Väternotruf

Januar 2001


 

 

 

EIN VATER UM GEBOREN ZU WERDEN

Filmseminar mit Francesco Dragotto

 

Wir, die Mitglieder einer Arbeitsgruppe um Francesco Dragotto, laden ein zu einem Filmseminar zum Thema „Ein Vater um geboren zu werden“.

Dieses Filmseminar soll vorstellen und einführen in das Modell und die Arbeit von Francesco Dragot-to, der dieses Seminar leiten wird.

Zur Person Francesco Dragottos

Der italienische Psychologe Dr. F. Dragotto ist Mitbegründer und Leiter der Europäischen Schule für Orgonomie in Rom (Orgonomie ist die auf Wilhelm Reich zurückgehende Wissenschaft zur Erforschung des „Lebendigen“). Er arbeitet seit ca. 25 Jahren als Körpertherapeut in der Tradition des Reichschülers Ola Raknes.

Dragotto hat durch seine intensive Arbeit mit „schwangeren Paaren“ und seine vegetotherapeutische Begleitung von Geburten besondere Erfahrungen gemacht, die sein eigenes therapeutisches Arbeitsmodell geprägt haben. Er gehört heute zu den erfahrensten Körpertherapeuten Europas.

Seit vielen Jahren vermittelt er sein Konzept Ärzten, Hebammen, Lehrern und Psychologen in Italien, Spanien, Brasilien und Berlin.

In Rom arbeitet er an Gesetzesvorlagen mit, die u.a. der Verbesserung der frühkindlichen Situation dienen, wie z.B. der Einrichtung von Geburtshäusern und der Gewährung von bezahltem Urlaub für die Väter nach der Geburt des Kindes, so dass auch sie in dieser wichtigen Phase mit der Mutter und dem Kind zusammen sein können.

Das väterliche Prinzip

Die heute herrschenden Lebensumstände können beschrieben werden mit übertriebenem Individualismus des Einzelnen, Gewalttätigkeit, passiver Erwartungshaltung, Identitätsproblemen, der Sehnsucht, dass andere unsere Leere füllen könnten, der ständigen Suche nach etwas oder jemandem.

Nach Francesco Dragotto liegt eine wesentliche Ursache an diesen eingefahrenen ungünstigen Zustän-den an einer nicht ausreichend entwickelten, in jedem von uns (Frau und Mann) natürlicher Weise angelegten Kraft, die er „principio paterno“ – „das väterliche Prinzip“ nennt.

In unserer Gesellschaft ist der Vater seit Generationen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - während der Schwangerschaft sowie während und nach der Geburt physisch und insbesondere affektiv-emotional nicht anwesend bzw. sogar ausgeschlossen.

Dies hat zur Folge, dass die Mutter mit dem Kind mehr oder weniger allein gelassen ist und sie aus Gefühlen der Überforderung und des Alleinseins das in ihr heranwachsende Kind als Teil von sich selbst empfindet.

Diese unbewussten mütterlichen und väterlichen Einstellungen beeinflussen das heranwachsende Kind bereits während der Schwangerschaft im energetischen Feld und führen zu tiefen, biologischen Prägungen. Sie bestimmen seine weitere Entwicklung, werden vom Erwachsenen unbewusst weiter gelebt und manifestieren sich letztlich auch in gesellschaftlichen Strukturen. Beispielsweise ist die heute immer noch weit verbreitete allgemeine Geburtspraxis einerseits Folge dieser Erfahrungen und führt andererseits zu deren Verfestigung.

So wachsen wir alle mehr oder weniger heran mit dem Gefühl, „Teil von jemand anderem zu sein“, „nicht komplett zu sein“. Die daraus resultierenden symbiotischen Beziehungen sind gekennzeichnet durch Einstellungen wie „ich brauche Dich“, „Du bist mein Ein und Alles“, „ich bin ein Teil von Dir“ oder „ich brauche nichts und niemanden“, und den Ängsten, „übermannt“, „überfraut“ zu werden.

