Richtermord
Staatsanwalt erschossen Dachau-Killer: Seit Jahren Hass auf die Justiz
Thomas Gautier, Nina Job, Ralph Hub, Torsten Huber, Julia Lenders, Jasmin Menrad und Stephan Kabosch, vom 12.01.2012 17:11 Uhr
Wenige Minuten nach den tödlichen Schüssen: Zwei Polizisten führen Rudolf U. vor dem Amtsgericht Dachau ab. Foto: dapd
Rudolf U. führte immer wieder Prozesse – meist verlor er. Hier beschreiben ihn seine Bekannten. „Er war eine tickende Zeitbombe“
Dachau - Eigentlich war er fein raus. Die Strafe war klar, schon vor Wochen schon ausgehandelt: Ein Jahr auf Bewährung, 1000 Euro Strafe – und die Sache war für alle erledigt.
Nur nicht für Rudolf U.
Am Mittwoch kurz nach 16 Uhr greift der 54-Jährige im Saal C des Dachauer Amtsgericht in seine Hosentasche, zieht seine FN Baby Browning und schießt – zwei Mal auf den Richter Lukas N., drei Mal auf Staatsanwalt Tilman Turck, der später stirbt.
Gestern wurde der ehemalige Transportunternehmer aus Karlsfeld dem Haftrichter vorgeführt, die Staatsanwaltschaft München II stellte Haftantrag wegen Mordes. Sie beantragte auch, dass Rudolf U. von Psychiatern untersucht wird. Laut Oberstaatsanwältin Andrea Titz ist das Routine bei Kapitalverbrechen.
...
...
Ein Verlierer, der nicht mehr verlieren wollte, ein Mann, der oft Unrecht bekam und sich nur noch im Unrecht wähnte – so sieht auch Manfred J. (52) den Todesschützen von Dachau. Der arbeitete 2007 bis 2008 drei Monate lang bei Rudolf U. in der Spedition als Fahrer. Als ihm der Chef 3800 Euro Lohn vorenthielt, verklagte er ihn. Im September 2008 trafen sie sich vor dem Münchner Arbeitsgericht. „Er vertrat sich selbst, hatte die Unterlagen in einer Mülltüte dabei“, sagt J. „Er war wie eine tickende Zeitbombe, fiel der Richterin ständig ins Wort. Da hat sie ihn ziemlich zurechtgestutzt.“ Und: Sie gab Manfred J. Recht. „Rudolf U. hat überhaupt nicht gern verloren. Er war uneinsichtig und nur auf sich selbst bezogen. Er pochte immer auf sein Recht – auch in der Firma.“
Als J. von den Schüssen in Dachau hörte, sei er nicht überrascht gewesen: „Diese Tat war abzusehen.“
Volker Seipp (geb. 13.02.1944) - Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Berlin (ab 10.07.1986, ..., 1988) - im Handbuch der Justiz 1988 ab 10.07.1986 als Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Berlin aufgeführt. 1997 ermordet.
Prozess um Richtermord begann vor dem Landgericht
26.08.1997
"Sie hat ihren Vater abgründig gehaßt"
Im Januar wurde der 52jährige Verwaltungsrichter Volker S. ermordet. Gestern begann der Prozeß gegen vier Jugendliche. Unter ihnen ist die 17jährige Adoptivtochter. Aus Gründen des Jugendschutzes wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Mit ihren großen Kinderaugen und dem langen gewellten Haar wirkt Marianne S. wie ein nettes, liebes Mädchen. Ihr Äußeres ist eher unscheinbar, ihr Gesicht blaß und rund, von Make-up keine Spur. Augenscheinlich unbeteiligt sitzt sie auf der Anklagebank in Jeans und weißer Bluse nicht das geringste Anzeichen von Nervosität. Ihr gegenüber sitzt Dennis, ihr 16jähriger Freund. Beide müssen sich gemeinsam mit einem befreundeten Paar wegen einer Bluttat vom 17. Januar verantworten. In jener Nacht wurde der Adoptivvater der 17jährigen getötet, der 52jährige Richter am Verwaltungsgericht Volker S. Es war offenbar eine heimtükkische Tat. Der Richter schlief fest, als Dennis S. ihm zunächst mehrfach auf den Kopf geschlagen und ihn dann mit einem Elektrokabel erdrosselt haben soll. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß die Adoptivtochter die Tat lange geplant und Dennis dazu überredet hat. Sie habe zuvor schon einen anderen Freund dazu anstiften wollen, ihren Vater zu vergiften, wie eine Verteidigerin gestern bestätigte. Die beiden anderen Jugendlichen sollen an der Planung beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht von Habgier als Motiv aus. Marianne habe die Wohnung ihres Vaters erben wollen. Mit Marianne und Dennis sitzen zwei Jugendliche mit einer schwierigen Kindheit vor Gericht. Dennis S. wuchs bei Pflegeeltern auf, lebte später in Heimen. "Im Grunde ist er ein ganz ruhiger, lieber Mensch", sagt Manuela L., Mutter eines Freundes von Dennis: "Er hat Marianne abgöttisch geliebt. Sie hat ihren Vater abgründig gehaßt." Marianne S. war ein halbes Jahr alt, als sie von dem kinderlosen Ehepaar S. adoptiert wurde. 1991 scheiterte die Ehe. Marianne wohnte zuerst bei der Adoptivmutter, einer Studienrätin, zog dann zum Vater. Sie suchte auch ihre leibliche Mutter und fand diese angeblich als Trinkerin vor. Der Richter war mit der Erziehung des Mädchens offenbar überfordert. Einerseits soll er sehr streng gewesen sein, Marianne durfte kaum ausgehen, erzählt Manuela L. Andererseits teilte er seine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung auch mit Mariannes Freunden. Kurz vor der Tat haben dort auch Dennis sowie die beiden anderen Angeklagten mit ihrem Baby gelebt.
