Geschwisterinzest


 

 

 

Brüder missbrauchen ihre jüngeren Schwestern:

Geschwisterinzest häufiger als angenommen

 

Die Dunkelziffer ist hoch; Fachleute schätzen: Mindestens zehn Prozent der Mädchen werden von (meist älteren) Brüdern sexuell missbraucht. Machtorientierung steht dabei im Vordergrund, Sexualität im Hintergrund. Dr. Esther Klees (Universität Bielefeld) hat erstmals in Deutschland die Problematik in einer qualitativen Studie untersucht. Die Beobachtungen stimmen mit amerikanischen Befunden überein, u.a.:

Die meisten Täter sind zu Beginn des sexuellen Missbrauchs zehn Jahre oder jünger; die Opfer noch jünger, teils unter sechs Jahren.

In der Mehrzahl missbrauchen die Täter ihre Opfer mehrmals wöchentlich, jahrelang, mit zunehmender Intensität.

Die Betroffenen wachsen meist in kinderreichen Familien auf; beide Elternteile sind häufig außer Haus und beauftragen die Älteren - also Täter -, die Jüngeren zu beaufsichtigen.

Oft herrschen in der Familie eine feindselige Stimmung und/oder ein autoritärer Vater.

Die meisten Täter sind nicht oder kaum aufgeklärt, konsumieren jedoch extrem pornografische Medien.

Soziale Beziehungen und Empathiefähigkeit sind bei der Mehrzahl unterentwickelt.

Esther Klees kritisiert die weitgehende Tabuisierung des Problembereichs und fordert individuelle, differenzierte Hilfen für Betroffene.

 

Esther Klees:

Geschwisterinzest im Kindes- und Jugendalter

Pabst, 208 Seiten, ISBN 978-3-89967-448-4

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