Vater - Sohn


 

 

 

 

Als ich 14 Jahr alt war,

war mein Vater für mich so dumm,

dass ich ihn kaum ertragen konnte.

Als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt,

wie viel der alte Mann in den

sieben Jahren dazu gelernt hatte.

 

Mark Twain

 

 

 


 

 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

sagt der Volksmund. Der Sohn lernt am Vater - so dieser überhaupt vorhanden und wie auch immer erfahrbar - das Mannsein. Da viele Söhne mit ihren Vätern nicht immer gute Erfahrungen gemacht haben, nicht selten auch enttäuschende oder verletzende, kann es nicht verwundern wieviele erwachsene Männer voller offener oder versteckter Wut auf ihren Vater sind. Da diese Wut zumeist unbewußt, aber trotzdem vorhanden ist, richtet sie sich stellvertretend auf andere Männer oder aber auf den symbolischen Übervater - den Staat.

 

 

 


 

 

 

Koschwitz am Morgen beim Berliner Rundfunk

 

 

Der Vater:

 

Thomas Koschwitz

Lieblingsessen: Pasta, Pizza, Oliven

Hobbies: ...den ganzen Tag faul auf dem Sofa liegen und sich mit leckerem Essen verwöhnen lassen...

Lieblingsmusik: im Magen muss man sie spüren...

Sendung: "Endlich kann ich auch in meiner Wahlheimat Berlin wieder Radio machen, ich freue mich" meint Thomas Koschwitz.

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Koschwitz am Morgen,

Montag bis Freitag, 6 Uhr - 10 Uhr

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Koschwitz-Classic-Hits-Spezial

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Koschwitz zum Wochenende

 

www.berliner-rundfunk.de/cgi-bin/WebObjects/brf.woa/wa/CMSshow/1315302

 

 

 

Der Sohn: 

Tim Koschwitz

 

Geburtsdatum: 23.04.1984

Sternzeichen: Stier

Familienstand: ledig

Kinder: keine

Größe: 180 cm

Haarfarbe: braun

Augenfarbe: braun

Lieblingsessen: alles Italienische und Spanische

Hobbies: Lesen, Musik, Hörspiele

Lieblingsmusik: Beatles, Cash, Led Zepp und The Who

Sendung: Die Berliner Rundfunk 91!4

Besserwisser

 

 

 

 


 

 

 

Der Sohn des erschossenen Polizisten Uwe Lieschied

Bittere Abrechnung mit der Mutter

"Sie gibt die Spendengelder nur für sich aus" - "Mir bleiben Schulden" - "Ich verklage sie"

M. Wilms,C. Keikus

 

 

Patrick Lieschied ist verbittert. Stickforth

Berlin - Ihr geht es gut, einfach so richtig rundum gut. Mit neuer schicker Wohnung, einem großen Auto und einem neuen Freund. Heike (40), die Witwe des im Dienst erschossenen Polizeihauptkommissars Uwe Lieschied (+ 42), kann ein luxuriöses Leben führen - von den Spendengeldern der Berliner. Und das, während ihr Sohn Patrick (21) auf einem Schulden-Berg sitzt. Im KURIER erklärt er, warum er seine Mutter jetzt verklagt. Eine bittere Abrechnung!

Die Liebe einer Mutter, die sollte doch ganz selbstverständlich sein. Bei Patrick war das anders: "Ich habe das nie gekannt. Ich rannte hinterher, bettelte um ihre Liebe. Sie umsorgte meinen jüngeren Bruder Oliver, für mich hatte sie nur Gleichgültigkeit. Und als ich 15 war, steckte sie mich für ein Jahr ins Heim!"

Als er am 17. März 2006 den Vater verlor, zerbrach für den jungen Mann die Welt. "Ich konnte und kann seinen Tod nicht verarbeiten. Mit meinem Vater habe ich meine ganze Familie verloren."

Patrick Lieschied hatte mehrere Zusammenbrüche, den letzen großen im Oktober - mit schlimmen Weinkrämpfen. Er warf sogar seine Ausbildung hin, konnte irgendwann einfach nicht mehr. Schließlich landete er für eine Therapie im Bundeswehrkrankenhaus. "Ich hatte ja keinen Job mehr. Dass ich deshalb zu diesem Zeitpunkt gar nicht versichert war, wusste ich nicht", sagt Patrick. Und seine Waisenrente war ebenfalls an die Ausbildung gebunden. Das dicke Ende: Patrick muss 5000 Euro der Rente zurückzahlen und die Klinik-Rechnung von 1400 Euro.

So viel Geld hat er nicht. Der Azubi (lernt Verkäufer) stottert die Schuld mit 400 Euro im Monat ab. "Meine Mutter lässt mich darauf sitzen", sagt er tief erschüttert. Obwohl Heike Lieschied bisher mindestens 100 000 Euro an Spendengelder nach dem Tod ihres Mannes bekam.

"Dass sie damals versprochen hatte, die Spenden für ihre Söhne anzulegen, davon will sie jetzt nichts mehr wissen. Sie sagt, es sei ihr Geld und gibt es aus." Von den Spenden sei angeblich kein Cent mehr da. Patrick ahnt, warum: "In ihrer neuen Wohnung ließ sie das Bad ausbauen, mit Eck-Wanne und italienischen Fliesen. Sie hat Möbel gekauft, einen Mercedes. Den fährt ihr neuer Freund. Mutter hat gar keinen Führerschein." Die Auszahlung weiterer 50 000 Euro an Spenden für Heike Lieschied wurde daher gestoppt (KURIER berichtete).

