Scheidungsabzocke

Scheidungsunrecht


 

 

Scheidungsabzocke - beliebter Begriff um die tatsächliche oder vermeintliche finanzielle und materielle Ausplünderung durch den ehemaligen Partner / Partnerin zu beschreiben. In der Regel sind es die ehemaligen Ehemänner, die über Scheidungsabzocke klagen. Dies ist natürlich häufig nicht ganz falsch. Allerdings ist auch nicht einzusehen, warum eine Hausfrau, die dem Ehemann jahrelang den Rücken freigehalten hat, damit dieser seiner Arbeitsneurose nachgehen kann, nun nach der Trennung nicht für eine Weile auch Geld von ihm bekommen, sondern von der Allgemeinheit. Der Ehemann hat ja häufig von der Arbeit der Hausfrau profitiert und eben nicht die Allgemeinheit. Der Mann hat auch keine Arbeitslosenversicherung für seine Frau bezahlt, warum sollte nun also gleich die Frau aus der Staatskasse bezahlt werden.

Richtig ist allerdings auch, dass ein Unterhaltsanspruch jährlich degressiv angepasst werden sollte, damit die Frau auch einen Anreiz bekommt von der Alimentierung durch ihren Ex wegzukommen und nicht völlig degeneriert und verantwortungslos nach 20 Jahren immer noch von der Knete ihres Ex lebt.

15.1.02

 

Wut- und Haßgefühle gehören mehr oder weniger zu einer Trennung oder Scheidung dazu. Sind diese Gefühle vorübergehender Natur, so sind sie deswegen zwar nicht angenehm, besonders für den, der diese Gefühle ungefiltert abbekommt, aber mehr oder weniger unvermeintlich. Kommt es aber zu einer Verfestigung oder gar auf beiden Seiten zu Eskalationen, so kann man das nicht mehr als gesund bezeichnen.

Die hasserfüllten ehemaligen Partner/innen scheuen dann möglicherweise vor nichts mehr zurück. Alle legalen  und illegalen Mittel können Anwendung finden. Im Unterhaltsstreit werden alle Register, insbesondere von Frauen und Müttern gezogen, nicht um das ihnen zustehende Geld zu bekommen, sondern um den ehemaligen Partner zu ruinieren und sei es dass damit der eigene Unterhaltsanspruch verloren geht.

Scheidungsabzocke im weitesten Sinn heißt aber auch Sachbeschädigungen am Eigentum des anderen, ungerechtfertige Verleumdungen einschließlich Missbrauchsvorwürfe, Umgangsvereitelung, Morddrohungen und versuchte oder ausgeführte Mordanschläge.

 

Zur Psychologischen Erhellung des Themas nachfolgend ein Text von Perls/Hefferline/Goodman:

 

"Nehmen wir nun aber an, ein Verlangen ist stark und unterwegs zu seinem Ziel, es trifft auf ein Hindernis und wird frustriert: Die Spannung flammt auf, und dies ist die Wut oder der heiße Zorn.

Wut enthält die drei Komponenten der Aggression: Zerstören, Vernichten und Initiative. Die Hitze der Wut ist die des Verlangens und der Initiative. Zuerst wird das Hindernis einfach als Teil der bestehenden Form betrachtet, die es zu zerstören gilt, und wird auch seinerseits mit lustvoller Hitzigkeit angegriffen. Wenn aber die frustrierende Natur des Hindernisses deutlich wird, wird die anhaltende Spannung des auf Befriedigung drängenden Selbst schmerzhaft, und zu dem warmen zerstörerischen Verlangen tritt die kalte Notwendigkeit der Vernichtung hinzu. In extremen Fällen wird nun das Verlangen ganz unmäßig, und die Weißglut der Raserei tritt ein. Der Unterschied zwischen Raserei (Mordlust) und einfachem Vernichtungswunsch (das Ding soll im Feld zu existieren aufhören) liegt im ausgreifenden Beteiligtsein des Selbst; man hat sich schon auf die Situation eingelassen, man schiebt nicht mehr bloß etwas beiseite. Mordlust ist nicht einfach eine Abwehrhaltung, denn man ist selbst engagiert und kann nicht mehr einfach ausweichen. So gerät ein Mann in Raserei, wenn man ihn geohrfeigt hat.

