Alleinerziehende Mütter
Sohn geschlagen und ertränkt: Lebenslange Haft für Mutter
11.08.2023
Eine Mutter schlägt ihren neunjährigen Sohn mit einer Bratpfanne und ertränkt
ihn anschließend in der Badewanne. Das Gericht verurteilt sie wegen Mordes.
Das Hagener Landgericht hat eine 43-jährige Deutsche aus Wetter wegen Mordes
zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sind davon überzeugt, dass die
Angeklagte im Februar ihren neunjährigen Sohn zunächst mit einer Bratpfanne auf
den Hinterkopf geschlagen hat. Anschließend legte sie das bereits benommene Kind
laut Urteil in die gefüllte Badewanne und ließ es dort ertrinken. Offenbar hatte
sich die Frau wenige Wochen vor der Tat von dem Vater des Jungen getrennt.
Möglicherweise sei sie mit der Last, die Erziehung nun alleine meistern zu
müssen, nicht zurechtgekommen, sagten die Richter in der Urteilsbegründung am
Freitag.
...
Drama in Oranienburg
Mutter erdrosselt Kinder, erhängt sich
08. Juni 2010 19.23 Uhr, B.Z.
Warum erdrosselte die Polizistin Diana R. (32) ihre zwei Kinder (5, 10) und tötete sich dann selbst?
Erschütterndes Familiendrama in Oranienburg. Eine Mutter, Polizeibeamtin, tötet ihre Kinder, nimmt sich schließlich selbst das Leben. Und wieder bleibt nur eine durchdringende Frage: Warum?
Verzweifelt hatten Verwandte am Montagmittag an die Wohnungstür der alleinerziehenden Mutter geklopft, geschrien, gefleht, sie möge öffnen. Schließlich versuchten sie sogar selbst, diese einzutreten. Die Angst um die Polizeibeamtin aus Oranienburg, die an diesem Montag nicht zur Arbeit in ihrer Dienstelle erschienen war, war zu groß. Alarmierte Feuerwehrmänner, die schließlich die Tür der 4-Zimmer-Wohnung in der Kösener Straße aufbrachen, fanden die böse Ahnung der Familie grausam bestätigt.
Kein Abschiedsbrief
Diana R. (32), ihre zehnjährige Tochter Anna und der kleine Sohn Max (5) lagen leblos in der Dachgeschosswohnung. Die Obduktion ergab, dass die junge Frau zunächst ihre beiden Kinder erdrosselte und sich dann erhängt hatte. Allein das Motiv der Tat ist jedoch völlig unklar. Es wurde kein Abschiedsbrief gefunden. Auch soll Diana R. die Tat nicht angekündigt haben. „Es handelt sich um eine persönliche Tragödie“, so Staatsanwalt Andreas Pelzer. Auch Anhaltspunkte, die Tat könnte dienstliche Hintergründe haben, lägen bislang nicht vor.
Als möglicher Grund gilt bei Bekannten die wenige Monate zurückliegende Trennung vom Ehemann und Vater der Kinder. Er ist, wie auch der Vater von Diana R., ebenfalls Polizist in Oranienburg. Auch deshalb werden die Ermittlungen von der Kripo im benachbarten Schutzbereich Ostprignitz-Ruppin geleitet.
Die genaue Todesursache soll nun eine Obduktion klären. Warum Diana R., die so sehr an ihren Kindern hing, Max und Anna mit in den Tod nahm, wird wohl ihr trauriges Geheimnis bleiben.
http://www.bz-berlin.de/bezirk/umland/mutter-erdrosselt-kinder-erhaengt-sich-article872872.html
Bundespräsidenten-Wahl Wer sind die Wulffs?
Das jüngste Präsidentenpaar können sie werden. Sie, Bettina, hat ein Tattoo und war alleinerziehend. Er, Christian, ist CDU pur. Gemeinsam wollen sie nach Berlin.
Was für ein Typ ist Christian Wulff?
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Die Integration von Ausländern ist Wulff ein Anliegen. Und die frühkindliche Bildung, die Ausweitung von Kindergartenangebote und die Förderung alleinerziehender Frauen – alles Programmpunkte von Ursula von der Leyen, Bundesarbeitsministerin und Landsfrau.
Was charakterisiert seine Frau Bettina Wulff?
Die neue First Lady hat manche Eigenschaften der französischen Präsidentengattin Carla Bruni. Sie ist lebenslustig, kontaktfreudig und unkompliziert, kann problemlos in den Medien auftreten und hat erheblich dazu beigetragen, dass ihr Mann nicht mehr so ernst und verbissen wirkt. Bettina Wulff kommt aus der Öffentlichkeitsarbeit, sie hat bei der Continental AG gearbeitet und ist zurzeit in der PR-Abteilung der Drogerie-Kette Rossmann beschäftigt. Kommunikation ist ihr Geschäft. Kein Wunder rechnen viele ihr den Imagewandel, vor allem den öffentlich vollzogenen Wandel ihres Mannes zu. Offensiv gingen sie mit ihrer Beziehung in die Öffentlichkeit. Das gemeinsame Kind, die Scheidung Christian Wulffs von seiner Jugendliebe Christiane, die Hochzeit – alles öffentlich wahrnehmbar. Sie besuchten viele Feste zusammen. Für Christian Wulff hieß das: mehr Glamour, weniger Politik. Er kann im Glanz seiner 14 Jahre jüngeren Frau strahlen. Trägt plötzlich Jeans und inszeniert sich als Mann mit gebrochener Biografie.
Die 36-Jährige wird die jüngste Präsidentengattin in der Geschichte der Bundesrepublik werden. Aber nicht nur das unterscheidet sie von ihren Vorgängerinnen. Sie wird auch die tätowierteste First Lady sein. Ein sogenanntes Tribal trägt sie am Oberarm. Die Wulffs sind eine Patchwork-Familie. Sie bringt einen Sohn und die Erfahrung einer alleinerziehenden Mutter mit in die Ehe und er eine Tochter. Hinzu kommt der gemeinsame Sohn. Es wird Teil ihrer Inszenierung als jüngstes Präsidentenpaar sein. Wie das aber in der Bevölkerung ankommen wird, und ob Bettina Wulff nicht doch in die Rolle der klassischen Frau an seiner Seite schlüpfen wird, bleibt abzuwarten.
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05.06.2010
http://www.tagesspiegel.de/politik/wer-sind-die-wulffs/1852604.html
Kindesschicksal in Heidenheim
Tragische Totenwache eines Fünfjährigen
Von Julia Jüttner
Er sah seine Mutter sterben, blieb bei der Leiche, stundenlang, tagelang, am Ende hörte ein Nachbar sein Schluchzen: Das tragische Schicksal eines Fünfjährigen erschüttert das baden-württembergische Heidenheim. Hätte das Drama durch mehr Wachsamkeit der Behörden verhindert werden können?
Hamburg - Es war kurz nach Mitternacht. Die meisten Bewohner des Mehrfamilienhauses in der Erbisbergstraße im baden-württembergischen Heidenheim-Mergelstetten schliefen, die Fernsehapparate waren verstummt. Da hörte ein Mann das leise Weinen eines Kindes. Um 0.37 Uhr alarmierte er die Polizei. Das Wimmern komme aus einer der beiden Wohnungen im zweiten Stockwerk, sagte er. Normalerweise nichts Ungewöhnliches, doch die Wohnung stehe seit Monaten offiziell leer.
Ein Streifenwagen rückte an, die Polizisten klingelten. Schweigen. Kein Mucks war hinter der Tür zu hören. Doch der Nachbar von nebenan bestätigte, auch er habe aus den vermeintlich unbewohnten Räumen das Heulen eines Kindes gehört.
