Borderline
Bei manchen umgangsvereitelnden Müttern kann man das wohl nicht immer unberechtigte Gefühl bekommen, dass die betreffende Mutter Symptome aufweist, die in der aktuellen Fachsprache der klinischen Psychologie als Borderline-Syndrom bezeichnet werden. Auch wenn man sich vor Schubladendenken und Etikettierungen hüten sollte, wird man andererseits nicht umhin kommen, bestimmten, an einer Person wahrnehmbaren Symptomatiken einen Namen zu geben - in der Hoffnung im konkreten Fall einen angemessenen Umgang mit der Person finden zu können. Wie überall in der Natur und in der menschlichen Psyche gibt es fließende Übergänge. Zugespitzt könnte man sagen, ein wenig "Borderline-Persönlichkeit" ist jeder Mensch in bestimmten Situationen, z.B. unmittelbar nach einer Trennung von einem emotional wichtigen Menschen. Die meisten Menschen verfügen aber über Verarbeitungsmöglichkeiten kleinerer und mittlerer Traumatas, was der "Borderline-Persönlichkeit" jedoch nicht gelingt. Wenn sie in ihrer typischen "Schwarz-Weiß-Sicht" gar noch von "Professionellen" wie z.B. Jugendamtsmitarbeitern, Psychologinnen und Familienrichtern bestätigt werden, muss man sich fragen, ob die betreffenden Professionellen nicht vielleicht auch Borderline-Symptome aufweisen, die nur leider noch keiner diagnostiziert hat. Bekanntlich werden solche Diagnosen im Laufe eines Psychologiestudiums, Sozialpädagogikstudiums oder gar eines juristischen Studiums auch nicht erstellt. Mit anderen Worten, auch "Borderline-Persönlichkeiten" können theoretisch und praktisch ein Studium mit Erfolg abschließen und sich dann auf eine freie Stelle bewerben.
Hat sich die "Borderline-Mutter" mit einer "Borderline-Sozialarbeiter/in" und einer "Borderline-Rechtsanwältin" verbündet, dann haben die Kinder und Väter nicht viel zu lachen. Der Vater landet wegen Depressionen vielleicht irgendwann "in der Klapse" und die Kinder wegen schizophrenen Störungen irgendwann in der Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie. Wenn das dann nach Jahren eingetreten ist, waschen Jugendamtsleitungen und Oberlandesrichter ihre Hände in Unschuld wie weiland Pontius Pilatus bei der Verhaftung des Jesus von Nazareth.
Ein Polizist stoppt eine junge Frau
Ein Polizist stoppt eine junge Frau, die in einer 30km/h-Zone mit 80km/h erwischt wird und es kommt zu folgender Unterhaltung:
P: Kann ich bitte Ihren Führerschein sehen?
F: Ich habe keinen mehr. Der wurde mir vor ein paar Wochen entzogen, da ich zum 3. Mal betrunken Auto gefahren bin.
P: Aha, kann ich dann bitte den Fahrzeugschein sehen?
F: Das ist nicht mein Auto, ich habe es gestohlen.
P: Der Wagen ist geklaut??
F: Ja - aber lassen Sie mich kurz überlegen, ich glaube die Papiere habe ich im Handschuhfach gesehen, als ich meine Pistole reingelegt habe.
P: Sie haben eine Pistole im Handschuhfach?
F: Stimmt. Ich habe sie dort schnell reingeworfen, nachdem ich die Fahrerin des Wagens erschossen habe und die Leiche dann hinten in den Kofferraum gelegt habe.
P: Eine Leiche im Kofferraum??
F: Ja!
Nachdem der Polizist das gehört hat, ruft er über Funk sofort den diensthöheren Kollegen an, damit er von ihm Unterstützung bekommt. Das Auto wurde umstellt und als der Kollege eintraf, ging er langsam auf die Fahrerin zu und fragte noch mal:
P: Kann ich bitte Ihren Führerschein sehen?