Im allgemeinen ist Wut eine Leidenschaft der Sympathie; sie vereinigt die Personen, weil sie mit Begehren gemischt ist. (So steht auch Haß in einem notorisch ambivalenten Verhältnis zu Liebe. Wenn die Überschreitung des Begehrens zur «reinen« Wut hin durch Verdrängung des Begehrens geschieht, dann überläßt das Selbst sich ganz dem wütenden Angriff, und wenn sich nun die Verdrängung plötzlich löst - zum Beispiel, wenn man feststellt, man ist der Stärkere und hat nichts zu fürchten -, so hat sich das Begehren plötzlich zu Liebe kristallisiert.)

Man wird sehen, daß die übliche Formel »Frustration führt zu Aggression« zutreffend, aber zu einfach ist, denn sie erwähnt nicht das warme Verlangen in der wütenden Aggression. Es wird dann schwer verständlich, warum Wut, eine wütende Gestimmtheit, auch dann noch anhält, wenn Tod oder Entfernung für die Beseitigung des Hindernisses gesorgt haben (zum Beispiel die Eltern sind schon tot, aber immer noch ist das Kind auf sie wütend), oder auch, warum in Haß oder Rache die Vernichtung des Feindes Befriedigung gewährt: Seine Nicht-Existenz ist nicht gleichgültig, sondern gibt Nahrung; er wird nicht vernichtet, sondern zerstört und assimiliert. Aber dies alles nur, weil das frustrierende Hindernis zuerst als Teil des erstrebten Zieles behandelt wird; das Kind ist wütend auf die toten Eltern, weil sie immer noch Teil seines unerfüllten Bedürfnisses sind - es genügt ihm nicht, wenn es weiß, daß sie als Hindernisse nun aus dem Weg geräumt sind. Und das Opfer von Haß und Rache ist ein Stück von einem selbst, wird unbewußt geliebt.

Andererseits ist es die Beimischung des Vernichtungswillens in der Wut, die ein so intensives Schuldgefühl gegen geliebte Objekte erregt, denn wir können es uns nicht leisten zu vernichten, zu nichts zu machen, wessen wir bedürfen, auch nicht, wenn es uns frustriert. So kommt es, daß anhaltende Wut, in der Verlangen und Vernichtungswille vereint sind, dazu führt, daß das Verlangen ganz unterdrückt wird, und dies ist eine häufige Ursache von Impotenz, Inversion und so weiter.

In der rotglühenden Wut ist das Gewahrsein etwas verschwommen. In der weißglühenden Raserei ist es oft sehr scharf, wenn es sich, bei Erstickung aller körperlichen Lust, doch von den lebhaften Bildern der verzögerten Befriedigung speist, während das Selbst sich seinem Objekt zuwendet, um es zu vernichten. Im purpurroten oder gestauten Rasen zerbirst das Selbst vor frustrierten Impulsen und verwischt sich ganz. Im schwarzen Zorn oder Haß hat das Selbst begonnen, sich im Interesse seiner Angriffsabsicht selbst zu zerstören; es sieht nicht mehr die Realität, sondern nur noch die eigene Idee.

 

