen und einem Paar Handschuhe vor die Tür gestellt wurde. Als Vater, sagt er, habe man ständig eine „Bringunschuld“.
12.05.2010
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/vater-mutter-kind/1821300.html
Am 13.01.2010 02:09, schrieb Manfred Herrmann:
Hallo, ihr alle,
ich war, wir waren heute beim Wolfsberger-Prozeß. Und was soll ich schreiben?
...
Schließlich waren ca. 15 Trennungs-/Scheidungsväter da, der Rest waren Anwälte von anderen Verfahren. Und von den ca. 15 waren mindestens 1/3 Leute von EfkiR.
...
War noch was? Ach ja, die Verhandlung selbst. Wir konnten erleben:
- ein Gericht/Senat, insbesondere einen Vorsitzenden, der die Verhandlung mit einem sehr langen, ausführlichen Abriß des Streitgegenstands und seiner (grund-)rechtlichen Einordnung begann, die hoffen läßt
- Anwälte (beider Parteien), die sich bemühten, das hohe Niveau der juristischen Diskussion, die der Vorsitzende mit seinem Vortrag vorgegeben hatte, zu halten
- Wolfsbergers Ex, die ein betretenes Gesicht machte und stille schwieg
Verkündung einer Entscheidung ist am 9.2.2010.
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
Sorgerecht: Ledige Mütter entmachtet
Von Marie Schäfers
Sorgerecht
Auch ledige Väter dürfen ihr Kind fortan regelmäßig sehen - selbst wenn es der Mutter nicht passt. ddp
Straßburg/Pulheim - Sie fühlen sich hilflos, machtlos gegen-über der Frau, die sie einst liebten. Unverheiratete Väter, die nach der Trennung bei der Erziehung ihrer Kinder ein Wort mitreden, weiter für ihre Kinder da sein wollten, hatten schlechte Karten. Bis jetzt: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat gestern entschieden, dass das bisherige Recht diese Männer diskriminiert. Tausende Single-Väter können wieder hoffen – dank Horst Zaunegger.
Der 45-jährige Pulheimer ist zufrieden, er spricht von „Genugtuung“. Die haben ihm die Richter in Straßburg verschafft, als sie ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Verletzung der Menschenrechtskonvention einstuften. Zaunegger hatte dort auf gemeinsames Sorgerecht für seine heute 14-jährige Tochter Lisa (Name geändert) geklagt. Die Kindsmutter lehnte das ab, die Klage wurde abgewiesen.
Horst Zaunegger durfte seine Tochter zwar regelmäßig sehen, bei der Schulwahl durfte er aber nicht mitreden. Sollte Lisa operiert werden müssen, entscheidet alleine die Mutter, ob, wann und wo das geschieht. Sie bestimmt auch, wo das Kind lebt. „Bis 2001 wohnten wir auch nach unserer Trennung noch im gleichen Haus“, erzählt Zaunegger dem KURIER. „Doch dann zog meine Ex weg und ich durfte mein Kind nur noch ein Mal die Woche sehen.“
Das war Zaunegger zu wenig. Sein Fehler: Er hat damals, als die Beziehung noch glücklich war, nie das gemeinsame Sorgerecht für seine Tochter beantragt. Seit 1998 können unverheiratete Väter das tun. „Ich hätte doch nie gedacht, dass das nötig wird“, sagt er.
Sorgerecht
Reise in die Einsamkeit: Der Berliner Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger sah seine Tochter ein Jahr nicht. zVg
Mit großer Erleichterung hat Filmemacher Douglas Wolfsperger (51) das Urteil aus
Straßburg aufgenommen. Er will einen neuen Anlauf vor Gericht wagen, um Kontakt zu seiner Tochter Hannah (11, Name geändert) zu bekommen, die er im Mai 2008 zum letzten Mal sah - bei einem Verfahrenspfleger in Berlin. Danach fuhr Hannah wieder nach Düsseldorf und kam nie wieder. „Zum Geburtstag schicke ich ihr ein Kärtchen, damit sie weiß, dass ich an sie denke.“ Ob es ankommt, Hannah es liest, weiß Wolfsperger nicht. Er hat einen Film über sein Schicksal gedreht („Der entsorgte Vater “).
