Unwort des Jahres


 

 

 

 

 

Unwort des Jahres

 

 

Vorschläge vom Väternotruf  2008: Nichtehe

 

 

Vorschläge vom Väternotruf  2007: 

 

Aufhebung der gemeinsamen elterlichen Sorge - euphemistische Bezeichnung für einen verfassungswidrigen Sorgerechtsentzug nach §1671 BGB

 

 

Beistand - Bezeichnung für einen Sachbearbeiter im Jugendamt, der oder die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ungefragt gegenüber einem Elternteil (meist dem Vater) die Rolle eines Hilfssheriffs einzunehmen. Der Beistand gehört in der Regel zur sogenannten Berufsgruppen der Belästiger.

 

 

Besenkammerbaby - Begriff für ein Kind, das durch Geschlechtsverkehr von Mutter und Vater in einer Besenkammer entstanden ist

 

 

Bundesjustizministeriumskind -  Begriff für ein Kind, das durch Geschlechtsverkehr von Mutter und Vater in den Diensträumen des Bundesjustizministeriums, Abteilung Kindschaftsrecht und Vätervertreibung, während der Arbeitszeit entstanden ist

 

 

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2007) - Bezeichnung für ein Bundesministerium in dem Männer ausdrücklich ausgeschlossen werden

 

 

Bundesverfassungsgericht 2003 - Bezeichnung für ein Bundesgericht, das über die Einhaltung der Verfassung sorgen soll, sich selbst aber über Verfassungsgrundsätze hinwegsetzt (Urteil des Ersten Senats vom 29. Januar 2003 - 1 BvL 20/99 und 1 BvR 933/01 - Gemeinsame elterliche Sorge nichtverheirateter Eltern für nichteheliche Kinder)

 

 

Erzeuger - abwertende Bezeichnung für den Vater eines Kindes

 

 

Kindeseltern - Bürokratendeutsch für Eltern eines Kindes (wovon können Eltern sonst auch Eltern sein, wenn nicht von einem Kind)

 

 

Kindsmutter - Bürokratendeutsch für die Mutter eines Kindes (wovon kann eine Mutter auch sonst Mutter sein, wenn nicht von einem Kind)

 

 

Kindsvater - Bürokratendeutsch für den Vater eines Kindes (wovon kann ein Vater auch sonst Vater sein, wenn nicht von einem Kind)

 

 

Retortenbaby - schulmedizinischer Begriff für ein Kind, das nach einer exporalen Befruchtung einer Eizelle durch ein Spermium in die Gebärmutter einer Frau, meist der, von der die Eizelle stammt, entstanden ist

 

 

Übertragung der elterlichen Sorge - euphemistische Bezeichnung für einen verfassungswidrigen Sorgerechtsentzug nach §1671 BGB

 

 

Zahlvater - abwertende Bezeichnung für den Vater eines Kindes

 

 

 

Haben Sie noch weitere Wörter, die gute Aussichten darauf haben, als Unwort des Jahres ausgezeichnet zu werden, dann schreiben Sie uns Ihre Vorschläge.

 

 

 

 

 


 

 

 

Unwort des Jahres

Bei der 1991 begründeten und seither jährlich stattfindenden Aktion »Unwort des Jahres« sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sprachliche Missgriffe zu nennen, die im jeweiligen Jahr besonders negativ aufgefallen sind. Gesucht werden Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen. Die Vorschläge können aus allen Bereichen der öffentlichen Kommunikation stammen, aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, Kulturinstitutionen oder Medien, und sollen in jedem Fall eine Quellenangabe enthalten.

Die Entscheidung über das »Unwort des Jahres« trifft eine unabhängige Jury. Ihre ständigen Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Nina Janich (Darmstadt), Prof. Dr. Margot Heinemann (Zittau), Priv. Doz. Martin Wengeler (Düsseldorf), Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser (Frankfurt a. M.). Zwei weitere Jurorensitze sind jährlich neu mit Vertretern der öffentlichen Sprachpraxis besetzt (s. a. Kap. C).

Bis 1994 wurde das »Unwort des Jahres« im Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache gekürt; nach einem Konflikt mit dem Vorstand dieser Gesellschaft um die Rüge der Kanzlerformulierung »kollektiver Freizeitpark« (für 1993) hat sich die Jury als »Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres« selbständig gemacht.

