Patriarchat
Beschützer, Ernährer, Erzieher
Eine Studie zu traditionellen und neuen Vätern: "Vatertheorien"
Engagiert, aufgeklärt, gespalten, abgelehnt oder gar seiner Autorität beraubt - nahezu unübersichtlich ist die Menge an Studien, die sich den Vätern widmen, entsprechend vielfältig sind auch die Attribute, die ihnen zugeordnet werden. Was hingegen alle Vatertheorien eint, ist der Bezug auf die Historie eines traditionellen Vaters. Doch gab es diesen Pater familias, diesen uneingeschränkten Herrscher über sein Haus, wie er der Antike zugeschrieben wird, wirklich? Nein, meint Barbara Drinck, Privatdozentin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin. In ihrer Habilitationsschrift zerpflückt sie den Mythos vom selbstherrlichen Alleinherrscher und entzieht somit der weit verbreiteten Ansicht von einer "Demontage" der Väter ihre Grundlagen:
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Die Diskussion aktueller Ansätze - mit einem breiten Exkurs zum postmodernen Feminismus - wirkt indes disparat, vielleicht so disparat, wie die verschiedenen Ansätze selbst sind. In der in den Siebzigerjahren aufkommenden Männerbewegung lassen sich zum einen "maskulinistische" Argumentationen finden, die sich an der Neuerfindung eines traditionellen Vaters üben - wenn er auch nicht als solcher benannt wird. Zum anderen ist die Männerbewegung aber auch Ausgangspunkt einer profeministischen Patriarchatskritik, die in die Forderung nach dem "neuen Vater" mündet. Sensibel, emotional, aufgeklärt und engagiert soll er sein - hier schließt sich der Kreis zu den pädagogischen Klassikern, denn schon Christian Gotthilf Salzmann, ein Philanthrop der ersten Stunde, stellte zu Beginn des 18. Jahrhunderts ähnliche Forderungen auf. Spätestens an diesem Punkt zeigt sich, dass auch die modernen Vorstellungen von Vaterschaft in den Strukturen und den Denkweisen der bürgerlichen Gesellschaft verhaftet sind, im 18. wie im 21. Jahrhundert.
GOTTFRIED OY
Barbara Drinck: "Vatertheorien. Geschichte und Perspektiven". Verlag Barbara Budrich,
Opladen 2005, 257 Seiten, 19,90 Euro
taz Magazin Nr. 7675 vom 28.5.2005, 137 Zeilen, GOTTFRIED OY
http://www.taz.de/pt/2005/05/28.nf/magText.tname,a0044.re,pb.idx,1