Diplom-Informatiker Rigo Trautmann (47) hat seinen Sohn seit 13 Monaten nicht mehr gesehen. Die Beziehung zur Mutter von Johann (6, Name geändert) zerbrach nach der Geburt. „Sie wollte nie, dass wir gemeinsames Sorgerecht beantragen“, sagt Trautmann. Lange konnte der 47-Jährige seinen Sohn wenigstens regelmäßig sehen. „Die Mutter war aber immer dabei.“ Dann kam Johann immer seltener, Trautmann klagte sein Umgangsrecht ein. „Gesehen hab ich ihn trotzdem nicht mehr. Ich habe Tag und Nacht Sehnsucht, das geht weit über das Menschenmögliche hinaus.“ Seit gestern darf Traumann wieder hoffen.
Das Urteil und seine Folgen für die einsamen Väter
Väter können künftig eine Einzelfallentscheidung vor Gericht erzwingen, wenn es um das Sorgerecht geht. „Wir hoffen aber, dass es zu einer Gesetzesänderung führt“, sagt Horst Zauneggers Anwalt Georg Rixe. Denkbar wäre, dass das gemeinsame Sorgerecht bei Anerkennung der Vaterschaft in Kraft tritt. Das ist in vielen EU-Ländern so geregelt: „Da hinkt Deutschland hinterher.“ Die Mütter müssten in diesem Fall Einschränkungen hinnehmen, könnten beispielsweise nicht allein entscheiden, mit Kind wegzuziehen, auch wenn es der Job verlangen würde.
Allerdings besteht nach wie vor die Möglichkeit, das Sorgerecht einem Elternteil gerichtlich zu entziehen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Von vornherein das Recht auf ein gemeinsames Sorgerecht für Väter auszuschließen, geht nach dem Urteil nicht mehr.
Der entsorgte Vater - Provinzposse am Landgericht Düsseldorf
Richter am Landgericht Düsseldorf sinnieren über den Film "Der entsorgte Vater" von Douglas Wolfsperger - www.der-entsorgte-vater.de
Am 08.07.2009 soll beim Landgericht Düsseldorf - www.lg-duesseldorf.nrw.de - eine Verhandlung darüber statt, ob in dem Film ein 8 Jahre altes Foto des Regisseurs und seiner Tochter verwendet werdet darf. Unter anderen waren Reporter von Rheinische Post, Neue Rheinische Zeitung und Bild anwesend.
Die Gerichtsentscheidung soll am 15.07.2009 bekannt gegeben.
Wieso ein Gericht in Deutschland überhaupt darüber befinden darf, ob ein Vater ein Foto seiner Tochter veröffentlicht oder nicht, ist ein typisch deutsches Rätsel und kann eigentlich nur mit dem in Deutschland noch immer gültigem nationalsozialistischen Mutterstaatsprinzip erklärt werden.
Pfui Deibel Deutschland.
Der entsorgte Vater: Einstweilige Verfügung stoppt Dokumentation
Der entsorgte Vater
Mittwoch, 01.07.2009 | 13:25 Uhr
Filmstarts – Die Dokumentation "Der entsorgte Vater
Der entsorgte Vater
Dokumentation, Deutschland 2008
" von Douglas Wolfsperger, die seit dem 11. Juni in den deutschen Kinos läuft, könnte bald aus den Lichtspielhäusern verschwinden. Der Grund: Wolfspergers frühere Lebensgefährtin hat vor Gerichte eine einstweilige Verfügung gegen die Verwendung eines Bildes der gemeinsamen Tochter in dem Film erwirkt.
Wolfsperger hat das Sorgerecht für seine Tochter vor Gericht verloren. Noch schlimmer: Er soll seine Tochter überhaupt nicht mehr sehen dürfen. Deshalb begab sich der Dokumentarfilmer auf die Suche nach anderen Opfern und wurde fündig: In "Der entsorgte Vater" erzählt er neben seiner eigenen Geschichte auch noch weitere, ganz ähnliche Schicksale und dokumentiert das Schicksal von Vätern, denen es nicht mehr erlaubt ist, ihre eigenen Kinder zu sehen.
Mehrere Kinos sollen bereits reagiert haben und die Dokumentation vor den Spielplänen genommen haben. Wolfspergers Produktionsfirma geht bereits vor dem Landgericht Düsseldorf gegen die Einstweilige Verfügung vor.
