Krieg


 

 

 

 

 

 

Bitten der Kinder

 

Die Häuser sollen nicht brennen.

Bomben sollt man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein.

leben soll keine Straf' sein.

Die Mütter sollen nicht weinen.

Keiner sollt töten einen.

Alle sollen was bauen,

da kann man allen trauen.

Die Jungen sollen's erreichen.

Die Alten desgleichen.

 

 

Bertolt Brecht

 

 

Kommentar Väternotruf:

Als Brecht diese Gedicht schrieb, waren viele deutsche Väter tot oder in Kriegsgefangenschaft. Kein Wunder, wenn Brecht bei seiner Rückkehr aus den USA nach Deutschland nur weinende Mütter gesehen haben mag. Zumal ich die wenigen Väter, die er wohl auch damals getroffen hat, sich wohl in typisch männlicher Beherrschung das Weinen verboten haben.

Wir finden, es ist höchste Zeit das Gedicht von Brecht geschlechtergerecht zu formulieren. Daher also unsere neue Fassung.

 

 

 

Bitten der Kinder

 

Die Häuser sollen nicht brennen.

Bomben sollt man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein.

leben soll keine Straf' sein.

Die Mütter und Väter sollen nicht weinen.

Keiner sollt töten einen.

Alle sollen was bauen,

da kann man allen trauen.

Die Jungen sollen's erreichen.

Die Alten desgleichen.

 

 

 


 

 

 

 

Rückblende

Söhne ohne Väter

Vom Verlust der Kriegsgeneration

Im Zweiten Weltkrieg starb jeder zweite 20- bis 30-jährige deutsche Soldat: die Hälfte einer ganzen Generation. Gerade diese Altersgruppe hatte in der Heimat Frau und junge Kinder. Sie sollten ihren Mann und Vater nie wiedersehen. 1,7 Millionen Witwen und 2,5 Millionen Waisen und Halbwaisen waren die Folge des von Deutschen begonnenen Kriegs. Bis heute wurde dieses Massenphänomen "Vaterlosigkeit" selten in der Wissenschaft und den Medien thematisiert, obwohl die psychologischen und gesellschaftlichen Folgen durchaus schwerwiegend sind.

 

Infobox

Sendedatum

Am Sonntag, 18. Oktober 2009 um 7 Uhr. Weitere Sendezeiten entnehmen Sie bitte dem Programm des ZDFdokukanals.

Häufig war der abwesende Vater im Inneren stärker als neue Bezugspersonen im Leben: Stiefväter nahmen den Platz des gefallenen Vaters in der Familie ein, konnten ihn aber nicht ersetzen. Die jung verwitweten Mütter entwickelten zu ihren Söhnen ein besonders inniges, aber oft auch ein erdrückend enges Verhältnis - nicht selten eine Belastung für deren spätere Partnerschaften.

Sehnsucht nach dem Vater

Während einem Teil der vaterlos aufgewachsenen Männer in den zurückliegenden Lebensjahrzehnten das Fehlen des Vaters schmerzlich bewusst war, haben sich andere dagegen wenig mit ihrer eigenen Geschichte auseinander gesetzt. Erst jetzt, da ihre Berufstätigkeit endet, die Kinder erwachsen sind und das eigene Altern zum Thema wird, entdecken auch sie eine Sehnsucht nach dem nie gekannten Vater.

 

Suchanzeige für einen Vater. Quelle: ZDF/Andreas Fischer; Moraki Film GmbH

ZDF/Andreas Fischer; Moraki Film GmbH

Suchanzeige für einen Vater

Die Anfang bis Mitte 60-Jährigen scheuen sich nicht, über ihre Gefühle zu sprechen und sich mit dem Leben und Sterben des Vaters zu beschäftigen. Familienalben werden mit neuem Blick betrachtet, Reisen zu den Gräbern der Väter unternommen. Von ihren Erfahrungen berichten unter anderem der Historiker Jürgen Reulecke, der Psychoanalytiker Hartmut Radebold sowie der Fernsehjournalist Peter Voß.

 

Mit Material von ZDF

 

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,7589307,00.html

 

 


 

 

25. Februar 2008, 17:08 Uhr

NAZI-MUTTER

Zyklon B im Kinderzimmer

Von Jörg Diehl

Hakenkreuz-Flagge, Hitler-Porträt, SS-Kerzenständer: In einer mit Nazi-Devotionalien gepflasterten Wohnung lebt eine Kielerin mit ihren vier Töchtern. Inzwischen zeichnet das jüngste Mädchen selbst braune Bildchen - und die Behörden können wenig dagegen tun.

Kiel - Es sind Aufnahmen, wie sie verstörender kaum sein können. Über dem Wäscheständer hängt eine Hakenkreuz-Fahne, in der gläsernen Vitrine stehen ein Hitler-Porträt und ein Kerzenständer mit SS-Runen. Die erschreckenden Bilder, die SPIEGEL TV nun erstmals ausstrahlte, stammen aus der Kieler Wohnung einer vierfachen Mutter, 39.