Wie bereits angedeutet, liegt nach den Erfahrungen Francesco Dragottos die wesentliche Ursache für diese Defizite im nicht ausreichend entwickelten „väterlichen Prinzip“, einer selbstregulierenden Kraft, die in jeder Person, d.h., Frau und Mann angelegt ist, also nichts spezifisch „männliches“ bedeutet.

Die Erfahrung dieses „väterlichen Prinzips“ in jeder Frau und jedem Mann führt dazu, dass sich jeder stärker als unabhängiges Individuum fühlt, das sich nicht durch die oben beschriebenen Beziehungsmuster definiert, sondern in der Lage ist, aus sich selbst heraus zu handeln.

Das heißt, jeder von uns ist aus einem mütterlichen und väterlichen Anteil entstanden und entwickelt sich zu einem neuen, völlig eigenständigen Individuum (mit eigener Identität), das vorübergehend in der Mutter (im Idealfall, mit ausgebildetem eigenem mütterlichem und väterlichem Prinzip) heranwächst und genährt wird, vom Vater (im Idealfall, mit ausgebildetem eigenem mütterlichem und väterlichem Prinzip) ebenfalls emotional und energetisch begleitet und „außerhalb des Uterus“ erwartet wird.

Die Filmreihe

Ein wirkliches Verständnis der oben beschriebenen Zusammenhänge kommt nicht nur durch intellek-tuelle sondern vor allem auch emotionale Beschäftigung zustande, was auf einfache und trotzdem intensive Weise über Filme vermittelt werden kann.

In der Reihe werden ausgewählte Spielfilme gezeigt. Sie verdeutlichen am Beispiel einzelner Menschen, familiärer Beziehungen und gesellschaftlicher Strukturen sinnlich erfahrbar und emotional berührend das beschriebene Prinzip.

Im Anschluss an jeden dieser Filme soll Raum sein für den Austausch von Gedanken und Gefühlen, die durch den Film ausgelöst worden sind.

Dies ermöglicht neue Einsichten, die dazu anregen, aus einem anderen Blickwinkel die eigenen Bezie-hungs- und Lebensmuster zu sehen und vielleicht notwendige Veränderungen - und erscheinen sie noch so klein - zu wagen.

Nächste Termine:

Samstag, 03. März 2001, 19.00 Uhr

Freitag, 06. April, 19.00 Uhr

Samstag, 19. Mai, 19.00 Uhr

Freitag, 29. Juni, 19.00 Uhr

Ort: Körpertherapiezentrum, Dürerstr. 5, 12203 Berlin

Preis: DM 30,- DM*

*Gruppe ab 5 Personen unter 25 Jahre: je 10,- DM Ermäßigung/Person

Weitere Information unter: Tel: 030 – 844 19824 (Susanne Stinshoff)

Tel: 030 – 292 31 94 (Wolfgang Runge)

Wenn möglich, bitte Rückmeldung, ob Du/Ihr kommst/t.

 

 

 


 

 

"Fiktives Einkommen im Unterhaltsrecht"

Dr. Hans-Ulrich Graba

Vorsitzender Richter am OLG München, Augsburg

in: "FamRZ", 1/2001, S. 1257-1265

 

Dr. Hans-Ulrich Graba ist Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht, Vorsitzender des 4. Zivilsenats (zugleich Familiensenat) des OLG München mit Sitz in Augsburg

 

 


 

 

 

GEO Magazin Nr. 01/01 - Väter - besser als ihr Ruf

Das neue Bild vom Vater

Familienforscher haben herausgefunden: Die Wichtigkeit der Mutter bei der Kindererziehung wird reichlich überschätzt. Ohne Väter ist kein Nachwuchs richtig fit fürs Leben

Ein Psychologenteam um Karin Grossmann und Heinz Kindler von der Universität Regensburg hat wissenschaftliche Aufzeichnungen ausgewertet, die den Umgang verschiedener Väter mit ihren Kindern über viele Jahre hinweg dokumentieren. Die bisherigen Erkenntnisse der Forscher: Die Feinfühligkeit des Vaters beim Spiel, etwa mit Zweijährigen, korreliert extrem stark und eindeutig mit dem Bindungsverhalten der Kinder noch im Alter von 16 und 22 Jahren. Je sensibler der Vater das Kleinkind behandelt, desto sicherer geht der junge Erwachsene mit emotionalen Bindungen um.

