Willy Brandt

Herbert Ernst Karl Frahm


 

 

 

 

"Demokratie darf nicht so weit gehen, dass in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist." 

(angeblich von Willy Brandt)

 

 

Wenn Willy Brandt heute ein Kind wäre, hätte er immerhin schon ein Umgangsrecht mit seinem Vater und dieser umgekehrt mit ihm. Wenn der Vater von Willy Brand 1913 ein gesetzliches Umgangsrecht mit seinem Sohn in Anspruch hätte nehmen wollen, dann hätte er bis 1998 warten müssen, da wäre Willy Brandt schon 85 Jahre alt gewesen und sein Vater vermutlich so um die 110 Jahre. Na ja, in Deutschland dauert manches eben sehr lange.

Wenn der Vater von Willy Brandt heute das Sorgerecht für seinen Sohn ausüben wollte, dann müsste er die Mutter um Erlaubnis fragen und wenn die nicht zustimmt, dann würde er wissen, wie man 89 Jahre nach der Geburt Willy Brandts, im Jahr 2002 in Deutschland nichtverheiratete Väter mit Billigung von SPD-Ministerinnen behandelt - als Menschen zweiter Klasse. Armes Deutschland.

 

 

"Willy Brandt kam als Herbert Ernst Karl Frahm am 18. Dezember 1913 in Lübeck zur Welt. Lübeck war eine traditionsbewußte Hansestadt, deren Bürger über Jahrhunderte weltweite Handelsbeziehungen geknüpft und es so zu Wohlstand gebracht hatten. Thomas Mann setzte ihrem gelassenen Selbstbewußtsein in seinen ´Buddenbrooks´ ein bleibendes Denkmal. Ausgezeichnete Schulen und ein reges kulturelles Angebot waren eine Selbstverständlichkeit für Lübeck, und der junge Brandt wurde durch beides später stark geprägt. Wie in allen Städten gab es allerdings auch in Lübeck eine ökonomisch schwache Arbeiterklasse mit eigener Kultur und ausgeprägten Traditionen. Bürger- und Arbeiterschicht hatten kaum Berührungspunkte.

Brandt war der illegitime Sohn einer neunzehnjährigen Verkäuferin im Konsumverein. Durch seine Herkunft gehörte er somit zum ´anderen´, dem armen Deutschland. Seine Mutter lebte in einer winzigen Einzimmerwohnung, und da sie weiter arbeiten mußte, blieb der Sohn oft in der Obhut von einer Nachbarin oder beschäftigte sich allein. Brandt erinnerte sich an viele einsame Stunden ohne Spielkameraden. Als er fünf Jahre alt war, kam sein Großvater aus dem Ersten Weltkrieg zurück - er roch nach Schweiß, nassem Leder, Puder und Öl, wie sich Brandt noch später erinnerte. Das faszinierte den bisher nur von Frauen umgebenen Jungen. Er entwickelte eine starke Anhänglichkeit an diesen Mann, von dem sich später herausstellte, daß er noch nicht einmal Brandts richtiger Großvater war. Als der Witwer 1919 wieder heiratete, zeigte Brandt heftige und unversöhnliche Eifersucht. Gleichwohl lebte er weiter bei ihnen. Seine Mutter, eine lebensfreudige junge Frau, kümmerte sich nicht sonderlich um ihr Kind. Er sah sie vielleicht zweimal in der Woche. Doch zeigen ihn Bilder aus seiner frühen Kindheit in hübschen Uniformen oder im Matrosenanzug.

Brandt war ein hochintelligenter Junge, der leidenschaftlich gern las und mit der kleinen Büchersammlung seines Großvaters aufwuchs. In ihr befanden sich die Standardwerke der aufstrebenden, bildungs-beflissenen Arbeiter der damaligen Zeit wie die Werke von Karl Marx oder auch Bebels ´Frauen und Sexualität´. Der Großvater hatte auf seine Art Karriere gemacht. Vom Leibeigenen auf einem Gut in Mecklenburg stahl er sich nach Lübeck davon und arbeitete sich dort vom Fabrikarbeiter zum Lastwagenfahrer empor. Auch Brandts Mutter bemühte sich, Hochdeutsch zu sprechen. Sie las viel - Bücher ließen sich leicht aus der Konsumbücherei besorgen - , war auch aktives Mitglied einer Laienschauspielgruppe und hatte ein Abonnement für die Volksbühne, an der die großen Klassiker aufgeführt wurden. Sie konnte ganze Passagen aus Schillers Werken auswendig. Brandt wuchs somit in einer Atmosphäre auf, in der Lernen und An-sich-Arbeiten Teil des Alltags waren.

