Anklage


 

 

 

Aufruf zur Verhandlung in Sachen 

"Tim Kretschmer aus Weiler zum Stein - Ermordung von fünfzehn Menschen."

 

 

Auf der Anklagebank des Väternotrufs haben virtuell Platz genommen:

Die Mitglieder der Bundesregierung:

 

 

Der Tatvorwurf lautet.

Verletzung des nach Artikel 64 Grundgesetz abgelegten Amtseides 

 

Artikel 64

(1) Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen.

(2) Der Bundeskanzler und die Bundesminister leisten bei der Amtsübernahme vor dem Bundestage den in Artikel 56 vorgesehenen Eid.

 

Artikel 56

Der Bundespräsident leistet bei seinem Amtsantritt vor den versammelten Mitgliedern des Bundestages und des Bundesrates folgenden Eid:

"Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.

 

 

Begründung:

Am 11.03.2009 tötete der 17-jährige Tim Kretschmer aus Weiler zum Stein (Leutenbach bei Winnenden) fünfzehn Menschen. Den Ermittlungen zufolge gab Tim K. in der Albertville-Realschule 60 Schüsse ab, neun vor dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus und weitere 44 am Ende seiner Flucht in Wendlingen. 109 noch nicht abgeschossene Patronen hatte er noch bei sich. Der Vater des Amokläufers hatte in seinem Waffenschrank 4600 Schuss Munition verwahrt. Der Vater von Tim Kretschmer soll laut Mitglied in einem Schützenverein gewesen sein und legal 16 Schusswaffen besessen haben. Laut Siegfried Mahler, Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, sollen im Wohnhaus der Familie Kretschmer 13 Schusswaffen im Waffenschrank verschlossen gewesen sein, außer einer offen herumliegenden Pistole die sich im Schlafzimmer befand. Diese Pistole hat Tim Kretschmer offenbar für den 15-fachen Mord benutzt. Dass Tim Kretschmer auf diese Weise ohne größere Mühe in Besitz der Pistole und 212 Schuss Munition kommen konnte, liegt an der von der Bundesregierung zu verantwortenden Gesetzgebung, die nach dem Massaker von Erfurt nur halbherzig auf die Gesetzgebung Einfluss nahm. Insbesondere wurde die Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten nicht verboten, was im Fall des Tim Kretschmer den 15-fachen Mord.

 

 

Antrag: 

Es wird beantragt, die Mitglieder der Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz Brigitte Zypries aus ihrem Amt zu entlassen. Die Bundesministerin für Justiz Brigitte Zypries soll darüber hinaus für drei Jahre an der Albertville-Realschule versetzt werden, um die dort einzurichtende Gedenkstätte für die Opfer des Massakers vom 11.03.2009 zu betreuen. Dies wird ihr gute Gelegenheit geben, die Folgen des von der Bundesregierung zu verantwortenden freizügigen deutschen Waffenrechtes an prominenter Stelle verstehen zu lernen. 

 

 

Urteil:

Nach einer umfangreichen Beweisaufnahme zieht sich das erkennende Gericht zur Beratung zurück und trifft seine Entscheidung in gewohnter juristischer Korrektheit am Sankt Nimmerleinstag.

 

gez. 

Unruh - Oberstaatsanwalt und Pressesprecher des Oberlandesgerichtes Sankt Nimmerlein 

Sankt Nimmerlein den 13.03.2009

 

 

 


 

 

 

Amoklauf von Winnenden:

"Lehrer haben heldenhaft reagiert"

...

 

Unterdessen wird eine Frage immer drängender: Kann der Vater des 17-jährigen Tim K. strafrechtlich für den Tod der Opfer verantwortlich gemacht werden - und zwar wegen fahrlässiger Tötung? Nach Angaben der Ermittler hatte der Sportschütze die Tatwaffe nicht im Tresor aufbewahrt, sondern im Schlafzimmer. Womit er zumindest eine Ordnungswidrigkeit begangen hat.

Eine tödliche Gefahr

Klar ist: Wegen fahrlässiger Tötung kann sich auch strafbar machen, wer am Tatgeschehen nicht unmittelbar beteiligt ist. Vor knapp zwei Jahren war der Juniorchef einer Spedition wegen eines Unfalls im niederländischen Kerkrade verurteilt worden: Er hatte seinen Fahrer wissentlich mit defekten Bremsen losgeschickt - der Sattelschlepper raste in einen Supermarkt und tötete drei Menschen. Mit dem Fahrauftrag schuf der Juniorchef eine tödliche Gefahr - wie sie auch von einer herumliegenden Waffe ausgehen kann.

 

Die entscheidende Frage ist aber: Konnte der Vater vorhersehen, dass der Sohn mit der Beretta in der Hand losgeht und 15 Menschen niederschießt? Lag ein derart außergewöhnliches Verbrechen innerhalb - wie die Gerichte formulieren - des "Gefahrenkorridors", den er durch das Herumliegenlassen der Waffe eröffnet hat?

Die Frage der Vorhersehbarkeit

In der Rechtsprechung wird die Vorhersehbarkeit durchaus weit verstanden: Der Spediteur, der seine Fahrer zur ständigen Überschreitung der erlaubten Lenkzeiten treibt, muss mit tödlichen Unfällen rechnen, ebenso der Veranstalter eines Mountainbike-Rennens, der in punkto Sicherheit schlampt. Oder auch der Wirt, der dem betrunkenen Autofahrer kräftig nachschenkt.

Das könnte erklären, warum der Anwalt von Tim K.s Eltern vehement bestreitet, der Junge habe sich in "psychotherapeutischer Behandlung" befunden. Wäre der Zustand des Jungen erkennbar derart labil gewesen, dass der Vater mit dem fatalen Griff zur Waffe hätte rechnen müssen, dann könnte ihm eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung drohen.

Einen Präzedenzfall hat der Bundesgerichtshof (BGH) im Jahr 2003 entschieden. Eine psychiatrische Klinik hatte einem psychisch gestörten Gewaltverbrecher trotz erkennbarer Gewalttätigkeit Ausgang gewährt. Der Mann tauchte unter, beging eine Serie von Raubüberfällen und brachte zwei Frauen um. Chef- und Oberarzt wurden zunächst freigesprochen, doch der BGH hob die Freisprüche auf und hielt ein Urteil wegen fahrlässiger Tötung für ziemlich naheliegend: Eine Vorhersehbarkeit der Taten sei jedenfalls dann anzunehmen, wenn zwischen der "psychischen Störung und den von ihm begangenen Straftaten ein Zusammenhang besteht" - etwa, weil die Krankheit die Hemmschwelle des Täters herabgesetzt habe.

 

DPA

15.03.2009

 

http://www.stern.de/panorama/:Amoklauf-Winnenden-Lehrer/657918.html

 

 

Kommentar Väternotruf:

Unterdessen wird eine Frage immer drängender: Kann die Bundesregierung strafrechtlich für den Tod der Opfer verantwortlich gemacht werden - und zwar wegen fahrlässiger Tötung? Die Antwort des "Stern" würde offenbar "Ja" lauten, denn verantwortlich ist nicht nur der, der die Tat ausführt, sondern auch der der sie fahrlässig ermöglicht. Da die Bundesregierung es seit dem Massaker von Erfurt versäumt hat, die Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten zu ermöglichen, konnte es aktuell zu dem Massaker von Winnenden kommen.