© Anna Neumann / laif

Mehr noch: Als Erwachsene reproduzieren die Kinder in ihren Beziehungen ziemlich genau jenes Verhalten, das die Väter ihnen gegenüber im Spiel gezeigt haben. Ist der Papa dem Kind gegenüber geduldig, aufmerksam und zugewandt, so sind es 22-Jährige ihren Partnern gegenüber auch; sie vertrauen ihnen mehr, sind offener, emotional erfüllter und wenden sich öfter an Mitmenschen um Hilfe und Zuspruch. Kinder von unsensiblen Vätern haben dagegen weit mehr Probleme in Partnerschaften, sind zugeknöpfter, misstrauischer. Und noch ein Ergebnis: Die Spiel-Feinfühligkeit der Mutter spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Die Suche nach der Wahrheit über das Wesen des Vaters ist schwer. Zu viele Vorurteile verstellen den Blick: vom angeblich abwesenden, faulen, säumigen, gewalttätigen Vater, vom Versager-Vater, vom Zerfall der Familie, vom Ende der Elternschaft...

Wie sieht sie nun also aus, die Wahrheit über Väter?

Die Biologie

Die Vater-Kind-Bindung ist seit Menschengedenken dort schwach, wo strikte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, hoher Überlebensdruck und/oder häufig Krieg herrschen. Und sie ist ausgeprägt, wo Frauen gleichermaßen zum Unterhalt der Familie beitragen wie Männer - etwa in Jäger- und Sammlergesellschaften. Entsprechend forciert die steigende weibliche Erwerbstätigkeit die zunehmende Väterbeteiligung im 21. Jahrhundert: Je mehr Frau arbeitet, desto stärker muss Mann ran.

Aber kann er das?, wird traditionell gefragt. Mangelt es ihm für die Kinderaufzucht nicht an biologischer Sensibilität, sind Mütter nicht von Natur aus besser darauf vorbereitet?

© Jonathan Blair / Corbis

Die hormonelle Achterbahnfahrt, die eine Frau während der Schwangerschaft durchmacht, galt lange Zeit gleichsam als biochemische Aufwärmphase für die ganz spezielle Mutter-Kind-Bindung. Seit kurzem aber weiß man, dass werdende Väter ganz ähnliche Hormonausschläge erleben, nur mit geringerer Amplitude. Auch ihr Hormonspiegel schwankt erheblich und folgt dabei ziemlich genau dem Muster der Schwangeren.

Verschiedene Studien zeigten zudem, dass bis zu 65 Prozent aller werdenden Erstväter deutliche Schwangerschaftssymptome erleben: Müdigkeit, Appetitschübe, Stimmungswechsel, Kopfschmerzen. Viele erfahren psychische Wechselbäder, fallen in Depression - was auch damit zusammenhängen mag, dass sich Männer während der Schwangerschaft mindestens ebenso große Zukunftssorgen machen wie Frauen.

Ist das Kind auf der Welt, knüpft im Normalfall der Vater zu ihm gleich starke emotionale Bindungen wie die Mutter und ist im Umgang mit ihm genauso kompetent. Ross Parke, ein führender Vaterforscher an der Universität von Kalifornien, hat Väter mit Neugeborenen eingehend in Laborsituationen und zu Hause beobachtet: Sie sprechen genauso viel mit ihren Babys, küssen sie genauso oft, spielen mit ihnen genauso lange wie Mütter. Nur lachen sie ihr Kind weniger häufig an - aber Frauen, das ist gut belegt, lachen ohnehin im gesamten Leben mehr als Männer.

Mehr noch und besonders ruinös für die Position der Biologisten: In Reaktion auf ein schreiendes Kind steigen sowohl bei Frauen wie bei Männern Herzschlag, Blutdruck und Hauttemperatur, während sie bei einem lächelnden Baby unverändert bleiben. Auch bei Parametern also, die noch am ehesten als "naturgegeben" gelten mögen, lassen sich keine Geschlechtsdifferenzen finden.

