Waldorflehrer


 

 

 

 

"Rudolf Steiner in Berlin"

Markus Beauchamp, Nicole Glocke und Andreas Lichte

in: "Novo", Mai - Juni 2007, S. 56

 

 

Auszug:

"Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Berlin und hält Vorträge. Das `Seminar für Waldorfpädagogik Berlin` hat ihm dazu die Räume und die Stimmen gegeben. Mit tausend Zungen verkünden die Dozenten des Waldorf-Seminars die Botschaften ihres `Menschheitsführers`, die sie aus der geistigen Welt empfangen, bzw. aus der 370-bändigen Steiner-Gesamtausgabe. Das Publikum besteht aus angehenden Waldorf-Lehrern, in der Hauptsache verbogene Menschen, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben.. Wenn aber eine den geliebten Arbeitsplatz nicht erhalten kann, Hartz-IV-Empfängerin ist, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Pädagogik herumzuschludern.

...

... das sagt Kurt Tucholsky, aus dessen Bericht `Rudolf Steiner in Paris` die einleitenden Absätze fast wörtlich übernommen sind."

 

 

Wir berichteten der Berliner Schulaufsicht über die dortige Steiner-Heiligenverehrung, über die dort vorgenommene ideologische Schulung über eine durch und durch esoterische `Ausbildung", die dem Berliner Schulgesetz Hohn spricht. ...

Wir teilten der Berliner Schulaufsicht übereinstimmend mit, dass am `Seminar für Waldorfpädagogik Berlin` eine `wissenschaftliche Ausbildung`, wie sie das Gesetz fordert, nicht stattfindet. Die Antwort des Leiters der Berliner Schulaufsicht, Landeschulrat Hans-Jürgen Pokall: `Wie Sie wissen, ist die Bundesrepublik Deutschland an Schulen in freier Trägerschaft sehr interessiert, nicht nur wegen des Artikels 7 Grundgesetz, sondern vor allem, weil unsere Gesellschaft davon lebt, dass möglichst viele sich auch und gerade im Bildungsbereich mit eigenen Ideen und Initiativen beteiligen ... Es ergibt sich aus unserer Sicht keine Notwendigkeit einer besonderen staatlichen Aufsichtspflicht."

 

 

 

 


 

 

"Inkarnieren zum Klavier.

Nicole Glocke über ihre Erfahrungen am Seminar für Waldorfpädagogik in Berlin"

in: "Novo", Mai - Juni 2007, S. 57-59

 

"... ich bin während meiner Zeit im Waldorfseminar ein schlechterer Mensch geworden, weil ich mich vier Monate widerspruchslos und freiwillig einem Gewissens- und Denkzwang unterworfen und meine innere Freiheit aufgegeben habe."

 

 

 


 

 

 

 

Der öffentliche Streit um Leoni

Montag erscheint ein 224-Seiten-Roman aus der Sicht von Michael Klubschewsky

VON JENS REICHENBACH

 

Bielefeld. Erbittert kämpften Michael Klubschewsky und Tanja Müller aus Brackwede nach ihrer Trennung um das Sorgerecht für ihre gemeinsame Tochter Leoni. Er verlor den Streit und tauchte aus Verzweiflung am 30. Juni 2007 mit seiner eigenen Tochter für 64 Tagen unter (die NW berichtete mehrfach). Am Montag erscheint der Tatsachenroman "Nicht ohne Leoni" von Heiger Ostertag, nach Aufzeichnungen und Erinnerungen von Kindesentzieher Michael Klubschewsky.

"Leoni hatte noch nie so viel Spaß wie in diesen Wochen", sagte Michael Klubschewsky nach seiner Verhaftung. Schon während des Gerichtsverfahrens hatte er ein Buch angekündigt - mit allen Details. Seine Tochter Leoni hatte er zu diesem Zeitpunkt schon längst deutschlandweit und über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. Nach einer Polizeifahndung mit Hilfe der TV-Sendung "Aktenzeichen XY" war der 40-jährige Klubschewsky im österreichischen Örtchen Rust am See mit Leoni entdeckt und festgenommen worden. Im November 2007 wurde er wegen Kindesentziehung zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Autor und Historiker Heiger Ostertag hatte bereits über Freunde von dem ungewöhnlichen Fall gehört, als der kleine Stuttgarter SWB-Verlag an ihn herantrat: "Der Verleger hat sich auf Menschen mit einer eigenwilligen Biographie spezialisiert und mich gefragt, ob mich der Fall Leoni interessieren würde", erzählt der 55-Jährige, der mit seinem Roman auf die Ungleichbehandlung der Männer in Sorgerechtsfragen hinweisen will. Alle Entscheidungen in diesem Familienstreit seien von Frauen getroffen worden: beim Jugendamt, bei der Polizei, bei Gericht. Das Interesse des Vaters sei stets ignoriert worden.