 

 

 


 

 

Hilfe aus Erfurt

Abschied von den Toten

Angehörige haben am Abend Abschied von den beim Amoklauf in Winnenden getöteten Kindern und ihren Lehrerinnen genommen. Die Leichen wurden in offenen Särgen in einem Krankenhaus aufgebahrt. Jeder Familie stehe ein Team aus zwei Psychologen zur Seite, sagte Wolfgang Schiele vom Regierungspräsidium Stuttgart.

Das Land will an diesem Freitag von 11.00 Uhr an im Rathaus von Winnenden Kondolenzbücher für die Bevölkerung auslegen. Ministerpräsident Günther Oettinger werde sich als einer der ersten eintragen, teilte das Staatsministerium mit.

Unterdessen fand in der Schlosskirche von Winnenden ein zweiter Trauergottesdienst statt. Erneut kamen viele Schüler der Albertville-Realschule, wo der Amoklauf am Mittwoch begonnen hatte. Der ökumenische Gottesdienst wurde auf einer Leinwand vor der überfüllten Kirche übertragen. Der Täter Tim K. hatte an der Realschule und auf der Flucht 15 Menschen erschossen, bevor er sich selbst tötete.

 

Umstrittene Ankündigung

Unklar ist, ob eine angebliche Ankündigung des Amoklaufs echt ist. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech sagte, Tim K. habe in der Nacht vor der Tat im Internet einen Hinweis gegeben. "Ich meine es ernst, Bernd - ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen", habe er in der Nacht vor der Tat in einem Internetportal geschrieben. Weiter habe es geheißen: "Merkt Euch nur den Namen des Orts: Winnenden."

Der Vater eines Jugendlichen aus Bayern, der an dem Chat teilgenommen hatte, meldete sich demnach bei der Polizei. Der Chatteilnehmer habe die Ankündigung nicht ernst genommen, und ein weiterer Teilnehmer habe erklärt, er glaube das erst, wenn er Bilder sehe. Die Betreiber der Website, auf der Tim K. den Text gepostet haben soll, dementierten allerdings, dass es eine solche Ankündigung gegeben habe (siehe Link).

 

Wegen Depressionen in Behandlung

Rech sagte weiterhin, der 17-Jährige habe sich seit 2008 wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung befunden, diese dann aber abgebrochen. K. hatte auf seiner Flucht einen Mann vor der Psychiatrischen Landesklinik in Winnenden erschossen. Die Klinik befindet sich neben der Realschule.

Den Ermittlungen zufolge gab Tim K. in der Schule 60 Schüsse ab, neun vor dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus und weitere 44 am Ende seiner Flucht in Wendlingen. 109 noch nicht abgeschossene Patronen hatte er noch bei sich. Der Vater des Amokläufers hatte in seinem Waffenschrank 4600 Schuss Munition verwahrt. Der Jugendliche war nach Angaben von Rech im Umgang mit Schusswaffen "sehr geübt". Er war öfters Gastschütze im Schützenverein seines Vaters.

 

Mehr Lehrer für die Schule

Kultusminister Helmut Rau versprach der Albertville-Realschule 50 Prozent mehr Lehrer. Dies entspreche 13 Stellen. Das Land sehe sich zudem in der Pflicht, Kosten für die Sanierung der Schule zu übernehmen. Auch werde es flexible Regelungen für die Schüler geben, die in diesem Jahr ihren Abschluss ablegen. Das gelte auch für die Schüler des benachbarten Gymnasiums und die Referendare an der Realschule.

 

Erfurter Schüler wollen helfen

Rau lobte, dass sich Schüler des in Erfurt 2002 von einem Amoklauf betroffenen Gymnasiums angeboten hätten, den Schülern in Winnenden beizustehen. "Dass die Jugendlichen von sich aus eine solche Initiative ergreifen, ist bei all dem Erschlagenden, was wir gestern erleben mussten, auch ein Zeichen der Hoffnung."

Ob die Albertville-Realschule jemals wieder für regulären Unterricht genutzt werden kann, ließen Rau und die Leiterin der Schule, Astrid Hahn, offen. "Schnelle Festlegungen würden zu neuen Verletzungen führen", sagte Rau. Eine Perspektive für eine neuentstehende Schulgemeinschaft könne nur entwickelt werden, wenn alle - Eltern, Schüler, Lehrer, Schulträger - beteiligt würden. Die psychologische Unterstützung werde "noch einige Zeit" aufrechterhalten.

 

Hilfe für die Eltern

Nach den Worten von Schulleiterin Hahn wird den Eltern an diesem Freitag von Psychologen erläutert, wie sie mit ihren traumatisierten Kindern umgehen sollten. Am Wochenende stehe weiterhin psychologische Betreuung für Schüler, Eltern und Lehrer bereit.

In der nächsten Woche bestehe noch keine Schulpflicht, aber ein Betreuungsangebot in anderen Schulen mit den Lehrern der Albertville-Realschule. Auch in den Nachtstunden sei eine Hotline geschaltet.

 

Keine Hinweise auf Mobbing

Den Täter, Tim K., kenne sie nicht näher, habe ihm aber im vergangenen Jahr in eben der Halle, in der die Pressekonferenz stattfand, sein Abschlusszeugnis für die Mittlere Reife ausgehändigt, sagte Hahn. "Als Schulleiterin wird man ja eher mit den Schülern konfrontiert, die sich nicht an die Schulordnung halten." Sie habe keine Hinweise, dass Tim K. von seinen Mitschülern gemobbt worden sei.

Soziales Miteinander werde in der Schule groß geschrieben: Bereits in der fünften Klasse stehe Sozialtraining auf dem Stundenplan. Gewaltprävention sei ebenfalls im Angebot, erzählte die mit den Tränen ringende Pädagogin. Hahn war von einer Lehrerin per Handy über den Amoklauf informiert worden: "Hier schießt einer. Ich bin getroffen." Die Lehrerin überlebte den Anschlag verwundet.

 

Möglicherweise Mitschuld des Vaters

Der Vater muss sich möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Grund sei, dass die vom Sohn verwendete Tatwaffe vorschriftswidrig im Elternschlafzimmer lag, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Siegfried Mahler. Bislang sei der Vater aber lediglich als Zeuge vernommen worden.

13 Schusswaffen seien im Waffenschrank verschlossen gewesen, außer der einen Pistole vom Schlafzimmer. Die beiden Waffenschränke waren Rech zufolge mit einem achtstelligen Zahlencode gesichert gewesen. Möglicherweise habe der Sohn die Kombination gekannt.

Nach Mahlers Angaben fanden sich auf dem Computer Gewaltfilme und Pornobilder. K. habe viel Zeit am PC verbracht. Die bisherigen Ermittlungen hätten jedoch keine Neigung des Täters zu einer Amoktat ergeben.

 

Selbsttötung am Ende der Flucht

Auf eine Obduktion der Opfer des Amoklaufs will die Staatsanwaltschaft verzichten, um weitere Verletzungen der Angehörigen zu vermeiden, so Mahler. Der Täter werde jedoch obduziert. Für die Selbsttötung des Amokläufers gibt es nach Angaben von Hans-Dieter Wagner von der Polizei Esslingen Zeugen.