"Mit Ausnahme des Stillens gibt es keinerlei Hinweis, dass Frauen biologisch prädisponiert sind, die besseren Eltern zu sein", so das Fazit on Michael Lamb. "Nicht biologische Imperative, sondern soziale Konventionen erzeugen die traditionelle Teilung elterlicher Verantwortung."

Das spiegelt sich im Verhalten der Kinder. Sie betrachten Vater und Mutter als gleichrangig. Allerdings: Am Ende des ersten Lebensjahres, so hat man herausgefunden, protestieren Kinder bei Trennungen insgesamt weniger, wenn der Vater eine gute Beziehung zu ihnen pflegt - ein Hinweis darauf, wie wichtig Väter für das Weltvertrauen von Kindern sind.

Mit anderen Worten: Vater und Mutter verfügen über gleiche biologische Kompetenzen. Aber sie nutzen ihre Fähigkeiten auf unterschiedliche Weisen. Deshalb bewohnen sie im Universum der Kinder verschiedene Galaxien.

Wie sieht die des Vaters aus?

Die Papa-Galaxie

Väter verwenden einen wesentlich größeren Anteil ihrer Zeit aufs Spielen als Mütter - und erheblich weniger Zeit auf Hausarbeit. Daher die oft geäußerte weibliche Schelte: Väter picken sich mit den Kindern nur die Rosinen heraus. Doch die Ungerechtigkeit gegenüber der Frau ist ein Segen für das Kind. Weil Väter anders spielen. Überraschender, unvorhersehbarer, herausfordernder. Und das treibt das Kindeswohl entscheidend voran.

Väter setzen beim Spiel seltener Spielzeug ein und häufiger sich selbst. Anders als Mütter, deren Körper die Kinder während Schwangerschaft und Stillphase "nutzen", stellen Väter den ihren vor allem beim Herumtollen zur Verfügung. Und erzeugen so, wie Michael Yogman und Berry Brazelton in Laborversuchen analysierten, ganz andere Stimulationszyklen: rasantere, dramatischere, mit kühnerem Wechsel zwischen Ruhe und Aufregung.

Mütter reden mehr, sind didaktischer, folgen eher konventionellen Spielen (Hoppe-Hoppe-Reiter); Väter erfinden neue Spiele, sind anregender, anstrengender. In einer Untersuchung mit Zweieinhalbjährigen bevorzugten zwei Drittel den Vater als Spielkameraden. Möglicherweise spüren Kinder intuitiv, wie wichtig diese Art der Stimulation für ihr Fortkommen ist.

Aus all dem folgern Wissenschaftler, dass Väter und Mütter unterschiedliche Aspekte der kindlichen Entwicklung beeinflussen - und so einander gut ergänzen. Diverse Studien haben ergeben, dass Frauen vor allem die innere Gefühlswelt der Kinder regulieren, dass etwa ihr Umgang mit den negativen Emotionen des Kindes (Traurigkeit, Angst) hoch relevant für dessen zukünftiges Sozialverhalten ist. Männer steuern dagegen eher den "explorativen" Aspekt der Entwicklung, den "Weltbezug", also all das, was Kinder fit macht, mit den Anforderungen der Umwelt zurechtzukommen.

© Veit Mette / laif

Väter sind gewiefte Experten darin, eben diese Neugier und den Durchhaltewillen ihrer Kinder zu fördern. Sie ermutigen sie eher als Mütter, Ungewohntes auszuprobieren, muten ihnen mehr zu. Väter heben ein Kind wieder auf ein Fahrrad, nachdem es gestürzt ist; sie benutzen bei Kleinkindern längere Sätze, kompliziertere Worte und weniger rhythmische Satzmelodien (während sie mit Babys genauso "angepasst" und simpel sprechen wie Mütter). Sie lehren die Kleinen hartnäckiger, Frustrationen beim Lernen auszuhalten.

Die Beteiligung des Vaters

Die Vorfreude eines Mannes auf Kind und Vaterschaft, sein Wille zur Windel, ja sogar sein ausdrücklicher Wunsch nach mehr Engagement - das alles spielt nur bedingt eine Rolle für seinen tatsächlichen Einsatz. Entscheidender ist vielmehr die Einstellung der Frau.

