Ersatzvater

 

 

"Ich wollte, dass Manfred ein guter Ersatzvater für meine Tochter Marie wird", sagt eine Mutter im Rückblick. Das erstaunliche daran ist, dass Marie einen Vater hatte und immer noch hat. Der Vater hat auch nach der Trennung der Eltern den Kontakt zu seiner bei der Mutter lebenden Tochter gepflegt.

Was hier auf den ersten Blick erstaunlich anmutet, ist bei näherem Hinsehen wohl der Versuch der Mutter, die Bedeutung des Vaters, mit dem sie möglichst wenig zu  tun haben will, und von dem sie sich verletzt fühlt, zu schmälern, und ihn durch einen anderen Mann zu ersetzen. Dummerweise finden sich immer wieder genug dumme und unverschämte Männer, die meinen, sich nun als Ersatzvater in Szene zu setzen. Dahinter steckt wahrscheinlich die Angst des neuen Mannes der Frau, sich der Zuwendung seiner neuen Partnerin zu versichern. Dazu, so scheint es, müssen neuer Partner und Mutter eine Komplizenschaft gegen den Vater eingehen. Eine  solche Komplizenschaft ist letztlich auch eine Komplizenschaft gegen das Kind, dass nun in einen starken Loyalitätskonflikt gerät.

Als Ersatzvater muss auch oft der als Vaterfigur phantasierte Staat herhalten, ein Auftrag, den die in ihm agierenden Staatsdiener vom Bundestagsabgeordneten bis hin zum Mitarbeiter des Sozialamtes häufig begeistert annehmen, weil sie sich nun in ihrer Wichtigkeit bestärkt fühlen. Die ausufernden Sozialausgaben des Staates sind ein Indiz dafür, wie vaterbedürftig viele Menschen sind und wie viele Staatsbedienstete ihre Identität davon ableiten, Helfer, Retter, Ernährer und Beschützer, kurzum eben Vater, zu spielen. 

 

 


 

 

Justiz

Prozess wegen Totschlags

Ein 38-jähriger Mann muss sich ab Dienstag wegen Totschlags vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Der Angeklagte soll einen 79-Jährigen nach einem Streit durch Tritte getötet haben. Das Opfer soll eine Art Ersatzvater für den Beschuldigten gewesen sein und sich jahrelang um den Angeklagten gekümmert haben.

Ende Mai soll es dann in der Reinickendorfer Wohnung des Rentners zu einer heftigen Auseinandersetzung und zu den tödlichen Tritten gekommen sein. Das Opfer verstarb noch am Tatort an inneren Blutungen.

12.10.2010

http://www.rbb-online.de/nachrichten/vermischtes/2010_10/prozess_wegen_totschlags.html

 

 


 

Das Wunder von Bern

 

Darsteller: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth

Regie: Sönke Wortmann

Musik: Marcel Barsotti

Format: Dolby, Surround Sound

Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)

 

 

1954 wird für den 11-jährigen Matthias Lubanski einiges anders. Sein Vater, den er noch nie gesehen hat, kehrt aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heim. Matthias hat jedoch längst einen Ersatzvater gefunden, den Nationalspieler Helmut Rahn. Als Rahns Maskottchen ist er, mit Hilfe seines Vaters, bei der Fußball-Weltmeisterschaft dabei und erlebt hautnah "Das Wunder von Bern", den Sieg der deutschen Nationalelf. Nach dem Spiel kommt es zur endgültigen Aussöhnung zwischen Matthias und seinem Vater.

Die umfangreiche Rahmenhandlung in Sönke Wortmanns Film erweitert das historische Spektrum über das sportliche Geschehen hinaus.

 

 

 

Rezensionen

Aus der Amazon.de-Redaktion

"Jetzt sind wir wieder wer", sprach Nationalmannschaftskapitän Fritz Walter nach dem 3:2-Finalsieg der deutschen Elf bei der Weltmeisterschaft 1954, und fasste damit die immense Bedeutung dieses Erfolges zusammen, die weit über das rein Sportliche hinaus ging. Für eine sich mühsam und eingeschüchtert aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs befreiende Nation war dieser kaum für möglich gehaltene Sieg gegen die angeblich unschlagbaren Ungarn das erste kollektive Hochgefühl, das Zeichen dafür, dass es ab jetzt wieder aufwärts ging.

Dass es bei diesem Wunder von Bern um mehr als nur um Fußball ging, das zeigt auch Sönke Wortmann in seiner Kinoadaption dieses historischen Mythos, denn im Film spielt der Turnierverlauf für die deutsche Elf um Bundestrainer Sepp Herberger nur die zweite Geige, hinter der Geschichte der Essener Familie Lubanski. Die muss sich mit ihrem frisch aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Ehemann und Vater Richard erst einmal an die neue Situation in der Nachkriegsgesellschaft gewöhnen und darin ihren Weg finden, und steht so stellvertretend für die ganze Nation.

Gekonnt verquickt Wortmann soziale Realität, authentisches Zeitkolorit (Brieftauben bringen die aktuellen Fußballergebnisse), auflockernden Humor und den Weg zum mythischen Endspielerfolg, dessen detailgetreue Nachstellung dann geschickter Weise auch die einzigen richtigen Fußballszenen markiert.

So gelingt etwas, das man hier zu Lande kaum für möglich gehalten hätte: Ein Sportfilm mit so viel ehrlichem, emotionalen Pathos, dass er sich hinter seinen offensichtlichen amerikanischen Vorbildern (wie Eine Klasse für sich oder Der Unbeugsame) nicht zu verstecken braucht. Mit solch überraschender und kluger Taktik wird auch der deutsche Film wieder wer.

 --Frank-Michael Helmke -- 

 

 

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