Die Polizei brach die unverschlossene Tür auf. Schon im Flur stapelte sich der Müll, beißender Gestank hing in der Luft. Im Wohnzimmer entdeckten die Beamten eine tote Frau. Sie lag auf dem Boden, zwischen Essensresten, Dreck und Gerümpel. Daneben saß Luis (Name von der Redaktion geändert) und schluchzte kaum hörbar vor sich hin. Der Fünfjährige trauerte um seine Mutter.
Die 40-Jährige ist laut Totenschein eines natürlichen Todes gestorben. 48 Stunden bevor die Polizei in die Wohnung eingedrungen war. 48 Stunden lang blieb Luis an ihrer Seite. 48 Stunden lang hatte er nicht die Wohnung verlassen, um Hilfe zu holen oder wegzulaufen.
Leicht dehydriert wurde der Junge ins Klinikum Heidenheim gebracht. Er verhielt sich unauffällig, schlief erschöpft ein. Bisher ließ er noch keine posttraumatische Störung erkennen. Anschließend wurde er in die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikum in Ulm eingewiesen.
Die Ärzte und Schwestern dort kennt Luis bereits. Vom 24. November vergangenen Jahres bis zum 13. Januar diesen Jahres war er dort. Das Jugendamt hatte die Untersuchung veranlasst. Am 1. März sollte Luis gemeinsam mit seiner Mutter noch einmal dort aufgenommen werden, um gefestigter durchs Leben zu gehen.
Wohnung ohne Warmwasser und Heizung
Mit dem Umzug der kleinen Familie vom Ostalbkreis nach Heidenheim wanderte auch ihre Akte zu einem neuen Jugendamt. Die Alleinerziehende war auf Hilfe angewiesen. Seit dem 19. Mai 2008 ist das Jugendamt Heidenheim für sie zuständig. In Heidenheim bezieht sie die Wohnung in der Erbisbergstraße. Sie gehört ihren Eltern, die in Stuttgart leben. Eine Art Ferienwohnung, allerdings ohne funktionierende Heizung und Warmwasseranschluss.
Das Jugendamt beauftragt die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), Kontakt mit der zweiköpfigen Familie aufzunehmen. In Heidenheim wird diese Sozialleistung von einem externen Unternehmen ausgeführt.
Wie mit Luis' Mutter vereinbart, klingelt am 4. Juni 2008 eine Mitarbeiterin an der Wohnungstür. Die Frau öffnet nicht. Fünf Tage später meldet sie sich beim Amt, entschuldigt sich dafür. Sie sei krank gewesen, habe daher nicht öffnen können.
Es ist der Anfang eines Lügenlabyrinths, das die Tragödie erst möglich macht.
Doch Luis' Mutter zeigt sich beim ersten Gespräch einsichtig und willigt in eine Betreuung ein. Sieben Stunden die Woche lässt sie sich bei der Bewältigung ihrer Probleme helfen. In erster Linie sind es finanzielle Schwierigkeiten und Schulden, die die Frau plagen. Sie lebt von Hartz IV. Wegen einer chronischen Erkrankung gilt sie beim Job-Center zu 30 Prozent als erwerbsunfähig. Den Vater ihres Sohnes gibt sie nicht bekannt, Kindesunterhalt bezieht sie vom Amt. Sie ist mit vielem überfordert, auch damit, für ihren Sohn einen Kindergartenplatz zu finden.
Dankbar nimmt sie die Unterstützung der Familienhilfe an. In einem Akteneintrag vom 3. November 2008 heißt es: Die Hilfe werde von der Mutter positiv bewertet, Erziehungsfragen würden ausführlich besprochen. Keinerlei Anzeichen von Gewalt gegenüber dem Sohn. Im Gegenteil: Das Kind wirke "wohl behütet" und "gut ernährt".
Der Mutter gelingt es, die Sozialpädagogen auszutricksen
Zuverlässig erscheint Luis' Mutter zu Terminen im Amt, Hausbesuche vereinbart sie zwar, sagt sie jedoch immer kurzfristig ab. Treffen wie am 1. September 2008 oder am 14. Oktober wimmelt die Alleinerziehende ab und bittet um Treffen an öffentlichen Orten. Ihre Eltern wollten nicht, dass Leute vom Amt die Wohnung betrete, sagt sie. Es solle kein Gerede bei den Nachbarn geben. Ihrem Wunsch wird nachgegeben, eine entsprechende Notiz in der Akte gemacht.
Am 11. Februar 2009 bemerkt eine SPFH-Mitarbeiterin "Probleme in der hygienischen Versorgung" des Kindes und stellt die Mutter zur Rede. Diese begründet den Notstand mit den verheerenden Wasser- und Heizzuständen in der Wohnung. Die SPFH drängt auf Besichtigung ihres Zuhauses. Die Frau gibt an, ihre Eltern hätten sie nach einem Streit überraschend rausgeworfen. Ein Grund sei auch gewesen, dass das Jugendamt ständig vor der Tür stehe.
Die Eltern würden ihr nur erlauben, mit dem Kind in deren Wohnung zu leben, wenn sie den Mitarbeitern den Zutritt verwehre. Vielleicht könne sie in eine neue Unterkunft ziehen? Dann könne sie selbst entscheiden, wem sie die Tür öffne.
Wegen ihrer desolaten finanziellen Situation organisiert ihr das Amt eine neue Wohnung in Giengen, zehn Kilometer von Heidenheim entfernt. Am 1. März ziehen Luis und seine Mutter um. Zwei SPFH-Mitarbeiter helfen. Als sie ankommen, steht die Frau bereits samt Kartons und Koffer vor dem Haus. Die Schlüsselübergabe sei abgeschlossen, wieder sieht keiner, wie die Frau gelebt hat.
Das Jugendamt ist in Alarmbereitschaft.
Von März bis August 2009 kommt es der Akte zufolge in regelmäßigen Abständen zu Hausbesuchen. Sie erfolgen ohne Beanstandung: Die Wohnung ist "relativ sauber und aufgeräumt". Luis hat sein eigenes Zimmer, seine hygienische Versorgung ist einwandfrei. Laut SPFH-Bericht ist er ein "lebhaftes, liebes Kind". Seine Mutter kümmere sich "aufopferungsvoll" um ihn. "Er steht bei ihr an erster Stelle. Nur, wenn es ihm gut geht, geht es auch ihr gut."
"Sie hat geschickt operiert"
Luis kommt in den Schulkindergarten der Lebenshilfe in Giengen. Dort erntet der Junge anfangs Lob. Er integriere sich gut und zeige ein positives Sozialverhalten, heißt es. Im Juli allerdings wird Luis häufiger aggressiv, hält sich nicht mehr an Regeln. Die Mutter hat einen Freund gefunden. Die SPFH protokolliert in den Akten: Das veränderte Verhalten könne daran liegen. Es sei jedoch keine Kindeswohlgefährdung erkennbar. Der Junge sei weiterhin gepflegt und werde umsorgt.
Am 22. Oktober kommt es zu einem sogenannten "Hilfeplan-Gespräch". Luis' Mutter ist in den alten Trott verfallen: Sie drückt sich vor Hausbesuchen. Immer wieder gelingt es ihr, die SPFH-Mitarbeiter auszutricksen. "Sie hat geschickt operiert", sagt Sozialdezernent Anton Dauser, seit 30 Jahren in der Sozialarbeit tätig und ehemaliger Leiter eines Jugendamts in Baden-Württemberg. Rückblickend lasse sich das Lügengebilde rekonstruieren, damals habe es keiner seiner Mitarbeiter durchblickt.
Im Gegenteil: In diesem Fall habe das Jugendamt durchgreifen wollen, hartnäckig habe man auf Hausbesuchen bestanden. Doch Luis' Mutter lehnt auf einmal eine weitere Unterstützung der "Familienhilfe" ab. In einem Brief bedankt sie sich - laut Dauser sogar "herzlich" - für die bisherige Zusammenarbeit und zieht ihre Einwilligung zu einer weiteren Unterstützung zurück.