Vorschläge werden während des ganzen Jahres entgegengenommen, die intensive Sammelphase liegt aber jeweils zwischen Oktober und Anfang Januar; die danach in einer Sitzung der Jury gefällte Entscheidung wird über die Medien bekanntgegeben.

Die Ergebnisse der Unwort-Wahlen für 1991–93 sind jeweils in »Der Sprachdienst«, hrsg. von der Gesellschaft für deutsche Sprache, veröffentlicht worden (Jg. 1992, 1993, 1994), eine Zusammenfassung bis 1995 in: »Der Sprachdienst« 1996, S. 47–58 (s. a. Kap. F).

 

 

 

 

 

Die bisher gekürten Unwörter

 

 

Fett hervorgehoben ist das jeweilige »Unwort des Jahres«, die übrigen sind als »weitere Unwörter« ebenfalls gerügt worden. ( Die in Klammern stehenden Angaben sind nur verkürzte Wiedergaben der offiziellen Begründungen )

Durch Anklicken des jeweiligen "Unwort des Jahres" kommen Sie zur entsprechenden, detaillierten Begründung.

 

Unwort des 20. Jahrhunderts : Menschenmaterial

 

 

 

1991 : Ausländerfrei (fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda)

 

 

durchrasste Gesellschaft (Mischung der Deutschen mit Ausländern; Edmund Stoiber)

intelligente Waffensysteme (aus der Golfkriegsberichterstattung)

Personalentsorgung (für Entlassungen)

Warteschleife (Phase sozialer Unsicherheit von Arbeitskräften in den östlichen Bundesländern)

 

1992 : Ethnische Säuberung (Propagandaformel im ehemaligen Jugoslawien)

 

 

weiche Ziele (militärsprachl. Umschreibung für Menschen)

auf-/abklatschen (tätliche und tödliche Angriffe auf Ausländer)

aufenthaltsbeendende Maßnahmen (Abschiebungen im sog. Asylkompromiß; GG Art. 16a)

Beileidstourismus (für Trauerkundgebungen anlässl. der Morde von Mölln)

 

1993 : Überfremdung (Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern)

 

 

kollektiver Freizeitpark (Unterstellung einer sozialpolitische Wunschvorstellung; Helmut Kohl)

Sozialleichen (Verstorbene, die aus völliger Verelendung stammen; Objekte für Auto-Crashtests)

schlanke Produktion / lean production (mit weiteren Varianten) (Unternehmensstrategie mit Arbeitsplatzvernichtung)

Selektionsrest (für schwerstbehinderte Kinder, die nicht in »Normalklassen« integriert werden können)

 

1994 : Peanuts (abschätz. Bankerjargonismus; Hilmar Kopper)

 

 

Besserverdienende (Pseudodefinition für neue staatliche Einnahmequellen)

Dunkeldeutschland (Ironismus für östliche Bundesländer)*

Buschzulage (Gehaltszulage für sog. Aufbauhelfer in den östlichen Bundesländern)*

Freisetzungen (für Entlassungen)*

* ausdrücklich mit Blick auf besondere Aktualität in den östlichen Bundesländern als Belege »sprachlicher Demütigung« gewählt.

 

 

1995 : Diätenanpassung (Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag)

 

 

Altenplage (Beleidigung der älteren Generation)

biologischer Abbau (Zynismus für Ausscheiden aus dem Arbeitsleben)

sozialverträglicher Stellen-/ Arbeitsplatzabbau (schönfärberische Umschreibung für Entlassungen)

abfackeln (von Sachen und Menschen) (jugendsprachl. zynische Gleichsetzung)

 

1996 : Rentnerschwemme (falsches, angstauslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt)

 

 

Flexibilisierung (Bezeichnung für eine betriebswirtschaftliche Strategie, die den Wert aktiver individueller »Flexibilität« leugnet, diesen Begriff aber schönfärberisch ausbeutet)

Outsourcing (Imponierwort, das der Auslagerung/Vernichtung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich zu geben versucht)

Umbau des Sozialstaats (missbräuchliche Verwendung einer [Auf-] Baumetapher)

Gesundheitsreform (missbräuchliche Verwendung des positiv besetzten Begriffs »Reform«)