Wenn sie ihrem Mann die Kompetenz abspricht, die Kinder angemessen betreuen zu können, dann rührt der Mann kaum einen Finger. Er kann von seinem eigenen Geschick noch so überzeugt sein - ist seine Frau davon nicht angetan, kommt er nicht zum Zuge. Der US-Experte Ross Parke pointiert: "Väter sind exakt so weit involviert, wie die Frau es zulässt."

Väter von Neugeborenen arbeiten in der Regel mehr im Büro und in der Fabrik als vor der Geburt, sind also seltener zu Hause. Das tun sie überwiegend nicht, um vor der neuen Familiensituation zu flüchten, wie oft geargwöhnt wird. Sondern meist, um den Einkommensverlust nach der Geburt auszugleichen oder um ihren Job zu sichern, wie eine repräsentative Studie des Bamberger Familienforschungs-Instituts ergab.

Zudem hat das Institut festgestellt, dass Väter von Kleinkindern im Schnitt mehr als neun Stunden pro Tag beruflich unterwegs sind - dass sich eine große Mehrheit danach aber noch mindestens eineinhalb Stunden um die Kinder kümmert. Am Wochenende beschäftigen sich die meisten Männer länger mit dem Nachwuchs als Frauen.

Trotzdem hält sich in der Gesellschaft das Klischee, Männer würden sich vor ihren Familienpflichten drücken. Der amerikanische Psychologe Ross Parke fragt in diesem Zusammenhang: Wie konnte es passieren, "dass väterliche Erwerbsarbeit weniger als Ausdruck von Liebe für die Familie gewertet wird, sondern allein als Versuch der Männer, ihre Frauen zu dominieren?" Die Frage gewinnt auch dadurch rapide an Brisanz, dass immer mehr Mütter berufstätig sind - müßte man nicht auch ihnen nun "Kindesvernachlässigung" vorwerfen?

"Neue Väter"?

Tiefgreifender, als es die An- und Abrechnung von Anwesenheitsminuten eines Elternteiles erfassen könnte, ändert sich das Geschlechterverhalten im emotionalem Sektor. Männer leisten sich im Verhältnis zu ihrem Nachwuchs heute "Gefühlsoffenheit, Weichheit, Zärtlichkeit, Fürsorglichkeit, ja sogar Schwäche", wie die Soziologinnen Ute Gonser und Ingrid Hellbrecht-Jordan beobachtet haben.

Der aktive, partnerschaftliche Vater ist zumindest bei den unter 45-Jährigen längst die Norm. Väter bevölkern Spielplätze, kennen Kinderkleidergrößen und die wichtigsten Pokémon-Figuren, machen mit beim "Mutter-und-Kind-Turnen" und wechseln Windeln in Frauentoiletten, weil Wickeltische in Herrenklos Seltenheitswert besitzen.

90 von 100 Vätern sind heute bei der Geburt anwesend (in den siebziger Jahren war das in den meisten Krankenhäusern gar nicht erwünscht); bei Familienentscheidungen herrscht meist Gleichheit zwischen Vater und Mutter - ja nicht einmal an der Disziplinierung finden moderne Väter noch Gefallen: "Das kulturelle Stereotyp, dass Väter mehr strafen als Mütter, ist ohne empirischen Beweis", so der Psychologe Ulrich Schmidt-Denter.

Im Gegenteil: Meist führen Männer ein weniger striktes Regiment als Mütter, wie Vergleiche zwischen Hausfrauen und Hausmännern ergaben. Mütter, gewöhnt an die Macht im Heim und besorgt, sie nicht zu verlieren, delegieren weniger an Mann und Kinder und halten die Fäden rigider in der Hand - sie errichten so genannte "mütter-zentrierte", hierarchische Systeme mit der Folge, dass sie viele Arbeiten selber übernehmen, auch wenn das ihre Stressbelastung erhöht. Väter als Hausmänner schaffen eher "familien-zentrierte" Gemeinschaften, in denen alle mithelfen müssen nach dem Motto: "Ich bin doch nicht eure Glucke." Auch verfechten sie meist großzügigere Ordnungs- und Reinlichkeitsstandards, sind also - je nach Interpretation - lockerer oder nachlässiger, wenn es ans Aufräumen geht.