Das Jugendamt kann die alleinerziehende Mutter nicht zu einer Betreuung zwingen. Einen entsprechenden Antrag, so glaubt Sozialdezernent Dauser, hätte das Familiengericht "sicher abgelehnt". Mitarbeiter der Familienhilfe versuchen, Luis' Mutter in Gesprächen davon zu überzeugen, die Betreuung weiterzuführen. Die 40-Jährige willigt schließlich ein.
Wie krank ist Luis' Mutter tatsächlich?
Auch zeigt sie sich einverstanden, ihren Sohn wegen einer medizinischen und psychiatrischen Untersuchung im Universitätsklinikum im 40 Kilometer entfernten Ulm anzumelden. Acht Wochen wird Luis dort stationär aufgenommen. Seine Mutter besucht ihn regelmäßig.
Mitarbeitern des Jugendamtes und der Familienhilfe gewährt sie jedoch weiterhin keinen Zutritt in ihre Wohnung in Giengen. Am 13. Januar 2010 verlässt Luis die Klinik, die SPFH drängt auf Hausbesuche. Die alleinerziehende Mutter stellt auf stur.
Die SPFH wendet sich ans Jugendamt und rät dazu, das Familiengericht einzuschalten und sich notfalls mit Gewalt Zutritt in Luis' Zuhause zu verschaffen. Per Brief vom 28. Januar 2010 erfährt die 40-Jährige, man werde am 2. Februar anrücken. Sie antwortet am Tag darauf per SMS: Sie halte sich mit ihrem Sohn bei ihrem Lebensgefährten auf und sei daher in Giengen nicht anzutreffen. Einem Treffen am 2. Februar stehe ansonsten nichts im Wege.
Mutter und Sohn erscheinen daher am 2. Februar im Jugendamt Heidenheim. Luis ist fröhlich, er wirkt gepflegt. Seine Mutter dagegen macht "körperlich einen schlechten Eindruck", doch aufgrund ihrer chronischen Erkrankung ist das kein seltener Vermerk in der Akte.
Warum hat keiner der Sozialpädagogen registriert, wie schwer krank die Alleinerziehende tatsächlich war?
"Wir haben alles unternommen, was möglich war"
Am 31. Januar meldet die 40-Jährige ihren Sohn im Kindergarten ab. Durch Behördenumwege erfährt das Jugendamt erst Tage später davon. Zuvor, am 9. Februar, wird bekannt, dass Luis' Mutter erneut einen Hausbesuch platzen ließ. Per SMS habe sie einer Mitarbeiterin mitgeteilt, sie sei in der Klinik, werde gleich operiert. Ihr Sohn sei "gut aufgehoben", nach der Narkose werde sie sich melden.
Sie tut es nicht. Am 16. Februar entschließen sich die SPFH und das Jugendamt, das Familiengericht einzuschalten, um eine Wohnungsöffnung zu erlangen. Einen Tag später stirbt Luis' Mutter in seinem Beisein. Am 20. Februar informiert die Polizei den Notdienst des Jugendamtes.
Erst jetzt erfährt die Behörde, dass die Alleinerziehende mit ihrem Sohn seit längerem wieder in der Erbisbergstraße in Heidenheim, der Ferienwohnung ihrer Eltern, untergekommen sein muss. Ein Nachbar sagte der "Heidenheimer Zeitung", er habe die Frau seit Januar häufiger in der Nähe der Wohnung gesehen und auch mit ihr gesprochen.
Seit ihrem Tod ist das Jugendamt Vormund für Luis. Wenn er nicht bei seinen Großeltern unterzubringen ist, wird er als Pflegekind in eine Familie kommen.
Warum der Fünfjährige nicht die völlig verwahrloste Wohnung verließ oder auf sich aufmerksam machte, werden Kinderpsychiater klären. Laut Sozialdezernent Dauser könne es sein, dass er von seiner Mutter eingeschärft bekommen habe, niemandem die Tür zu öffnen, um nicht aufzufallen.
Dauser spricht von "tragischen Umständen". Alles sei dafür vorbereitet gewesen, dass sich die Frau gemeinsam mit ihrem Sohn in psychiatrische Untersuchung begebe. "Wir haben alles unternommen, was möglich war."
Ein Nachbar der kleinen Familie sieht das anders. Er wirft nach Angaben der Polizei dem Jugendamt vor, der Frau zu wenig Unterstützung geboten zu haben - und hat die Behörde angezeigt.
02.03.2010
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,681092,00.html
Pöstlingberg: Mutter frei
Die geisteskranke Frau, die jahrelang ihre Kinder isolierte, stellt laut Obersten Gerichtshof "keine Gefahr" mehr dar
Linz – Die Linzer Mutter, die ihre drei Töchter jahrelang von der Außenwelt isoliert hatte und nach dem erstinstanzlichen Urteil am Landesgericht Klagenfurt in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher hätte eingeliefert werden sollen, ist laut Kärntner Tageszeitung frei.
Der Oberste Gerichtshof hob das Klagenfurter Urteil auf, weil die Gefährlichkeit der Frau kaum geprüft worden sei. Nach einem neuerlichen Gutachten des Gerichtssachverständigen Reinhard Haller gehe von der Frau keine Gefahr mehr aus. Sie wurde in die offene Station der Landesnervenklinik Linz überstellt und kann das Spital jederzeit verlassen, wenn sie sich regelmäßig ambulant behandeln lässt.
Ein Gutachten spricht von einer unheilbaren Geisteskrankheit der Frau. Der Fall war im Februar 2007 publik geworden: Inmitten einer der besten Wohngegenden unterhalb des Pöstlingberges soll sich in einer Akademikerfamilie kaum Vorstellbares zugetragen haben. Selbst Jugendamt und Schulbehörde wollten nichts bemerkt haben. Jahrelang soll die Mutter die Mädchen fast gänzlich von der Außenwelt abgeschirmt haben.
"Wegen Quälens und Vernachlässigens von Unmündigen" saß die studierte Juristin am Klagenfurter Landesgericht auf der Anklagebank. Da der Vater Richter am Linzer Oberlandesgericht ist, wurde der Fall nach Kärnten delegiert. Seit der Scheidung Ende der 90er-Jahre lebte die Mutter mit ihren drei Mädchen allein im Haus. Von Jahr zu Jahr verhielt sich die Frau sonderbarer, das fiel zumindest den Nachbarn auf. Als die zwei jüngeren Kinder nur mehr unregelmäßig zur Schule kamen, wurde das Jugendamt eingeschaltet. Die Familie erhielt eine sozialpädagogische Betreuung, dennoch verschlechterte sich die Lebenssituation der Mädchen. Erst als ein Nachbar dem Bezirkshauptmann mit einer Amtshaftungsklage drohte, sei es plötzlich ganz schnell gegangen. Die total verstörten Kinder wurden nach fünf Jahren der zunehmenden Vereinsamung aus dem verdreckten Haus befreit.
Anfangs hatte es so ausgesehen, als müsste nur die psychisch schwer kranke Mutter auf der Anklagebank am Landesgericht Klagenfurt Platz nehmen. Dann gerieten aber auch die zuständigen Behörden ins Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Linz leitete Vorerhebungen gegen unbekannte Täter ein. Justizministerin Maria Berger (SPÖ) zeigte sich "schockiert", dass die Causa erst durch ein "Müllproblem" ans Tageslicht gelangt sei. "Jedes beteiligte Amt trägt Verantwortung mit."
Auch der Bezirkshauptmann von Urfahr-Umgebung, Helmut Ilk, räumte Fehler ein: "Es hat eine Verkettung von Fehlern gegeben."
