Erbschaftsstreit


 

 

 

Schießerei im Landgericht Landshut Hass auf die Verwandtschaft als Motiv

Die Schießerei am Landgericht in Landshut war geplant. Die Polizei bestätigte die Echtheit des Abschiedsbriefes, den ein Schwiegersohn des Täters gefunden hatte. Der 60-Jährige hatte am Dienstag erst eine Schwägerin und dann sich selbst erschossen.

Stand: 08.04.2009

Polizeiabsperrung vor Landgericht Landshut

Untersuchungen von Experten haben nach Polizeiangaben ergeben, dass der Abschiedsbrief echt ist. Dies bestätigte ein Sprecher dem Bayerischen Rundfunk. In dem Schreiben beklagt sich der Täter über einen angeblich jahrzehntelangen Terror seiner Verwandten, die er nun bestrafen wolle: "Ich zahle dafür den höchsten Preis: mit meinem Leben." Weiter heißt es in dem Brief: "Heute ist wohl mein letzter Morgen. Ich fühle mich nicht als Mörder, wenn es passiert."

Immer mehr zu bestätigen scheint sich auch, dass der Hintergrund der Tat ein Erbschaftsstreit ist. Laut Gerichtspräsident Karl Wörle haben die sieben Geschwister der Familie seit Jahren um ein Erbe in der Größenordnung von etwa 100.000 Euro gestritten. Nichts habe aber am gestrigen Tag auf einen Gewaltausbruch hingedeutet.

Justizgewerkschaft für mehr Kontrollen an Gerichten

Nach der Schießerei in Landshut werden die Rufe nach strengeren Einlasskontrollen auch an kleineren Gerichten immer lauter. Der Landesvorsitzende der Bayerischen Justizgewerkschaft, Hans-Joachim Freytag, schlug im Bayerischen Rundfunk vor, an jedem Amtsgericht eine Sicherheitsschleuse anzubringen. Die meisten größeren Gerichte verfügen nach seinen Worten über solche Schleusen.

Als Konsequenz aus der Schießerei in Landshut hatte am Dienstag bereits die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) schärfere Sicherheitsmaßnahmen in den Gerichtsgebäuden gefordert. Hierzu gehört auch ihrer Ansicht nach ein verstärkter Einsatz von Sicherheitsschleusen an den Eingängen. Die Ministerin räumte aber ein, dass man aus Gerichtsgebäuden "keine Hochsicherheitstrakte" machen könne.

Täter war Mitglied in Schützenverein

Bilder

Polizisten vor Landgericht Landshut in Stellung

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Bildergalerie Nach Schießerei: Dramatische Stunden in Landshut [Aktuell]

Der Täter hatte am Dienstagvormittag auf dem Flur des Gerichtsgebäudes während einer Verhandlungspause zunächst auf seine 48-jährige Schwägerin gefeuert. Die Frau wurde von mindestens einer Kugel getroffen und so schwer verletzt, dass sie noch im Justizgebäude verstarb. Nach den Schüssen lief der Täter offenbar in einen benachbarten anderen Gerichtssaal und erschoss sich dort selbst. Zuvor feuerte er noch auf einen beteiligten Rechtsanwalt und eine weitere Schwägerin. Die beiden wurden sofort in Kliniken gebracht und mussten dort operiert werden. Zeitweise schwebten sie in Lebensgefahr. Der 60-jährige Täter war Mitglied in einem Schützenverein. Er besaß insgesamt drei Waffen und seit 1974 auch die nötige Erlaubnis dafür.

 

 

Bluttaten vor Gericht

Mai 1998: Ein 69-Jähriger erschießt aus Rache und Hass gegen die Justiz einen 52 Jahre alten Amtsrichter in Essen. Er feuert viermal auf den Richter in dessen Dienstzimmer. Dann tötet er sich selbst.

Februar 1998: Ein Angeklagter schießt im Gerichtssaal in Aurich (Niedersachsen) einen Staatsanwalt an und erschießt sich dann selbst.

Februar 1995: Der Vater eines 1994 ermordeten Türken zieht in einem Kölner Gerichtsgebäude eine Pistole und tötet einen der drei Verdächtigen.

Januar 1995: Ein 54-Jähriger in Kiel schneidet einer Richterin die Kehle durch. Er hatte irrtümlich angenommen, sie sei für seine Sorgerechtsangelegenheit zuständig.

März 1994: Im Gericht in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) zündet ein 39-Jähriger einen Sprengsatz, da seine Ex-Freundin ihn wegen Körperverletzung verklagt hatte. Bilanz: sieben Tote, darunter die Frau, der Richter und der Täter selbst.

August 1992: Aus Wut über seine Unterhaltsverpflichtungen ersticht ein 52-Jähriger im Landgericht Landshut die Rechtsanwältin seiner Ex-Frau. Er wird später in eine Nervenklinik eingewiesen.

März 1981: In Lübeck tötet die 30 Jahre alte Gastwirtin Marianne Bachmeier während einer Verhandlung im Landgericht den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter.

 

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