Eisbär


 

 

 

Eisbären werden nicht hinter Plexiglas verbannt

Frau nach Sprung ins Gehege noch auf der Intensivstation

Lutz Schnedelbach, Claudia Fuchs

Drei Tage nach ihrem Sprung in das Eisbärengehege im Zoologischen Garten wird die 31-jährige Frau aus Köpenick weiterhin auf der Intensivstation des Virchow-Klinikums betreut. Damit soll verhindert werden, dass sich die schweren Bissverletzungen entzünden, hieß es gestern. Die Frau war - wie berichtet - am Karfreitag über das Geländer des Eisbärgeheges geklettert und in den drei Meter tiefen Wassergraben gesprungen. Sie schwamm auf die vier Eisbären zu, die kurz zuvor gefüttert worden waren. In dem Gehege sind Knuts Mutter und Vater sowie zwei weitere Weibchen untergebracht. Eine Eisbärin stürzte sich auf die 31-Jährige und biss ihr in den Rücken sowie in die Arme. Mit größter Mühe gelang es Zoo-Mitarbeitern, die Besucherin vor dem Tod zu retten. Die Polizei weiß noch nicht, was die Mutter einer siebenjährigen Tochter dazu trieb, in das Gehege eines der gefährlichsten Land-Raubtiere zu springen. Die Frau sei wegen ihrer Verletzungen noch nicht befragt worden, so die Polizei. Inzwischen hat die Direktion des Zoologischen Gartens Anzeige gegen sie wegen Hausfriedensbruchs erstattet.

Bekannte sagten, dass die Mutter von dem Vater ihrer Tochter seit Jahren getrennt lebe und sie diese Trennung nie so richtig verwunden habe. Zuletzt war die Frau im Kietz-Klub Köpenick beschäftigt und betreute dort Kinder. Als die viermonatige ABM-Zeit zu Ende war, soll sie erneut in Depressionen verfallen sein. Die Tochter war Ostern bei ihrem Vater zu Besuch. Beide verbrachten die Feiertage bei Verwandten in Brandenburg. Dort soll offenbar das Mädchen auch in den nächsten Tagen bleiben.

Unterdessen hat der Tierschutzverein den Zoo wegen seiner Sicherheitsvorkehrungen kritisiert. "Man muss sich schon fragen, wie der Zoo seine Verantwortung wahr nimmt", sagte Vereins-Geschäftsführer Marcel Gäding. Aufgabe des Zoos sei es schließlich nicht nur, Tiere zu zeigen und zu züchten - die Besucher müssten auch vor ihnen geschützt werden. Der Berliner Zoo solle den aktuellen Vorfall zum Anlass nehmen, um seine Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen, sagte Gäding. Sinnvoll sei es, bestimmte Gehege mit hohen Plexiglas-Scheiben zu umgeben. Weil es allerdings keinen vollständigen Schutz geben könne, solle der Zoo auf die Haltung großer Tiere verzichten, zum Beispiel Eisbären, aber auch Elefanten und Giraffen.

Der Zoo lehnte veränderte Sicherheitsmaßnahmen ausdrücklich ab. "Wir werden ganz sicher baulich nichts verändern", sagte Bärenkurator Heiner Klös. Es sei sicher gestellt, dass "keiner aus Versehen" in den Wassergraben fallen kann. Wer aber in das Gehege springen wolle, den könne man auch nicht durch einen höheren Zaun aufhalten, fügte er hinzu.

14.04.2009

 

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0414/berlin/0069/index.html

 

 


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