Am Ende seiner Flucht in Wendlingen war K. zweimal ins Bein geschossen worden. Er sei dann in ein Firmengebäude geflüchtet, sagte Wagner. Dort habe der 17-Jährige mindestens zwölf Schüsse durch die Scheibe auf einen Streifenwagen abgegeben. Dann flüchtete er durch den Hintereingang und schoss auf einen Streifenwagen, zwei Polizisten wurden schwer verletzt. Anschließend schoss er auf Mitarbeiter auf einem angrenzenden Firmengelände und tötete sich selbst.

 

Video zeigt Selbstmord

Inzwischen kursiert ein wackeliger Video-Film, in dem die letzten Sekunden im Leben des Täters gezeigt werden. Darin ist zu sehen, wie Tim K. mehrfach um sich schießt und sich schließlich verletzt auf den Boden legt. Nach einem Film-Schnitt liegt er reglos auf dem Boden, Blut läuft aus seinem Kopf auf die Straße.

Die Geisel, die K. zuvor auf seiner Flucht genommen hatte, konnte sich mit einem Sprung aus dem rollen Pkw retten. Der Autofahrer habe seinen Wagen in einer Kurve beschleunigt und sei in einen Grünstreifen gefahren, als er ein Polizeiauto an einer Autobahnausfahrt gesehen habe, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann habe dies als seine letzte Chance gesehen, mit dem Leben davonzukommen.

Donnerstag, 12. März 2009

http://www.n-tv.de/1118733.html

 

 

Kommentar Väternotruf:

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD), bei uns auf unliebsame Weise bekannt geworden mit ihren bizarr anmutenden Bemühungen, Männer und Väter die ihre Vaterschaft durch einen heimlichen Abstammungstest klären lassen wollen, zu kriminalisieren, hat in der selben Zeit in der sie sich intensiv der von ihr beabsichtigten Kriminalisierung von Vätern widmete, offenbar keine gesetzgeberischen Maßnahmen auf den Weg gebracht, die die Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten verbieten. So ist es denn gekommen, wie es bei einer solchen Gesetzeslage über kurz über lang kommen musste, ein passionierter Sportschütze und Vater lässt eine seiner Waffen, eine Pistole unbeaufsichtigt in der Wohnung liegen. Der Sohn, der 17-jähre Tim Kretschmer, dem als Schüler der Klasse 10d der Albertville-Realschule am 10.07.2008 das Zeugnis der Mittleren Reife-Zeugnisse überreicht wurde - http://www.ars-winnenden.de/abschlussfeier.html - nimmt diese Pistole mit über 100 Schuss Munition an sich und erschießt 15 Menschen, verwundet andere und tötet schließlich sich selbst. Die mittlere Reife hat Tim Kretschmer ganz sicher nicht gehabt, sonst hätte er keine 15 Menschen erschossen, aber es ist nicht das erste mal, dass sich Lehrer geirrt haben. 

Ich wasche meine Hände in Unschuld sagte Pilatus, ich bin ja so entsetzt wird Frau Zypries sicher erklären und die einfältigen Deutschen geben sich mit Politikerinnen und Politikern wie Frau Zypries zufrieden, als ob sie keine besseren verdient hätten und als ob es nicht an der Zeit wäre, dass Frau Zypries als Bundesjustizministerin zurücktritt..

Bundesfamilienministerin Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) erzählt uns im Berliner Rundfunk (11.03.2009) in Reaktion auf das Massaker von Winnenden irgend so einen Schmarren mit Prävention, anstatt sich zu der Frage zu äußern, wie sie es in Zukunft mit der Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten handhaben möchte, denn nur durch einen solchen Umstand konnte das Massaker von Winnenden letztendlich geschehen.

Politikerinnen und Politiker aller Couleur weinen Krokodilstränen und heucheln Trauer, dabei wäre es an ihnen gewesen, seit dem Massaker des 19-jährigen Robert Steinhäuser, der am 26. April 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten erschoss, dafür zu sorgen, den Waffenbesitz streng zu reglementieren und die Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten, so wie offenbar bei dem Vater des Amokschützen geschehen, grundsätzlich und wirksam zu unterbinden.

Die nächsten Massaker werden jedenfalls nicht lange auf sich warten lassen, wenn die Politikerinnen und Politiker es bei ihrer widerwärtig wirkenden Heuchelei belassen, anstatt Gesetze zu erlassen, mit denen die Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten verboten wird.  

 

 


 

 

AMOKLAUF IN WINNENDEN

"Seid ihr immer noch nicht alle tot?"

Fünfzehn Menschen hat der 17-jährige Tim K. bei seinem Amoklauf getötet - und am Ende die Waffe gegen sich selbst gerichtet

Olivia Schoeller, Maxim Leo, Gabriele Renz

WINNENDEN. Um 18.24 Uhr biegen die Leichenwagen in die schmale Straße, die zur Albertville-Realschule führt. Die drei silbergrauen Kombis rollen im Schritttempo an den Übertragungswagen der Fernsehsender vorbei, müssen immer wieder bremsen, weil Schaulustige den Weg versperren. Jugendliche stehen in Gruppen vor den Absperrbändern, liegen sich in den Armen. Der erste Leichenwagen hupt, der Fahrer ruft aus dem Fenster, es sei ein Skandal, dass man sich jetzt schon zu den Toten drängeln muss.

Die Fenster der Schule, ein weißer Flachbau mit nach oben gebogenen Dachspitzen, sind dunkel, nur zwei Zimmer im Erdgeschoss sind erleuchtet. Männer in weißen Overalls laufen über den Schulhof. "Jetzt bringen sie die Leichen raus", sagt eine junge Frau mit tonloser Stimme. Sie weint, zittert, hält sich an ihrem Freund fest, der schweigend neben ihr steht. Zwei Kamera-Teams stürzen auf die beiden zu. Dieser Platz ist an diesem Abend kein Ort für private Gefühle.

Es ist gegen 9.30 Uhr an diesem Mittwochmorgen, als der 17-jährige Tim K. in einem schwarzen Kampfanzug in die Albertville-Realschule in Winnenden läuft. Dort hat er ein Jahr zuvor seine Mittlere Reife abgelegt. Er läuft zu den Klassenräumen, die er kennt. Mal in den einen, dann in den anderen Raum. In die 10d kommt er ein paar Mal und schreit: "Seid ihr immer noch nicht alle tot?" Die junge Referendarin, Jahrgang 1984, stellt sich noch mutig vor ihre Schüler - und wird kaltblütig erschossen.

Es sind die neunten und zehnten Klassen, in die Tim K. geht. Alle neun Schüler, die umgebracht werden, sind 15 und 16 Jahre alt. Die meisten Opfer sind Mädchen und Frauen. Tim K. zielt offenbar vor allem auf die Schüler, die in der Nähe der Tür sitzen.