In Oberösterreich werden pro Jahr rund 5000 Meldungen möglicher verwahrloster Kinder bearbeitet. Etwa 1000 davon kommen in ein Heim. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 23. Juni 2008)
22. Juni 2008
http://derstandard.at/?url=/?id=3387070
Kommentar Väternotruf:
Der Vater Richter am Oberlandesgericht und niemand will etwas von der Vernachlässigung der Kinder etwas bemerkt haben. Da fragt man sich, was in Österreich für Leute Richter am Oberlandesgericht werden. In Deutschland dürfte es leider nicht viel anders sein.
Man mag gar nicht darüber nachdenken, von welchen Menschen in Deutschland bisweilen Recht gesprochen wird. Dabei gilt die alte Regel, jeder steigt bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit hinauf. Manche Richter schaffen diese Stufe leider erst an einem Bundesgericht.
25. Februar 2008, 17:08 Uhr
NAZI-MUTTER
Zyklon B im Kinderzimmer
Von Jörg Diehl
Hakenkreuz-Flagge, Hitler-Porträt, SS-Kerzenständer: In einer mit Nazi-Devotionalien gepflasterten Wohnung lebt eine Kielerin mit ihren vier Töchtern. Inzwischen zeichnet das jüngste Mädchen selbst braune Bildchen - und die Behörden können wenig dagegen tun.
Kiel - Es sind Aufnahmen, wie sie verstörender kaum sein können. Über dem Wäscheständer hängt eine Hakenkreuz-Fahne, in der gläsernen Vitrine stehen ein Hitler-Porträt und ein Kerzenständer mit SS-Runen. Die erschreckenden Bilder, die SPIEGEL TV nun erstmals ausstrahlte, stammen aus der Kieler Wohnung einer vierfachen Mutter, 39.
SPIEGEL TV
Nazi-Kritzeleien im Kinderzimmer: Keine Chance, Demokrat zu werden
"Ich bin eine nationale Sozialistin", bekennt die Hartz-IV-Empfängerin freimütig vor laufender Kamera. "Ganz und gar." Die Nazi-Symbole stünden in ihrer Wahrnehmung deshalb auch nicht für millionenfachen Mord, Kriegstreiberei und Verbrechen gegen Menschlichkeit, sondern für "Wahrheit, für Hinterfragen, für Denken". Und auf die Frage des Reporters, ob sie den Holocaust leugne, antwortet die Frau ebenso listig wie eindeutig: "Das darf ich nicht."
Eine Erwachsene auf braunen Abwegen - das ist furchtbar. Noch erschreckender mutet jedoch das Gekritzel ihrer sieben Jahre alten Tochter an, das SPIEGEL TV öffentlich machte. Demnach hat das Mädchen mit Buntstiften dutzende Hakenkreuze, SS-Runen und Nazi-Parolen an die Wand ihres Kinderzimmers geschmiert. Auch die Zahl "88" taucht immer wieder auf. Sie steht im braunen Jargon, weil H der achte Buchstabe im Alphabet ist, für den NS-Gruß "Heil Hitler".
Besonders gruselig mutet dabei ein Detail an, das beim ersten Hinsehen zunächst nicht auffällt. In der unteren linken Ecke der Aufnahme ist die ungelenke Zeichnung einer Tonne zu erkennen, auf die mit Kinderhand "Zückon B" gekritzelt wurde. Gemeint ist offenbar das hochgiftige Insektizid Zyklon B, das zwischen 1941 und 1945 zum Massenmord in den Vernichtungslagern des Dritten Reichs eingesetzt wurde.
Konfrontiert mit den Aufnahmen aus der Wohnung und den Schmierereien ihrer Tochter entgegnet die Kielerin den Reportern: "Ich finde das völlig in Ordnung." Nur sei "ärgerlich", dass ihre Jüngste mit den braunen Botschaften die Tapete der Sozialwohnung beschädigt habe.
"Dass ein kleines Mädchen in einem solchen Umfeld aufwächst, heißt doch, dass sie nie eine echte Chance hat, zu einer Demokratin zu werden", empört sich der schleswig-holsteinische Verfassungsschützer Horst Eger vor der Kamera. "Das ist unerträglich."
Der Meinung sind zwar auch die Bediensteten im Amt für Familie und Soziales der Stadt Kiel, doch bislang können sie den rechtslastigen Erziehungsmethoden der 39-Jährigen wenig entgegensetzen. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE sagte ein Behördensprecher heute, es habe in der Zwischenzeit erste Gespräche mit der Familie gegeben. Man müsse aber noch eingehender prüfen, wie es den Mädchen bei ihrer Mutter gehe.
Mittlerweile sind auch Staatsanwaltschaft und Polizei mit der Angelegenheit befasst. "Wir prüfen den Sachverhalt", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Uwe Wick auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Zunächst müsse geklärt werden, ob Ermittlungen wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole (§ 86a StGB) eingeleitet würden. Das Problem: Der Paragraf stellt nur die öffentliche Zuschaustellung der Nazi-Zeichen unter Strafe.
Oder wie es ein Beamter zusammenfasst, der nicht namentlich zitiert werden möchte: "Im Grunde kann jeder Bürger zuhause erst einmal machen, was er will."
www.spiegel.de/panorama/0,1518,537646,00.html
Ich bin dann mal weg
Wie eine allein erziehende Mutter seit Jahren um den Unterhalt für ihre drei Kinder kämpft
MARION KAUFMANN
KÖNIGS WUSTERHAUSEN Gabriele F. hatte einen Traum. Als junges Mädchen wollte sie heiraten und zwei Kinder kriegen, einen Jungen und ein Mädchen. Sie wollte in ein schönes Haus auf dem Land ziehen, mit Garten und weißem Zaun drumrum und mit ihrem Mann gemeinsam auf der Gartenbank sitzen, während die Kinder auf dem Rasen toben. Von ihrem Traum ist nicht viel geblieben.
Kein Garten, kein weißer Zaun, kein Mann. Die 44-Jährige wohnt in einem Plattenbau in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald). Einzig das mit den Kindern hat sich erfüllt. Inzwischen hat sie sogar drei, einen Jungen und zwei Mädchen. Jedes von einem anderen Mann. "Das klassische Vater-Mutter-Kind-Schema hat bei mir leider nicht funktioniert", sagt sie.
So wie ihr geht es vielen. 147 200 allein Erziehende leben in Brandenburg, die meisten davon sind Frauen. Viele von ihnen machen dabei eine bittere Erfahrung: Die Väter haben nicht nur kein Interesse an ihren Kindern, sie zahlen auch keinen Unterhalt. Immer öfter muss deshalb das Land in die Bresche springen. Mehr als 28 Millionen Euro Unterhalt hat das Land im Jahr 2006 anstelle der Väter gezahlt. Die Zahl der Kinder in Brandenburg, die wegen zahlungsunfähiger oder -unwilliger Väter Unterhaltsvorschuss bekommen, steigt. 2006 waren es rund 19 400 Kinder, 2005 noch etwa 18 600. "Mehr als die Hälfte der allein Erziehenden, die wir betreuen, bekommt kein oder nur unregelmäßig Geld von den Vätern", sagt Birgit Uhlworm, Geschäftsführerin des Landesverbands der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender (Shia) in Königs Wusterhausen. Viele allein Erziehende kämpfen jahrelang um das Geld für ihre Kinder.
So wie Gabriele F. Bei jedem ihrer drei Kinder ist die Lage dabei eine andere. Ihr Ältester ist gerade 18 geworden. Seinen Vater hat er noch nie gesehen. Dabei fing alles so vielversprechend an. Gabriele F. hatte jung geheiratet, mit 24, doch die Ehe ging in die Brüche. Die hübsche Frau mit den dichten dunklen Locken lernte einen anderen Mann kennen – und wurde schwanger. "Mein damaliger Freund hat sich riesig gefreut, wollte das Kind unbedingt", erzählt sie. Doch als der Kleine auf der Welt war, wollte der Erzeuger vom Nachwuchs plötzlich nichts mehr wissen und stritt die Vaterschaft ab. Das Problem: Zum Zeitpunkt der Geburt war sie noch verheiratet, der Sohn galt automatisch als Kind der Ehe. Bis die Vaterschaft bewiesen und der tatsächliche Vater zur Verantwortung gezogen werden konnte, gingen fünf Jahre ins Land. Doch selbst dann war für Gabriele F. der Stress nicht vorbei. "Erst hat er gezahlt, dann wieder nicht, dann unregelmäßig", sagt sie.