Patrick ist verbittert und traurig. Dass er jetzt eine eigene kleine Familie hat, scheint der Mutter irgendwie egal zu sein. Ihr einziges Enkelkind, den kleinen Preston (4 Monate), hat Heike Lieschied nur einmal kurz gesehen. Patrick sauer: "Sie gratulierte noch nicht einmal zur Geburt."

Nur die Familie seiner Freundin Mandy (19) gibt Patrick in der schweren Zeit neuen Halt. "Ob es unsere Wohnung ist oder der Behördenkram. Auch wenn ich jemanden zum Zuhören brauche. Ohne sie würde ich untergehen."

Einen Prozess gegen die eigene Mutter zu führen, ist trotz allem schwer für ihn: "Ich will Gerechtigkeit. Darum geht es mir, und um die Chance eines Neuanfangs. Am liebsten würde ich sie danach vergessen können. Aber Heike ist und bleibt meine Mutter."

KURIER-Reporter versuchten über vier Wochen hinweg, Heike Lieschied für eine Stellungnahme zu erreichen. Vor einigen Tagen gelang ein kurzes Telefonat. Lieschied: "Die Aussagen meines Sohnes sind unwahr. Zu den Vorwürfen äußere ich mich nicht."

Der Prozess gegen Heike Lieschied beginnt am Donnerstag.

Berliner Kurier, 13.08.2007

http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/183023.html

 

 


 

 

 

Walk The Line (Biographie-Drama)

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Walk The Line, USA 2005

Start: 02.02.2006

 

 

 

Regie: James Mangold

Drehbuch: Gill Dennis, James Mangold

Schauspieler: Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon, Ginnifer Goodwin, Robert Patrick, Shelby Lynne, Dan Beene, Larry Bagby, Lucas Till, Ridge Canipe, Hailey Anne Nelson, Brad Birkedahl, John Carter Cash, Brian Deas, Kerris Dorsey, Jeff Droke, Tyler Hilton, Johnny Holiday, Dan John Miller, Dallas Roberts, Brittany Shaw, Jim Wright

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Kritik: Am 12. September 2003 verstarb mit Johnny Cash eines der letzten musikalischen Schwergewichte unserer Zeit. Er prägte die Musik seiner Zeit, wie kaum ein Zweiter. Sein Tod versetzte eine ganze Nation in Trauer. Selbst die junge Generation, die mit der Musik der Country-Legende eigentlich so gar nichts anzufangen wusste, war bestürzt. Knapp zwei Jahre später versucht nun James Mangold mit seinem biographischen Drama „Walk The Line“ der legendären Karriere des Man in Black ein filmisches Denkmal zu setzen.

 

"Walk The Line"

Im Jahr 1968 wurde das Folsom State Prison in Kalifornien Schauplatz eines bis dato einmaligen Ereignisses. Der wegen Drogeneskapaden und familiärer Probleme ins Straucheln geratene Country-Star Johnny Cash (jung: Ridge Canipe, alt: Joaquin Phoenix) versucht mit einem Konzert vor Hunderten verurteilter Straftäter seine angekratzte Karriere in eine neue Richtung zu lenken. Das aus diesem kühnen Vorhaben hervorgegangene Album Johnny Cash At Folsom Prison ist noch heute legendär und wurde im selben Jahr mit dem Grammy als bestes Album ausgezeichnet. Mit diesem Ereignis beginnt und endet „Walk The Line“. Dazwischen erzählt James Mangold („Durchgeknallt“, „Copland“, Identität, Kate und Leopold) in teils fast schon episodenhafter Struktur die wichtigsten Ereignisse in der jungen Karriere von Johnny Cash. Auf die Geschehnisse nach 1968 wird lediglich in äußerst komprimierter Form am Ende des Films eingegangen.

 

 

Joquin Phoenix und Reese Witherspoon

Den Schwerpunkt legt Mangold dabei vor allem auf zwei Dinge: Die mit zunehmendem Erfolg immer größer werdenden Drogenprobleme und seine anhaltende Liebe zu June Carter (Reese Witherspoon), an der letztlich auch seine Ehe mit seiner ersten Frau Viviane (Ginnifer Goodwin) zerbricht. Aber auch andere prägende Ereignisse, wie der tragische Unfalltod seines großen Bruders Jack (Lucas Till) oder das gestörte Verhältnis zu seinem Vater Ray (Robert Patrick), der ihm nur Verachtung entgegen bringt, werden verarbeitet. Der große Schwachpunkt von „Walk The Line“ liegt dabei auf der Hand: Der Film bewegt sich stets auf vorhersehbaren Bahnen. Wirklich überrascht wird das Publikum nie. Ein Grundsatzproblem von biographischen Werken. Schließlich ist dem Zuschauer in den allermeisten Fällen bewusst, dass der Protagonist letzten Endes doch noch zu Ruhm und Ehre gelangen wird.