Kommentar Väternotruf:
Die deutschen Zensurbehörden sind schnell, wenn es gilt Mütterrechte abzusichern. Das kann nicht verwundern, denn noch immer gilt in Deutschland die Ansage von Adolf Hitler, einem frühen braunen Mutterrechtler:
Zitat: Dabei "betonte der Führer (Adolf Hitler) mit aller Entschiedenheit, daß nicht die Sorge für das Wohl des Kindes in erster Linie ausschlaggebend sei, sondern das ethische Recht der Mutter auf das Kind"
zitiert nach Schubert, Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, 1993, 703,704
Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Richter/innen der 12. Zivilkammer
Jutta Freiin von Gregory (Jg. 1960) - Vorsitzende Richterin am Landgericht Düsseldorf (ab 28.04.2000, ..., 2009) - Z 12 O 245/09 - "Der entsorgte Vater" von Douglas Wolfsperger - www.der-entsorgte-vater.de
Kornelia Toporzysek (Jg. 1967) - stellvertretende Vorsitzende Richterin am Landgericht Düsseldorf (ab 17.08.1999, ..., 2009) - Z 12 O 245/09 - "Der entsorgte Vater" von Douglas Wolfsperger - www.der-entsorgte-vater.de
Dr. von Nikolaus Hartz - Richter am Amtsgericht Düsseldorf (ab , ..., 2002, ..., 2009 Abordnung an die 12. Zivilkammer beim Landgericht Düsseldorf) - Z 12 O 245/09 - "Der entsorgte Vater" von Douglas Wolfsperger - www.der-entsorgte-vater.de
hier positionieren werden, pro Bedürfnis der Mutter nach Abschottung oder pro Informationsfreiheit.
Trennung
Nicht ohne meine Tochter
Samstag, 6. Juni 2009 20:12 - Von Patrick Goldstein
Auch das gehört immer mehr zum familiären Alltag in Deutschland: die Trennung der Eltern. Damit einher gehen, oft nicht für Außenstehende sichtbar, persönliche Katastrophen - vor allem für die Verlassenen und immer für die Kinder. Auch der Berliner Douglas Wolfsperger darf sein Kind nicht mehr sehen. Darüber hat der Berliner Regisseur einen Film gedreht.
Bild aus besseren Zeiten. Douglas Wolfsperger mit seiner Tochter
Foto: Amin Akhtar
„Ich kann nicht mehr weinen“, sagt Douglas Wolfsperger. „Über den Zustand des Weinens bin ich längst hinweg. Aber dass es für mich nicht mehr möglich ist, mein Kind zu sehen, ist unfassbar.“ Der 51 Jahre alte Regisseur, der diese Worte zu Beginn seines Films spricht, ist einer von vielen Tausend Vätern in Deutschland, die keinen Kontakt mehr mit ihrem Kind haben können. Seit der Geburt von Lisa* vor elf Jahren ist aus der Liebe zwischen ihm und ihrer Mutter tiefe Verachtung geworden. Seine Dokumentation über Väter wie ihn kommt jetzt in die Kinos.
„Diese Frau hat dafür gesorgt, dass meine Tochter mir völlig entfremdet wurde“, sagt Wolfsperger über seine frühere Lebensgefährtin. Die Tür zur Terrasse seiner Berliner Altbauwohnung ist offen, ein paar Regentropfen wehen am weinroten Vorhang vorbei ins Wohnzimmer. Im Gartenhaus in Nähe des Savignyplatzes hat er sich mit Fotos aus besseren Zeiten umgeben. Am 17. Mai 2008 durfte er Lisa zum letzten Mal sehen. Ein Gericht hatte nach zehn Jahre währender Auseinandersetzung beschlossen, dass sich die beiden bis auf Weiteres besser nicht mehr sehen sollen. Um des Kindes willen.
Es gibt verliebte Schwarzweißbilder von Wolfsperger und Lisas Mutter, Christine Schön*. Unterwegs im Motorboot. Ganz nah beieinander im Gras. Auf einer Filmpremiere hatten sie sich kennengelernt, sagt Wolfsperger. Knapp zwei Jahre später, im April 1998, kommt Lisa auf die Welt. „Ich habe mich wegen eines Films nicht richtig um Lisa gekümmert“, gibt Wolfsperger zu. Ein halbes Jahr, so Christine Schön, habe er keinen Kontakt zu seinem Kind gesucht. Und ihre Vorwürfe gehen noch weit darüber hinaus. Im Jahr darauf – das Paar hat sich zwischenzeitlich getrennt und Douglas Wolfsperger befindet sich gerade bei Dreharbeiten – zieht sie mit Lisa fort.
Seine Frau sieht das anders
In der Folgezeit erlebt Wolfsperger, wie ein anderer Mann an seine Stelle tritt, wie da einer Lisa vor seinen Augen auf den Schoß nehmen darf. Douglas Wolfsperger fühlt sich provoziert. 2001 und 2004 wird er wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt. Er muss Bußgeld zahlen.