Um 9.33 Uhr geht der erste Notruf bei der Polizeistation in Winnenden ein. Sofort machen sich zwei Beamte des Kriseninterventionsteams auf den Weg. Die Teams sind in Baden-Württemberg seit Jahren im Einsatz. Die Polizisten, so schildert es später der Innenminister Heribert Rech (CDU), dringen ins "Objekt ein". Die Tatsache, dass sie rein gar nichts ausrichten konnten, lässt Rech vielleicht noch ausführlicher über die Güte dieser "besonders geschulten" Kräfte reden. Doch sie kommen zu spät. In den Klassenräumen bietet sich den Beamten "ein schreckliches Bild", berichtet der Minister. Drei Lehrerinnen sind tot, neun Schüler, einer schwer verletzt. Auch er wird den Tag nicht überleben.

Die Polizei ermittelt schnell die Identität von Tim K. Polizisten gehen zu den Eltern nach Weiler zum Stein, einem Ortsteil der Nachbargemeinde Leutenbach. Der Vater besitzt fünfzehn Waffen: Vierzehn sind im Tresor deponiert, eine Pistole liegt im Schlafzimmer. Diese Beretta 9mm und über hundert Schuss Munition hat Tim K. mitgenommen, stellt die Polizei fest. Tim K. ist da längst auf der Flucht. Wenige hundert Meter von der Realschule entfernt trifft der 17-Jährige auf ein zufälliges Opfer im Park des nahe gelegenen Psychiatrischen Zentrums. Tim K. schießt. Es ist sein Opfer Nummer 13.

Während hunderte Polizeibeamte - aus Göppingen, Ludwigsburg, Stuttgart - zum Tatort rasen und Hubschrauber die Innenstadt von Winnenden überfliegen, flüchtet Tim K. in die Innenstadt von Winnenden. Dort stoppt er einen VW Sharan und zwingt den 41-jährigen Fahrer, mit ihm zusammen die Fahrt fortzusetzen. Der Wagen fährt zunächst auf die Autobahn, über Metzingen und Nürtingen kommt er nach Wendlingen. Als das Fahrzeug auf der Autobahnausfahrt abseits der Straße im Morast steckenbleibt, springt der Fahrer raus. Auch Tim K. verlässt das Auto und geht zu Fuß ins Gewerbegebiet. Dort erschießt er in einem Autohaus einen 36-jährigen Verkäufer und einen 45-jährigen Kunden, verletzt bei einem Schusswechsel auf dem Parkplatz zwei Beamte schwer, bevor er sich nach Angaben der Ermittler selbst in den Kopf schießt.

Zu diesem Zeitpunkt liegt Schüler Steffen Sailer, der den Notruf ausgelöst hat, daheim auf dem Sofa und schaut, wie sein Vater erzählt, "nur an die Decke". Er sagt kein Wort, liegt wie gelähmt da. Als seine Mutter ihn abgeholt hat, hatte Steffen noch geweint - wie all seine Mitschüler. Nun sind sie wie versteinert. Manche lassen sich von den Psychologen vor Ort betreuen, manche wie Steffen sind mit den Eltern nach Hause gegangen. Steffen kannte Tim. Sie wohnen im gleichen Ort, der Amokläufer war knapp ein Jahr älter. Zusammen pendelten sie ins Winnender "Schulzentrum II", wo 1 700 Kinder aus dem Umland in drei Schularten unterrichtet werden.

Was ist dort geschehen in dieser Schule? Wie konnte es zu so einer Bluttat kommen in dieser Kleinstadt mit 27 000 Einwohnern, mitten im wohlhabenden Speckgürtel der zwanzig Kilometer entfernten Landeshauptstadt Stuttgart?

Es sind diese Fragen, die Offizielle wie der Innenminister, der Polizeipräsident und der Kultusminister auf Pressekonferenzen zu beantworten versuchen. Der Täter sei vollkommen unauffällig gewesen, heißt es, still, ein Einzelgänger. Warnsignale habe es keine gegeben. Derzeit werde der Computer von Tim K. untersucht, berichtet am Nachmittag der Polizeipräsident. Die Beamten wollen herausfinden, was er sich angesehen hat, welche Musik er gehört hat, welche Kleidung er getragen hat. Es ist ein Versuch, Tim K. und seine Tat zu verstehen. Doch die Fassungslosigkeit ist allen Beteiligten anzusehen.

Auch im Internet zeigt sie sich. Schon kurz nach der Tat haben Nutzer auf der Internetseite Facebook Kommentare hinterlassen. Winnenden hat dort eine eigene Diskussionsgruppe für Leute aus der Stadt und ehemalige Bewohner. Auf dieser Seite schreiben nun Menschen aus der ganzen Welt, wie geschockt sie sind. Aus London, aus Trinidad und Tobago und aus Südafrika.

Ali Osman steht an diesem Abend vor der Realschule und versucht dort zu begreifen, wie einer dazu kommen kann, um sich zu schießen, zu töten, alles auszulöschen, was ihm in die Quere kommt. "Man kann sich das Böse gar nicht so böse vorstellen", sagte er. Früh um zehn war Ali Osman in die Schule gegangen, er wollte Akin abholen, seinen elfjährigen Sohn. Akin hatte am Morgen gesagt, er fühle sich nicht gut. Als Ali Osman mit seinem Auto der Schule näher kam, sah er die Polizeiwagen, das Blaulicht. Er hörte die Sirenen, die von allen Seiten näher kamen.

Osman dachte, es gäbe vielleicht einen Brand, er suchte nach einer Rauchwolke, aber da war nichts. Im benachbarten Gymnasium standen Kinder an den Fenstern. Dann hörte Ali Osman die Schreie, sah die Kinder, die ohne Jacken über die Straße zur Schwimmhalle rannten. Er wusste immer noch nicht, was passiert war, "aber mein Herz schlug auf einmal ganz schnell".

Am Eingang der Schwimmhalle saß eine Cousine von Akin auf dem Boden und hielt sich die zitternden Hände vors Gesicht. Ali Osman fragte das Mädchen, was denn passiert sei und sie erzählte von den Knall-Geräuschen, von der Lehrerin, die die Tür des Klassenzimmers abgeschlossen hat. Und er sah Akin nicht. "Da habe ich geschrien und geheult wie eine alte Frau", sagt er. Ein paar Minuten später hatte er Akin in seinen Armen. Er sah seine schmutzigen Hosen, weil der Junge hingefallen war bei der Flucht aus der Schule. Und er dachte noch daran, ob seine Frau wohl schimpfen würde wegen der dreckigen Hose.

Akin erzählte dem Vater, dass er den Mann mit der Pistole gesehen habe, als der über den Schulhof rannte. "Der Junge war ganz ruhig, viel zu ruhig", sagt Ali Osman. Er hat die anderen Kinder gesehen. Die meisten waren aufgewühlt, weinten. Osman hat den Sohn auf den Arm genommen, ist einfach losgelaufen, nur weg von diesem Ort. Er hat sogar sein Auto stehen gelassen in der Aufregung. Und als er zu Hause ankam und die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss fiel, da hat er aufgeatmet. Bis er gemerkt hat, dass er zu Hause nicht bleiben kann.