 

Joaquin Phoenix

Dass über kurz oder lang eine Biographie über Johnny Cash den Weg auf die Leinwand finden wird, war nur eine Frage der Zeit. Dass diese nur so kurze Zeit nach dessen Tod realisiert werden konnte, ist allerdings reiner Zufall. Taylor Hackford musste 15 Jahre lang mit dem Konzept zu seinem ähnlich angelegten Drama Ray (über das Leben von Ray Charles) hausieren gehen, bis sich mit Philip Anschutz ein Produzent für den Film fand. Um „Walk The Line“ realisieren zu können, musste ein ähnlicher Spießroutenlauf hingelegt werden. Die Filmrechte lagen lange Zeit bei James Keach, einem engen Vertrauten der Cash-Familie. Es dauerte vier Jahre, bis dieser davon überzeugt werden konnte, dass es Zeit für einen Johnny-Cash-Film sei. Bis dann schließlich mit den Dreharbeiten begonnen werden konnte, vergingen weitere vier Jahre, in denen immer wieder am Drehbuch von Gill Dennis gefeilt wurde. Ein beträchtlicher Aufwand, der letzten Endes wohl auch der Grund dafür war, dass der US-Major Columbia es ablehnte, sich an diesem Projekt zu beteiligen.

 

 

"Walk The Line"

Inhaltlich bedienen sich Mangold und Dennis größtenteils bei den Biographien „The Man In Black“ und „Cash: An Autobiographie“. Als problematisch erweist sich dabei, dass selbst in der Zeit bis 1968 sehr viel im Leben von Johnny Cash passiert ist. Fast sogar zu viel für einen Film. Daher handelt Mangold einzelne Punkte teils sehr schnell ab, wodurch ein etwas unrunder Eindruck entsteht. Eben noch war Cash Soldat in der amerikanischen Besatzungszone in Nachkriegs-Deutschland und einen Schnitt später ist er verheirateter Familienvater. Auch über die musikalische Bedeutung von Johnny Cash erfährt der Zuschauer recht wenig. Zwar wird auf die Entstehungsgeschichten einzelner Songs wie „Walk The Line“ oder „Ring Of Fire“ eingegangen, aber was denn nun den Musiker Johnny Cash von anderen Musikern unterscheidet, ist eine Frage, die im Film nicht beantwortet wird. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Menschen Cash. Und trotzdem ist der Film mit satten 135 Minuten recht üppig geraten. Es ist zwar schade, dass auf die Zeit nach 1968 kaum eingegangen wird (auch die rätselhafte Krankheit, an der er letztlich verstarb, wird mit keiner Silbe erwähnt), aber zu ändern war dies wohl nicht.

 

"Walk The Line"

Dass „Walk The Line“ trotz diverser kleiner Mängel prächtig funktioniert, ist vor allem ein Verdienst der glänzend aufgelegten Hauptdarsteller. Mit ihnen steht und fällt der Film. Betracht man nur das äußerliche Erscheinungsbild, ist Joaquin Phoenix (Signs, Gladiator, The Village) im Grunde eine Fehlbesetzung. Mit der wuchtigen Erscheinung von Johnny Cash kann dieser einfach nicht mithalten. Doch da sich Cash vor seinem Tod selbst für diese Besetzung stark gemacht hat, kann die Entscheidung so falsch nicht gewesen sein. Und in der Tat, bereits nach wenigen Minuten ist man über die anfängliche Verwirrung hinweg und akzeptiert Phoenix als das, was er nun einmal ist: ein verdammt guter Schauspieler. Die Wandlung vom schüchternen Newcomer, über den selbst zerstörerischen Musik-Star hin zum geläuterten Mann ist zu jeder Zeit ganz großes Kino. Auch der zweite Besetzungscoup überrascht zunächst. Ausgerechnet Reese Witherspoon („Eiskalte Engel“, Natürlich blond, Natürlich blond 2, Sweet Home Alabama) soll also als starke Frauenrolle in einem großen Film über einen großen Mann glänzen? Doch auch ihr gelingt es in kürzester Zeit, alle Bedenken vergessen zu lassen. Bereits mit Vanity Fair bewies sie, dass sie eben mehr kann, als nur das blonde Naivchen zu spielen und dabei gut auszusehen. Bitte mehr davon! Ganz stark ist auch der Auftritt von Robert Patrick (Terminator 2) als von Missgunst zerfressener Vater. Da hat sich wohl jemand an die guten Tage der jetzigen B-Movie-Ikone erinnert. Eine interessante Randnotiz: Robert Partrick hat nun die Filmväter von Johnny Cash und Elvis Presley (in der Mini-Serie „Elvis“) verkörpert. Ein etwas undankbarer Part kommt Ginnifer Goodwin (Mona Lisas Lächeln) zu. Ihre Rolle von Johnny Cashs erster Ehefrau gibt nicht all zu viel her, um sich in den Vordergrund spielen zu können.

 

 

"Walk The Line"

Musikalisch ist „Walk The Line“ natürlich ein absoluter Hochgenuss. Dabei beschreitet James Mangold einen gänzlich anderen Weg als Taylor Hackford in Ray. Hackford entschied sich dazu, nicht seine Schauspieler singen zu lassen, sondern auf Archivaufnahmen zurück zu greifen. Mangold hingegen vertraut voll dem Gesangstalent seiner Darsteller. Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon sangen alle ihre Lieder selbst. Ein mutiger Schritt, der voll aufgeht. In den zahlreichen Gesangspassagen kommt eine unglaublich intensive Stimmung auf, die voll zu begeistern weiß. Mitunter sind es gar richtiggehend magische Momente, wenn Joaquin Phoenix mit einem „Hello, I’m Johnny Cash“ zu einem neuen Konzert lädt. Lobend sollte auch erwähnt werden, dass der Film keinesfalls vor den weniger ruhmreichen Abschnitten im Leben von Johnny Cash halt macht. Im Gegenteil. Diese stehen eigentlich im Mittelpunkt. Sicherlich: Kleine Mängel lassen sich nicht wegdiskutieren. Trotzdem ist James Mangold mit „Walk The Line“ die würdige Verfilmung des Lebens eines großen Mannes gelungen. Daumen hoch! Link-Tipp: CD-Kritik „Walk The Line“-Soundtrack