Christine Schön spricht von Ausbrüchen, „regelmäßig“ sei er verbal und körperlich ausfallend geworden. Lisa habe das „über all die Jahre miterlebt“. Das Verhalten des „ihr fremden Vaters“ habe sie tief verstört zurückgelassen. Einen Umgang mit derartigen Folgen erschien ihr als Mutter „nach zahlreichen Versuchen schließlich nicht mehr verantwortbar“.
Wie den Streit zweier sichtlich Unnachgiebiger lösen? In bis zu 160.000 Trennungsfällen kämpfen Eltern momentan ähnlich über Jahre hinweg um den Kontakt zu ihrem Kind. Trennungsväter in Douglas Wolfspergers Lage fühlen sich gegenüber Frauen benachteiligt. Sie führen an, dass das Vertrauen der Justiz in die Mutter größer sei.
Das zeige sich etwa, wenn Gerichte über das Sorgerecht urteilen: Ringen Mutter und Vater ums Kind, gewinnt in Deutschland am Ende fast immer die Frau. In 5884 Fällen wurde im Jahr 2007 für die Mutter entschieden, dagegen bekamen im gleichen Zeitraum nur 495 Väter vom Gericht das Sorgerecht. Wo derzeit alles über die neue Rolle der Frau, über die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere spricht, fühlen sich diese Väter mit ihren Sorgen vernachlässigt.
Recht auf beide Elternteile
Bis Wolfsperger im Frühjahr 2008 aufgeben muss, erlebt er (wie auch die Männer in seinem Film), dass er scheinbar keine rechtliche Handhabe besitzt, Umgang mit seinem Kind zu bekommen, wenn es zu keiner Einigung mit der Mutter kommt. „Der Machtfaktor der Männer nach der Trennung ist der Unterhalt. Für Frauen ist es der Umgang“, sagt Peggi Liebisch unumwunden. Der Bundesgeschäftsführerin des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter zufolge hätten dabei „die Kinder das Nachsehen. Denn Kinder haben ein Recht auf beide Elternteile.“
Auch von Lisa und Douglas Wolfsperger gibt es Bilder. In Farbe, in Hochglanz. Glückliche Bilder aus dem Jahr 2004, die er unaufgefordert aus einem seiner altmodischen Designerschränke hervorholt. Vater und Tochter beim Eisessen. Vater und Tochter, Schläfe an Schläfe, die Augen vor Freude glänzend. Lisa umgeben vom Papa, dessen Partnerin und einem neuen Stiefschwesterchen. „Lisa war damals alle zwei Sonnabende bei uns: mittendrin und ganz entspannt“, erinnert sich der Regisseur.
Doch dann drängt sich wieder der Zwist mit Christine Schön dazwischen, und die kurze Phase familiärer Harmonie mit seinem Kind wird unter Vorwürfen und Gerichtsterminen zerrieben. Wolfsperger, so Christine Schön, sei getrieben gewesen von der scheinbar fixen Idee, sie und ihr damaliger Partner wollten ihn aus dem Leben der Tochter verdrängen. Lisa indes habe Angst vor Wolfsperger gehabt. Wieder kann er sein Kind lange nicht mehr sehen.
Und Lisa? Mit zunehmendem Alter spürt sie, dass ihre Eltern einen mitunter unerbittlichen Streit ausfechten, in dessen Mittelpunkt sie steht. In Gutachten ist über sie von einer „Entfremdung des Kindes vom Vater“ zu lesen. Eine Sachverständige sagt, dass Lisa nach ihrer Einschätzung „den Vater und seine Familie schon gerne sehen“ wolle. In der Frage, wie nun mit der Ausübung des Umgangs zu verfahren ist, erklärt die Gutachterin, Lisa sei „aufgrund ihrer Persönlichkeit nicht in der Lage, die Spannungen der Eltern auszugleichen“.
Bei Müttern oder Vätern, die verlassen wurden und in ihrer Wut darüber dem Ex-Partner Verantwortungslosigkeit vorwerfen, kennt die Psychologie das „Parental Alienation Syndrome“. Diese „Induzierte Eltern-Kind-Entfremdung“ bei Umgangs- und Sorgerechtskonflikten bedeutet eine bewusste oder unbewusste Manipulation von Kindern durch jenen Elternteil, der sie aufzieht. Sohn oder Tochter werden schlicht aufgehetzt. Für die Kinder bedeutet dies die völlige Zuwendung zu einem „guten“, geliebten Elternteil und die kompromisslose Abkehr vom anderen, vermeintlich bösen Elternteil. Sie schlagen sich auf die Seite des verbliebenen Erwachsenen, um nicht auch noch ihn zu verlieren.