So geht es vielen Menschen in Winnenden. Die katholische Kirche Sankt Karl Borromäus ist überfüllt am Abend. Jugendliche, Kinder mit ihren Eltern und Großeltern sind gekommen, um Trost zu suchen. "Aus tiefer Not schreie ich zu Dir .", beginnt der katholische Weihbischof Thomas Maria Renz seine Predigt. Doch in so einer Situation fällt es selbst Seelsorgern schwer, Worte zu finden. "Der Tod hat Einzug gehalten in einer hässlichen brutalen Form bei uns in Winnenden", sagt der evangelische Landesbischof Frank Otfried July. Er ruft am Ende dieses Tages die Menschen dazu auf, für alle zu beten, die ihr Leben verloren haben - auch für den jungen Mann, der sie alle in den Tod gerissen hat.

12.03.2009

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0312/amoklaufinwinnenden/0003/index.html

 

 

 


 

 

Amokläufer von Winnenden

Tim Kretschmer: Psychogramm eines Killers

So war der 17-jährige Massenmörder wirklich 

Winnenden - Die Anwohner der Familie Kretschmer und das Umfeld nahmen den Amok-Killer Tim Kretschmer unauffällig und zurückhaltend wahr. Er war ein Einzelgänger mit einer Vorliebe für Waffen.

Der 17-jährige Tim legte 2008 seine Mittlere Reife an der Albertville-Realschule ab. Der Amok-Läufer war gerade in einer Ausbildung, die er nach der 10. Klasse begonnen hatte. Er sei während der Schulzeit "nie auffällig" gewesen.

Tim kam aus Weiler zum Stein. Das Dorf gehört zu Leutenbach bei Winnenden. Sein Elternhaus liegt zwölf Kilometer von der Albertville-Realschule weg. Vater Kretschmer ist laut Polizei Mitglied in einem Schützenverein und besitzt deshalb legal 16 Schusswaffen, eine davon wurde bei einer Hausdurchsuchung des Elternhauses nicht gefunden.

Beamte nahmen die Eltern nach der Tat fest und haben sie umgehend vernommen. Die Familie ist nach Angaben des Bürgermeisters Jürgen Kiesl normal in die 5.000 Einwohner zählende Gemeinde und ins Vereinsleben integriert. Tim Kretschmer soll eine Schwester haben.

Der 19-jährige Nachbar und Freund von Tim Kretschmer, Michael V. beschrieb diesen als unauffälligen Typ mit Brille und kleinem Bart, der in letzter Zeit deutlich Gewicht zugenommen hatte. Er habe mit Tim früher im örtlichen Verein Tischtennis gespielt. Der Killer sei ein verschlossener Einzelgänger gewesen, der von Horrorvideos und Spielen mit Soft-Air-Waffen fasziniert gewesen.

"Er hatte Soft-Air-Waffen in seinem Zimmer hängen", sagte Nachbar Michael. Sie hätten damit auch gespielt, "es hat dabei blaue Flecken gegeben". Beim gemeinsamen Anschauen von Horrorvideos habe Tim ihn immer auf die besonders brutalen Stellen aufmerksam gemacht, erzählte der 19-Jährige. Er bezeichnete Tim zudem als Angeber, der mit Geld geprahlt habe, die ihm sein Vater gegeben habe.

Die Schützenhaus-Wirtin vom SSV Leutenbach beschreibtTim als "ganz lieb" und "nicht auffällig". Er sei ein "schmaler, hübscher, junger Mann" gewesen. Die 58-Jährige schätzte den Teenager aber auch als zurückhaltenden Einzelgänger ein. Tim sei alle drei bis vier Monate einmal mit seinem Vater ins Schützenhaus gekommen und habe eine Cola getrunken. Der Junge sei nicht Mitglied im Schützenverein gewesen und habe auch nicht dort trainiert. Der Vater sei im Verein sehr beliebt.

Der 17-jährige Manuel aus Winnenden und aus dem Umfeld des Täters berichtet: "Freunde von mir haben mit dem Tim gepokert. Der war völlig normal, kein bisschen auffällig. Die Familie ist ziemlich wohlhabend und ansonsten völlig normal. Dass die Familie Waffen hatte, war bekannt. Aber es ist unfassbar, dass der Tim so etwas getan hat. Ich habe es noch gar nicht richtig begriffen."

http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/nachrichten/timkretschmerpsychogrammeineskillers/

 

 

 


 

 

 

Der Amok-Lauf von Winnenden

Der Amok-Killer schrie: „Ihr seid ja immer noch nicht alle tot!“

Todesschütze kam früh um 9.30 Uhr im schwarzen Kampfanzug und feuerte wahllos um sich

Vn Holger Schacht

Der 15-fache Mörder Tim Kretschmer Lebie

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Winnenden - Der blinde Hass eines Jugendlichen reißt 15 Menschen in den Tod! Kaltblütig feuert Amokläufer Tim Kretschmer (17) in seiner Ex-Realschule in Winnenden (BaWü) um sich. Neun Schüler und drei Lehrerinnen sterben im Kugelhagel, bevor der Todesschütze flieht. Und Tim mordet weiter: Auf der Verfolgungsjagd mit der Polizei nimmt der Ex-Schüler eine Geisel, erschießt drei Passanten. Bis eine Kugel aus einer Polizeiwaffe Tims furchtbares Blutbad beendet.

Der graue Waschbeton-Komplex der Albertville-Realschule: Um 9.30 Uhr beginnt im beschaulichen Winnenden bei Stuttgart der Albtraum: In schwarzer Kampfuniform mit silberner Maske vorm Gesicht stürmt Tim während des Unterrichts in das Gebäude. Wortlos nimmt er gezielt Kurs auf zwei Klassenzimmer, feuert in den Räumen um sich. Acht Mädchen, ein Junge (15 und 16) und drei Lehrerinnen haben keine Chance: Von tödlichen Kugeln in den Kopf getroffen sinken sie zu Boden. In die Klasse 10d läuft Tim gleich drei Mal, zischt die Schüler an: „Seid ihr immer noch nicht alle tot?“ Eine Referendarin, die erst seit Februar an der Schule unterrichtet, wirft sich schützend vor eine Schülerin. Tim erschießt sie eiskalt.

„Jemand rief: ,Rennt, rennt’. Ich sah, wie Mitschüler aus den Fenstern sprangen und bin losgelaufen“, berichtet Schülerin Betty (15) von den schrecklichen Minuten. „Es war unbeschreiblich. Ich hatte so Angst und dachte, jetzt ist es aus mit uns. Meine Hände haben gezittert“, erinnert sich Sabine.

Eine Lehrerin konnte in letzter Sekunde Schlimmeres für ihre Klasse verhindern. Nachdem der Rektor mit der verschlüsselten Durchsage „Frau Koma kommt!“ (rückwärts heißt es Amok) vor dem Schützen gewarnt hatte, verschloss sie schnell die Tür zu ihrem Klassenraum.

Mehrere von Tims ehemaligen Mitschülern liegen schwer verletzt am Boden, als der jugendliche Täter endlich aus dem Gebäude flieht. Er hinterlässt Hunderte von Patronen, wollte offenbar noch viel mehr Menschen töten.

Der kaltblütige Amokschütze versetzt den ganzen Ort in Angst und Schrecken:

Im Park der benachbarten Klinik erschießt Tim einen Mitarbeiter. „Ich hörte sechs bis sieben Schüsse“, sagt eine Kollegin entsetzt.