 

 

http://www.filmstarts.de/kritiken/Walk%20The%20Line.html

 

 

 


 

 

 

"Der ferne Vater. Zur Psychoanalyse von Vatererfahrung, männlicher Entwicklung und negativem Ödipuskomplex"

Aigner, Josef Christian

Gießen, Psychosozial-Verlag, 2001, 440 Seiten, € 35,50

 

Rezension von Sandra Kluwe in: "Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen", 1/2004, S. 87-90

 

 


 

 

 

"Väter und Söhne - von Mann zu Mann"

Erfahrungstage für Vaeter und ihre 8 bis 14 Jahre alten Soehne

Sie hungern nach Abenteuer und Kraeftemessen, sie sehnen sich nach Staerke, Klarheit und Orientierung - und nach Gefuehl und Empfindsamkeit.

Wer sind diese Soehne, diese jungen Kerle, die so vehement von uns wissen wollen, was Mannsein ist?

Was brauchen sie von uns Maennern und Vaetern wirklich?

Wir kreisen in Spielen, Gespraechen, Ritualen und Festen um Themen wie Freundschaft, Arbeit, Kraft, Geld, Liebe, Sex, Sinn ... Immer in vertrauensvollem Kontakt mit uns selbst, mit den jungen und den erwachsenen Maennern der Gruppe und mit der uns umgebenden Natur.

Ideal zur Vorbereitung: "Jungen - wie sie glücklich aufwachsen" von Steve Biddulph, Beust Verlag

Leitung: Robert Heess (46) mit Kim Martin Heess (13) und Team www.lust-auf-wachstum.de

 

 

Termin: 21. bis 26. April 2003 (Ostermontag, ab 19 Uhr, bis Samstag, ca. 15 Uhr)

Preis: 384,- für Vater und Sohn (KG 185,- + U&V 199,-

Ort: ZEGG, Belzig

www.zegg.de

 

Info: 033 841 / 595 10

 

 


 

 

 

"Väter und Söhne, Väter und Töchter.

Väter in der Psychoanalyse"

Inge Seiffge-Krenke

 

Anschrift: Prof. Dr. Inge-Seiffge-Krenke, Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg Universität Main, Staudingerweg 9, 55099 Mainz

 

in: "Forum der Psychoanalyse", 2001, 17, S. 51-63

 


 

 

 

Kein Vater, kein Sohn

"Der verlorene Sohn - er ist nach schwerem Weg heimgekehrt"

Der Dokumentarfilm ´Verlorene Söhne` zeichnet das Doppelbild des Antifaschisten Hans Canje und seines Sohnes Ingo Hasselbach, ehemaliger Neonazi"

 

Angelika Nguyen

in: "Disput" Mitgliederzeitschrift der PDS, 9/2001, S. 32-33

 

"...

3. Kein Vater, kein Sohn

Ingo Hasselbach als leiblicher Sohn eines Antifaschisten wurde nicht aus Überdruss der ewig gleichen Leitbilder des Vaters Neonazi. So einfach war das nicht. Was auf den ersten Blick wie ein Vater-Sohn-Konflikt aussieht, ist keiner: Ingo hatte Hans nie als Vater und Hans ihn nie als Sohn. Sie wurden früh getrennt. Es folgten das Versagen einer Mutter, die aggressive Eifersucht eines unreifen Stiefvaters. Diese beiden Menschen waren in erster Linie lieblos und erst in zweiter Linie SED-Mitglieder. Die politische Angepasstheit jener Menschen, die ihm Liebe versagten, hatte Ingos Feindbild DDR nachhaltig geprägt. Über die Ursprünge seines rechtsextremen Weltbildes sagt Ingo Hasselbach: »Ich wurde im Hochsicherheitstrakt mit solchen Altnazis wie dem Mörder von Oradour, Heinz Bart und Henry Schmidt, Gestapochef von Dresden, zusammengebracht. (...) Die hätten gar nicht so viel machen müssen. Zu dieser Zeit war es eigentlich egal, wer da gekommen wäre, Hauptsache, das war nichts, was mit Antifaschismus zu tun hat. Es hätten wahrscheinlich auch die Scientologen sein können.«

Zu dieser Zeit wird mit Mutter und Stiefvater nicht mehr geredet, Hans Canje ist weit weg. Er, der Chef des Jugendradios, besucht seinen jugendlichen Sohn nicht im Gefängnis. Wer ruft »Die Mauer muss weg«, der ist nicht mehr sein Freund. Teuflische Kontinuität. Die Abwesenheit des Vaters im Leben des Kindes setzt sich, als es dringender denn je Rückhalt braucht, bei dem Jugendlichen fort. Wer statt dessen mit ihm sprach in dieser Zeit, waren die Alt-Nazis Bart und Schmidt.

Der Weg des Ingo Hasselbach in die Führungsgremien der Neo-Naziszene des vereinten Deutschland hat eine private und eine höchst politische Seite.

...

Das Beispiel Ingo Hasselbach entmystifiziert die Aura von Nazis, dass sie Tiere seien oder Ungeheuer...

Hans Canje deutet dasselbe an, indem er schonungslos und offen darüber spekuliert, was aus ihm selbst geworden wäre, wenn es das faschistische Deutschland weiter gegeben hätte: »Ich hätte einer von diesen fanatisierten Hitlerjungen werden können. Ein Killer.«

Im Film gab es kein Happy End, aber in Wirklichkeit.