Sozialhygiene (höchst problematische Anwendung von Hygienevorstellungen auf soziale Sachverhalte; vgl. »Rassenhygiene«, »ethnische Säuberungen«)

 

1997 : Wohlstandsmüll (Umschreibung arbeitsunwilliger wie arbeitsunfähiger Menschen; Helmut Maucher, Nestlé)

 

 

Organspende (Pervertierung der Begriffe »Spende / spenden« in der Transplantationsmedizin)

Blockadepolitik/-politiker (diffamierende Unterstellung einer argumentationslosen Verweigerungshaltung)

neue Beelterung (bürokrat. Umschreibung neuer Erziehungsberechtigter, die an die Stelle der leiblichen Eltern treten sollen)

 

1998 : sozialverträgliches Frühableben (in einer öffentlichen Erklärung zynisch wirkende Ironisierung; Karsten Vilmar)

 

 

Belegschaftsaltlasten (Abfallmetapher für Mitarbeiter, die ein Betrieb gern wieder loswerden möchte)

Humankapital (als Bezeichnung von Kindern!)

Moralkeule (fatale Koppelung von »Moral« und einem Totschlaginstrument; Martin Walser)

 

1999 : Kollateralschaden (Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATO-offizieller Terminus im Kosovo-Krieg)

 

 

 

2000 : national befreite Zone (zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird)

 

 

überkapazitäre Mitarbeiter (Reduzierung von zu entlassenden Arbeitnehmern auf rein betriebswirtschaftliche Größen)

Separatorenfleisch (seriös klingende, bei BSE-Verdacht besonders unangemessene Bezeichnung von Schlachtabfällen)

»Dreck weg!« (CDU-Parole in Darmstadt, die sich auch gegen »missliebige« Menschen richtete)

 

2001 : Gotteskrieger (Selbst- u. Fremdbezeichnung d. Taliban- u. El Qaeda-Terroristen)

 

 

Kreuzzug (pseudoreligiöse Verbrämung kriegerischer Vergeltungsmaßnahmen; US-Präsident George W. Bush)

Topterroristen (verharmlosende und positivierende Benennung von Osama bin Laden)

therapeutisches Klonen (zweifelhafte Wortzusammenstellung um Manipulationen am menschlichen Erbgut gegen Krankheiten/für Therapien in nicht absehbarer Zeit zu rechtfertigen)

Gewinnwarnung (von Aktionären verwendeter sachlich falscher Begriff, der vor geringeren Gewinnen als erwartet warnt)

 

2002 : Ich-AG (Reduzierung von Individuen [als Aktiengesellschaft?] auf sprachliches Börsenniveau)

 

 

Ausreisezentrum (Behördenterminus für Sammellager, aus denen abgewiesene Asylbewerber abgeschoben werden)

Zellhaufen (Sprachliche Verdinglichung von Biotechnikern für einen menschlichen Embryo)

 

2003 : Tätervolk (grundsätzlich inakzeptabler Kollektivschuldvorwurf; als potentiell möglicher Vorwurf gegen Juden bei Martin Hohmann schlicht antisemitisch)

 

 

Angebotsoptimierung (Beschönigung von Dienstleistungsminderungen, etwa Stilllegung von Bahnstrecken; ähnlich "Briefkastenoptimierung")

Abweichler (Diskriminierung von Bundestagsabgeordneten, die Gewissensentscheidung über Fraktions-/Koalitionszwang stellten)

 

 

2004 : Humankapital (degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen)

 

Begrüßungszentren (sprachliche Verniedlichung von Auffanglagern für afrikanische Flüchtlinge; diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten)

Luftverschmutzungsrechte (nicht nur ökologisches Unding, das Wort trägt vielmehr auch dazu bei, "Treibhausgasemissionen" für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt wird)

 

2005 : Entlassungsproduktivität (Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für „überflüssig“ gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.)

 

Ehrenmord (inakzeptable Berufung auf eine archaische „Familienehre“ zur Rechtfertigung der Ermordung eines meist weiblichen Familienmitglieds.)

