Rolf Bossi


 

 

 

"Halbgötter in Schwarz. Deutschlands Justiz am Pranger"

Rolf Bossi

Frankfurt/Main, 2005

 

 


 

 

Rolf Bossi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rolf Bossi (* 10. September 1923 in Karlsruhe) ist einer der bekanntesten Strafverteidiger Deutschlands.

Rolf Bossi präsentiert sein Buch "Halbgötter in Schwarz"

Berufliches

Rolf Bossi hatte zwei Prädikatsexamina und begann eine Doktorarbeit mit dem Thema Die Teilnahme Dritter an der Abtreibung. Er schloss die Dissertation aber nie ab, weil die Rechtslage durch eine Entscheidung des BGH eindeutig geklärt worden war. [1]

1952 wurde er in München als Anwalt zugelassen und verbrachte sein Assessorenjahr beim "Ganovenanwalt" Adolf Mier [2]. Besonderes Aufsehen erregte er durch die Verteidigung der Schauspielerin Ingrid van Bergen, die ihren Lebensgefährten erschossen hatte. Bossi vertrat im Laufe seiner Karriere noch andere Prominente, darunter Romy Schneider, aber auch äußerst kontroverse Fälle wie den Kindermörder Jürgen Bartsch, den Entführer Dieter Degowski aus dem Gladbecker Geiseldrama, DDR-Grenzer im so genannten Mauerschützenprozess, den Prozess um den Hamburger Callgirl-Ring oder den Hochstapler Gert Postel.

Darüber hinaus ist Bossi für seine Kritik am Umgang der deutschen Justiz mit den Unrechtsurteilen in der NS-Zeit bekannt. Er fordert den deutschen Gesetzgeber dazu auf, nicht nur die Unrechtsurteile der NS-Zeit, sondern auch ungerechte Urteile aus der Nachkriegszeit aufzuheben, die von Richtern gesprochen wurden, die noch immer in der Tradition der NS-Zeit geurteilt haben. [3]

Auch tat er sich durch seine rechtspolitischen Vorschläge zur Änderung der Strafprozessordnung hervor; so schlägt Bossi u.a. vor, in allen Strafverfahren eine zweite Tatsacheninstanz zuzulassen und ein exaktes Wortprotokoll zu führen. [4]

In seinem 2006 erschienenen Buch Die gemachten Mörder setzt sich Bossi umfassend mit den Ursachen der wachsenden Jugendgewalt in unserer Gesellschaft auseinander. Seit er den Schauspieler Günter Lamprecht und seine Lebensgefährtin, die 1999 von einem jugendlichen Amokläufer in Bad Reichenhall schwer verletzt worden waren, als Nebenkläger vor Gericht vertreten hatte, beschäftigt den Anwalt, wie prekäre Familienverhältnisse, Mängel im Bildungswesen, schädliche Medieneinflüsse und die in seinen Augen verfehlte bundesdeutsche Integrationspolitik immer mehr Jugendliche zu hoffnungs- und perspektivlosen Gewalttätern – und manchmal eben auch zu Mördern – machten.

In einem Interview vom August 2008 mit dem Focus befürwortete er die Todesstrafe für Täter mit einem „sadistisch-perversen Tötungsimpuls“. [5]. Dieser Darstellung seiner Aussagen hat Bossi allerdings in mehreren folgenden Interviews vehement widersprochen, etwa im Deutschlandradio [6].

Ende 2008 hat sich Rolf Bossi aus seiner Kanzlei zurückgezogen.

Privates

Rolf Bossis Vater war während der Weimarer Republik Beamter im badischen Innenministerium in Karlsruhe und engagiertes Mitglied der katholischen Zentrumspartei, dann während des Zweiten Weltkrieges Verwaltungsoffizier bei der Luftwaffe. Er wurde 1942 von einem Standgericht wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tode verurteilt und erschossen. [7]. Bossi machte im selben Jahr in München Abitur. Als Offiziersanwärter der Wehrmacht wurde er an der Ostfront verwundet. Das Schicksal des Vaters motivierte ihn, während der Genesung im Lazarett das Jurastudium aufzunehmen.[2]

Bossi nahm gelegentlich auch als Darsteller in Filmproduktionen teil. So spielte er 1969 in der Lisa-Film-Produktion „Ehepaar sucht gleichgesinntes“ einen Anwalt. Auch in der 1971 produzierten Tatort-Folge „Der Richter in Weiß“ verkörpert er mit der Figur des Dr. Loissen einen Strafverteidiger.