"Ich wollte das Skript, das Herr Klubschewsky in der Untersuchungshaft damals angefertigt hatte, als Grundlage für einen realistischen aber freien Millieu-Roman verwenden", sagt Ostertag. Mehrfach trafen sich der Autor und Klubschewsky, der inzwischen nach Minden gezogen ist. Sie sprachen über die Ereignisse im Sommer 2007, tauschten sich telefonisch oder per Email aus. "Herr Klubschewsky ist kein Unschuldslamm - das sagt er selbst -, aber er hat mir auch Fakten vorgelegt, die zuvor nicht gehört oder als taktische Lügen abgetan wurden." Tanja Müllers schwere Kindheit, ihre Alkoholprobleme, ihre reale soziale Verwahrlosung, das seien Fakten. "Die Chancen eines Vaters", so Ostertag im Vorwort des Romans, "vor allem eines nicht-ehelichen, das Sorgerecht für sein Kind zu bekommen oder dieses Recht zu teilen, sind nach wie vor schlecht."

Ostertag will trotzdem nicht behaupten, dass in diesem Streit nur einer Recht hat. "Herr Klubschewsky hat in seiner Lebensplanung auch viele Fehler gemacht." Mit Tanja Müller habe er trotzdem nie geredet. "Ich habe mit Müttern gesprochen, die ein ähnliches Schicksal hatten. An Tanja Müller war kein Rankommen." Die 32-jährige Brackwederin ist über Ostertags Aussage erstaunt: "Der Autor hat mich nie angesprochen. Ich wusste nur, dass Leonis Vater ein Buch angekündigt hat."

Müllers Rechtsanwalt Ulrich Laux erwartet die Veröffentlichung des Buches mit großem Interesse. "Wir hatten den Verlag angeschrieben; ihm angeboten, im Vorwege schwierige Passagen juristisch zu prüfen." Der Verlag habe daraufhin lediglich erklärt, einen fiktiven Milieu-Roman zu veröffentlichen - eine Vorabversion habe er nicht erhalten. Laux zweifelt an dieser Fiktion, auch wenn die Protagonisten scheinbar anders dargestellt würden. "Allein die Pressetexte des Verlages beziehen sich konkret auf den Fall, nennen Namen und Hintergründe. Die Bielefelder kennen diese Zusammenhänge." Der Verlag müsse daher mit einstweiligen Verfügungen rechnen, sollten sich in dem Roman Sachverhalte ergeben, die seine Mandantin oder ihre Tochter konkret betreffen. Geschwärzte Passagen wären die Folge.

Im Roman heißt Leonis Vater zwar Klaus Gruschki und seine Mutter Michaela. Aber Ostertag schreibt in seinem Vorwort: "In den Kernaussagen und im Handlungsgrundgerüst folgt der Roman anhand vorliegender Dokumente einer mitunter sehr bedrückenden Wirklichkeit."

 

Michael Klubschewsky hat zu "Nicht ohne Leoni" ein Nachwort verfasst. Dort betont er, den Kampf um Leoni auch künftig nicht aufzugeben, "denn meine Tochter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben". Mehrfach betonte er, dass seine Tochter eines Tages das Buch lesen und vieles verstehen werde. Vielleicht versteht sie dann auch, warum sie schon berühmt war, bevor sie überhaupt sprechen konnte.

"Nicht ohne Leoni" von Heiger Ostertag erscheint am Montag, 3. November, im SWB-Verlag im Buchhandel.

Neue Westfälische Bielefeld, 1.11.2008

 

http://www.heigerostertag.de/index.php?page=70

 

 

 

Dr. Heiger Ostertag

70567 Stuttgart

E-Mail: heigerostertag@yahoo.de

Internet: www.heigerostertag.de

 

Dr. Heiger Ostertag, Sachbuchautor, Historiker und eine Zeitlang Waldorflehrer

 

 


 

 

 

Pausenbrot unter Polizeischutz

Für viele Schüler und Eltern herrschte an der Novalis-Schule in Köpenick eine Atmosphäre der Angst und Demütigung. 15 neue Lehrer wurden jetzt eingestellt. Der Senat prüft derweil die Schulzulassung

VON MARINA MAI

Unter Polizeischutz wurde gestern nach einer neuntägigen Zwangspause der Unterricht an der privaten Novalis-Schule in Köpenick fortgesetzt. Fünf alte und fünfzehn neu eingestellte Lehrer sollen ab sofort regelmäßigen Unterricht auf der Grundlage der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners garantieren. "Jetzt hat endlich Demokratie eine Chance in der Schule", freut sich Horst von Dabrowski vom Elternverein.