Über seinen Vater wurde nie gesprochen. Erst nach dem Krieg wagte Brandt selber, Nachforschungen anzustellen. Er soll ein gewisser Jens Möller aus Hamburg gewesen sein, ein 1958 verstorbener Buchhalter. Er hatte nie Interesse an seinem Sohn gezeigt. Möller hing der Ruf eines begabten Eigenbrötlers an, der eigentlich hatte Lehrer werden wollen."

aus "Willy Brandt", S. 1-2, Barbara Marshall, 1993, ISBN 3-416-02436-2

 

 


 

 

 

Willy Brandt

Willy Brandt (* 18. Dezember 1913 in Lübeck als Herbert Ernst Karl Frahm; † 8. Oktober 1992 in Unkel) war von 1969 bis 1974 als Regierungschef einer sozialliberalen Koalition von SPD und FDP der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor hatte er von 1966 bis 1969 während der ersten Großen Koalition im Kabinett Kiesinger das Amt des Außenministers und Vizekanzlers ausgeübt. Bis zu seinem Eintritt in die Bundesregierung war er von 1957 an Regierender Bürgermeister von Berlin.

Von 1964 bis 1987 war Brandt SPD-Parteivorsitzender und von 1976 bis 1992 Präsident der Sozialistischen Internationale.

,,,

Willy Brandt wurde als Herbert Frahm am 18. Dezember 1913 in der Lübecker Vorstadt St. Lorenz-Süd geboren. Brandts Geburt war unehelich. Seine Mutter war die ihrerseits unehelich geborene[1] Martha Frahm, geb. Ewert (1894–1969), eine Verkäuferin im Lübecker Konsumverein. Brandts Vater war der Hamburger Lehrer John Heinrich Möller († 1958), der 1912 und 1913 vorübergehend an einer Realschule in Lübeck unterrichtete. Martha Frahm nannte den Namen des Kindsvaters nicht, als die Geburt ihres Sohnes Herbert beim Standesamt eingetragen wurde. Am 26. Februar 1914 ließ Martha Frahm ihren Sohn im Pastorat II der evangelischen Kirche St. Lorenz in Lübeck taufen; die Taufe in der Gemeindekirche wurde nichtehelich geborenen Kindern nicht zugestanden.

Brandt lernte seinen leiblichen Vater nie persönlich kennen, obwohl er seit 1947 dessen Identität kannte.[2] Zu seiner Mutter, die als überfordert beschrieben wird, hatte Brandt von Kindheit an ein distanziertes, unterkühltes Verhältnis. Rückblickend nannte er sie „die Frau, die meine Mutter war“.[3]

...

https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Brandt

 

 

Kommentar Väternotruf:

Die Verleugnung des Vaters hat bei der SPD Tradition. Eine Partei muttergebundener Möchtegernweltverbesserer und Salonrevoluzzer, die noch nicht einmal in der Lage sind, ihr eigenes desaströses Vaterbild zu verändern. Kein Wunder, dass in der BRD unter dieser Partei jahrzehntelang nichtverheiratete Väter und ihre Kinder auf das übelste diskriminiert wurden.

 

 

 


 

 

 

30.01.2005

Von Tissy Bruns

Das schwache Geschlecht: Väter

Frauen haben in den letzten Jahrzehnten neue Rollen erobert. Jetzt muss die Stellung der Männer in der Familie gestärkt werden

...

Demokratie darf nicht so weit gehen, dass in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist.“ Recht listig, dass der „Väteraufbruch für Kinder“ das Wort von Willy Brandt auf seine Homepage schreibt. Brandt wollte damit ja nur einigen überschäumenden Genossen sagen, dass Mehrheitsentscheidungen an den harten Tatsachen des Lebens nichts ändern können. Der Väteraufbruch meint es wörtlich. „Wer der Vater ist“, das ist zwar Tatsache. Aber im wirklichen Leben wird dann und wann durchaus „in der Familie darüber abgestimmt“. Von Müttern, die falsche Väter nennen und richtige verschweigen können. Bisher gilt: Staat und Rechtsnormen können nicht eindeutig sein, wo das Leben selbst Geheimnisse schafft. Deshalb ist Vaterschaft im Bürgerlichen Gesetzbuch Gegenstand ellenlanger Wenn-dann-Definitionen. Für den biologischen Vater interessiert es sich eigentlich nicht, es will einen sozialen dingfest machen. Bei ehelich geborenen Kindern gilt automatisch der Ehemann als Vater. Der nicht-eheliche kann rechtlicher Vater nur werden, wenn die Mutter zustimmt. Die rechtliche Anerkennung einer biologischen Vaterschaft gegen eine Mutter ist nahezu aussichtslos. Rechtliche Mutter eines Kindes ist hingegen schlicht die Frau, die es geboren hat.

http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/das-schwache-geschlecht-vaeter/581260.html

 

 

 


zurück