F: Sicher. Hier, bitte. (Fahrerin zeigt gültigen Führerschein)
P: Wessen Auto ist das?
F: Meins - hier sind die Papiere.
P: Können Sie bitte noch das Handschuhfach öffnen, ich möchte kurz prüfen ob Sie eine Pistole dort deponiert haben.
F: Natürlich gern, aber ich habe keine Pistole darin. (Natürlich war dort auch keine Pistole)
P: Kann ich dann noch einen Blick in Ihren Kofferraum werfen. Mein Mitarbeiter sagte mir, dass Sie darin eine Leiche haben.
(Kofferraum: keine Leiche)
P: Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Der Polizist, der sie angehalten hat, sagte mir, dass Sie keinen Führerschein, das Auto gestohlen, eine Pistole im Handschuhfach und eine Leiche im Kofferraum haben.
F: Super! Und ich wette, er hat auch noch behauptet, dass ich zu schnell gefahren bin!!!
"Die Borderlinestörung als Quelle (nicht)-intentionaler Falschaussagen"
Hartmut Böhm, Rita Meuren, Magdalena Storm-Wahlich
in: Praxis der Rechtspsychologie, November 2002
"Schizophrenie und Borderline-Erkrankung aus humanstruktureller Sicht"
Maria Ammon
in: "Dynamische Psychiatrie"
1./2. Heft 1999, Nr. 174/175
S. 1-14
Die Borderline-Erkrankung unterscheidet sich "von den psychotischen Krankheitsbilder durch eine relativ intakte Fassade, manchmal sogar überkompensierte und brillierende Humanfunktionen. Es besteht eine Bereitschaft zu kurzen psychotischen Episoden, aber auch zu passageren neurologischen Reaktionen." (S. 4)
"Ich hasse dich - verlaß mich nicht, Die schwarzweiße Welt der Borderlinepersönlichkeit"
Kreismann/Straus: Kösel, München 1992
"Neue Konzepte zum Borderline-Syndrom, Stationäre Behandlung nach den Methoden der Transaktionsanalyse"
Strauss, K.; Junferman, Paderborn 1994
"Das Borderline-Syndrom"
Rohde-Dachser, Ch. : , Verlag Hans Huber, Bern 1995
"Die schwarzweiße Welt der Borderline-Persönlichkeit",
zitiert nach Kreismann/Straus:
"Der Name verführt zur Annahme, bei diesem Syndrom handle es sich um eine harmlose psychische Erkrankung, gewissermaßen an der "Grenzlinie" zu den ernsteren Geisteskrankheiten wie Paranoia, Schizophrenie usw.. - Diese Annahme ist unrichtig.
Borderline bezeichnet eine schwere, destruktiv verlaufende Persönlichkeitsspaltung mit vielfältigen Erscheinungsbildern, die ein Arzt nur sehr unzureichend erkennt, dem betroffenen Patienten zumeist noch unzureichender erklären kann.
Wohl wurde erkannt, daß diese Krankheit, die sich nur schwer behandeln läßt, sehr bösartig ist. Oftmals als "Psychopathie", als Phänomen der "Paranoia" oder "Neurose" beschrieben, wurde jedoch beobachtet, daß diese Patienten viel kränker waren als die Neurotiker.
Erst 1980, nochmals verbessert 1987 wurde der American Psychiatric Association ein Kriterienkatalog erstellt, das sog. DSM III-R, anhand dessen sich die Borderline-Persönlichkeit heute ziemlich eindeutig diagnostizieren läßt.
Acht Kriterien wurden aufgestellt und ausführlich beschrieben, von denen fünf vorhanden sein müssen um eine eindeutige Diagnose zu treffen.
1. ist ein fehlendes Selbstwertgefühl ein primäres Charakteristikum der Borderline-Symptomatik (damit verwandt ist auch die narzistische Persönlichkeitsstörung): u.a. affektive Instabilität, mangelnde Impulskontrolle, intensive emotionale Beziehungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit eines Betroffenen haben, interpersonale Kontakte aufzunehmen und aufrechtzuerhalten.