Im November 2006 bekommt Wolfsperger sein Kind erstmals nach zweieinhalb Jahren für einen Augenblick wieder zu sehen. Im Berliner Kammergericht. Er hat sich in psychotherapeutische Behandlung begeben und versichert, „intensiv an sich gearbeitet“ zu haben. Es sei ihm „ernst damit, das Verhältnis zwischen den Beteiligten zu entspannen“. Drei Monate später erhält er einen Brief von Lisa, in dem sie ihm mitteilt, dass sie ihn nicht mehr sehen und nichts mehr ihm unternehmen wolle. Die Schrift ist kindlich. Aber ist es auch der Tonfall? Wolfsperger zweifelt.
Ein letztes Treffen
Mit Rücksicht auf Lisa, weil sie „jetzt vor allem Ruhe braucht“, legt das Kammergericht im März 2008 fest, dass Wolfsperger sich endgültig zurückziehen soll. Ein letztes Treffen wird anberaumt – eine gespenstisch anmutende Zusammenkunft in den Räumen eines Mannes vom Jugendamt. „Lisa war wie versteinert“, blickt Wolfsperger zurück. Er verlas einen Abschiedsbrief. Danach ging er in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden.
„Seit diesem Urteil ist Lisa wie verwandelt“, sagt Christine Schön heute. Indem Wolfsperger ihre Geschichte in einem Dokumentarfilm thematisiert, den er in diesen Tagen mit Fernsehauftritten bei „Stern TV“ und „Aspekte“ bewirbt, stelle er nun aber Lisa bloß. Auch dadurch, dass er ihren sehr persönlichen Brief und Fotos ungefragt in die Kameras hält und öffentlich macht.
So wie der Filmer da seine Version publik mache, sei nicht zu verhindern, dass Lisa etwas davon mitbekomme, beklagt die Mutter. Douglas Wolfsperger hält dagegen, irgendwann solle seine Tochter eben diesen Film sehen. „Als Dokument, um ihr zu zeigen: So hat dein Vater ausgesehen, so hat das auf ihn gewirkt, als du ihn abgelehnt hast.“ Der Kampf um Lisa ist für ihn noch nicht beendet.
!*Namen geändert
„Der entsorgte Vater“ ist ab Donnerstag im Kino zu sehen.
http://www.morgenpost.de/familie/article1107670/Nicht_ohne_meine_Tochter.html
DER ENTSORGTE VATER
Mit DER ENTSORGTE VATER widmet sich Douglas Wolfsperger einem gesellschaftlichen Phänomen, das in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorkommt: Männer, die nach einer Trennung von ihren Frauen nicht nur als Partner, sondern auch als Vater „entsorgt“ wurden und die nun vergeblich um eine Beziehung zu ihren Kindern kämpfen. Fünf Männer schildern in berührenden Interviews ihr Leid und ihre Bemühungen. Eine Frau berichtet von der anderen Seite.
Webseite: www.der-entsorgte-vater.de
Deutschland 2008
Regie: Douglas Wolfsperger
Buch: Douglas Wolfsperger
Kamera: Tanja Trentmann / Inigo Westmeier
Mit: Franzjörg Krieg, Harald Merker, Bernd Sosna, Ralf Bähringer, Birgit Laub
Länge: 86 Minuten
Verleih: GMfilms / Wilder Süden, Vermietung über Barnsteiner
Startermin: 11.6.2009
FILMKRITIK:
Mit dem Titel seines Films greift Douglas Wolfsperger einen Artikel aus dem Magazin „Der Spiegel“ vom November 1997 auf. Der Anlass, den Film zu drehen, ist wie für den Spiegel Autor Matthias Matussek damals, ein zutiefst persönlicher. Fünf Jahre lang hat Wolfsperger mit seiner Ex-Freundin um das Sorge- und Umgangsrecht für seine Tochter gestritten. Nun muss er sich endgültig von dem Kind verabschieden. Das Berliner Kammergericht hat entschieden, dass das Mädchen Ruhe braucht und keinen weiteren Zerreißproben ausgesetzt werden dürfe. „Obwohl ich davon ausgehe, dass eine Beziehung von Hanna zu ihrem Vater für ihre Entwicklung sehr wichtig wäre, überwiegen die Risiken, die mit einer erneuten erfolglosen Umgangsanbahnung oder einem erneuten Umgangsabbruch verbunden wären. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass ich die derzeitigen Probleme bei der Umgangsregelung der Mutter zuschreibe.“ schreibt die Sachverständige.
