Muttiheft

Muttihefte


 

 

 

Das sogenannte Muttiheft ist eine Erfindung aus der DDR. Dort galt die Mutti (Mutter) als hauptzuständig für Erziehung der Kinder, was auch die Teilnahme an Elternabenden in der Schule oder die Korrespondenz mit den Lehrern beinhaltete. Dies galt selbst für den inneren Führungskreis der SED, die fast ausschließlich männlichen Mitglieder des Politbüros, die  Anfang der fünfziger Jahre des 20.Jahrhunderts im sogenannten "Städtchen" im Ostberliner Bezirk Pankow wohnten. Konrad Adenauer bezeichnete diese daher mit der verächtlichen Bezeichnung: "Die Herren aus Pankoff".

 

Hans-Michael Schulze: In den Wohnzimmern der Macht. Das Geheimnis des Pankower „Städtchens“.

Berlin Edition im Quintessenz Verlag, Berlin 2001, 244 Seiten

http://www.luise-berlin.de/Lesezei/Blz01_08/rezensi/rezensi155.htm

 

Udo Lindenberg ließ daher auch seinen berühmten "Sonderzug nach Pankow" fahren, obwohl zu der Zeit als das Lied entstand, die Herren (und Damen) aus Pankow längst im Funktionärsgettho in Wandlitz wohnten.

 

Das Festhalten an alten Ritualen hat manchmal schon etwas krankhaftes und so muss man sicher auch den ostdeutschen Brauchtum einordnen, der noch im Jahr 2006 Muttihefte für unverzichtbar hält. Nicht wenige ostdeutsche Grundschulen pflegen diesen absonderlichen Brauch und kommen überhaupt nicht auf die Idee entweder zugunsten von Elternheften auf Muttihefte ganz zu verzichten oder wenn ihnen dies auf Grund der eigenen ungelösten Mutterbindung nicht möglich sein sollte, doch wenigstens zwei Hefte parallel zu führen, ein Muttiheft und ein Vatiheft.

 

 

 


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