Zwei denkende, politisch engagierte Menschen haben sich wiedergetroffen, sie sind Vater und Sohn geworden. Ingo Hasselbach ist, um bei dem biblischen Bild vom »Verlorenen Sohn« zu bleiben, nach einem radikalen, schweren, bitteren Weg heimgekehrt."

 

"Disput" Mitgliederzeitschrift der PDS.

Redaktion: 030-24009510, e-mail: disput@pds-online.de

 

 


 

 

"Väter nehmen sich zu wenig Zeit

Wie Eltern ihren Söhnen helfen können, mit Gefühlen umzugehen"

Michael Schulte-Markwort

in: Stern, 24/2000, S. 62

Deskriptoren: Jungen, Väter

 


 

 

"Die Vater-Sohn-Beziehung.

Das Vaterbild zwischen Phantasie und Wirklichkeit

...

Warum dem Vaterbild solch glorifizierende Affekte entgegengebracht werden, wird verständlicher, wenn man sich wieder dem einzelnen Kind zuwendet und am Schicksal von Söhnen, die von ihren Vätern verlassen wurden, konkret miterlebt, welche Wut und Sehnsucht diese Abwendung der Väter freisetzt.

..."

 

Jürgen Grieser bespricht das Verhältnis von Vater und Sohn aus psychoanalytischer Sicht.

in: "psychosozial", 22. Jahrgang (1999), Heft II, S. 81-90

 

 


 

 

 

Das Leben Ist Schön

ein sehenswerter Film über eine Vater-Sohn-Beziehung -.fernab beliebter vulgärfeministischer Klischees und zuarbeitender staatlich betriebener Hetzkampagnen gegen den beliebten Sündenbock Mann und Vater

Väternotruf, 20.02.2006

 

 

startet am 12. November 1998

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Originaltitel: Vita è bella, La

Genre: Drama Komödie

Land: Italien

Jahr: 1997

Spieldauer: 124 min

FSK-Freigabe: 6

Technik: Dolby Digital

 

Inhalt

mit: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi, Giorgio Cantarini

Roberto Benigni: Regie

Großer Preis der Jury Cannes 98 - 9 Davids

 

 

Das Leben Ist Schön

Inhalt

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Italien 1939: Guido (Roberto Benigni) kommt in die toskanische Stadt Arezzo, wo er sich in die Lehrerin Dora (Nicoletta Braschi) verliebt. Obwohl bereits verlobt, zieht Dora den lebensfrohen, völlig unpolitischen Guido ihrem faschistischen Bräutigam vor. Doch einige Jahre später wird die Familie von der Realität eingeholt: Als der italienische Jude Guido mit seinem Sohn Giosuè (Giorgio Cantarini) deportiert wird, folgt ihnen die nichtjüdische Dora aus Liebe ins KZ. Um seinen Sohn vor der grausamen Wirklichkeit und den brutalen Aufsehern zu schützen, überzeugt der Vater ihn davon, daß alles nur ein Spiel ist: Insassen spielen gegen die Wachen, und der Gewinner erhält einen echten Panzer.

 

http://www.kinoweb.de/film98/ViteEBella/

 

 

 


 

 

 

"Warum Söhne ihre Väter brauchen. Der schwierige Weg zur Männlichkeit"

Frank Pittmann

1996, Deutscher Taschenbuch Verlag München

 

 

 


 

 

 

"Söhne wollen Väter - Wider die weibliche Umklammerung".

Wieck, Wilfried:  Hoffmann und Campe 1992

 

 


 

 

 

 

MONOPOLI

 

JA, VATER, DU BIST NOCH VOM GANZ ALTEN SCHLAG,

SEIT VIERZIG JAHREN PÜNKTLICH - JEDEN TAG.

DU WARST NIE KRANK UND BIST NOCH DRAUF STOLZ;

NA UND WAS SOLL'S?

 

WANN HAST DU JEMALS RICHTIG URLAUB GEMACHT?

DEIN GANZES LEBEN FÜR'N BETRIEB MITGEDACHT.

DEINEN JOB MACHT JETZT EIN STÜCK SILICON.

WEN JUCKT DAS SCHON?

WEN JUCKT DAS SCHON?

 

MONOPOLI, MONOPOLI.

WIR SIND NUR DIE RANDFIGUREN

IN EINEM SCHLECHTEN SPIEL.

MONOPOLI, MONOPOLI.

UND DIE HERRN DER SCHLOßALLEE

VERLANGEN VIEL ZU VIEL.

 

MAMA HEBT KAFEEGLÄSER AUF FÜR'N GELEE.

DU BIST SCHON EWIG IN DER IG CHEMIE,

DOCH DARAUF WARST DU ECHT NICHT GEFAßT-

SO KALT GESCHAßT.

 

DU WARST ALS KIND FÜR MICH DER STÄRKSTE MANN

EINER, DER IRGENDWIE ALLES LÖSEN KANN.

DOCH DAS HIER IST KEINE MODELLEISENBAHN.

WAS FÄNGST DU AN?

FÄNGST DU JETZT AN?

MONOPOLI....

 

SOVIEL HAST DU SCHON VERSÄUMT,

SOVIEL HAST DU SCHON GETRÄUMT,

ZEIT IST JETZT REICHLICH DA,

MACH DIR'N PAAR WÜNSCHE WAHR.

 

MENSCH, MANN PACK DOCH NICHT EIN

DENN DU BIST NICHT GANZ ALLEIN.