Neuer Mann, neues Glück
Beim zweiten Kind sollte alles anders werden. Gabriele F. glaubte fest daran. Neuer Mann, neues Glück. Doch das Glück währte nicht lange. Die Beziehung ging auseinander. Was blieb, war eine gemeinsame, heute 15-jährige Tochter. "Am Anfang gab es keine Probleme", sagt Gabriele F. "Der Vater hat sich gekümmert und uns auch finanziell unterstützt." Bis zu dem Tag, als er arbeitslos wurde. Per Brief teilte er mit, dass er nicht mehr zahlen könne.
Den Fall erlebt Birgit Uhlworm oft. "Viele Väter, die ihren Job verlieren, lehnen sich zurück und denken, sie könnten sich ab sofort vor der Verantwortung drücken", sagt sie. Der Unterhalt für F.s Tochter wurde dem Vater nach langem Hickhack schließlich direkt vom Arbeitslosengeld abgezogen. Doch als der Vater wieder in Lohn und Brot war, blieben die Zahlungen erneut aus. "Beim Jugendamt wurde mir gesagt, man könne mir nur helfen, wenn ich den neuen Arbeitgeber meines Ex-Freundes kenne", erinnert sich Gabriele F. Doch den kannte sie nicht. Durch Zufall erfuhr sie irgendwann, wo ihr Ex inzwischen beschäftigt war. Seitdem bekommt die Tochter wieder Unterhalt.
Doch die Geldprobleme sind nicht alles, sagt Gabriele F. "Kinder haben ein Recht auf ihren Vater", sagt sie. Im Falle ihres Sohnes aber hat der Vater überhaupt keinen Kontakt zum Kind. Er hat weder erlebt, wie er seine ersten Schritte gemacht hat, noch war er bei der Einschulung dabei, noch hat er sich je zum Geburtstag gemeldet. Der Sohn hat das nicht verstanden. Was ist eigentlich mit Papa? Hat er mich nicht lieb? Es sind diese Fragen, die viel mehr belasten als die Sorgen ums Geld.
Beim dritten Kind, dachte Gabriele F., müsste sie sich keine Sorgen mehr machen. Diesmal sah alles nach Happy End aus. Ihr neuer Freund wollte eine Familie. Gabriele F. wurde schwanger. Ein Wunschkind. Die Familie zog in ein Häuschen im Grünen, so wie es sich Gabriele F. immer erträumt hatte. "Er war ein liebevoller Vater", sagt sie. Er habe sich sehr um die gemeinsame Tochter und die beiden größeren Kinder gekümmert. Doch als die Kleine eineinhalb Jahre alt war, trennten sich die Eltern. "Im gegenseitigen Einvernehmen", wie sie sagt. Am Anfang habe der Vater seine Tochter noch regelmäßig besucht. Dann kam er immer seltener. Irgendwann gar nicht mehr. "Von einem Tag auf den anderen hat das Interesse vollkommen aufgehört", sagt sie. "Er wollte nichts mehr von uns wissen." Unter der Adresse, die sie von ihm hatte, war niemand mehr zu erreichen. Die Tochter ist inzwischen elf Jahre alt. Sie kann sich an ihren Vater nicht mehr erinnern. Bezahlt hat er für sie bisher keinen einzigen Cent. Seit acht Jahren versucht Gabriele F. ihren Ex ausfindig zu machen – ohne Erfolg. Acht Jahre lang hat das Land Unterhaltsvorschuss gezahlt, doch dann war laut Gesetz auch damit Schluss.
"Das Geld ist immer knapp bei uns", sagt Gabriele F. Ihren Job als Sekretärin hatte sie wegen der Kinder aufgegeben – und später als allein erziehende Mutter von drei Kindern keine Arbeit mehr gefunden. Die Familie lebt von Hartz IV, Kindergeld und dem Unterhalt der beiden Väter, der mal kommt und mal nicht. "Wir leben von einem Tag auf den anderen", sagt Gabriele F. Sie weiß nie genau, wann wie viel auf dem Konto sein wird. Aber garantiert fehlt das Geld immer dann, wenn eines der Kinder neue Schuhe braucht. "Erklären Sie dann mal einem Kind, warum was an welchem Tag nicht geht", sagt sie. "Ich hätte meinen Kindern wirklich eine unbeschwertere Kindheit gewünscht."
Das Land wird das Geld, das es vorgestreckt hat, wahrscheinlich nicht wiedersehen. Die Chance, dass der Vater des jüngsten Kindes irgendwann ausfindig gemacht wird, ist gar nicht so schlecht. "Irgendwann haben wir sie alle", sagt Heiko Plinsch, Sachgebietsleiter des Jugendamtes Dahme-Spreewald. Doch meist nutzt das nicht viel. "Die Einkommenssituation der Schuldner ist oft sehr schlecht", sagt er. Dementsprechend gering ist die Rückholquote. Lediglich 13 Prozent des Unterhaltsvorschusses können im Landesschnitt wieder eingetrieben werden. Von den 28 468 000 Euro Unterhaltsvorschuss im Jahr 2006 hat das Land gerade mal 19 400 Euro wiedergesehen. Hinzu kommt, dass die Jugendämter oft mit den Suchaufträgen überlastet sind, weil das Personal fehlt. "Das ist ein Problem", gibt Plinsch zu. "Oft bleibt den allein Erziehenden dann gar nichts anderes übrig, als parallel selbst zu ermitteln", sagt Birgit Uhlworm.
Abschätzige Blicke im Supermarkt
Doch das kostet Kraft, die die Eltern eigentlich für den Alltag brauchen. "Es ist verdammt schwer, alles allein auf die Reihe zu kriegen. Zumal man von der Gesellschaft als allein Erziehende nicht akzeptiert wird", sagt Gabriele F. Sie kennt sie zur Genüge, die abschätzigen Blicke, wenn die Kleinen an der Supermarktkasse quengeln oder man das Kind fünf Minuten zu spät aus der Kita holt. Und dann auch noch jedes Kind von einem anderen – "da ist man bei vielen unten durch", sagt sie. Wenn es One-Night-Stands gewesen wären, könnte sie das vielleicht sogar verstehen. Aber alle ihre Ex-Männer hätten zunächst den treu sorgenden Familienvater gemimt, sich Kinder gewünscht. Und sich dann, als es ernst wurde, aus dem Staub gemacht.
"Nach solchen Erfahrungen wird man vorsichtig", sagt Gabriele F. Seit über zehn Jahren ist sie nun Single. Was bleibt ist ein schwacher Trost: Es sind nicht nur die Männer, auf die oft kein Verlass ist. "Auch Mütter, die ihre Familien verlassen, kümmern sich oft nicht um ihre Kinder", sagt Birgit Uhlworm.
16.07.2007
www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10975594/62249/0
Kommentar Väternotruf:
Tja, so ist det mit die Männer in Berlin-Brandenburg. Haste nich jesehen, sind se auch schon weg. Benutzen arme unschuldige Frauen als Wichsvorlage und scheren sich nicht um die Folgen, so sindse eben, die Kerle. Sollte man alle kastrieren, dann gäbe es weniger Elend auf die Welt.
Am besten mal jleich mit die männlichen Politiker im Bundestag anfangen. Die wichsen eh den janzen Tach nur rum, haben von tuten und blasen keene Ahnung und blasen sich trotzdem auf. Auf die Pfeifen und Erdnuckel können wir verzichten.