Der Münchner Bildhauer Nicolai Tregor porträtierte ihn in einer Bronzebüste.

Im Sommer 2003 versuchte er vergeblich beim Verwaltungsgericht München gegen den drohenden Entzug seines Führerscheines vorzugehen.[8]. Seine Beschwerde gegen diese Entscheidung wurde im Januar 2005 vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgewiesen [9]. Im April 2004 wurde ihm dann der Führerschein auch tatsächlich entzogen. Im April 2006 wurde er vom Landgericht München I zu einer Strafe von 18.000 Euro verurteilt, da er trotz Entzug noch zweimal am Steuer erwischt wurde [10].

Im Jahr 2006 nahm er eine von der Zeitschrift Tempo fingierte Ehrendoktorwürde der nicht existierenden Deutschen Nationalakademie an. Zu diesem Zweck erklärte er sich mit dem Programm der Akademie einverstanden, ohne zu merken, dass es mit etlichen Zitaten aus Hitlers Mein Kampf und NPD-Leitlinien gespickt war. Aufgrund der Berichterstattung kündigte er rechtliche Schritte gegen das Blatt an und bestritt, dass die Zitate dem Brief an ihn beigelegt waren. [11][12]

2002 heiratete er seine langjährige Lebenspartnerin, die gleichfalls verwitwete Ingrid Nöckel (*1936)[13]. Bossi lebte zeitweise im Münchener Stadtteil Bogenhausen, verlegte nach dem Ruhestand aber seinen Lebensmittelpunkt ganz zum Wohnort seiner Ehefrau in Gevelsberg.

Literatur

* Rolf Bossi: Hier stehe ich - späte Bekenntnisse zu Glaube, Wahrheit und Gerechtigkeit Gütersloher Verlag, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06992-0

* Rolf Bossi: Die gemachten Mörder.Wenn Jugendliche zu Tätern werden – Wege aus der Gewaltspirale. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 3-7857-2279-6

* Rolf Bossi: Halbgötter in Schwarz – Deutschlands Justiz am Pranger. Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-8218-5609-2

* Rolf Bossi: Ich fordere Recht – Erinnerungen e. Strafverteidigers Heyne, München 1977, ISBN 3-453-00769-7

* Rolf Bossi: Ich fordere Recht – 24 Jahre Strafverteidiger in Deutschland Bertelsmann, München Gütersloh Wien 1975, ISBN 3-570-02141-6

Quellen

1. ↑ "Erinnerungen eines Strafverteidigers", Seite 46

2. ↑ a b Referentenbiografie aus "Jura Perspektiven 2007 - Facebook", Seite 17 des JAK e.V. Verein zur Förderung der juristischen Ausbildung an der Universität zu Köln eingesehen am 7. April 2008

3. ↑ "Halbgötter in Schwarz", Seite 257

4. ↑ "Halbgötter in Schwarz", Seite 275-279

5. ↑ Rolf Bossi plädiert für Todesstrafe, Focus, 17. August 2008

6. ↑ „Ich bin nicht für die Todesstrafe“, Deutschlandradio Kultur, 10. September 2008

7. ↑ "Halbgötter in Schwarz", Seite 211

8. ↑ Rolf Bossi bekommt keine Schnellfahrer-Lizenz

9. ↑ BayVGH: «Vielfahrer» sind bei drohendem Führerscheinentzug nicht privilegiert

10. ↑ Ohne Führerschein: Staranwalt Bossi muß 18.000 Euro zahlen

11. ↑ Schmutziger Journalismus? Reporter, Scoops, Lügen: Die „Nationalakademie“ von „Tempo“ und die Folgen, Tagesspiegel, 8. Dezember 2006

12. ↑ Ehrendoktor-Affäre: Ein Ex-Staatsminister wehrt sich, Berliner Zeitung, 14. Dezember 2006

13. ↑ Bossi: Hochzeit mit 78 , Hamburger Abendblatt, 6. August 2002,

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Bossi

 

 

 


 

 

Bossis teure Sprüche

Der Kollege kann’s anscheinend nicht lassen. Nachdem er bereits im Dezember 2006 vom Amtsgericht Augsburg wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro verurteilt worden, weil er im Jahr 2005 als Verteidiger in einem Strafverfahren den drei dort tätigen Richtern eine üble Justizkumpanei vorgeworfen habe, hat er sein (vermeintliches) Recht auf freie Meinungsäußerung mal wieder (nicht ganz so) teuer bezahlt, wie Haufe berichtet:

5.000 Euro Geldstrafe für Bossi Anfang des Jahres 2008 hatte Bossi eine Frau vertreten, die wegen Betrugs verwarnt worden war. Er verfolgte die Wiederaufnahme des Verfahrens. In der Verhandlung warf Herr Bossi dem Richter und einem Rechtsanwaltskollegen unter anderem „Rechtsbeugung" und die „Verfolgung Unschuldiger" vor. Richter und Rechtsanwalt erstatteten Strafanzeige gegen Bossi, der daraufhin einen Strafbefehl über 30.000 Euro erhielt. Hiergegen legte er Widerspruch ein. In der mündlichen Verhandlung vor dem Amtsgericht Mühlhausen, in der sich Herr Bossi von einem Leipziger Kollegen vertreten ließ, bestätigte sich der Vorwurf der Verleumdung. Allerdings wurde die Geldstrafe von 30.000.- Euro auf 5.000.- Euro herabgesetzt. (AG Mühlhausen, Urteil v. 13.1.2009)

Was ich mich allerdings immer wieder frage ist, was der Unfug mit Strafbefehlen gegen Anwälte - insbesondere aber Rolf Bossi - soll. Glaubt tatsächlich irgendein Staatsanwalt ernsthaft, dass hiergegen kein Einspruch eingelegt wird und es nicht zu einer Hauptverhandlung kommt, die man mit einer Anklageerhebung gleich hätte in die Wege leiten können?

No Name

http://www.jurablogs.com/de/bossis-teure-sprueche

 

 


 

 

 

 

 

 

Lücken im Transportsystem

Aktenschwund am Gericht

VON WULF KANNEGIESSER - zuletzt aktualisiert: 09.10.2008

Düsseldorf (RP) Wenige hundert Meter trennen die Büros der Staatsanwaltschaft vom Altstadtgericht. Trotzdem sind auf der Kurzstrecke in diesem Jahr mehr als 60 Akten spurlos verschwunden. Nutznießer sind meist die Angeklagten. Jetzt profitiert sogar Star-Anwalt Rolf Bossi von Lücken im Transportsystem.

Das Gericht in Düsseldorf. Foto: rpo/ms

Kein Schirm und Jackett schützt den Vorsitzenden Richter des Landgerichts, Rainer Drees, vor dem Sprühregen. Nur im Oberhemd, eine Gerichtsakte unter dem Arm, strebt der Richter im Laufschritt zum alten Arbeitsamt an der Fritz-Roeber-Straße, dem Domizil der Staatsanwaltschaft.

Für die wenigen hundert Meter zwischen Altstadtgericht an der Mühlenstraße und dem Sitz der Ermittlungsbehörde braucht er zu Fuß nur wenige Minuten, kann die mitgebrachte Akte persönlich dort abliefern. Das spart Zeit, weiß der Jurist. Andere Kollegen wissen aber auch: Wer sich selbst auf den kleinen Dienstweg macht, kann wenigstens sicher sein, dass Akten unterwegs nicht verschwinden.

Info

Gezielter Aktenklau

Die Rechtslage Justizakten vorsätzlich verschwinden zu lassen, gilt laut Strafgesetzbuch (StGB) als Vergehen und kann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.

Das gilt nicht nur für die Urkundenunterdrückung (Paragraf 274), sondern auch, wenn durch das vorsätzliche Beiseiteschaffen einer Justizakte eine Strafverfolgung vereitelt wird.

Für Strafvereitelung (Paragraf 258) sieht das Gesetz ebenfalls Haftstrafen bis zu fünf Jahren vor. Es können auch Geldstrafen verhängt werden.

Das passiert immer wieder – und ist nicht bloß ein Ärgernis. Aktuell kommt der Münchner Star-Anwalt Rolf Bossi in den Genuss, dass zwei Ermittlungsverfahren gegen ihn zwangsläufig ruhen. Die Akte Bossi ist nämlich bereits seit Monaten spurlos verschwunden – irgendwo auf dem Weg zwischen Staatsanwaltschaft und Landgericht. 170 000 Verfahren bearbeitet die Staatsanwaltschaft jährlich, mehrfach müssen die Fallakten zwischen Ermittlungsbehörde und Justizgebäude hin- und hergebracht werden.