AUCH WENN'S DIR DRECKIG GEHT-

ES IST NOCH NICHT ZU SPÄT.

 

 

http://www.klauslage.de/texte/monopoly.txt

 

 

Wer dem Lied von Klaus Lage aufmerksam zuhört, findet darin nicht eine platte Absage an den Vater, so wie es am Ende des 21. Jahrhunderts schick geworden ist. Das Lied ist trotz der desillusionierenden Beschreibung des Vaters von Liebe des Sohnes zum Vater getragen.

 


 

 

 

Berliner Zeitung

www.berliner-zeitung.de

 

 

Datum: 17.02.2004

Ressort: Blickpunkt

Autor: Wolfgang Kohrt

Seite: 03

 

Das große Schweigen

Sein Vater war Günter Guillaume, der Kanzlerspion. Pierre Boom hatte viele Fragen an ihn. Doch als sie sich wieder sahen, bekam er keine Antworten

BERLIN, im Februar. Es ist fast dreißig Jahre her, am 24. April werden es dreißig Jahre sein, als sich im Leben eines siebzehn Jahre alten Jungen das Unterste zuoberst kehrte. 6 Uhr 32 war es an diesem 24. April 1974 in der Bad Godesberger Ubierstraße 107, als es an der Tür klingelte und Beamte des Bundeskriminalamtes die Wohnung betraten, um den Kanzlerspion Günter Guillaume und seine Frau zu verhaften. Pierre, der Sohn, stand dabei und wusste im Grunde nicht, was geschah und schon gar nicht, was folgt, da sein Vater enttarnt war und sich offen als Offizier der DDR zu erkennen gegeben hatte.

Pierre heißt heute nicht mehr Guillaume, sondern Boom, ist 47 und hat eine kleine Multimedia- agentur in Berlin, in der er Broschüren, Flugblätter und Newsletter für seine Kunden produziert oder Internetauftritte gestaltet. Er ist geschieden, hat zwei Söhne und lebt äußerlich ein Leben wie jedermann, nur mit dem Unterschied, dass für ihn die Vergangenheit nicht vergangen ist. Immer noch nicht und gerade jetzt nicht, denn anderthalb Jahre hat er an einem Buch gearbeitet, das Anfang März erscheint und "Der fremde Vater" heißen wird. Pierre Boom hat nachgeforscht und Fragen gestellt, danach, was mit ihm geschehen ist, wer seine Eltern sind und wer er für sie war und ist. Manche Fragen hat er beantwortet bekommen, aber viele auch nicht.

Lange Jahre fühlte er sich wie aus der Bahn geworfen, aber er blickt nicht mit Schrecken auf sein Leben. "Außergewöhnlich, ja außergewöhnlich war es, würde ich sagen." Pierre Boom spricht ruhig, fast gelassen, und falls ihm die Fragen zu nahe gehen, dann merkt man es nicht. "Es ist mir nun mal passiert", sagt er, "und es ist nicht so, dass ich mir ein anderes Leben gewünscht hätte oder bestimmte Zeiten bedauere. Auch die Zeit, die ich später in der DDR lebte, bedauere ich nicht", sagt Boom. "In diesen Jahren bin ich erwachsen geworden."

Als Pierre siebzehn war, wusste er nicht viel von diesem anderen deutschen Staat, er war im Westen geboren, lebte in Bonn, und das war weit weg vom Sozialismus auf deutschem Boden. An eine gewisse Neugier kann er sich erinnern, und dass er wenig Vorbehalte hatte, im Gegenteil, die Vorbehalte der Konservativen in der damaligen Bundesrepublik führten dazu, dass seine Freunde und er die DDR naiv-romantisch sahen. Das würde sich ändern, aber das ahnte der Sohn des Kanzlerspions und dessen Kundschaftergattin damals noch nicht.

Die akute Frage damals war - wie sollte es weitergehen. Mutter und Vater saßen im Gefängnis, Pierre lebte mit seiner Großmutter in der elterlichen Wohnung, aber das Geld vom Konto der Eltern würde in absehbarer Zeit aufgebraucht sein. Manchmal fuhr er zu Besuch in die DDR, organisiert und betreut von der Staatssicherheit, zum Kennenlernen dieses Landes, in das man ihn gern holen wollte. 1975, ein Jahr nach der Enttarnung der Eltern, sollte und musste er sich entscheiden, und man kann es ruhig ein Ultimatum nennen. Komm in die DDR, ließ die Staatssicherheit über den Münchner Anwalt des Ehepaares Guillaume ausrichten, da können wir uns um dich kümmern, und eines Tages werden auch deine Eltern ausgetauscht werden und in die DDR zurückkehren. Oder entscheide dich für immer für den Westen, mit allen Konsequenzen.

Die Verhaftung seiner Eltern hatte Pierre Guillaumes Leben schon genug auf den Kopf gestellt. Er wusste plötzlich nicht mehr genau, wer Mutter und Vater waren und wer er selbst war, und plötzlich sollte er auch noch über seinen ganzen Lebensweg entscheiden. Darüber hatte er noch nicht einmal in Ansätzen nachgedacht. Schließlich hat er sich breitschlagen lassen, so sagt er es heute. Aus Existenzangst beim Gedanken an ein Leben im Westen, und weil er Spuren seiner Eltern suchen wollte und vielleicht erste Antworten auf Fragen finden, die sie ihm im Gefängnis nicht beantworten konnten. Eine Hintertür blieb offen. Auch als DDR-Bürger würde er weiter in die Bundesrepublik fahren dürfen, um die Eltern zu besuchen. Das hat zu einem langen Wandern zwischen den Welten geführt und war schwerer, als er gedacht hätte.