SPIEGEL TV

Nazi-Kritzeleien im Kinderzimmer: Keine Chance, Demokrat zu werden

"Ich bin eine nationale Sozialistin", bekennt die Hartz-IV-Empfängerin freimütig vor laufender Kamera. "Ganz und gar." Die Nazi-Symbole stünden in ihrer Wahrnehmung deshalb auch nicht für millionenfachen Mord, Kriegstreiberei und Verbrechen gegen Menschlichkeit, sondern für "Wahrheit, für Hinterfragen, für Denken". Und auf die Frage des Reporters, ob sie den Holocaust leugne, antwortet die Frau ebenso listig wie eindeutig: "Das darf ich nicht."

Eine Erwachsene auf braunen Abwegen - das ist furchtbar. Noch erschreckender mutet jedoch das Gekritzel ihrer sieben Jahre alten Tochter an, das SPIEGEL TV öffentlich machte. Demnach hat das Mädchen mit Buntstiften dutzende Hakenkreuze, SS-Runen und Nazi-Parolen an die Wand ihres Kinderzimmers geschmiert. Auch die Zahl "88" taucht immer wieder auf. Sie steht im braunen Jargon, weil H der achte Buchstabe im Alphabet ist, für den NS-Gruß "Heil Hitler".

Besonders gruselig mutet dabei ein Detail an, das beim ersten Hinsehen zunächst nicht auffällt. In der unteren linken Ecke der Aufnahme ist die ungelenke Zeichnung einer Tonne zu erkennen, auf die mit Kinderhand "Zückon B" gekritzelt wurde. Gemeint ist offenbar das hochgiftige Insektizid Zyklon B, das zwischen 1941 und 1945 zum Massenmord in den Vernichtungslagern des Dritten Reichs eingesetzt wurde.

Konfrontiert mit den Aufnahmen aus der Wohnung und den Schmierereien ihrer Tochter entgegnet die Kielerin den Reportern: "Ich finde das völlig in Ordnung." Nur sei "ärgerlich", dass ihre Jüngste mit den braunen Botschaften die Tapete der Sozialwohnung beschädigt habe.

"Dass ein kleines Mädchen in einem solchen Umfeld aufwächst, heißt doch, dass sie nie eine echte Chance hat, zu einer Demokratin zu werden", empört sich der schleswig-holsteinische Verfassungsschützer Horst Eger vor der Kamera. "Das ist unerträglich."

Der Meinung sind zwar auch die Bediensteten im Amt für Familie und Soziales der Stadt Kiel, doch bislang können sie den rechtslastigen Erziehungsmethoden der 39-Jährigen wenig entgegensetzen. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE sagte ein Behördensprecher heute, es habe in der Zwischenzeit erste Gespräche mit der Familie gegeben. Man müsse aber noch eingehender prüfen, wie es den Mädchen bei ihrer Mutter gehe.

Mittlerweile sind auch Staatsanwaltschaft und Polizei mit der Angelegenheit befasst. "Wir prüfen den Sachverhalt", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Uwe Wick auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Zunächst müsse geklärt werden, ob Ermittlungen wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole (§ 86a StGB) eingeleitet würden. Das Problem: Der Paragraf stellt nur die öffentliche Zuschaustellung der Nazi-Zeichen unter Strafe.

Oder wie es ein Beamter zusammenfasst, der nicht namentlich zitiert werden möchte: "Im Grunde kann jeder Bürger zuhause erst einmal machen, was er will."

 

www.spiegel.de/panorama/0,1518,537646,00.html

 

 

 


 

 

 

"Kriegskindheit und Vaterlosigkeit - Indizes für eine psychosoziale Belastung nach fünfzig Jahren"

Oliver Decker, Elmar Brähler und Hartmut Radebold

in: "Zeitschrift für Psychotraumatologie und Psychologische Medizin", 2004, Heft 3, S. 33-41

 

oliver.decker@medizin.uni-leipzig.de

elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de

 

 

 

Zusammenfassung:

 

Im Jahr 2003 wurde zur Normierung verschiedener Testverfahren eine bevölkerungsrepräsentative Befragung durchgeführt. Diese Erhebung wurde genutzt, um bei der Teilstichprobe der von 1930 bis 1945 Geborenen die aktuelle psychosoziale Belastung zu untersuchen. Wir verglichen hierbei vor allem, ob die dauerhafte Abwesenheit des Vaters in der Kindheit Auswirkungen auf die gesundheitliche Lage heute hat. Bei den vaterlos aufgewachsenen zeigen sich durchweg negativere Befunde als bei den nicht vaterlos Aufgewachsenen. So zeigten sie sehr viel stärker Symptome, litten mehr an Fatique und zeigen mehr negative Affektivität und soziale Inhibition.

 

 

 


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