Seine Verzweiflung darüber, nicht mehr Vater sein zu dürfen, nimmt Wolfsperger zum Anlass für ein sehr persönliches Porträt von fünf Vätern, die zugleich mit der Trennung nicht nur die Partnerin, sondern auch die Kinder verloren haben, und von einer Mutter, die die Väter erfolgreich und ohne einen Hauch von Schuldbewusstsein aus der Erziehung ihrer Kinder verdrängt hat. In ausführlichen Interviews erzählen die Männer von ihren Versuchen, den Kontakt zu halten, von einem Gerichtssystem und einer Gesellschaft, die den Müttern fast automatisch Recht gibt und von Müttern, die gemeinsame Kinder bewusst und unbewusst zu Machtspielen und Racheakten benutzen.
Da ist zum Beispiel der junge Polizist Ralf Bähringer, der seine Ex-Frau seit der von ihr gewünschten Trennung nicht mehr wieder erkennt. „Eiskalt“ gesteht sie ihm nicht mal das gerichtlich vereinbarte Minimum an Umgangsrecht zu, geschweige denn eine seinen Arbeitszeiten angepasste, flexible Regelung. Franzjörg Krieg hat seine älteste Tochter seit 10 Jahren nicht mehr gesehen und hat 2001 den „Väteraufbruch für Kinder e.V.“ in Karlsruhe gegründet. Am härtesten hat es wahrscheinlich Bernd Sosna getroffen, der von seiner Ex-Frau willkürlich des Missbrauchs an seiner Tochter angeklagt wurde.
Während man den Männern zuhört, erhält man eine Ahnung, wie die Ehen wohl gescheitert sein mögen. Einer erwähnt Alkohol, ein Anderer spricht von ständigen Auseinandersetzungen, wieder einer von dem „Selbstverwirklichungsbedürfnis“ seiner Frau und Ralf Bähringer wundert sich naiv „sie hatte einen Trockner, eine Waschmaschine, es war doch alles da“. Zugleich aber wird überdeutlich, wie wenig die Liebesbeziehung der Eltern mit der Beziehung zwischen Vater und Kind (oder Mutter und Kind) zu tun hat und wie grausam und unverständlich es für Kinder ist, wenn sie zugleich mit der Partnerschaft endet - oder durch die Machtspiele der Eltern unrettbar vergiftet wird. Wie das vor sich geht, wird vor allem in dem Interview mit Birgit Laube anschaulich, die unbefangen den Kampf der Eltern um die Kontroll- und Liebeshoheit über die Kinder schildert.
Wolfsperger geht es in DER ENTSORGTE VATER um einen subjektiven Bericht aus der Welt der getrennten Männer, die gerne Vater wären und es nicht sein dürfen, und um das Elend der Kinder, die zwischen die Fronten geraten. Es geht nicht um die Mütter (die kaum zu Wort kommen und das wohl auch nicht wollten) oder um die vielen Trennungsväter, die sich nicht um ihre Kinder kümmern. Wissenschaftliche, gesellschaftliche und juristische Debatten, beispielsweise um das Scheidungs- und Sorgerecht von 1978, das „Parental Alienation Syndrome“, oder die neue Mütterlichkeit berührt der Film nur am Rande. Aber er fordert eindrucksvoll dazu auf, sie endlich zu führen.
Hendrike Bake
http://www.programmkino.de/cms/links.php?id=981
DER ENTSORGTE VATER - von Douglas Wolfsperger
© VafK-Karlsruhe e.V.
http://www.vafk-karlsruhe.de/content/aktionen/film/entsorgter-vater/der-entsorgte-vater.php
DER ENTSORGTE VATER
Der neue Film von Douglas Wolfsperger
© Foto: Joachim Gern
85 Min. / Farbe / 35mm / 1 : 2,34
Douglas Wolfsperger hat diesen Film ab dem Spätjahr 2007 auch in Zusammenarbeit mit dem VAfK Karlsruhe gedreht.
Inhalt
Vater sein und doch nicht fürs eigene Kind sorgen dürfen. Douglas Wolfsperger durchlebt genau das seit mehr als vier Jahren. Der Kontakt zu seiner Tochter wird ihm mit allen Mitteln verwehrt. Kinder als Waffe im Geschlechterkrieg sind traurige Realität.
