Kaspar Hauser


 

 

 

 

Mutter hielt Kind sieben Jahre versteckt

 

Günzburg - Ein sieben Jahre altes Mädchen ist von seiner Mutter offenbar seit seiner Geburt auf einem verwahrlosten Bauernhof in Schwaben versteckt gehalten worden. Die Justizbehörde in Memmingen ermittle wegen der Misshandlung Schutzbefohlener, sagte ein Polizeisprecher. Beamte hatten das Kind am Donnerstag aus der Wohnung der allein erziehenden Frau im südlichen Landkreis Günzburg geholt. Das Mädchen wurde zur medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Welche seelischen Schäden das Kind der etwa 45 Jahre alten Mutter durch die jahrelange Isolation erlitten hat, war zunächst nicht bekannt. Das Mädchen sei nirgendwo behördlich gemeldet "und ist nie irgendwo aufgetaucht", sagte der Memminger Oberstaatsanwalt Johannes Kreuzpointner der "Augsburger Allgemeinen". Der Hinweis auf das Kind sei aus dem "Umfeld" der Frau gekommen, hieß es. Unklar ist bisher, warum die Frau ihre Tochter all die Jahre versteckt hielt..

 

17.06.2007 13:13 Uhr

 

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Kindesmisshandlung;art1117,2323327

 

 


 

 

 

Das dunkle Geheimnis von Ursberg

Mutter bleibt auf freiem Fuß und will das Kind behalten

Augsburg (AZ/ddp/dpa). Für die Behörden existiert Anja nun - nachdem sie fast acht Jahre lang auf einem Bauernhof in Bayersried im Landkreis Günzburg eingesperrt gewesen war. Am Montag hatten Ursbergs Bürgermeister Ewald Schmid und die 46-jährige Mutter die nachträglich ausgestellte Geburtsurkunde unterzeichnet. Doch wie es nun weitergeht, ob Anja in eine Pflegefamilie kommt und ob das schmächtige Mädchen dauerhafte Schäden davongetragen hat, ist bisher ungeklärt.

 

Die Mutter bleibt vorerst auf freiem Fuß. Nach Abschluss der Vernehmungen sagte der Memminger Oberstaatsanwalt Johann Kreuzpointner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa, es gebe keinen Haftgrund für die 46-jährige Frau. Die Frau sei womöglich mit ihrer Lebenssituation überfordert gewesen, sagte Kreuzpointner. Die Kriminalpolizei Memmingen ermittelt gegen die 46-Jährige wegen Verdachts der Misshandlung von Schutzbefohlenen und Verletzung der Fürsorgepflicht.

Das Jugendamt in Günzburg hat inzwischen das Sorgerecht beantragt. Die Entscheidung darüber werde bis Ende des Monats dauern, sagte ein Sprecher des dortigen Landratsamtes. Anjas Mutter müsse erst vom zuständigen Vormundschaftsgericht gehört werden. Das Mädchen bleibe zunächst in der Kinderklinik, wo es weiter untersucht und betreut werde. Anjas Mutter möchte das Kind trotz allem nicht hergeben.

Am vergangenen Donnerstag wurde das dunkle Geheimnis von Ursberg gelüftet. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung statteten die Beamten dem heruntergekommenen Bauernhof einen Besuch ab - mit einem Durchsuchungsbefehl in der Tasche. Alle Versuche der Mutter, die Polizisten abzuwimmeln, nützten nichts mehr. Nach kurzer Zeit hatten diese das blasse Mädchen in einem Zimmer voller Unrat im ersten Obergeschoss entdeckt.

Wie Kreuzpointner jetzt mitteilte, habe sich das Kind jedoch frei im Haus bewegen können. Nichtsdestotrotz ist Anja in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und für ihr Alter - am 18. Juli wird sie acht Jahre alt - recht klein. Berichten der Münchner TZ zufolge leidet das Mädchen an Rachitis, einer Deformierung der Knochen. Die Krankheit wird durch mangelndes Sonnenlicht und daraus resultierenden Vitamin-D-Mangel verursacht. Außerdem könne das Kind nicht richtig sprechen, nur einige wenige Wörter wie "Hallo" oder "Mama" sagen, berichtete die Abendzeitung.

Am Montag hat sich Ursbergs Bürgermeister Ewald Schmid mit der Mutter getroffen. "Sie machte auf mich einen fast erleichterten Eindruck", sagte der Rathauschef. Auf Schmids Frage, ob sie denn wisse, wie es ihrem Kind gehe, habe die 46-Jährige geantwortet: "Mit Sicherheit besser als vorher". Und irgendwann habe es ja schließlich enden müssen.

Trotz der grausamen Vorstellung, dass eine Mutter ihr eigenes Kind fast acht Jahre lang eingesperrt hat, habe Bürgermeister Schmid Mitleid mit der Frau, so die Abendzeitung.

 

Nach Informationen des Blattes hat sich sogar Ex-Finazminister Theo Waigel, der in Ursberg aufgewachsen war und dort noch ein Haus besitzt, nach der 46-Jährigen erkundigt: "Ich kannte ihre Eltern, das waren honorige Leute."