 

 

Zum Unterrichtsausfall war es gekommen, weil der Elternverein als Schulträger dem Lehrerverein den Vertrag gekündigt und allen Lehrern Hausverbot erteilt hatte. Der von den Eltern erhobene Vorwurf, über die Verwendung von Geldern sei keine Rechenschaft gegeben worden, ist nur eine Facette eines seit Monaten schwelenden Konflikts. In der Kritik stand die pädagogische Arbeit. Horst von Dabrowski vom Elternverein sagte gegenüber der taz, dass Tilmann Wacker, einer der Lehrer, der Hausverbot erhielt, die Schule "wie ein Guru eine Sekte" geführt habe. Wacker unterrichtete Religion und fungierte als "Mentor der Lehrer". "Es herrschte ein autoritäres Klima, in dem über Monate keine Kritik zugelassen und angenommen wurde." Hospitieren durften die Eltern nicht.

Ähnlich beschreibt es Petra Hübinger, Mutter einer ehemaligen Schülerin. "Auf der Jugendweihefeier der Schule hat ein Lehrer in völliger innerer Einkehr religiöse Kulte vor der Jungfrau Maria zelebriert. So etwas habe ich noch nie erlebt. Da habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob ich hier in einer Sekte bin."

Laut Eigenwerbung stand die Novalis-Schule für eine anthroposophische Pädagogik und für viele musische Angebote. Die Schüler haben gemeinsam musiziert und Theater gespielt. Das war in Friedrichshagen, einem gutbürgerlichen Stadtteil im äußersten Südosten Berlins, für viele Eltern attraktiv.

Von der Arbeitsgemeinschaft der Waldorf-Schulen ist die Schule nicht anerkannt. Die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen, nach einem gemeinsamen Gebet. "Die Schüler wurden gezwungen, ihr Essen aufzuessen", erzählt André Wilde, Vater eines Drittklässlers. Während des Essens durfte nicht gesprochen werden, so Wilde. Weil sein Sohn dagegen verstoßen hatte, hatte er in der Garderobe weiteressen müssen - ohne Tisch.

Und laut Horst von Dabrowski vom Elternverein hätten die Lehrer sogar den Belag der Pausenbrote kontrolliert. "Nutella durfte nicht sein, wegen des Zuckers." Nicht alle Eltern sehen diese Restriktionen allerdings kritisch. Frank Kutsche, Vater von drei Schülern, war mit der pädagogischen Ausrichtung zufrieden und verteidigt etwa das Schweigegebot während des Essens. "Das gehört einfach zur anthroposophischen Ausrichtung der Schule."

Kritisiert werden auch die Lerninhalte. "Über Monate", so die ehemalige Schülerin Pauline Hübinger, sei sie nur lückenhaft in Physik, Chemie und Englisch unterrichtet worden, weil die Lehrer gefehlt hätten. Der Russischunterricht habe sie nicht befähigt, die Sprache richtig zu sprechen. "Als die staatliche Schulaufsicht eine Russischstunde kontrollierte, hat der Lehrer diese Stunde vorher genau mit uns durchgespielt. Es wurde abgesprochen, wer sich wann meldet." Seit September lernt die Zehntklässlerin an einer staatlichen Realschule und hat Schwierigkeiten, das Versäumte nachzuholen. Auch André Wildes Sohn geht seit einer Woche auf eine staatliche Schule. "Die Zeit ist zu kurz, um einzuschätzen, wie seine Leistungsrückstände sind. An der Novalis-Schule lernte er hauptsächlich Malen, Basteln und Stricken und hat Angst und persönliche Demütigungen erlebt", so der Vater.

Tilmann Wacker, der sich selbst "Religionslehrer und Berater der Schule" nennt, weist die Vorwürfe zurück oder relativiert sie. "Der Sektenvorwurf ist eine Verleumdung", sagt er. Lehrermangel hätte es zu keinem Zeitpunkt gegeben, wohl aber eine große Fluktuation, "weil viele Lehrer mit der anthroposophischen Ausrichtung nicht klarkamen". Das Essen sollte zwar aufgegessen werden, von Zwang will er aber nicht sprechen. Hospitieren von Eltern hätte die Schule ungern gesehen, "weil das den Unterricht stört". Aber es wurde auch einzelnen Anträgen stattgegeben." Von der inszenierten Russischstunde wisse er ebenso wenig wie vom Sprechverbot während der Mahlzeiten.