Sonderkommandos der Polizei umstellen inzwischen die Schule, Hubschrauber kreisen über den menschenleeren Straßen. Rund 600 Schüler werden von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht. Die jüngeren im nahe gelegenen Schwimmbad, die älteren in der Stadthalle. Fassungslos sitzen völlig verstörte Schüler und Eltern am Straßenrand, inmitten eines Großaufgebots der Polizei. „Es ist das blanke Entsetzen hier. Der Schock steht den Menschen ins Gesicht geschrieben“, so ein Augenzeuge. Im Ort brechen die Handynetze zusammen, als besorgte Eltern verzweifelt versuchen, sich nach ihren Kindern zu erkundigen.

Den Schützen scheint niemand aufhalten zu können. 11.45 Uhr: Mit vorgehaltener Waffe entführt der 17-Jährige einen Fahrer in dessen VW Sharan, durchbricht eine Polizeiabsperrung. An der Autobahn Richtung Stuttgart kann die Geisel (41) entkommen. Tim rast mit dem Wagen ins 40 Kilometer entfernte Wendlingen. Die Polizei ist ihm dicht auf den Fersen. Tim flüchtet sich in ein Autohaus, tötet kaltblütig einen Angestellten und einen Kunden. „Er war bereit, auf alle zu schießen, die ihm in den Weg kamen“, sagt Polizeichef Erwin Hetger. Als Tim aus dem Autohaus rennt, eröffnet er das Feuer auf seine Verfolger. Zwei Polizisten werden schwer verletzt. Als ihn eine Kugel aus der Waffe eines Beamten am Bein trifft, setzt Tim seine Waffe an den Kopf, richtet sich selbst.

Die Beretta hatte der Jugendliche von den eigenen Eltern. Sein Vater ist Sportschütze im Verein, bunkert daheim im Tresor 16 Waffen. Eine von ihnen fehlte, als Polizisten das schneeweiße Einfamilienhaus in Weiler zum Stein am Mittag durchsuchten.

Warum Tim ein solches Massaker anrichtete, kann niemand begreifen. Ließ er sich vom Amoklauf im US-Bundesstaat Alabama mit elf Toten (mehr Seite 38) in der Nacht zuvor beeinflussen? „Er war nie in irgendeiner Form auffällig geworden“, so Kultusminister Helmut Rau. Tim ist der Sohn eines reichen Unternehmers, schloss die Schule letztes Jahr mit Mittlerer Reife ab und begann danach eine Ausbildung. Umso gelähmter vor Entsetzen ist das ganze Land. Rau: „Das ist die größte Katastrophe, die an einer Schule passieren kann.“

12.03.2009

http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/nachrichten/winnendenamoklauf/

 

 


 

 

Wer darf in Deutschland eine Waffe besitzen?

Der Amokläufer von Winnenden benutzte nach KURIER-Informationen vermutlich eine 15-schüssige Pistole der italienischen Marke Beretta. Die Neun-Millimeter-Pistole ist Dienstwaffe bei den US-Streitkräften.

Die Beretta stammt aus dem Besitz des Vaters des 17-jährigen Täters. Der Mann ist Mitglied in einem Schützenverein, hatte die Genehmigung zum Besitz von Schusswaffen.

Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) gibt es etwa 10 Millionen registrierte scharfe Schusswaffen in Deutschland. Ein Großteil der legalen Waffen befindet sich in den Händen von Mitgliedern der 535 000 deutschen Schützenvereine.

Nach dem Amoklauf 2002 eines Erfurter Gymnasiasten, der Sportschütze war, ist das Waffengesetz in Bezug auf Sportschützen verschärft worden. So dürfen sie großkalibrige Waffen, wie die jetzt vermutlich verwendete Beretta, erst ab 21 und nach Vorlage eines psychologischen Gutachtens erwerben. Außerdem gilt für Sportschützen weiterhin, dass sie frühestens nach einem Jahr im Verein eine Waffenbesitzkarte erhalten. Damit dürfen sie eine Waffe kaufen, sie zu Hause in einem Stahlschrank verwahren und nur auf dem direkten Weg zum Schützenverein führen. Nach einen Jahr Wartezeit darf der Schütze weitere Waffen kaufen.

Eine "Pumpgun", wie sie der Amokläufer von Erfurt verwendete, ist seit der Bluttat für Sportschützen tabu.

Berliner Kurier, 12.03.2009

http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/nachrichten/255909.html

 


 

 

Merkel für bessere Kontrollen der Waffenbesitzer

Bundeskanzlerin Angela Merkel macht sich für bessere Kontrollen von Waffenbesitzern stark.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) macht sich für schärfere Kontrollen von Waffenbesitzern stark. Nach dem Amoklauf von Winnenden müssten die Experten überlegen, ob man durch unangemeldete Kontrollen die ordnungsgemäße Aufbewahrung von Waffen und Munition überprüfen könne.

Das sagte Merkel am Sonntag im Deutschlandfunk. «Wir müssen alles tun, um zu schauen, dass Kinder nicht an Waffen kommen.» Politiker von SPD und Grünen forderten eine Verschärfung des Waffenrechts. Die CSU will Killerspiele verbieten. Bundespräsident Horst Köhler hält eine Debatte über den Zusammenhalt in der Gesellschaft für nötig.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) unterstützte Merkels Vorstoß. Man müsse jetzt über vieles nachdenken, dabei aber immer auch die Konsequenzen beachten, sagte er nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus fünf EU-Staaten, bei dem über Jugendgewalt gesprochen wurde. Mit den für den Vollzug des Waffengesetzes zuständigen Ländern müsse man intensiv über Schlussfolgerungen aus dem Amoklauf diskutieren. In der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» hatte Schäuble zuvor vor schnellen Gesetzesinitiativen gewarnt.

Bundesjugendministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht Mängel beim Jugendschutz. Ein Vollzugsdefizit gebe es ganz klar, sagte sie den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Kölnischen Rundschau» (Montag), «auch wenn es Kommunen gibt, die das Thema Kinderschutz ernster nehmen als andere». Gleichzeitig appellierte von der Leyen, Investitionen in Schule und Bildung nicht zu vernachlässigen. Das Unterlassen von Bildungsinvestitionen «schlägt brutal zurück - etwa durch Jugendkriminalität und Jugendarbeitslosigkeit».

Der Bundespräsident richtete den Blick auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft. «Diese Tat mahnt uns auch, darüber nachzudenken, ob wir unseren Mitmenschen immer die notwendige Aufmerksamkeit entgegenbringen», sagte Köhler den in Dortmund erscheinenden «Ruhr Nachrichten» (Samstag).

In der Debatte über das Waffenrecht trat auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) für unangekündigte Kontrollen ein. «Wir haben nach dem Amoklauf von Erfurt das Waffenrecht verschärft - aber niemand kontrolliert, ob die strengeren Auflagen eingehalten werden», sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt der dpa. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) will mit Blockiersystemen für Waffen und Waffenschränke das Risiko unbefugter Zugriffe minimieren. Der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamten, Klaus Jansen, forderte, Sportschützen sollten ihre Munition bei der Polizei abliefern. Ihm sträubten sich die Haare, wenn er höre, dass 5000 Schuss Munition in einem Privathaushalt herumlägen. Großkalibrige Waffen wie die Beretta, die der Amokschütze Tim K. verwendet hatte, gehörten nicht in die Hand von Bürgern, sagte Jansen den «Lübecker Nachrichten» (Samstag).