Der Gerichtsentscheid bringt Wolfsperger die Hiobsbotschaft ins Haus: Er soll sich vom Kind verabschieden. Etwa für immer?
Auf seiner vorerst letzten Reise zur Tochter trifft er weitere Väter, die gegen Exfrauen, Ämter, Vorurteile und andere Windmühlen kämpfen.
Wütend, enttäuscht, traurig, manchmal naiv erzählen sie von ihren Erlebnissen.
Auf unterhaltsame Weise entsteht ?nebenbei? auch ein Stimmungsbild deutscher Befindlichkeiten und vom Zustand unserer Gesellschaft.
Stab
Buch, Regie: Douglas Wolfsperger
Kamera: Tanja Trentmann / Inigo Westmeier
Ton: Kai Lüde
Schnitt: Bernd Euscher
Musik: Konstantin Gropper
Uraufführung bei den Internationalen Hofer Filmtage am Donnerstag, 23. Oktober im City, 20.30 Uhr. Weitere Aufführungen in Hof:
Freitag, 24. Oktober (City 13.15 Uhr)
Sonntag, 26. Oktober (Central 15.30 Uhr)
Anschliessend bei den Biberacher Filmfestspielen am Freitag Abend, den 31.10. und Samstag Nachmittag, den 1.11.
Anschliessend auf dem Internationalen Filmfest Braunschweig (04.-9.11. Programmzeiten in Kürze).
Der Kinostart ist für 2009 geplant.
Gefördert von:
Medienboard Berlin-Brandenburg / Medien -und Filmgesellschaft Stuttgart / Deutscher Filmförderfond / MEDIA
Coproduziert von SWR / arte
Auswertung
"Der entsorgte Vater" (AT) ist bisher der erste Kinofilm, der sich mutig diesem Thema so persönlich und allgemein zugleich widmet. Über 1 Mio. Trennungsväter gibt es in Deutschland, die nicht-ehelichen Väter noch nicht mitgerechnet. Mehr als 60% davon sehen ihre Kinder nach der Trennung nicht wieder. Aber der Film geht über die unmittelbar Betroffenen hinaus unsere gesamte moderne Gesellschaft an, in der Familie, Erziehung und Verantwortung so einen sehr hohen Stellenwert einnehmen.
"Familienland Deutschland" wird das in der Politik bezeichnet.
Regisseur Wolfsperger regt mit seinem persönlichen Film eine öffentliche Diskussion im breiteren Rahmen an, will aufwühlen, verstören und konventionelle Muster in Frage stellen.
Der Film wird deshalb nicht nur vom Feuilleton der Filmkritik aufgenommen, sondern wird durch die persönliche Motivation und Beteiligung des Regisseurs auch in den unterschiedlichen Medien wirken etwa in Talkshows und Gesprächsrunden, Reportagen (Print, TV, Radio), Internetforen und Communities, öffentlichen Veranstaltungen zu Erziehungs- Familienfragen, u.a.
Mit dem Soundtrack zu ?Der entsorgte Vater? gibt Konstantin Gropper sein Debüt als Filmkomponist. Der 25-jährige Musiker landete Anfang des Jahres mit seinem Debüt-Album ?Rest Now, Weary Head! Get Well Soon? einen Chart-Erfolg und wird von der Fachpresse euphorisch als ?Junger Jesus? gefeiert.
Weitere Infos: www.Douglas-Wolfsperger.de
www.vafk-karlsruhe.de info@vafk-karlsruhe.de
Douglas Wolfsperger Filmproduktion GmbH
Knesebeckstr. 17
D-10623 Berlin
Tel. 030-887253-49
ab 23.10.2008 auf DVD
Vertrieb: Universal
24.12.2007
Ein entsorgter Vater
VON TILMANN GANGLOFF
Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich Douglas Wolfsperger (49) bewegt. Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentar- und Spielfilmregisseur ("Blutritter") aus Konstanz hat die Dreharbeiten zu seinem jüngsten Kino-Dokumentarfilm über Väter jetzt beendet.
Douglas Wolfsperger darf seine Tochter kaum sehen.
DW
Douglas Wolfspergers neuer Film trägt den vorläufigen Titel "Entsorgte Väter". Der Regisseur widmet den Film Männern, denen es nach einer Trennung schwer oder gar unmöglich gemacht wird, ihre Kinder zu sehen. Natürlich weiß der Regisseur, dass es viele Väter gibt, denen jeglicher Kontakt mit ihren Kindern völlig zu Recht untersagt ist, weil sie sich Verfehlungen schuldig gemacht haben.