Der vielbeschworene "Neue Mann", der Softie-Papa, der "Mapi ohne Brüste", wie Illustrierte in den Achtzigern visionierten - er reift unter den neuen Verhältnissen allerdings nur als Minderheitenfigur heran, als eine von vielen neuen Ausformungen des Vaterseins.

© Sabine Wenzel

Denn während Politik und Recht sich noch weitgehend an der klassischen Kleinfamilie orientieren, entsteht am Rande der Gesellschaft (genauer: in liberalen, großstädtischen Milieus) allmählich eine neue, bunte Welt des Väterlichen, die immer weniger in angestammte Denkkategorien passt - späte Väter, schwule Väter, Stiefväter in allen Varianten, Adoptivväter, Pflegeväter, Pendelväter, living-apart-together-Väter, Ein-Drittel-, Zwei-Drittel-, Fifty-fifty-Väter, Hausmänner, Samenspender-Väter, Tagesväter, Opapis. Alleinerziehende Väter sind die am schnellsten wachsende Familienform in Deutschland. Zuwachs in den vergangenen 40 Jahren: rund 250 Prozent - ein doppelt so starker Anstieg wie bei Frauen.

Was und wie ein Vater ist, diese scheinbar simple Frage erweist sich als immer vertrackter. Fest steht: Biologische Vaterschaft verliert, soziale Vaterschaft gewinnt an Bedeutung. Noch sind die Größenordnungen überschaubar, aber stetig mehr Männer werden nicht zu einem Kind kommen, indem sie es zeugen, sondern indem sie es übernehmen von einem anderen Mann, der eine neue Familie gründet oder sich seinerseits einer bereits vorhandenen Mutter-Kind-Gemeinschaft anschließt.

Kinder werden vermehrt mit multiplen Vätern (und Müttern) aufwachsen; möglicherweise finden sich regelrechte "Lebensabschnitts-Eltern". Das muss nicht von Nachteil sein: Gute Stiefväter können genauso liebevoll sein wie leibliche Väter, jedenfalls bewirken sie ähnlich positive psychologische Effekte auf Kinder, wie Paul Amato von der Universität von Pennsylvania in einer aufwendigen Studie nachgewiesen hat.

Auch Kyle Pruett von der Universität Yale sieht noch erhebliches Potenzial: Väter bildeten eine gigantische emotionale Reserve innerhalb der Gesellschaft, und diese Ressource könne und müsse man noch erheblich stärker anzapfen. Schädliche Nebenwirkungen seien nicht zu erwarten, schreibt der Psychologe. Schließlich sei die Ressource "natürlich, erneuerbar und weitgehend ungiftig".

 

 http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/780.html?p=1&pageview=&pageview=

 


 

 

 

Fachveranstaltung 2 Jahre neues Kindschaftsrecht am 23.01.2001

- http://www.lokalseiten.de/wuppertal/2000/12/200012091.html

 

Dienstag, 23. Januar 2001

10.00 bis 17.00 Uhr

Wuppertal, Johann-Gregor-Breuer-Saal (Auer Schulstr. 9, 42103 Wuppertal, 5 Min. vom DB-Hbf.)

Fachveranstaltung 2 Jahre neues Kindschaftsrecht

- ist die Reform auf dem richtigen Weg?