2. unerwartet auftretende Stimmungsschwankungen, unkontrollierte Zornausbrüche, unbeständige und unangemessen intensive zwischenmenschliche Beziehungen, häufiger Wechsel des sozialen Umfeldes.
3. das fehlen einer grundlegenden Selbstidentität: (längere Zeiten von Zufriedenheit und Harmonie sind dem Betroffenen fremd; er wird von einer chronischen Leere zerfressen.)
Wenn die Borderline-Persönlichkeit ein Stimmungstief im Griff hat, ist sie mitunter äußerst destruktiv gegen andere, sieht sich selbst dabei aber stets als ein Opfer.
Er empfindet und erzeugt Selbstmitleid, aber zeigt kein Mitleid für andere.
4. ist der Borderleiner emotional gesehen wie ein Kind, er kann menschliche Widersprüche und Ambivalenzen nicht wahrnehmen oder tolerieren. seine Welt ist wie die eines Kindes in Helden und Bösewichte eingeteilt (Wir, die Guten und die anderen, die bösen Feinde.)
5. muß die Borderline-Persönlichkeit ihr eindimensionales Denken drastisch umstrukturieren, wenn ein idealisierter Mensch zur Enttäuschung wird (was früher oder später immer geschieht). Aus dem Idol wird der gehaßte Feind.
Diese Art von Verhalten, die als "Spaltung" bezeichnet wird, ist der primäre Verteidigungsmechanismus, den die Borderline-Persönlichkeit anwendet
6. ist für die Borderline-Persönlichkeit charakteristisch, sich hin und her zu bewegen, wobei sie einen Gefühlszustand völlig vergißt, wenn sie sich in einem anderen befindet.
Hier hingegen besitzt der gesunde Mensch die Befähigung zur "Ambivalenz", er kann zwei sich widersprechende Gefühlszustände kausal zueinander bewerten und erfahren.
7. repräsentiert der Borderline-Kranke zwei parallel existierende Persönlichkeiten, kann von einer zur anderen und wieder zurück wechseln. Dies geschieht unvermutet, von einem Moment zum anderen. In einer Stunde vom Zorn erfüllt, in der nächsten von Ruhe, hat der Kranke meistens keine Ahnung, warum er zu solchem Zorn getrieben wurde.
8. kann die Unfähigkeit die Ursachen dafür zu erkennen zu immer größeren (Selbst)Haß führen. Diesen Haß projiziert der Kranke auf andere. Vergleichbar mit der paranoiden Projektion: i.S.v. Verfolgungs - und Beschuldigungswahn: was der andere tut oder nicht tut wird als gegen einen selbst interpretiert.
Zu den vielfältigen Symptomen, die auf eine Borderline-Erkrankung hinweisen, zählt neben narzistischem Verhalten auch die Magersucht, die Bulimie, und andere potentiell selbstschädigende Verhaltensweisen wie Drogen -, Alkoholmißbrauch, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Fahren, übermäßiges Essen, wiederkehrende Selbstmorddrohung oder Suizidversuche, Selbstverstümmelung.
Die Borderline-Persönlichkeit wird durch die Eltern-Kind-Interaktion weitergegeben und nicht auf genetischem Weg. Die Faktoren, die zum Borderline Syndrom führen, erstrecken sich über Generationen. Patienten haben oft Mütter mit der selben Störung, deren Mütter wiederum unter demselben Syndrom gelitten haben.
Oft war die Borderline Kindheit ein wüstes Schlachtfeld, gekennzeichnet durch Trennung und Scheidung der Eltern, die Trümmer gleichgültiger, abweisender oder fehlender Eltern, durch emotionale Deprivation und chronische Ausbeutung.
Sachverständige für Entwicklungsfragen sind sich einig, daß Kinder, die mit familiärer Unruhe, Instabilität aufwachsen, ein viel größeres Risiko laufen, in der Jugend oder im Erwachsenenalter unter emotionalen oder psychischen Problemen zu leiden.