Frauen an die Macht, macht nichts. Bald jibts ja och die neue Clowntechnik, da braucht man das bissel Sperma von die Kerle eh nicht mehr. Die männlichen Föten können dann gleich abgetrieben werden. Sind eh bloss potentielle Kinderschänder, Gewalttäter und flüchtige Zahlväter.
Mutter hielt Kind sieben Jahre versteckt
Günzburg - Ein sieben Jahre altes Mädchen ist von seiner Mutter offenbar seit seiner Geburt auf einem verwahrlosten Bauernhof in Schwaben versteckt gehalten worden. Die Justizbehörde in Memmingen ermittle wegen der Misshandlung Schutzbefohlener, sagte ein Polizeisprecher. Beamte hatten das Kind am Donnerstag aus der Wohnung der allein erziehenden Frau im südlichen Landkreis Günzburg geholt. Das Mädchen wurde zur medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.
Welche seelischen Schäden das Kind der etwa 45 Jahre alten Mutter durch die jahrelange Isolation erlitten hat, war zunächst nicht bekannt. Das Mädchen sei nirgendwo behördlich gemeldet "und ist nie irgendwo aufgetaucht", sagte der Memminger Oberstaatsanwalt Johannes Kreuzpointner der "Augsburger Allgemeinen". Der Hinweis auf das Kind sei aus dem "Umfeld" der Frau gekommen, hieß es. Unklar ist bisher, warum die Frau ihre Tochter all die Jahre versteckt hielt..
17.06.2007 13:13 Uhr
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Kindesmisshandlung;art1117,2323327
"Allein erziehend - allein gelassen? Die psychosoziale Beeinträchtigung allein erziehender Mütter und ihrer Kinder in einer Bevölkerungsstichprobe"
Franz, M. Lensche, H.
in: "Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie", 2/2003
In der Zusammenfassung des Aufsatzes heißt es lapidar: "Signifikant verhaltensauffällig waren lediglich die Jungen alleinerziehender Mütter"
Na das ist ja ein Hammer, wenn die Hälfte aller Kinder alleinerziehender Mütter, nämlich die Jungen mit "lediglich" bezeichnet werden. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Autoren oder Autorinnen des Aufsatzes, für die Jungen offenbar "lediglich" eine Randbemerkungen wert sind.
Pubertierende brauchen Grenzen
Allein Erziehende betrachten Kinder häufig als Partner und überfordern diese damit
Von Wolfgang Kappler
Scheidungskinder haben häufiger als Kinder aus vollständigen Familien Probleme in der Schule und im Umgang mit Freunden und sind öfters depressiv oder aggressiv. Auch werden spätere Ehen von Scheidungskindern bis zu zweieinhalb Mal häufiger geschieden, hat die Chemnitzer Soziologin Heike Dieffenbach herausgefunden. In der Regel wird dies mit dem Erleben der Auseinandersetzungen zwischen den Eltern in Verbindung gebracht, mit der Angst vor Verlust und der Erkenntnis, dass Beziehungen scheinbar ohne weiteres kündbar sind.
Jetzt hat Kurt Kreppner vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung einen weiteren Grund gefunden: Kommunikationskultur und Beziehungsverhalten zwischen Kind und allein erziehender Mutter unterscheiden sich während der Pubertät grundlegend von vollständigen Familien. Mit fatalen Folgen.
Dreieinhalb Jahre lang haben Kreppners Mitarbeiter in 67 Berliner Mittelschicht-Familien Mäuschen gespielt, haben die Mütter und Kinder anhand von Themenkarten Konfliktsituationen (unaufgeräumtes Zimmer; wohin am Wochenende? u. a.) durchspielen lassen - und dabei die Kommunikation analysiert.
Kreppners Beobachtung: "Es scheinen verschiedene Interessen zu sein, die Mütter aus vollständigen und Mütter aus geschiedenen Familien beim Austausch mit ihren Kinder leiten." Mütter in funktionierenden Beziehungen betonen im Gespräch mit dem Kind ihre überlegene Erfahrung, legen gesteigerten Wert auf das Einhalten von Regeln und scheuen den Konflikt mit dem Kind nicht. Sie sind die "Hüterinnen der Ordnung", auch wenn das manchmal belastend ist. Die Beziehung Mutter-Kind stehe bei der Auseinandersetzung überhaupt nicht zur Debatte. Die Diskussion konzentriere sich auf den Konflikt, wobei die Mütter in rigider Weise auf die Einhaltung von Regeln pochen.
Die Grenze zwischen den Generationen werde konsequent eingehalten und respektiert. Sie sorgt für eine größere Distanz, die das Kind zwar in seine Schranken verweist, die es letztlich aber vor Überforderung schützt. Der zu Selbstbestimmung strebende Pubertierende hat so die Möglichkeit, in der Auseinandersetzung mit elterlichen Normen und Werten eine neue Identität zu erproben, stark zu werden.
"Geschiedene Mütter hingegen sind stark mit ihrer eigenen Situation beschäftigt und neigen dazu, ihre Kinder in ihre Lebensprobleme miteinzubeziehen", sagt Kreppner. Damit kommen sie ihrer Funktion als Angehörige der Elterngeneration, die den Kindern bei der Etablierung einer neuen Beziehung kompetent helfen sollen, nicht nach. Diese Mütter pflegten eine partnerschaftliche Beziehung zu ihren Kindern, sie heben das Kind auf ein höheres Beziehungsniveau, fordern Gleichberechtigung und Ersatz für den verloren gegangenen Partner ein und das Teilhaben des Kindes an den eigenen Problemen.
Kreppner: "Dadurch gerät das etablierte Beziehungsgefüge grundlegend in Bewegung, in der Dimension der Kinder verschiebt sich etwas." Anfänglich fühlen sich solche Kinder geschmeichelt. Mit der Entwicklung zu Jugendlichen ändert sich das. "Das Kind will die Verantwortung für die Probleme der Mutter nicht akzeptieren, besteht auf der Aufrechterhaltung der Generations-Grenze und verweist auf sein Recht, von der Mutter als Kind und nicht als Partner behandelt zu werden."
Manchmal zerbrächen Jugendliche an der Überforderung. Die eingangs beschriebenen Probleme sind Folgen einer unterbundenen natürlichen Persönlichkeitsentwicklung. Weil allein Erziehende häufig die Forderung nach dem Motto "Du musst an meinen Problemen teilhaben, sonst habe ich auch kein Interesse mehr an deinen" erheben, erkennt das Kind darin die unausgesprochene Drohung, dass die Mutter bereit ist, die Beziehung zu lösen. Dass dies möglich ist, hat es bereits mit der Scheidung erlebt. So lebt das Kind mit der Angst eines möglichen weiteren Verlustes.
Angesichts von 1,5 Millionen allein erziehenden Müttern in Deutschland seien die Folgen solcher Persönlichkeitsfehlentwicklungen nur schwer abschätzbar und machten weitere Studien notwendig. Auf Grund seiner Ergebnisse fordert Kreppner aber schon mal vorsorglich: "Haltet die Grenze zwischen den Generationen ein."
Infos: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Antonia Rötger, Tel. 030 / 82 40 62 51,
E-Mail roetger@mpib-berlin.mpg.de;
Internet: www.singlemamis.de
und
Frankfurter Rundschau 2002
Erscheinungsdatum 05.02.2002
Es geht auch anders, doch so geht es auch
Diesen Gegner schlug der Box-Weltmeister nie k.o.
Sven Ottke:
"Mutti hat mich immer verprügelt"
Morgen verteidigt er zum 15. Mal seinen Titel im Supermittelgewicht.
Box-Weltmeister Sven Ottke (35). Vor dem Kampf spricht er über einen Gegner, den er nie k.o. schlug - seine Mutter. Im "SZ-Magazin" sagt der Champ:
"Mutti hat mich immer verprügelt."