Das Rätsel um Anjas Vater ist bisher ungelöst. Wie die Abendzeitung berichtete, habe sich bei der Polizei ein Mann gemeldet, der angab, der Vater zu sein. Klarheit schaffen soll nun ein DNA-Test.

 

 

Artikel vom 17.06.07 - 18.40 Uhr

 

 

 


 

 

Jahrelang versteckt

Anja kann in Pflegefamilie -

Kein Prozess gegen die Mutter

 

Von Andrea Kümpfbeck, Ursberg

 

Das ist doch ein Lichtblick für die kleine Anja: Das achtjährige Mädchen, das seit seiner Geburt von der Mutter in den dunklen Zimmern eines Bauernhofes in Ursberg versteckt und gefangen gehalten worden war, wird ab Januar in einer Pflegefamilie leben. Noch wird die Kleine in einer Klinik betreut, mache aber gute Fortschritte.

 

In diesem Bauernhaus ist Anja versteckt gehalten worden.

Ein Gutachten über den Gesundheitszustand des Mädchens liegt der Memminger Staatsanwaltschaft vor, bestätigt Pressesprecher Jürgen Brinkmann gegenüber unserer Zeitung. Sowohl von körperlichen als auch psychischen Störungen sei darin die Rede, erläutert der Staatsanwalt.

Doch bei den körperlichen Fehlentwicklungen - Brinkmann spricht von der Fuß- und Beinstellung sowie der Haltung - geht der Arzt davon aus, dass die sich im Laufe der Zeit geben werden. Sprich: Körperlich wird sich Anja wohl normal entwickeln. Ob das Kind psychische Schäden oder Beziehungs- und Bindungsprobleme davongetragen hat, "weiß man heute noch nicht", sagt Brinkmann.

Der Fall der kleinen Anja hatte im Juni bundesweit für Aufsehen gesorgt. Spielende Buben hatten hinter den zugezogenen Gardinen eines Bauernhauses das blasse Kindergesicht des Mädchens entdeckt, dessen Existenz ihre Mutter sieben Jahre lang geheim gehalten hatte.

 

Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat sowohl gegen die Mutter als auch den 51-jährigen Vater ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Misshandlung Schutzbefohlener eingeleitet. Der Vater wohnt im selben Ursberger Ortsteil und hatte die Tochter regelmäßig besucht.

Während Staatsanwalt Brinkmann davon ausgeht, dass es Anfang nächsten Jahres zur Anklage gegen den Vater kommt, wird es gegen Anjas Mutter wohl nie einen Prozess geben. Die 46-jährige Bäuerin ist selber schwer krank, lag nach einem Herzstillstand wochenlang im Koma. Seither ist sie pflegebedürftig und kann nur bruchstückhaft sprechen. Sie ist inzwischen zurück in Ursberg und wird dort therapeutisch betreut.

Einem Gutachten zufolge, das der Staatsanwaltschaft ebenfalls vorliegt, sei die Frau nicht verhandlungsfähig. "Die Diagnose ist eindeutig", sagt Brinkmann. Auch die Prognosen seien nicht gut. "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das Verfahren gegen die Mutter eingestellt."

Bürgermeister Ewald Schmid sprach in seiner Jahresbilanz von einem "erschütternden Jahr" für Ursberg durch den "herausragenden Fall Anja". Doch: Der Gemeinde "ist - wenn man es so sagen will - kein nennenswerter Schaden entstanden".

Artikel vom 28.12.07 - 18.40 Uhr

 

www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,Anja-kann-in-Pflegefamilie--Kein-Prozess-gegen-die-Mutter_arid,1140267_regid,2_puid,2_pageid,4289.html

 

 

 

 

Kommentar Väternotruf:

Man kann sich fragen, was eine Mutter in der kleinen bayerischen Gemeinde Ursberg bewogen hat, die Existenz der eigenen Tochter geheim zuhalten. Man kann leicht auf die Vermutung kommen, es handelt sich hier auch um eine geheimzuhaltende Verbindung zwischen der Mutter und dem Vater des Kindes. Dies wiederum wirft die Frage auf, wie weltoffen oder weltverschlossen die Bewohner von Ursberg sind, dass die beiden Eltern ein Geheimnis aus der Existenz der Tochter gemacht haben. Wobei das Mädchen hier vielleicht noch Glück gehabt hat. Wie viele Mütter jedes Jahr ihre Kinder töten, weil deren Existenz nicht bekannt werden soll, liegt im Dunkeln. Es liegt aber wohl nicht fehl, von wenigstens Hundert Kinder auszugehen, die jedes Jahr von ihren Müttern getötet werden, ohne das dies je bekannt wird. Die wenigsten dürften hier ein Alter von 7 Jahren erreicht haben.

Viele Mütter verschwinden auch an unbekannte Orte in aller Welt. Wird dies von den Vätern des gemeinsamen Kindes angezeigt, verweigern die zuständigen Behörden regelmäßig eigene Nachforschungen mit der aberwitzigen "Begründung" es sei ja nicht bekannt, wohin die Mutter verschwunden sei, daher könne man auch nicht nach ihnen und den mitverschwundenen Kindern suchen.

 

 

 


zurück