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, trat erneut für ein schärferes Waffenrecht ein. «Hier darf die Politik nicht länger vor der Waffenlobby einknicken.» Sportschützen müssten Waffen und Munition nicht zu Hause aufbewahren. Der SPD- Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, in dessen Wahlkreis Winnenden liegt, forderte, Waffen in den Schützenvereinen zu lagern. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Fritz Kuhn, in der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Samstag). Auch für die meisten Bundesbürger haben Schusswaffen nichts in Privathaushalten zu suchen, wie eine Umfrage für die «Bild am Sonntag» ergab. Schäuble gab zu bedenken, dass eine zentrale Lagerung von Waffen ein Magnet für Menschen mit krimineller Energie sei.

Bayern will erneut gegen Killerspiele vorgehen. «Ich will am Dienstag in meinem Kabinett über das Killerspielverbot, über die Aufbewahrung von Waffen und vor allem über mehr Prävention beraten», sagte Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer der «Bild am Sonntag». Nach Einschätzung der Bundesministerien für Justiz und Familie sind solche Killerspiele aber bereits nach geltendem Recht verboten.

Die Union will nach den wiederholten Gewaltexzessen jugendlicher Täter die Erziehung stärker an Grundwerten ausrichten. Die CDU/CSU- Familienpolitiker wollen Werte wie Toleranz, Höflichkeit, Fleiß und Disziplin vermittelt wissen. Dies sei «der Schlüssel für eine nachhaltige Eindämmung von Jugendgewalt», heißt es in einem der dpa vorliegenden Positionspapier.

© dpa

 

15.03.2009

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/detail_dpa_20647794.php

 

 

Kommentar Väternotruf:

Während Bundeskanzlerin Merkel zu Recht darüber nachdenkt, wie man den Zugang zu Waffen erschweren kann, gibt sich Bundesjugendministerin Ursula von der Leyen als mehr oder weniger inkompetent zu erkennen, sie sinniert über das Thema "Das Unterlassen von Bildungsinvestitionen «schlägt brutal zurück", grad so als ob der Massenmörder Tim Kretschmer nicht aus einer Familie der gehobenen Mittelschicht käme, die über Geldmangel nicht klagen können. Die Eltern von Tim Kretschmer haben ihrem Sohn sogar einen privat finanzierten Schulbesuch ermöglicht.

 

 


 

 

 

ELTERN DES AMOKSCHÜTZEN

"Sie haben Tim alles gekauft, was er wollte"

Aus Weiler zum Stein berichtet Julia Jüttner

Gepflegter Vorgarten, Porsche, properes Haus: Jörg und Ute K. führten ein schwäbisches Vorzeigeleben, der Amoklauf ihres Sohnes zertrümmerte das Idyll. Erschüttert nahmen die Eltern nun in der Gerichtsmedizin Abschied - und flüchteten mit ihrer Tochter an einen geheimen Ort.

Waiblingen - Es schien ein beneidenswertes Leben, das Ute und Jörg K. aus Weiler zum Stein in ihrer schwäbischen Idylle führten, ein geordnetes Leben. So überschaubar wie der zackig abgezirkelte Vorgarten ihres Hauses. "Ist ja fast noch ein Neubau", sagen Nachbarn und blicken mit einer Mischung aus Neid und Wohlwollen auf den hellen Putz des properen Hauses.

Nach den Geschehnissen des 11. März 2009 gibt es niemanden mehr, der mit den K.s tauschen möchte. Ihr Sohn Tim, 17 Jahre alt, erschoss 15 unschuldige Menschen, tötete sich dann selbst. Die Waffe und mehrere hundert Schuss Munition hatte der Sohn nach jetzigem Stand der Ermittlungen seinem Vater, einem begeisterten Sportschützen, entwendet.

Fassungslos reagierten Jörg und Ute K., als ein Spezialeinsatzkommando (SEK) am Mittwoch gegen 11 Uhr ihr Haus stürmte und durchsuchte, während andere schwer bewaffnete SEK-Beamte ihrem flüchtigen und schwer bewaffneten Sohn Tim nachjagten.

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Der Amoklauf des Tim K.: Rekonstruktion der Tat

Als die Polizei den 17-Jährigen im benachbarten Wendlingen stellt, wird er von Polizeikugeln an den Beinen getroffen, in jeder Wade eine. Doch Tim bricht nicht geschwächt zusammen. Ihm gelingt es, die Beretta seines Vaters noch einmal durchzuladen, sich die Mündung der Pistole an die rechte Schläfe zu setzen und sich selbst zu töten. "Bei dem Adrenalin, das durch seinen Körper gerauscht sein muss, nicht verwunderlich", sagt eine Ermittlerin.

Man könne nicht ermessen, was die Eltern bei der Nachricht von seinem Tod bewegt habe, nachdem sie wussten, dass er 15 Menschen getötet hatte. "Auch sie haben einen geliebten Menschen verloren. Ein Tod, der sie zudem in große Trauer und Erschütterung stürzt, weil ihr Sohn so ein Blutbad angerichtet hat", sagt Siegfried Mahler, Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart.

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Der einzige Wunsch der Eltern nach der Tragödie war, ihren Sohn ein letztes Mal sehen zu können. Am Donnerstag erschienen Jörg und Ute K. in der Gerichtsmedizin in Stuttgart und nahmen Abschied von ihrem Kind. Am Freitag soll die Leiche obduziert werden.

Bei den 15 Opfern, die Tim K. mit in den Tod riss, verzichtet die Staatsanwaltschaft auf eine Obduktion. "Wir wollen den Angehörigen nicht noch mehr Schmerz zufügen", sagt Mahler. Alle Opfer sollen gemeinsam aufgebahrt werden, damit sich ihre Familien und Freunde von ihnen verabschieden können.

Jörg und Ute K. haben sich mit ihrer 15-jährigen Tochter an einen geheimen Ort geflüchtet. Sie wollen in Ruhe gelassen werden und versuchen, die Situation zu erfassen, heißt es. Psychologische Betreuung von Seiten der Polizei haben sie abgelehnt, obwohl die es mehrmals angeboten hat. Die einzigen, die ihren Aufenthaltsort kennen und zu denen sie Kontakt halten, sind die Ermittler.

Polizeischutz bekommen Tims Eltern nicht. "Wir sehen sie nicht in Gefahr", sagt Staatsanwalt Mahler. Nur ihr Haus in Weiler zum Stein werde weiterhin von Polizeibeamten abgeschirmt.

Er ging aus dem Haus wie jeden Tag

Tim K. verließ das Haus am Tag des Amoklaufs nicht in einem Kampfanzug. Er trug keine Sturmhaube. Auch keinen Patronengürtel oder Armeestiefel. Der 17-Jährige ging aus dem Haus wie an jedem Tag: In Jeans, Pullover und mit einer Jacke wie sie viele Jugendliche in seinem Alter tragen - nur waren die Taschen bepackt mit mehr als 250 Schuss Munition.