Helga Krieghoff (59) zog "Sveni" alleine groß. Doch sie hatte so ihre Probleme mit ihm: "Er hat mich oft zur Weißglut gebracht. Flog aus dem Kindergarten. In der Schule gab es ständig Stress. Er hat sich mit Älteren geprügelt. Ja bei mir gab es ordentlich was hintendrauf."
Wie sah das aus? Sven Ottke erinnert sich an "Kleiderbügel, Kabel, Bambusstock. Der ist sogar auf meinem Hintern zerbrochen." Seiner Mutter fällt zu dem Thema noch ein "Handfeger" als Schlaginstrument ein.
Entschuldigend sagt sie: "Wenn man nicht mehr weiter weiß, dann rastet man aus."
Dabei hat sie es auch mit abgestuften Strafvarianten wie "Fernsehverbot und Hausarrest" probiert. "Aber da war sie chancenlos" grinst Ottke. Und Mutti schmunzelt: "Wir wohnten im Hochparterre. Da ist Sven einfach über den Balkon getürmt."
Über seine Agressionen kam Sven Ottke zum Boxen. Ein Kinderarzt empfahl der Mutter: "Ihr Sohn muss abends todmüde ins Bett fallen." Doch als ein Vater eines Klassenkameraden ihn zum Training mitnehmen wollte, versuchte sie ihn vor Schlägen zu schützen: "Boxen fand ich furchtbar. Sagte: nein, mein armer Sohn." Doch irgendwann gab sie nach.
Helga Krieghoff wurde sein größter Fan! Sie begleitete ihn zu Kämpfen.
Feuerte ihn gellend an. Und Sven Ottke? Wie beurteilt er im Nachhinein die vielen Schläge seiner Mutter? Der Ring-Star ist ihr dankbar: "Ich denke, sie hat das ganz gut hingekriegt. Sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin."
Rührend das Gefühls-Outing des harten Kämpfers: "Es ist ein Glück, dass ich sie habe." (we)
www.bild.de (bei "Sport" klicken")
Posteingang 26.8.02
Ohne Mann am schönsten
Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) in seinen neuesten Informationen für "Einelternfamilien" (4/2001):
"Gute-Nacht-Lektüre für Alleinerziehende
Wer von Ratgebern nach dem Motto "Wie erziehe ich mein Kind allein?" nichts mehr wissen will oder noch nie etwas hat wissen wollen, wer schon immer fand, dass Alleinerziehende zuviel lamentieren, der/die amüsiert sich mit "Mama solo". Stella Bettermann, allein erziehende Focus-Redakteurin mit 5-jährigem Sohn, hat ein unterhaltsames, locker formuliertes Buch über ihren Alltag mit Kind geschrieben. Eventuelle Schwierigkeiten werden entweder schleunigst gelöst oder amüsiert aus der Distanz betrachtet. Einige Seiten davon vor dem Einschlafen - und jede Leserin wird der Überzeugung der Autorin folgen: Am schönsten ist es nur mit Kind und ohne Mann. (Inge Michels)"
Ob der Sohn auch der Meinung der Mutter ist, wird nicht berichtet. Mit Sicherheit hat er aber gute Chancen ein Muttersohn zu werden. Die Wahrscheinlichkeit zum kleinen "Ersatzmann" einer liebesbedürftigen Mutter zu werden, ist vermutlich etwas geringer.
Männer schmutzen nur!
Eine Untersuchung über alleinerziehende Mütter in einem Mutter-Kind-Programm
Astrid Cierpka, Gabriele Frevert, Manfred Cierpka
in: "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie", 41, 1992, S. 168-175
Astrid Cierpka, Max-Born-Ring 5, 3400 Göttingen
Deskriptoren: Familie Vater Mutter Alleinerziehende
Prädikat: Empfehlenswert
"Zusammenfassung
Im Rahmen des Mutter und Kind-Programms in Ulm konnte in der sozialarbeiterischen Betreuung der alleinerziehenden Mütter häufig beobachtet werden, daß alleinerziehende Frauen entweder gleich zu Beginn einer Beziehung zu einem Mann oder kurz nach der Geburt des Kindes die Beziehung zum Vater abbrechen. Empirisch zeigte sich in einer Fragebogenuntersuchung, daß die Frauen, die keine Beziehung zum Kindesvater aufrechterhalten, ihre Herkunftsfamilien als signifikant schlechter einschätzen als die Frauen mit einer Beziehung. Dies scheint überwiegend mit der wahrscheinlich als mangelhaft erlebten Bindungsfähigkeit des Vaters der Frauen zu tun zu haben. Auf tragische Weise wiederholt sich für die alleinerziehende Mutter die Instabilität in der Ehe ihrer Eltern in ihrer eigenen Partnerschaft.
...
Die Ergebnisse unserer Untersuchung weisen darauf hin, daß der das generationenübergreifende Instabilitätsmuster ,unterbrechende Dritte‘ der Vater oder der Bruder in der Herkunftsfamilie sein könnte. Für die aktuelle Beziehung der alleinerziehenden Mütter gilt das gleiche:
Eine große Rolle spielen supportive partnerschaftliche Beziehungen mit dem Kindesvater oder einem anderen Mann, die zur Unterbrechung der generationsübergreifenden ungünstigen Muster beitragen. Leider werden die Beziehungen zu enttäuschend erlebten Männern von einem Teil der Frauen auch aus neurotischen Gründen unbewußt gesucht, um die mit der gewünschten Beziehung verbundenen heftigen Affekte (z. B. der Sehnsucht, Wut, Trauer) abzuwehren. Die Bemerkung, ,Männer schmutzen nur‘, muß als Selbstschutz verstanden werden. Aufgrund der eigenen inneren Unordnung muß eine enge Beziehung zu einem Mann vermieden werden, um nicht erneut enttäuscht zu werden. Zu wünschen ist den Frauen, daß sie den Zyklus der neurotischen Wiederholungen in Beziehungen mit Männern, die aufgrund der internalisierten heterosexuellen Erfahrungen und der abgewehrten Affekte gemacht werden, im Kontext von neuen Erfahrungen mit einem Partner durcharbeiten und verändern können. ..."