Dazu werden längst keine Dienstfahrzeuge mehr eingesetzt. Ein privatwirtschaftlicher Bringdienst pendelt täglich bis zu drei Mal zwischen den Behörden. Wie es trotzdem zum Aktenschwund kommen kann, darüber rätseln auch Insider. Star-Anwalt Bossi jedenfalls darf sich freuen.

Anfang des Jahres hatte sich der 84-jährige Jurist bei einem Landgerichtsprozess mit Sicherheitskräften der Justiz angelegt. Urplötzlich hatte der Anwalt mehrere Wachtmeister zusammengebrüllt („Halt das Maul!“) und einen der Bediensteten tätlich angegriffen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Widerstands, wegen Beleidigung und auch wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Bossi soll später sein Auto vom Gerichtsparkplatz gefahren haben, obwohl er keinen Führerschein mehr besitzt. Am 1. Juli schickte die Staatsanwaltschaft die Akte Bossi per Pendelbus an Landgerichtspräsident Heiner Blaesing.

Der Behörden-Chef sollte den Justizkräften eine förmliche Aussagegenehmigung erteilen, damit die Justizwachtmeister als Zeugen vernommen werden könnten. Doch angekommen ist die Akte Bossi an der Mühlenstraße bis heute nicht. Von einem absichtlichen Verschwindenlassen, das obendrein strafbar wäre, geht keiner der Beteiligten aus, eher von Schlamperei. Also muss die Akte Bossi jetzt neu zusammengestellt werden, damit die Verfahren weiter verfolgt werden können.

Meist, so berichtet Staatsanwalt Johannes Mocken, würden Akten irrtümlich in Papierstapeln von anderen Großverfahren dazu gesteckt, seien dann monatelang unauffindbar. Beim Transport von so vielen Fallakten „verschwindet auch schon mal etwas“, gibt Mocken zu.

Aber die meisten Akten, die laut Beamtendeutsch „außer Kontrolle geraten“ seien, würden wieder auftauchen. Andernfalls müssen die Dokumente rekonstruiert, die Akten neu erstellt werden. In diesem Jahr sind schon 62 Akten auf den Verlustlisten aufgetaucht. Im Jahresdurchschnitt verschwinden fast hundert Akten.

Die Zeitverzögerung, die sich daraus ergibt, „spielt Tatverdächtigten in die Hände“, sagt Strafverteidiger Leonora Holling. Kann eine Akte nämlich nicht wieder beschafft werden, könnte eine Straftat sogar verjähren. Und je länger die Justiz nach ihren Akten fahndet, „desto weniger Erinnerung haben Zeugen an den konkreten Ablauf der Tat“.

Anwältin Holling ergänzt: „Ein Verschulden der Justiz, das zu einer Verfahrensverzögerung führt, muss sich auch strafmildernd für Angeklagte auswirken.“ Heißt: Je länger die Tat zurückliegt und je größer das Verschulden der Justiz, desto geringer die Strafe.

So weiß Staatsanwalt Johannes Mocken von einem Fall, in dem die Staatsanwaltschaft Maastricht um Amtshilfe gebeten hatte – und bis heute vergeblich auf die Originalakte wartet. Nachdem auch diese Dokumente verschwunden waren und rekonstruiert werden mussten, holte ein Justiz-Mitarbeiter aus Maastricht die Neu-Akte dann mit seinem Privatauto persönlich in Düsseldorf ab. Doch auch mitten im Landgericht gibt es mysteriöse Aktenschwunde.

So sind im spektakulären WestLB-Prozess Anfang des Jahres mehrere Aktenordner aus dem Gerichtssaal verschwunden. Ein privater Fernseh-Sender hatte in einer mehrwöchigen Verhandlungspause im Gericht einige Krimi-Szenen gedreht. Hinterher fehlte ausgerechnet die Anklageschrift gegen Ex-Bank-Chef Jürgen Sengera und blieb bis heute unauffindbar. Der Prozess wurde dadurch nicht behindert, ist inzwischen beendet. Doch gelöst wurde das Aktenrätsel nie.

Immerhin haben Justizkräfte nach Abschluss der Dreharbeiten statt der Gerichtsakte wenigstens einige Seiten aus dem Original-Drehbuch zur Serie „Alarm für Cobra 11“ gefunden. 

http://www.rp-online.de/duesseldorf/duesseldorf-stadt/nachrichten/Aktenschwund-am-Gericht_aid_623986.html

 

 

 

 


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