- vormittags ab 10:00 -

Grußwort von Frau Ursula Schulz, Bürgermeisterin der Stadt Wuppertal

Prof. Dr. Roland Proksch, Präsident der Ev. Fachhochschule Nürnberg:

„Vorstellung, erste Ergebnisse und Erfahrungen aus der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Umsetzung der Kindschaftsrechtsreform im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz

Prof. Uwe Jopt, Universität Bielefeld:

„Neues Kindschaftsrecht – ist das Ziel erreicht?“

- Mittagspause ca. 13:00 – 14:00 Uhr -

Prof. Siegfried Willutzki, Präsident des Deutschen Familiengerichtstages:

„Neues Kindschaftsrecht – ein juristischer Überblick“

Wesentliche Änderungen und juristische Kernprobleme trotz der Reform

15:00 - 17:00

Podiumsdiskussion u.a. mit Prof. Dr. Roland Proksch, Prof. Uwe Jopt, Prof. Siegfried Willutzki, Ulrich Severin, Marburg (VAfK), Holger Partikel (Verfahrenspfleger):

„Kindschaftsrecht - sind neue Wege nötig?“

Moderation:

Superintendent Pfarrer Manfred Rekowski

Veranstalter:

Väteraufbruch für Kinder e.V.

Postfach 11 01, 36200 Sontra

Unkostenbeitrag: DM 20,-

Um Anmeldung wird gebeten bis zum 15.1.2001 unter

( 01805 - 120 120, Fax 05650 - 92 10 61 oder - info@vafk.de

und 

Verein Väteraufbruch f. Kinder - Bergisch Land e.V.

Postfach 110511, 42305 Wuppertal

Ruf: 0202 / 7581815 Fax: 0202 / 7582510

Handy: 0179 / 4376112

eMail: vafk.berg.land@wtal.de

 

Verantwortlich:

Väteraufbruch für Kinder e.V.

10.00 bis 17.00 Uhr

Wuppertal, Johann-Gregor-Breuer-Saal

Auer Schulstr. 9, 42103 Wuppertal,

 

 

 

 


 

 

Umgangspflicht abgeschmettert

Der 7. Zivilsenat des Oberlandesgerichtes Nürnberg hatte über den Antrag einer alleinsorgeberechtigten Mutter zu entscheiden, die für das Kind B., geboren am 7.12.95, Umgang mit dem leiblichen umgangsunwilligen Vater eine Umgangsregelung beantragt hatte. Das OLG macht es sich recht leicht und hat womöglich die objektiven Interessen des Kindes aus dem Blick verloren, wenn es meint, eine Anordnung des Umgang würde nicht dem Wohl des Kindes dienen. Eine Sanktionierung wird nicht einmal annäherungsweise in Erwägung gezogen. Das verwundert um so mehr, wenn man weiß, dass Väter, die ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen, sogar mit Gefängnishaft rechnen müssen und in diesem Fall nur selten mit der Nachsicht von Richtern rechnen müssen. Vielleicht wollte das OLG aber auch die Arbeitsbelastung der Familiengerichte nicht noch erhöhen, wenn hier ein Präzedenzfall für die angeblich zehntausenden von umgangsunwilligen Vätern geschaffen hätte. Der Intention des Gesetzgebers auf ein eigenständiges Umgangsrecht des Kindes ist das OLG damit aber nicht nachgekommen und so kann man sich fragen, wer eigentlich in der Bundesrepublik die Gesetze macht.

 

Anton, 4.1.2001

 

OLG Nürnberg, Beschluß vom  11.6.2001 - 7 UF 201/01

veröffentlicht in: "NJWE-FER 2001, H 12, S. 310-311

 

 


 

 

GEO MAGAZIN Nr.1/Januar 2001 (Seite 1/6)

Das neue Bild vom Vater

 

Dass Mütter die Hauptrolle bei der Entwicklung eines Kindes spielen, darf angezweifelt werden. Familienforscher verhelfen Vätern nun zu jener Wertschätzung, die ihrer Bedeutung längst gebührt.

 

Ein Psychologenteam um Karin Grossmann und Heinz Kindler von der Universität Regensburg hat wissenschaftliche Aufzeichnungen ausgewertet, die den Umgang verschiedener Väter mit ihren Kindern über viele Jahre hinweg dokumentieren. Die bisherigen Erkenntnisse der Forscher: Die Feinfühligkeit des Vaters beim Spiel, etwa mit Zweijährigen, korreliert extrem stark und eindeutig mit dem Bindungsverhalten der Kinder noch im Alter von 16 und 22 Jahren. Je sensibler der Vater das Kleinkind behandelt, desto sicherer geht der junge Erwachsene mit emotionalen Bindungen um.