Er selbst gibt die Schuld an der Krise der Schule dem Elternverein. "Über Jahre haben der Verein der Eltern und der der Lehrer als Partner miteinander gearbeitet. Dann hat sich innerhalb des Vereins ein Minderheitenregime durchgesetzt, das die Lehrer kontrollieren wollte, statt mit ihnen zu kooperieren."

Jetzt wird sich die Privatschule häufigen Kontrollen der staatlichen Schulaufsicht stellen müssen. "Wir prüfen noch, ob der Unterricht den Voraussetzungen nach dem Schulgesetz entspricht", sagte Bärbel Schubert von der Senatsschulverwaltung. Von ihrer Behörde erhalte die Novalis-Schule auch staatliche Zuschüsse. In einem Schreiben wurde die Schule mit Frist bis zum kommenden Sonntag aufgefordert, Fakten über Schülerzahlen, gegebene Stunden und Anzahl der Lehrer zu nennen. Vertreter der Behörden würden den Unterricht in den nächsten Wochen besuchen.

taz Berlin lokal vom 20.3.2007, S. 24, 173 Z. (TAZ-Bericht), MARINA MAI

 

 

http://www.taz.de/pt/2007/03/20/a0209.1/text.ges,1

 

 

 


 

 

Tief erschüttert mussten wir den tragischen Tod unseres lieben Kollegen

Joe Ritzkowsky

zur Kenntnis nehmen.

Seit August 2000 war er Musik- und zuletzt auch Geschichtslehrer an unserer Schule.

Wir erlebten und schätzten seine unermüdliche und fruchtbare Tätigkeit für das Musikleben der Schule.

Für sein einsatzfreudiges Engagement bei der Entwicklung der Schulgestalt im Großen wie im Kleinen, das weit über das Pflichtgemäße hinausging, sind wir ihm sehr dankbar. Seine Impulse werden uns auch zukünftig begleiten.

Das Kollegium der Freien Waldorfschule Berlin-Mitte

 

 

 

Kleines Porträt in Worten vom Lehrer Joe Ritzkowsky

Musik als Universale

.........was es mit sich bringt, ein Instrument zu erlernen?

Allein diese Frage löste bei unserem jungen Musiklehrer Joe Ritzkowsky eine sprudelnde Quelle von begeisterten Antworten aus. Für ihn war die Musik so etwas wie das universelle Instrument, das sich nicht darin erschöpft, ein Großteil unserer Sinne zu entzücken, für ihn war sie Geburtshelfer vieler Fähigkeiten.

In einem Artikel für die Schulzeitung schrieb er: „Die musikalische Betätigung am Instrument erfordert die ständige Verbindung von gedanklich-intellektuellen und technischen Aspekten mit einer empfindenden Durchdringung und Gestaltung des Werkes.“ Anders ausgedrückt: Fühlen, Denken und Wollen wirken zusammen, um der Idee eines Werkes gerecht zu werden.

Ob afrikanische oder lateinamerikanische Rhythmen, ob klassische oder neuere Musik, ob Trommel, Blasinstrument oder sein eigenes Instrument, das Klavier, - auch die Vielfalt der Kulturen in der Musik erleben zu können, war ihm für die Schüler wichtig

Gradlinig, korrekt und mit großen Einsatz widmete er sich auch den vielen weiteren Aufgaben an der Schule: Ob Klassenbetreuer einer 9.Klasse, als Fachlehrer, Chor- u, Orchesterleiter, ob im Vorstand des Schulvereins oder als Mitgründer der Freien Musikschule Berlin-Mitte, Joe Ritzkowsky hat seine volle Kraft in die Schule investiert.

„Dass wir in Zukunft eine Sinfonie aufführen werden. Das ist eigentlich mein Ziel,“ sagte er vor zwei Jahren.

Auch wenn uns mit ihm dieses Ziel zu erreichen nicht mehr vergönnt war, auf dem Weg dorthin hat er viel erreicht.