Wolfsperger aber will Fälle dokumentieren, in denen Vater und Kind einander über Monate oder gar Jahre hinweg nicht gesehen haben, weil die Mutter dies nicht zugelassen hat. Die einfachste Art, einen regelmäßigen Kontakt zumindest enorm zu erschweren, ist der Umzug. Wohnt der Vater am Bodensee, das Kind mit seiner Mutter und deren neuem Partner in Hamburg, kann der Kontakt nur mit großem finanziellem Aufwand stattfinden.
Eine Gratwanderung aber ist das Projekt aus anderem Grund: Wolfsperger hätte sich auch selbst vor die Kamera stellen können. Seine Tochter war ein Jahr alt, als sich die Eltern trennten. Nach jahrelangen Unterbrechungen konnte der Vater das inzwischen neunjährige Mädchen nur sporadisch sehen. Der so genannte begleitete Umgang, bei dem Vater und Tochter unter Aufsicht im Jugendamt eine Stunde miteinander verbringen dürfen, wurde auf Betreiben der Mutter nach kurzer Zeit eingestellt….
Das Kind ist seinem Vater mittlerweile so verfremdet, dass sich Wolfsperger keine Illusionen macht: "Für die nächsten Jahre kann ich meine Tochter abschreiben". Männer, sagt eine Mutter in seinem Film, seien doch "bloß der Erzeuger"; die Vaterrolle könne auch ein anderer übernehmen.
Diese Situation ist kein Einzelfall; die Zahlen dürften im Gegenteil eher steigen. Dabei hat sich das Selbstverständnis vieler Väter geändert: Im Gegensatz zu früher, als sie mit Kinder und Küche nichts zu tun haben wollten, sind sie heute durchaus bereit, Verantwortung zu übernehmen. In den Gerichten ist diese Erkenntnis noch nicht angekommen: Fast dreizehnmal häufiger als umgekehrt, hat Wolfsperger recherchiert, erhielten die Mütter das einseitige Sorgerecht. Den Vätern bleibt das Umgangsrecht: "Sie werden zu Wochenendpapis mit der Verpflichtung zur Unterhaltszahlung". Oftmals aber wird ihnen selbst dieser Restkontakt verwehrt: "Manchmal bleibt die Haustür einfach zu".
Selbstredend liegt die Frage nahe, ob Wolfsperger den Film als ausgefallene und besondere Form der Therapie betrieben habe. Den Begriff "Therapie" lehnt er ab, räumt aber ein, es sei "natürlich eine Art, die ganze Geschichte zu verarbeiten". Entsprechend nahe sind ihm bei den Dreharbeiten gerade jene Momente gegangen, die Parallelen zu seinen eigenen Erfahrungen aufwiesen: "Manchmal hat's mich schon gepackt".
Eine Herausforderung stellt der Film auch in weiterer Hinsicht dar: Es gehört zu den Merkmalen der Wolfsperger-Werke, ohne Kommentar auszukommen. Das ist bei einer Gruppe gesprächiger älterer Herrschaften, die sich in einem Wiener Kino regelmäßig Schwarzweiß-Klassiker anschauen ("Bellaria - So lange wir leben"), kein Problem; bei einer derart komplexen juristischen Materie wie dem Vater-Film aber könnte es eins werden. Außerdem muss der Regisseur vermeiden, dass der Film nur Menschen interessiert, die persönlich betroffen sind. Er ist aber zuversichtlich, mit Hilfe von Bildern, Musik und Schnitt eine Dramaturgie zu entwickeln, die auch ein neutrales Publikum anspricht. Voraussetzung dafür sind nicht zuletzt die Protagonisten. Im Zentrum werden daher jene seiner fünf Gesprächspartner stehen, die "besonders sympathisch rüberkommen".
Der Film soll bis Mai fertig werden, läuft dann auf Festivals und wird in rund einem Jahr in die Kinos kommen. So lange braucht man auf Wolfspergers nächstes Werk aber nicht zu warten: Ende Februar startet sein Hebammenporträt "Der lange Weg ans Licht". Kurz zuvor wird Douglas Wolfsperger den Film in seiner Heimatstadt Konstanz vorstellen.
Weitere Informationen: www.Douglas-Wolfsperger.de
www.suedkurier.de/nachrichten/panorama/art5655,2976486