Säumige Väter


 

 

 

 

Hamburg zahlt 26 Millionen Euro für säumige Väter

Rund 15 000 Männer kommen ihrer Unterhaltspflicht nicht nach - Anstieg von Neuanträgen auf öffentliche Unterstützung

von Oliver Schirg

 

Hamburg wird nach Einschätzung der Sozialbehörde in diesem Jahr rund 26 Millionen Euro für den Unterhalt jener Kinder aufwenden müssen, deren Väter ihrer Zahlungspflicht nicht nachkommen. Nach einer internen "realistischen Prognose" der Behörde werden die im Haushalt eingestellten Mittel in Höhe von 25,836 Millionen Euro ausreichend sein. Ein Drittel der Kosten übernimmt allerdings der Bund. Das bedeutet, daß mehr als 8,5 Millionen Euro aus der Bundeskasse an Hamburg zurückfließen.

 

Die Zahl der Fälle wird den Einschätzungen zufolge wie in den vergangenen Jahren bei rund 15 000 liegen. Die Quote, wie viel des "ausgelegten" Geldes sich die Stadt zurückholen kann, sei hingegen bislang nur schwer zu schätzen. Sie werde sich aller Voraussicht nach zwischen den 12,5 Prozent und 17,5 Prozent der vergangenen Jahre einpendeln, heißt es aus der Sozialbehörde weiter.

 

Unmittelbar vor Weihnachten war bekannt geworden, daß bundesweit der Staat in diesem Jahr in fast 500 000 Fällen den Unterhalt für säumige Väter übernehmen muß. Die Gesamtkosten würden sich auf rund 840 Millionen Euro belaufen. Hintergrund dieser Kosten ist die Regelung, daß der Staat für Kinder alleinstehender Elternteile bis zu deren zwölften Lebensjahr sogenannte Unterhaltsvorschußleistungen überweist, wenn der leibliche Vater seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Allerdings versucht der Staat dann, sich das Geld von den säumigen Vätern wieder zurückzuholen.

 

Wie es aus der Behörde weiter heißt, vermelden die zuständigen Bezirke einen Anstieg bei den Neuanträgen. Der Grund dafür werde in der Hartz-IV-Arbeitsmarktreform gesehen. So würden offenbar Arbeitslose, die nach einem Jahr Arbeitslosigkeit nur noch Arbeitslosengeld II erhielten, nicht mehr rechtzeitig die Alimente bezahlen. Möglicherweise liege das aber auch an Rückständen bei der Bewilligung von Anträgen und an Verzögerungen bei der Erstattung an die Arbeitsagenturen. Zudem klagten die zuständigen Ämter bei den Bezirken über eine angespannte Personalsituation, heißt es aus der Behörde. Danach würden freigewordene Stellen nicht oder nicht zeitnah wiederbesetzt. Ferner seien neue Mitarbeiter teilweise unzureichend qualifiziert.

 

Um sich das ausgelegte Geld von den säumigen Vätern zurückzuholen, hatte Hamburg im Rahmen eines zweijährigen Modellversuchs eine Anwaltskanzlei beauftragt. Der Test erbrachte jedoch das überraschende Ergebnis, daß offenbar ein Großteil der säumigen Väter aus triftigen Gründen nicht zur Zahlung von Alimenten in der Lage ist. So verfügten viele nicht über genügend Einkommen. Bislang waren Fachleute davon ausgegangen, daß rund ein Drittel der Zahlungspflichtigen falsche Angaben über ihr Einkommen machte.

 

Artikel erschienen am Mit, 28. Dezember 2005

 

 

http://www.welt.de/data/2005/12/28/823616.html

 

 

 

 

 

 

Kommentar Väternotruf:

 

Alle Jahre wieder - kommt nicht das Christkind, sondern die Neuauflage einer gegen Trennungsväter gerichteten Kampagne. Irgend einer muss ja in diesem Staat der Sündenbock sein und seit das Mittelalter mit seinen Hexenverbrennungen vorbei ist, müssen halt die Trennungsväter dran glauben. Zeitungsmeldungen wie die obige unterschlagen einfach die Tatsache, dass ca. 15 Prozent aller barunterhaltspflichtigen Eltern Mütter sind, die ihren Kinder wesentlich schlechter als die Väter Barunterhalt zur Verfügung stellen.

Zum anderen unterschlägt die Meldung, wie viele Väter in diesem Land zwangsgetrennt und abgeschnitten von ihren Kindern leben müssen. Oft genug sind es Kontaktabbrüche, die auch durch Behörden und Gerichte mitzuverantworten sind.

01.01.2006

 

 


zurück