 

Joe Ritzkowsky wurde am 6.Mai 1971 in Berlin geboren

Abitur, Studium an der Hochschule der Künste

und der Technischen Universität Berlin

Klavier, Klarinette, Gesang

Musiklehrer, Chor- und Orchesterleiter

 

http://www.waldorf.net/joe_ritzkowski.htm

 

 


 

 

 

2004 VON MUND ZU OHR:

RADIO ANTHROPOSOPHIE

Sonntag, Oktober 10, 2004

Waldorf, Sexuelle Perversion und Verbrechen.

Das Opfer des Kannibalenmords von Neukölln war Lehrer an der Freien Waldorfschule Berlin Mitte.

Die Berliner Morgenpost veröffentlichte dazu am Freitag den Artikel 'Das dunkle Geheimnis des Waldorf-Lehrers' von D. Banse, C. Beckmann und Nicole Dolif: 'Zur Monatsfeier 1999 schrieb Joe R. beispielsweise ein Stück für das Oberstufenorchester mit den Namen "Sinfonische Phantasie". In einem Beitrag schrieb er dazu, daß er mit dem Werk die vielen verschiedenen Fähigkeiten seiner Schüler fördern und miteinander habe verbinden wollen. Seine Schüler schrieben, daß es das beste Stück gewesen sei, was sie je gespielt hätten.'

Neben "Sinfonischen Phantasien" interessierte sich der - bereits in einer homosexuellen Beziehung lebende - Joe R. (33) aber auch für sadomasochistische Praktiken. So traf er über eine Kontaktanzeige im Internet auf den arbeitslosen Anstreicher Ralf M. (41), der bei seinen Anzeigen und Chats Begriffe wie "Metzger" und "Festtagsbraten" verwendete.

Die BZ Berlin veröffentlichte zum Thema den Artikel 'Wie kam er in die Hölle des Kannibalen?': 'Die andere, verborgene Welt von Joe R.: Den nach außen hin so zart besaiteten Musiklehrer trieben wilde Sex-Phantasien. So lernte er im Internet seinen Schlächter kennen. Drei Mal trafen sich der Kannibale und sein Opfer in der Maisonette-Eigentumswohnung in der Kopfstraße. Bei der letzten Verabredung erstach Ralf M. in sexueller Ekstase den Lehrer mit einem Schraubenzieher. [...] "In der Wohnung sah es aus, wie auf einem Schlachthof", so ein Ermittler.'

Die Berliner Zeitung (Artikel von Lutz Schnedelbach und Katrin Bischoff) ergänzt hierzu: 'Der Oberkörper des Toten war ausgeweidet. Joe R. war bei den Sexspielen, die nach Angaben von Ralf M. im beiderseitigen Einvernehmen stattgefunden hatten, mit einem Schraubendreher erstochen worden.'

Eine Sammlung von Artikeln zum Thema finden Sie hier. (Foto von Joe R.: BZ Berlin, Hannes Ravic)

 

 

 

http://www.radio-anthroposophie.de/2004/10/das-kannibalenopfer-von-neuklln-war.htm

 

 

 


 

 

 

Datum: 09.10.2004

Ressort: Lokales

Autor: Lutz Schnedelbach, Katrin Bischoff

Seite: 24

 

ERMITTLUNGEN

"Mann für Festbraten gesucht"

Nach dem Sex-Mord in Neukölln hat die Polizei jetzt den Computer des mutmaßlichen Mörders Ralf M. sichergestellt. Die Festplatte werde nun im Landeskriminalamt analysiert. Man werde auch - wenn nötig - die Hilfe von Spezialisten aus dem Bundeskriminalamt in Anspruch nehmen, hieß es am Freitag aus der Behörde. Ralf M. hatte am Dienstag bei der Polizei gestanden, 24 Stunden zuvor in seiner Wohnung in der Kopfstraße seinen Liebhaber Joe R. getötet zu haben. Anschließend führte der arbeitslose Maler die Beamten in seine Wohnung. Dort entdeckten Polizisten die ausgeweidete Leiche von Joe R. Die inneren Organe hatte Ralf M. im Kühlschrank deponiert.

Der Lehrer Joe R. war offenbar bei sadomasochistischen Sexspielen mit einem Schraubendreher erstochen worden. Ermittler gehen davon aus, dass dies kein Unfall war. Daher sei auch Haftbefehl wegen heimtückischen Mordes zur Befriedigung des Geschlechtstriebes erlassen worden, hieß es. Zudem schließe man nicht mehr aus, dass Ralf M. die Tat nach dem Vorbild des Rotenburger Kannibalen-Falles begangen, sich aber letztlich davor geekelt hat, von den inneren Organen seines getöteten Liebhabers zu essen. In Rotenburg an der Fulda hatte am 10. März 2001 der 42-jährige Armin Meiwes einen Tempelhofer Elektrotechnik-Ingenieur geschlachtet und gegessen. Opfer und Täter hatten sich in einem Kannibalen-Chat kennen gelernt.