Ende Juli 1975 wurde die Aktion Übersiedlung inszeniert. Pierre Guillaume reiste mit ganz kleinem Gepäck, als Tarnung für einen vorgeblichen Sommerurlaub in der DDR. Die Staatssicherheit wollte verhindern, dass der Umzug im Westen bekannt wird. Am Berliner Bahnhof Friedrichstraße warteten ihre Abgesandten auf den jungen Mann aus Bonn. Sie nahmen ihn in Empfang und wollten ihn die nächsten dreizehn Jahre nicht mehr hergeben. Ein Mann stellte sich Pierre als ehemaliger Kollege und Freund seines Vaters vor, aber das war ebenso eine Legende wie vieles andere, was diese Familie Guillaume betrifft. Trotzdem wurde es ein schöner Urlaub in Prerow an der Ostsee. Danach begann der Alltag.

Wenn er heute daran denkt, kommt wieder das Gefühl von damals hoch. Der Alltag war die Realität der DDR-Oberschule, die für den jungen Guillaume ausgesucht worden war. "Es war, als würde ich einen Film sehen, in den ich irgendwie selbst geraten war. Man hatte mich genommen, aus einer anderen Welt, und einfach dort hinein gestellt." Er meint den militärisch ausgerichteten Fahnenappell mit den Schülern in FDJ-Hemden, Meldungen an den Lehrer wie "Klasse zum Unterricht vollständig angetreten", diese Selbstverpflichtungen zum ewig währenden fleißigen Lernen und Schwüre zur Treue gegenüber wahlweise der Partei der Arbeiterklasse oder der Sowjetunion. Das konnte nicht gut gehen, und es ging auch nicht gut.

Er blieb fremd in diesem Land, lange. Die Staatssicherheit kümmerte sich zwar und baute ihm einen goldenen Käfig, aber das änderte nichts, sondern verschärfte die Dinge. Pierre Guillaume, so hieß er immer noch, bekam bereits als Schüler eine eigene kleine Wohnung mit Telefon, begann aber, die Schule zu schwänzen. Er bekam Geld vom DDR-Konto seiner Eltern und lebte oft in den Tag hinein. Das MfS sorgte für schnelle Autoreparaturen und Pierre schmiss Schule und Studium. Er gab auf, nur seine Betreuer von der Staatssicherheit nicht. Manchmal hatten sie gehört, dass er wieder irgendwo nicht erschienen war, und dann kam ein Betreuer hinauf in den 17. Stock eines Plattenbaus im Lichtenberger Hans-Loch-Viertel, wo der junge Guillaume sich in seiner Wohnung verschanzt hatte. Es kam vor, dass der Mann von der Stasi ein gefülltes Wodka-Glas vor der Wohnungstür fand. "Das bedeutete, nimm einen Schluck und verschwinde wieder."

Pierre Guillaume fühlte, dass zu wenig stimmte, als dass er mit sich, seinen Eltern oder diesem Land zufrieden sein konnte. Er fuhr seine Eltern im westlichen Gefängnis besuchen und kehrte damit zugleich immer wieder in seine alte Welt zurück. Er sah das alte Wohnhaus und den Freundeskreis von früher und einige Zeit auch noch seine Jugendliebe. "Das alles hat mich hin- und hergerissen, teilweise auch zerrissen." Das alles brachte ihn auf diesen Gedanken und auf jenen, und von keinem wusste er, ob er der richtige ist. Was mache ich nur mit mir selbst, wo gehöre ich hin, kann ich die DDR ertragen, oder soll ich in die alte Heimat gehen? Es gab viele Momente, wirklich viele, in denen er sich bei seinen Besuchsreisen sagte, jetzt gehst du einfach nicht zurück. Er ist dann doch gegangen.

In seinem Buch steht, dass Pierre Guillaume besonders in den ersten Jahren seinen Vater gebraucht hätte. Den Vater, der vor dem 24. April 1974 existierte. "Einen anderen kannte ich ja nicht. Aber vielleicht hätte ich auch den Vater gebraucht, den ich damals so ein bisschen idealisierte." Er hat ihn sich damals selbst geformt, diesen fremden Mann, den Spion, den Kundschafter, er schuf eine Figur und packte Elemente eigener Wunschvorstellungen hinein, von denen er auch wieder nur Bruchstücke kannte. Funktioniert hat es nicht. Die Wunschvorstellungen entsprachen nicht dem realen Bild des Mannes, der Günter Guillaume hieß, und so war die Enttäuschung groß, als der Vater 1981 aus der Haft entlassen wurde und in die DDR kam. Frau Guillaume war kurze Zeit zuvor ausgetauscht worden.

Jetzt hätte es für Pierre losgehen können. Er hatte darauf gehofft, es sogar erwartet. Dass er Fragen stellen kann, um Antworten zu bekommen, oder noch besser, Antworten zu bekommen, ohne Fragen stellen zu müssen. "Selbstverständlich habe ich erwartet, dass mein Vater das macht", sagt Pierre Boom, "dass er von seiner Motivation erzählt, über die Dinge reflektiert, wie sie mich in ihren Plan eingebaut haben, wie sie sich mein Schicksal dachten." Aber der Vater wollte nicht einmal hören, wie es seinem Sohn in der DDR ergangen ist. Eine Vergangenheitsbewältigung hat es in dieser Familie Guillaume bis heute nicht gegeben. Pierre Boom muss sich die Dinge mühselig zusammenklauben, manches erzählt seine Mutter, aber auch nicht viel. In den Unterlagen seines Vaters hat der Sohn zum Beispiel entdeckt, dass bestimmte Ausflüge mit seinem Vater eigentlich Treffen mit Abgesandten des MfS waren.