Bombenholocaust (widerliche Umschreibung der Zerstörung Dresdens, womit der millionenfache Mord im eigentlichen Holocaust heruntergespielt werden soll)

Langlebigkeitsrisiko (unsensibler Fachterminus für das Versicherungsrisiko, das dadurch entsteht, dass Versicherte länger leben als kalkuliert (vgl. auch „Todesfallbonus“).

 

 

http://www.unwortdesjahres.org/

 

 

 

 


 

 

 

 

 

Einelternfamilie I 

 

Eltern heißt "die Älteren". Eltern ist von daher nur in der Mehrzahl zu gebrauchen. Es gibt einen Elternteil, entweder Vater oder Mutter, der Begriff zeigt dass beides nur komplementär gesehen werden kann.

Einelternfamilie ist genauso unmöglich wie Eingeschwisterkind, Einbruder, Einschwester, Ein-Menschenmenge, Ein-Ehepaar,   Ein-Laub, Ein-Regen.

Vielleicht gibt es eine Mutter-Familie und eine Vater-Familie. Es gibt auch einen Nordpol und einen Südpol, an der Batterie einen Plus- und einen Minuspol, aber es existiert keines dieser Pole für sich.

 

 

 


 

 

Einelternfamilie II

Die "Einelternfamilie" ist eine Worterfindung von "Erwachsenen", vornämlich Frauen, die es offenbar nicht verkraften können, in einer ihrer Meinung nach "unvollständigen" Familie, bzw. "Restfamilie" leben zu müssen. Da aber wohl ihre uneingestandene Sehnsucht in einer "richtigen Familie" zu leben - ein Familienideal, dass sie in ihrer Kindheit nicht erfahren haben oder meinen nicht erfahren zu haben -  befriedigt werden soll, wird die "Einelternfamilie" kreiert. Eine Familie, in der es per Definition keine Elternkonflikte gibt, das es ja nur einen Elternteil gibt, der zur Familie gezählt wird.

Das Wort Einelternfamilie ist schon eine grammatikalische Unmöglichkeit an sich, denn "Eltern" sind immer zwei. Wenn schon dann könnte man bei Bedarf vielleicht das Wort "Elter" kreieren, es könnte dann heißen: "der Elter kam heute zum Elternabend in die Schule", wenn der Vater kommt oder "die Elter kam heute zum Elternabend in die Schule", wenn die Mutter gekommen ist.

Dass selbst studierte Leute, sogar ProfessorInnen und hochbezahlte MitarbeiterInnen aus dem Bundesfamilienministerium sich einer derart absurden Sprache bedienen, macht die Sache nicht leichter, sondern zeigt wohl nur wie es um die auch sprachliche Kompetenz dieser Menschen bestellt ist.

Dass das Bundesfamilienministerium eine derartige Sprachverwirrung noch finanziell unterstützt ist eine logische Folge daraus.

 

9.12.2001

 

 


 

 

 

"Allein erziehend - Tipps und Informationen"

 

eine Broschüre des Verband alleinerziehender Mütter und Väter Bundesverband e.V. (VAMV)

in 13. überarbeiteter Auflage 2001 erschienen

 

Wenn man mal die ideologischen Fixierungen auf sogenannte "Einelternfamilien" und "alleinerziehend" als seligmachende Lebensform absieht, kann die Broschüre auch von getrennterziehenden (und "entsorgten") Vätern und Mütter mit Informationsgewinn gelesen werden.

Hier mal ein ideologischer Bonbon aus dem Vorwort:

"Liebe Alleinerziehende, liebe Einelternfamilien,

wenn Sie dieses Buch in die Hand bekommen, leben Sie wahrscheinlich erst seit kurzem in einer Einelternfamilie ... Für mich ist diese Lebensform die schönste, die ich bisher erlebt habe. ...

Ihre Bundesvorsitzende Carola Schewe"

Schön wäre es, wenn der Geldgeber für diese Broschüre, das Bundesfamilienministerium (das ja bekanntlich auch aus Steuermitteln von getrennt lebenden Vätern finanziert wird), den VAMV auffordern würde bei der 14. Auflage die gröbsten ideologischen Peinlichkeiten wie obige aus dem Buch zu tilgen.

 

Die Broschüre ist zu erhalten bei den VAMV-Kontaktstellen oder über Internet:

 www.vamv-bundesverband.de

 

 

 

 

 

 

 


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