7. Fixierungen von Initiative und Wut, Sado-Masochismus

Vernichten, Zerstören, Initiative und Wut sind Funktionen guten Kontakts, notwendig für Unterhalt, Lust und Sicherheit eines jeden Organismus in einem schwierigen Umfeld. Wir haben gesehen, daß sie in verschiedenen Kombinationen auftreten und meist mit Lust verbunden sind. Der Organismus, wenn er die Aggressionen vollführt, dehnt sich sozusagen in seiner Haut und reibt sich an der Umwelt, ohne daß das Selbst Schaden nimmt; die Hemmung der Aggressionen löscht diese nicht aus, sondern kehrt sie gegen das Selbst (wie wir im nächsten Kapitel noch ausführen werden). Ohne die Aggression stagniert die Liebe und wird kontaktlos, denn Zerstören ist das Mittel der Erneuerung. Auch ist die feindselige Aggression oft genau dort rational, wo sie als neurotisch gilt; zum Beispiel wird Feindschaft vielleicht nicht deshalb gegen einen Therapeuten gekehrt, weil er eine «Vaterfigur« wäre, sondern weil er «schon wieder einer« ist, der einem unassimilierbare Deutungen aufzwingt und einen ins Unrecht setzt.

Die Fixierungen dieser Funktionen jedoch, Haß, Rache und überlegter Mord, Ehrgeiz und zwanghaftes Jagen nach der Liebesbeute, habituelle Kampfbereitschaft sind nicht so gutartig. Diesen verfestigten Leidenschaften werden andere Funktionen des Selbst geopfert; sie sind selbstzerstörerisch Um etwas zu hassen, muß man Energie an das per definitionem Schmerzhafte oder Frustrierende binden, und gewöhnlich wird dabei der Kontakt zu den wechselnden Aktualsituationen verringert. Man klammert sich an das Hassenswerte und hält es fest. Bei Rache und vorbedachtem Mord haben wir ein brennendes, verfestigtes Bedürfnis, die «Person« zu vernichten, deren Existenz unser Selbstbild beleidigt; analysieren wir aber unser Selbstbild, so stellt sich der Konflikt als ein innerer heraus. So richtet sich rechtschaffene Empörung meist gegen die eigene Versuchung. Der kaltblütige Mörder wiederum versucht systematisch, seine Umwelt zu vernichten, was gleichbedeutend ist mit Selbstmord. «Was liegt mir an euch?« bedeutet soviel wie «Was liegt mir an mir?«, und dies ist eine Identifizierung mit dem furchtbaren Urteil «Uns liegt nichts an dir«. Der Kampflustige ist augenscheinlich ein Mann voller Verlangen, der eine Annäherung unternimmt und sich darauf plötzlich selber frustriert, weil er sich minderwertig oder mißbilligt fühlt; sein Zorn gegen den Frustrierer flammt auf, und er projiziert das «Hindernis« in irgendein mögliches oder unmögliches Objekt; offenbar will er geschlagen werden.

 

...

Der Feind - kaum nötig, es zu sagen - ist grausam und kaum mehr menschlich; es hat daher keinen Sinn, daß wir mit ihm so verhandeln, als wäre er es. Denn, erinnern wir uns, wie der Inhalt aller populären Filme und der Unterhaltungsliteratur zeigt, ist der amerikanische Liebestraum sado-masochistisch, aber das Verhalten beim Liebesakt selbst ist nicht sado-masochistisch, denn das wäre antisozial und unanständig. Es muß daher »jemand anders» sein, welcher der Sadist, und natürlich auch »jemand anders«, welcher der Masochist ist.

Im Zivilleben also, wie wir gesagt haben, ist das Bündel der Aggressionen antisozial. Im Krieg aber ist es zum Glück gut und sozial. So führen die Menschen Krieg, im Verlangen nach der Weltexplosion und der großen Katastrophe, gegen Feinde, die sie eigentlich durch ihre Grausamkeit und übermenschliche Stärke aufregen und faszinieren.

...

Die Menschen sehen das Debakel kommen. Sie hören rationale Warnungen an und treffen allerlei vernünftige Entscheidungen. Aber die Energie, zu flüchten oder sich zu widersetzen, ist paralysiert, oder die Gefahr ist zu faszinierend. Die Menschen brennen darauf, die unerledigte Situation zu erledigen. Sie sind auf Massenselbstmord aus, die Lösung aller Probleme ohne Schuldgefühl.§

 

Perls/Hefferline/Goodman "Gestalttherapie. Grundlagen", dtv,  1992, S. 135-140

ISBN 3-423-35010-5

 


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