Günter Guillaume ist 1995 gestorben. Vorher hat sein Sohn ein paar Mal den Kontakt völlig abgebrochen, weil der den Small Talk seines Vaters nicht mehr ertragen konnte, einfach nicht mehr ertragen, wo es so viel zu erzählen gegeben hätte. Eine Szene nicht lange vor der Wende beschreibt wahrscheinlich am Besten das Maß der Zerrüttung zwischen beiden.

Es war 1988, als Pierre Guillaume mit seiner Frau und den beiden Kindern einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik und Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR stellte. Die Staatssicherheit wollte sie mit aller Macht halten, sie fürchtete den Skandal, dass der Sohn des berühmtesten DDR-Kundschafters das Land wieder verlässt. Sie gaben sich große Mühe, aber sie setzten sich nicht durch. Eines Tages, während der Verhandlungen, sagte Pierre Guillaumes Frau, dass sie schon länger überlegt hätten, den Mädchennamen von Pierres Mutter anzunehmen. Da war das Eis gebrochen. Es durfte keinen Ausreisefall Guillaume geben, und wenn es einen Ausreisefall Boom gab, so konnte man notfalls damit leben.

Kurz vor der Abreise, es war wieder eine Phase ohne Kontakte, erschien Günter Guillaume noch einmal in der Wohnung seines Sohnes. "Ich hatte ihn gar nicht von unserer beabsichtigten Ausreise unterrichtet", sagt Boom, " ich wusste, er würde es ohnehin erfahren. Er kommt also hoch und setzt sich hin. Er hat erwartet, dass von mir etwas kommt, und ich habe erwartet, dass von ihm etwas kommt. Aber es kam von beiden Seiten nichts. So haben wir uns viele Minuten lang schweigend gegenüber gesessen. Wir haben uns in die Augen geschaut, und keiner von uns hat einen Weg gefunden, wie er auf den anderen zugehen kann. Wir waren hilflos. Bis meine Frau aus der Küche kam und sagte, wenn ihr euch nichts zu sagen habt, dann kann dein Vater ja gehen. Ich habe ihr Recht gegeben, und dann ging er." Die Familie Boom zog in den Westen. Das Paar wurde 1993 geschieden.

Pierre Boom lebte lange als allein erziehender Vater mit seinem älteren Sohn. Christel Guillaume, seine Mutter, ist 76 und lebt in Berlin. Durch die Verhaftung, sagt ihr Sohn, wurde diese kleine Familie auseinander gerissen, und sie hat nie wieder zusammengefunden. Ein Hauch von Bedauern liegt in dem Satz. Es stellt sich noch eine Frage. Haben Sie sich jemals als Opfer Ihrer Eltern empfunden? Pierre Boom schweigt lange. Er muss überlegen. "Opfer der Eltern zu sagen, das fällt mir schwer. Opfer der Umstände war ich vielleicht, die durch meine Eltern ausgelöst wurden."

 

 


 

 

 

Spiel mir das Lied vom Tod

Darsteller: Henry Fonda, Claudia Cardinale

Regie: Sergio Leone

Buch: Dario Argento Bernardo Bertolucci

Musik: Ennio Morricone

Produktion: 1968

 

Rezensionen

Aus der Amazon.de-Redaktion

Das Genre des Italo-Westerns erreichte durch Sergio Leones großartig mythischen Film Spiel mir das Lied vom Tod seinen Höhepunkt. Nach einer Reihe internationaler Film-Hits mit Clint Eastwood in den Hauptrollen, übertraf sich der Regisseur mit dieser spektakulären, überlebensgroßen Pferde-Oper über die Eroberung des amerikanischen Westens selbst.

Die unheilige Dreifaltigkeit des italienischen Kinos -- Leone, Bernardo Bertolucci und Dario Argento -- brütete die Geschichte einer Frau (Claudia Cardinale) aus, die sich in der Hoffnung, dass die transkontinentale Eisenbahn sie erreicht, bevor es ein böser Killer mit stählernem Blick (Henry Fonda) tut, an ihren Grundbesitz klammert. Derweil filmt Leone die Gesichter seiner Stars, als wären sie ausgedehnte Western-Landschaften, und ihre aufragenden Körper, als wären sie die Felsformationen in John Fords Monument Valley. --Jim Emerson

 

Kurzbeschreibung

"Der skrupellose Eisenbahnunternehmer Morton (Gabriele Ferzetti) versucht mit Hilfe eines eiskalten Killers (Henry Fonda) den Kampf um Macht und Geld für sich zu entscheiden. Jill (Claudia Cardinale) erbt das Grundstück ihres ermordeten Mannes. Dieses Grundstück versucht Morton als wichtigen Eisenbahnstützpunkt in die Hand zu bekommen. Ein "Fremder Mann" ersteigert das Stück Land und gibt es Jill zurück. Außer sich vor Wut fordert der Killer Frank den "Fremden"...

 

 

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Kommentar Väternotruf:

So ganz neben bei beinhaltet der Film eine Liebeserklärung eines Sohnes an seinen Vater. Der Sohn wird dazu missbraucht den eigenen Vater zu töten. Als der Sohn erwachsen geworden ist, beschließt er den Mann zu finden, der dies zu verantworten hat und ihn seine Tat sühnen zu lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 


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