>>Transformationen des Vaters
Zur Geschichte des Vaterkonzepts in Europa
Dieter Lenzen
Zu den paradoxen Blüten feministischer Angriffe auf die Vaterschaft gehören Sätze wie diese:
"Wir widmen dieses Buch den allein erziehenden Müttern der westlichen Welt. Und das ist eine sehr große Gruppe, denn: Alleinerziehend sind wir alle. Ob ohne Trauschein zusammenlebend, ob verheiratet, verlassen oder geschieden, oder ob realistisch genug, sich von Anfang an bewusst zur alleinigen Verantwortung zu bekennen, de facto ist jede Mutter eine Alleinerzieherin. (. ..) ihre Frauen und vor allem ihre Kinder verlieren allmählich die Geduld mit ihnen. Aus jeder anderen Institution wären sie, wenn sie so kontinuierlich fehlen, so wenig leisten und so oft enttäuschen würden, schon längst hinausgeflogen. (...] Sentimentalität, Hoffnung und Gewohnheit haben ihnen bis jetzt, auch unverdient, ihren Platz in der Familie freigehalten, aber das ändert sich (...] Keine andere `Familienform nimmt, statistisch gesehen, so rapide zu wie die Gruppe der bewusst allein erziehenden Mütter. (...) Ergänzen wir diese Gruppe mit der ebenfalls nicht kleinen Gruppe der Geschiedenen, dann wird der Trend unübersehbar: Der Mann, der Vater, ist dabei, aus der Familie wegzudriften, langsam aber sicher.“ (Bernard/Schlaffer: Sagt uns, wo die Väter sind". S.7-10
Paradox sind diese und ähnliche Sätze deshalb, weil sie heute von dem Bevölkerungsteil vorgetragen werden, der den Alleinvertretungsanspruch in Fragen der Pflege, Erziehung und Bildung der nachwachsenden Generation über 200 Jahre sukzessive aufgebaut hat und heute mit Zähnen und Klauen verteidigt: von den Müttern. Wenn man bedenkt, dass 95% aller streitigen Sorgerechtsverfahren zugunsten der Mütter ausgehen, oder wenn man nur den nahezu 100%igen Anteil weiblichen Erzieherpersonals betrachtet oder den über 80%igen Anteil von Frauen in den Positionen der Grundschule. dann ist die Behauptung, die Mütter hätten diese Entwicklung "schließlich nicht verschuldet" (Bernard/Schlaffer, S. 10) in dieser Einfachheit kaum nachzuvollziehen. Abgesehen davon, dass Schuld immer nur Individuen auf sich laden können, greift diese Kategorie natürlich nicht. Man kann allenfalls von Verursachungszusammenhängen sprechen. Dabei ist die hegemoniale Rolle der Mütter in den westlichen Kulturen seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nicht zu übersehen. Es wäre allerdings falsch, hier einen linearen Verursachungszusammenhang zu unterstellen, denn `die Väter` sind offenbar nicht in der Lage gewesen, ihre Position zu verteidigen. Die Demontage ihrer Funktion und Rolle begann allerdings in der europäischen Kulturgeschichte wesentlich früher. Als die Frauen die Gewalt über die Zukunft der nachwachsenden Generation an sich nahmen, war bereits ein Verfallsprozess der väterlichen Macht von über 2000 Jahren abgelaufen, vor dessen Hintergrund heute jede Rede von `patriarchalen Verhältnissen` ausnahmslos grotesk ist. Insofern - darin liegt die andere Seite der benannten Paradoxie - kann man den feministischen Autorinnen nur zustimmen. wenn sie schreiben: "Der Vater wird abserviert; der Vater wird entmachtet, aber als Symbol oberflächlich in das Familienleben integriert" (Bernard/Schlaffer, S. 252).<<
Textauszug aus dem Vortrag von Dieter Lenzen auf der Fachtagung des
Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse
Vater werden, Vater sein, Vater bleiben - psychosoziale, rechtliche und politische Rahmenbedingungen von Vaterschaft
am 24./25. Mai 2002 in Berlin, Galerie der Heinrich Böll Stiftung
Unter anderen mit:
Transformationen des Vaters – Zur Geschichte des Vaterkonzeptes in Europa
Prof. Dr. Dieter Lenzen, FU Berlin
Es gibt ein neu erwachendes Interesse an der Figuration des Vaters. Das wird Zeit. Der zweitausendjährige Prozess der Funktionsverlagerung des Vaters ist nämlich fast abgeschlossen. Der Vortrag soll nachzeichnen, wie die Entwicklung vom Patriarchen zum “Zahlvater” verlief. Ein Blick zurück auf den Diskurs über den Vater.
Rolle und Funktion des Vaters im Spiegel des modernen deutschen Rechts
Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Rechtsanwältin, zuvor Justizsenatorin in Hamburg und Berlin
Seit in Deutschland am 1.1.1900 das Bürgerliche Gesetzbuch, in Kraft trat, beschränkte sich die Rolle und Funktion des Vaters mehr als ein ¾ Jahrhundert auf die des ehelichen Vaters, der als Familienvater mit erheblichen Befugnissen und Rechten ausgestattet war.
Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nach Inkrafttreten des Bonner Grundgesetzes, wurden aus den ausschließlichen Rechten des ehelichen Vaters allmählich solche der gleichberechtigten Eltern. Seit dem 1.7.1998 kann der mit der Mutter nicht verheiratete Vater neben der Mutter Inhaber der elterlichen Sorge werden, wenn die Mutter dem zustimmt. Auch dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen.
Wie überflüssig sind Väter ?
Prof. Dr. Gerhard Amendt, Direktor des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen
Aus der Sicht des Kindes und weniger aus der um Identitätsverwirklichung suchenden Perspektive von Erwachsenen sollte geklärt werden, ob Väter für Kinder wirklich überflüssig sind und durch eine politisierte Mütterlichkeit ersetzt werden können, die Kindererziehung als unmittelbare Sozialpolitik im Sinne einer lichten Zukunft alternativer Genderbeziehungen gestalterisch ins Auge fasst.
Die vollständige Tagungsdokumentation kann bestellt werden unter:
- Forum Männer -
Heinrich Böll Stiftung
z. Hd. Henning von Bargen
Rosenthalerstr. 40/41
10178 Berlin
Fon 030/28534-180
Fax 030/28534-5180
Email gender@boell.de
Leserbrief
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von:
Gesendet: Mittwoch, 3. März 2004 19:28
An: info@vaeternotruf.de
Betreff: Ummöglich!
Hallo,
auf der Suche nach Informationen bin ich auf Ihre Seite gestoßen.
Ich bin durchaus auch der Meinung, dass Kinder ein Recht auf Ihre Väter haben und umgekehrt. Väter und Kinder, die aus Willkür getrennt werden, haben mein volles Mitgefühl!
Das Durchstöbern Ihrer Seite lies mich jedoch stark daran zweifeln, ob es hier noch um die Kinder geht oder zumindest teilweise nur noch ein hirnloser Geschlechterkampf auf dem Rücken der Kinder stattfindet!!!
Wenn ich z.B. den Eintrag unter „alleinerziehende Mütter“ lese, kann ich nur noch den Kopf schütteln. Ich bin nämlich eine der furchtbaren Mütter, die bisher nichts unternommen hat, einen Umgang mit dem „Vater“, zu erzwingen. Wird hier noch an die Kinder gedacht, wenn man darüber schimpft oder ist es ohnehin gleichgültig wie frau sich verhält, denn falsch ist es sowieso? Was hat das Kind von einem Vater, der zunächst die Abtreibung wollte und auch nach der Geburt nur Beschimpfungen für die Mutter übrig hat, sich gar „Belästigungen“ aller Art verbeten hat? (Wahrscheinlich habe ich das selbst verursacht, schließlich gehöre ich ja zu dem bösen Frauengeschlecht!) Soll das Kind zwei-wöchentlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass es abgelehnt wird oder an einem permanenten Kampf teilhaben??????? Kann es nicht einfach besser sein, den Vater einfach in Ruhe zu lassen und dadurch vielleicht Jahre später dem Kind, wenn es dies selber wünscht, einen Kontakt zu einem Vater zu ermöglichen, der vielleicht dann dafür offen ist?
Wir Mütter werden zu egoistischen Monstern degradiert, die vollkommen eigennützig aus unseren biologischen Möglichkeiten nutzen ziehen! Aber ich schätze, viel besser für die Kinder als unser grausames Verhalten wird es sein, wenn die Väter dermaßen zu Frauenhassern werden, dass sie jedwedes Verhalten ohne weiteres Nachdenken verurteilen. Gut, wenn sie das auch gleich Ihren Söhnen beibringen, denn dann werden keine Kinder mehr gezeugt und das Problem „Umgang“ ist endlich aus der Welt! ;-(((
Sie werden dann sicher auch lernen, dass es leichter ist, für seine Meinung Bestätigung zu suchen als sie zu hinterfragen und selber mal neu nachdenken zu müssen, denn das könnte anstrengend werden.
Wie gesagt, ich bin durchaus dagegen, dass Kinder nach einer Trennung auch von einem Elternteil getrennt werden. Aber in einem Kampf für die Rechte muss auf dem Teppich geblieben werden. Ein Kampf, der in einen Geschlechterkampf und leere Beschimpfungen ausartet, wird zur Farce und kann wohl kaum noch ernst genommen werden.
Schöne Grüße
...