 

Mehr noch: Als Erwachsene reproduzieren die Kinder in ihren Beziehungen ziemlich genau jenes Verhalten, das die Väter ihnen gegenüber im Spiel gezeigt haben. Ist der Papa dem Kind gegenüber geduldig, aufmerksam und zugewandt, so sind es 22-Jährige ihren Partnern gegenüber auch; sie vertrauen ihnen mehr, sind offener, emotional erfüllter und wenden sich öfter an Mitmenschen um Hilfe und Zuspruch. Kinder von unsensiblen Vätern haben dagegen weit mehr Probleme in Partnerschaften, sind zugeknöpfter, misstrauischer. Und noch ein Ergebnis: Die Spiel-Feinfühligkeit der Mutter spielt nur eine untergeordnete Rolle.

 

Die Suche nach der Wahrheit über das Wesen des Vaters ist schwer. Zu viele Vorurteile verstellen den Blick: vom angeblich abwesenden, faulen, säumigen, gewalttätigen Vater, vom Versager-Vater, vom Zerfall der Familie, vom Ende der Elternschaft...

 

Wie sieht sie nun also aus, die Wahrheit über Väter?

 

http://www.geo.de/themen/kultur_politik/vaeter/

 

 

 


 

 

Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2000

Das Bundeskriminalamt erstellt jährlich die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Diese ist seit dem Jahr 1997 auf der Homepage des Bundeskriminalamtes unter www.bka.de veröffentlicht. Unter Ziffer 2.1.5 finden sich eine genaue Aufschlüsselung der Opfer nach Alter und Geschlecht, ebenso wie unter Ziffer 2.3 die Tatverdächtigen nach Alter und Geschlecht aufgeschlüsselt sind.

Infos zum Thema kann man unter mail@bka.de erhalten

Für das Jahr 2000 sind z.B. bei § 171 StGB Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht 355 männliche Tatverdächtige und 907 weibliche Tatverdächtige festgehalten. Einer der wenigen Fälle wo die Frauen das Übergewicht haben. Ist aber auch kein Wunder, da der bundesdeutsche Staat ja vielen Vätern das Sorgerecht entzogen hat oder, wenn sie nicht verheiratet sind, es ihnen in verfassungswidriger Weise vorenthält. So kann sich eine Männerdiskriminierung auf einem Umweg zu Gunsten von Männern auswirken.

Bei § 170 StGB Verletzung der Unterhaltspflicht stehen 14.820 tatverdächtigen Männern 507 tatverdächtige Frauen gegenüber. Das verwundert, denn ca. 15 Prozent aller "Alleinerziehenden" sind Väter. 

Hinzu kommt noch das durch §170 StGB auch Verletzungen der Unterhaltspflicht gegenüber Schwangeren strafbedroht sind. Und schwanger können bekanntermaßen bisher nur Frauen werden.

Da angenommen werden kann, dass Frauen häufig den Kindesunterhalt unzuverlässiger als umgekehrt Männer zahlen, müssten eigentlich 14.820 tatverdächtigen Männern mindestens 2200 tatverdächtige Frauen gegenüber stehen. Da das aber nicht so ist, kann vermutet werden, dass Väter in Relation wesentlich seltener Mütter wegen Verletzung der Unterhaltspflicht anzeigen. Sind halt noble Ritter, die Männer.

Bei einer Straftat nach § 307 StGB Herbeiführung einer Explosion durch Kernenergie wurde im Jahr 2000 ausschließlich männliche Täterschaft vermutet. Zum  einzig registrierte Fall gibt es nur einen männlichen Tatverdächtigen. 

Ein großes  Manko der PKS, Tatverdächtige und Geschädigte (Opfer) werden hinsichtlich des Geschlechts nicht in Relation zueinander gesetzt. Dadurch ist es z.B. nicht möglich bei Körperverletzungen zuzuordnen, wieviel weiblichen Tatverdächtigen männliche Opfer zuzuordnen sind und umgekehrt.

Es gibt also noch einiges zu tun in Wiesbaden. Packen wir es an!

 

 

 


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