Zudem sind die Kinder unter derartigen Umständen in Gefahr Streß, Schuldgefühle oder ein niedriges Selbstwertgefühl zu entwickeln, alles Merkmale, die mit Borderline Persönlichkeitsstörungen in Verbindung stehen.
Diese instabilen Beziehungen werden in die Pubertät und das Erwachsenenalter übertragen, so daß Bindungen später meist ebenfalls nur von kurzer Dauer sind.
Es fällt dem Borderline-Kranken äußerst schwer, die optimale psychische Distanz zu anderen Menschen abzumessen. als Ausgleich wechselt das Verhalten von klammernder Abhängigkeit zu zorniger Manipulation, von Dankbarkeitsergüssen zu irrationalen Haß.
Die Borderline-Persönlichkeit sehnt sich nach Intimität und hat gleichzeitig schreckliche Angst vor ihr. Sie stößt jene ab, zu denen sie am meisten Verbindung sucht.
Die Borderline-Persönlichkeit ist im Kern bindungsunfähig, sie bemüht sich an einem Tag um einen Mann (Frau), um ihn am nächsten Tag abzuservieren. Längere Bindungen, - die meistens in Wochen oder Monaten gemessen werden statt in Jahren - sind meistens turbulent und von Zorn, Verwunderung und Erregung erfüllt.
Zwischen ihren Stimmungsschwankungen führen diese Menschen ein relativ normales, unauffälliges Leben.
Für den Borderline-Kranken ist jedoch ein großer Teil des Lebens eine unbarmherzige, emotionale Achterbahnfahrt ohne offensichtliches Ziel.
Für jene, die mit der Borderline-Persönlichkeit zusammenleben, einen von der Störung betroffenen Menschen lieben oder ihn als Arzt behandeln, kann diese Reise genauso hoffnungslos und frustrierend sein."
Ende des Zitats
Kritik zum vorliegenden Text:
Ich will darauf hinweisen, dass der Text zum Thema Borderline mit großer Vorsicht zu genießen ist. Im Detail ist er schlichtweg falsch.
Zuerst muss erwähnt werden, dass sich die aktuellen 9 diagnostischen Kriterien im DSM IV-Manual finden.
Weiterhin fällt auf, dass die erwähnten 8 diagnostischen Kriterien falsch widergegeben wurden (Nur ein Bsp., Pkt.7: "parallel existierende Persönlichkeiten" gehören nicht zum Borderline (DSM III und IV), sondern weisen eher auf den schizophrenen Formenkreis hin. Einige Betroffene können jedoch durchaus psychoseähnliche Symptome entwickeln. Borderline kann *nicht* generell als destruktiv bezeichnet und schon gar nicht mit Persönlichkeitsspaltung gleichgesetzt werden.
Entstehungsmechanismen müssen zum großen Teil offen bleiben und sind demgemäß umstritten, wenn es auch warscheinlich ist, dass eine "Eltern-Kind-Interaktion" *Cofaktor* bei der Entstehung ist, analog affektiver Persönlichkeitsstörungen. Genetische Faktoren werden allgemein akzeptiert. Fakt ist, dass Borderline Persönlichkeitsstörungen bei ca. 2% der Allgemeinbevölkerung vorkommen (in allen Ausprägungsformen), wobei zu 75% Frauen betroffen sind. Fakt ist, dass Borderline bei erstgradigen Verwandten fünfmal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung vorkommt.
Im Einzelfall kann man sicher annehmen, dass Borderline-Persönlichkeiten für die alleinige Erziehung jüngerer Kinder ungeeignet sind. Fakt ist leider auch, dass Gerichte und leider auch psychiatrische Gutachter dies häufig anders sehen, wobei letztere grundsätzlich dazu zu neigen scheinen, psychiatrische Erkrankungen zu verharmlosen- teilweise mit bekannten und erschreckenden Folgen.
Michael, 27.12.01