Auch Ralf M. hatte sein späteres Opfer im Internet "getroffen". Polizisten berichten, dass Ralf M. unter dem Pseudonym "Metzger30" in dem Chatroom nach einem Mann suchte, der sich "als Festbraten zur Verfügung stellt". Joe R. antwortete ihm per Mail. Bei ihrem dritten Treffen in der Wohnung von Ralf M. musste der Lehrer sterben.

Das Kollegium der Waldorfschule in Mitte - dort war Joe R. seit dem Jahr 2000 Lehrer für Musik und Geschichte - reagierte erschüttert auf den Tod ihres Kollegen. "Wir erlebten und schätzten seine unermüdliche und fruchtbare Tätigkeit für das Musikleben der Schule", hieß es am Freitag.

------------------------------ Foto: Der getötete Musiklehrer Joe R. - so kannten ihn seine Schüler und Kollegen.

 

09.10.2004

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/1009/lokales/0283/

 

 

 

 


 

 

Datum: 08.10.2004

Ressort: Lokales

Autor: Lutz Schnedelbach, Katrin Bischoff

Seite: 18

 

Nach Sex-Mord: Täter muss zum Psychiater

Staatsanwaltschaft will Schuldfähigkeit untersuchen lassen

Gegen den 41-jährigen Ralf M. aus Neukölln, der seinen Liebhaber beim Sexspiel getötet und zerstückelt haben soll, ermittelt die Polizei nun wegen "heimtückischen Mordes zur Befriedigung des Geschlechtstriebes". Der Mann werde demnächst einem Psychiater vorgestellt, der die Schuldfähigkeit des Tatverdächtigen untersuchen soll, teilte Justizsprecher Frank Thiel am Donnerstag mit.

Der arbeitslose Anstreicher hatte sich am Dienstagabend bei der Polizeiwache an der Rollbergstraße gemeldet und gestanden, seinen Liebhaber tags zuvor bei sadomasochistischen Praktiken getötet zu haben. Er selbst führte die Beamten zu seiner Wohnung in der Neuköllner Kopfstraße. Dort fand die Polizei die teilweise zerstückelte Leiche des 33-jährigen Joe R. aus Friedenau. Der Oberkörper des Toten war ausgeweidet. Joe R. war bei den Sexspielen, die nach Angaben von Ralf M. im beiderseitigen Einvernehmen stattgefunden hatten, mit einem Schraubendreher erstochen worden.

Keine Hinweise auf weitere Opfer

Die Ermittler gehen davon aus, dass bei der Tat durchaus auch kannibalistische Fantasien bei Ralf M. eine Rolle gespielt haben könnten. Dies werde aus dem Geständnis des Mannes und dem Tatortbefund deutlich, hieß es. "Es gibt allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass der 41-Jährige tatsächlich vom Fleisch seines Opfers gegessen hat", sagte Justizsprecher Thiel. Es sei auch nicht wahrscheinlich, dass Joe R. noch lebte, als sein Körper verstümmelt wurde. Hinweise auf weitere Opfer haben Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit nicht.

Opfer und Täter hatten sich im Internet in einem Homosexuellen-Chat kennen gelernt und verabredet. Am Montag trafen sie sich bereits zum dritten Mal in der Wohnung von Ralf M., der von den Nachbarn als äußerst zurückhaltend und freundlich beschrieben wird. Der Mann habe selten seine Wohnung verlassen, lebte nur mit einer Katze zusammen, hieß es. Von Besuchen wusste kein Nachbar zu berichten.

Das 33-jährige Opfer Joe R. hatte als Musiklehrer in einer Waldorfschule in Mitte gearbeitet. Er war der Sohn eines Obdachlosenpfarrers aus Kreuzberg, der 2003 an einer schweren Krankheit gestorben war. Unklar ist, ob Joe R. bei den sadomasochistischen Praktiken unter Drogen - so genannten Poppers - gestanden hatte. Die Psychodrogen werden besonders in der Homosexuellen-Szene angewandt. Sie mindern bei gewissen Praktiken den Schmerz. In der Szene heißen diese Poppers "Flüssiges Gold", "Rave" "Amyl", "Snappers" und "Rush".

...

 

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/1008/lokales/0038/

 

 

 

 


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