"Er hatte sie in die Hosen-, Ärmel- und Jackentaschen gestopft", sagt der Leitende Kriminaldirektor von Waiblingen, Ralf Michelfelder. Tim sei entschlossen gewesen, zu töten - "so viele Menschen wie möglich". Die Ermittler sind einhellig davon überzeugt: "Wir haben trotz der vielen Opfer Schlimmeres verhindert. Tim K. wollte viel mehr Menschen töten."

Das Motiv für seine Wut sehen sie in seinem mangelnden Selbstbewusstsein. "Er fühlte sich nicht anerkannt, er fühlte sich minderwertig", sagt Michelfelder. Seinen Eltern gegenüber habe er immer wieder trotzig gesagt: "Mir kann keiner was!"

Der Sohn von Jörg und Ute K. durchsiebte Schüler, Lehrer mit Schüssen, hielt dem 41-jährigen Igor W., den er als Geisel nahm, die Beretta an den Kopf und sagte: "Soll ich mal 'nen Spaß machen und ein paar Autofahrer abknallen?"

Ausgerechnet der Sohn dieser mustergültigen Familie. Behütet sei Tim in dem 3000-Seelen-Ort Weiler am Stein aufgewachsen, erzählen Nachbarn und Eltern seiner Mitschüler. Ihm und seiner drei Jahre jüngeren Schwester habe es an nichts gefehlt. "Die Eltern haben denen beiden fast alles gekauft, was sie wollten", sagt Tims Freund Daniel*. Tims Vater, Diplom-Mathematiker, baute ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern auf. Tims Schulkameraden beschreiben Jörg K. als streng, seine Angestellten schätzen ihn als loyalen Chef "mit dem Herz am rechten Fleck".

Der 49-Jährige arbeitet viel, seine knappe Freizeit verbringt er im Schützenverein Leutenbach oder mit der Familie. Vor dem Einfamilienhaus mit den markanten Giebelfenstern haben jetzt Übertragungswagen französischer, britischer und türkischer TV-Sender Stellung bezogen.

Villa, Porsche, Waffen

Dass Tim in psychiatrischer Behandlung war, behielten Jörg und Ute K. für sich. Nicht einmal seine Schwester soll davon gewusst haben, dass Tim mehrmals einen Experten in Heilbronn sah. Das Schreiben des Musterungsamts, das dem 17-Jährigen psychische Probleme bescheinigt, hängten seine Eltern ebenfalls nicht an die große Glocke. Dass er seine Therapie einfach abbrach, müssen sie mitbekommen haben.

 

Foto: Action Press

Video: SPIEGEL TV

Jörg und Ute K. gelten als wohlhabend. Sie waren stolz auf das Eigenheim, das sie sich bauen ließen, mit einem großzügigen Wintergarten, einer Dachterrasse und Zierbäumchen im Garten. "Aber außer dem schicken Haus und dem Porsche haben sie sich nichts Auffallendes geleistet", sagt eine Nachbarin. "Na ja, und seinen Waffenspleen eben noch", unterbricht sie ihr Mann.

Warum Tims Eltern 14 Waffen und 4600 Schuss Munition vorschriftsmäßig in einem Tresor verschlossen hielten, eine Beretta jedoch im Schlafzimmer aufbewahrten - dazu schweigt die Polizei. Ein Beamter sagt nur so viel: "Es sind sicher nicht die einzigen Leute, die denken, sie können sich mit einer Waffe im Nachttisch vor Einbrechern schützen."

Anwohner zeigen Mitleid mit dem Elternpaar. "Die sind genauso Opfer wie die 15 Menschen, die ihr Sohn erschossen hat, und deren Angehörige", sagt ein Rentner, der in eine Straße weiter wohnt. "Und zusätzlich werden sie sich Vorwürfe machen, dass sie den Buben mit in den Schützenverein genommen haben."

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Tim sei "im Umgang mit Schusswaffen sehr geübt" gewesen, sagt Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech. 60-mal feuerte er in den Räumen seiner ehemaligen Schule, neunmal auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik, 44-mal allein nach seiner Flucht nach Wendlingen.

"Beim Softair-Schießen traf er immer ins Schwarze"

Für die Eltern sei es noch immer unfassbar, dass ihr Sohn Tim so um sich gefeuert haben soll, sagt ein Ermittler. Als Kind war der Junge mit dem dunklen Haar und den dunkelbraunen Augen auffallend sportlich, schüchtern und beliebt. "Wir haben ihn als absolut netten und ehrgeizigen sowie fairen Tischtennisspieler in Erinnerung", sagt Eva Sebele, Vorsitzende des TSV Leutenbach. In der Bezirksrangliste des Jahres 2001 stand Tim in der Kategorie Schüler B 2 auf Platz 1. 2004 gewann er mit 13 Jahren die Bezirksmeisterschaften.

Tim galt in seinem Umfeld als höflich, als einer, der sich zu benehmen wusste, der still sein Leben lebte, ohne es mit sonderlich vielen Freunden zu teilen. Mit zwei Jungens aus seiner ehemaligen Klasse traf er sich regelmäßig, einer der beiden wohnt in der direkten Nachbarschaft der Familie K.

Mit einem Softgewehr hätten sie oft im Keller der K.s "herumgeballert". Tim habe mehr als 20 solcher Waffen besessen. "Aber das klingt jetzt wieder so schlimm, das machen doch alle. Das hat mit Gewalt nichts zu tun", sagt Dirk*. Im Keller habe sein Vater ihm dafür extra eine Schießbahn gebaut.

Am Computer in seinem Zimmer habe Tim auch Counterstrike gespielt. Noch lieber aber verausgabte er sich beim Paintball, einem Sport, bei dem man den Gegner mit Farbpatronen beschießt. "Aber das war witzig, nichts Schlimmes. Man kann ihn da in keine Ecke stellen", verteidigt ihn Dirk. Daniel*, ein anderer Freund, sagt: "Wir haben bei den K.s im Keller immer mit der Softair auf Zielschieben geschossen. Tim hat eigentlich immer ins Schwarze getroffen."

"In seinem typischen Jugendzimmer hingen die Softairs an der Wand", sagt Alexander Stalder, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei Waiblingen. Eine angeblich exorbitante Sammlung von Horror- und Gewaltvideos habe es nicht gegeben, lediglich eine Handvoll Horrorfilme.

Auf seinem Computer, der in seinem Zimmer stand, fanden die Ermittler ein paar wenige Pornobilder und Gewaltspiele - "wie es viele Jugendliche haben", so Chef-Ermittler Mahler. Alles nichts Außergewöhnliches für einen Menschen in seinem Alter. Seit drei Jahren betrieb Tim Krafttraining, weil er gern "dickere Arme" gehabt hätte. Auch das nichts Außergewöhnliches.

"Einen Abschiedsbrief gibt es nicht", sagt Stalder. Sicherheitshalber werden dennoch sämtliche Notizblöcke und Adressbücher aus Tims Zimmer ausgewertet.

 

*Namen von der Redaktion geändert

12.03.2008

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,613025,00.html

 


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