Sabine Deckwerth
Polizei klärt Verbrechen nach kurzer Zeit auf / Jugendlicher gesteht / Familiäre Streitereien sind vermutlich Tatmotiv
Richter erst niedergeschlagen und dann erdrosselt
Von ls
20.01.1997
Innerhalb von 14 Stunden hat die Polizei am Wochenende ein Gewaltverbrechen aufgeklärt. Freitag abend war der 52jährige Verwaltungsrichter Volker Seipp getötet worden. Am Sonnabend mittag gestand der Freund seiner Adoptivtochter den Mord. Die Leiche war in der Nacht zum Sonnabend gefunden worden. Passanten hatten auf dem zugefrorenen Hermsdorfer See in Reinickendorf ein Auto entdeckt, in dem der Tote lag. Erste Diagnose eines Gerichtsmediziners: Das Opfer war gegen 23 Uhr niedergeschlagen und dann erdrosselt worden. Später hatte man ihn mit Benzin übergossen. Der Pkw sollte angezündet werden. Durch die Hitze der Flammen wäre das Eis auf dem See geschmolzen und der Mazda auf dem Grund verschwunden. Doch der Plan mißlang. Das Benzin entzündete sich nicht. 14 Stunden nach dem Verbrechen nahmen Mitarbeiter der 7. Mordkommission zwei 16jährige Jugendliche fest. Dennis S. und seine Freundin Marianne. Sie ist die Adoptivtochter des getöteten Richters. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen Dennis S. und seine Freundin wegen gemeinschaftlichen Mordes. Zwei weitere mutmaßliche Mitwisser, ein 19jähriger Junge und seine drei Jahre jüngere Freundin, waren ebenfalls von der Kripo festgenommen worden. Da sich der anfängliche Tatverdacht jedoch nicht bestätigte, wurden sie wieder entlassen. Aus Polizeikreisen hieß es gestern, daß die Jugendlichen lediglich bei der Beseitigung der Tatwerkzeuge mitgeholfen haben. Bei seiner Vernehmung gestand Dennis S., den Richter in dessen Wohnung an der Gutachstraße im Reinickendorfer Ortsteil Waidmannslust getötet zu haben. Zusammen mit seiner Freundin Marianne brachte er die Leiche zu dessen Auto und legte sie auf den Rücksitz. Die Tatwerkzeuge sowie blutbefleckte Kleidung warfen die Jugendlichen in einen Müllcontainer. Dann stellten die Jugendlichen den Mazda auf dem Hermsdorfer See ab. Dennis S. ist für die Polizei kein Unbekannter. Er wurde bereits mehrmals wegen Körperverletzung und Raub festgenommen. Das Tatmotiv ist bisher noch nicht zweifelsfrei geklärt. Nachbar Bastian P.: Der konservative Vater und die lebenslustige Tochter seien total verschieden gewesen. Marianne habe gemacht, was sie wollte. Am Anfang der Ermittlungen war von den Mitarbeitern der 7. Mordkommission vermutet worden, daß sich ein Verurteilter an seinem Richter rächen wollte. Volker Seipp lebte getrennt von seiner Frau und war vor etwa sechs Jahren in die Gutachstraße gezogen. Seit 1986 arbeitete er als Vorsitzender Richter im Berliner Verwaltungsgericht. Seine Aufgabengebiete: Subventionsrecht sowie Vertriebenen- und Asylrecht. +++
21.01.1997
Richter wurde im Schlaf erschlagen
Gegen den 16jährigen Dennis S. und seine gleichaltrige Freundin Marianne ist Haftbefehl erlassen worden. Die Jugendlichen hatten am vergangenen Sonnabend den Verwaltungsrichter Volker Seipp getötet. Justizsprecher Rüdiger Reiff bestätigte den Tatverdacht des gemeinschaftlichen heimtückischen Mordes. Den Tätern drohen mehrjährige Haftstrafen. Seipp war am Freitag nach Hause gekommen und hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in der Wohnung an der Gutachstraße in Reinickendorf seine Adoptivtochter Marianne, ihr Freund Dennis und zwei weitere Bekannte. Gegen 23 Uhr nahm Dennis einen Schlagstock und zertrümmerte den Schädel des schlafenden Mannes. Danach griff sich der 16jährige ein Elektrokabel und erdrosselte ihn. Die Jugendlichen brachten den Toten ins Badezimmer und drückten dessen Kopf in eine mit Wasser gefüllte Badewanne. Dann brachten sie ihr Opfer auf die Straße und legten es auf den Rücksitz seines Pkw. Dennis und Marianne fuhren gegen 0.30 Uhr mit dem Wagen zum nahegelegenen Hermsdorfer See und stellten ihn auf dem Eis ab. Als sie ihn mit Benzin anzünden wollten, hörten sie Stimmen von Jugendlichen und flohen. Dennis S. sowie seine Freundin waren von dem 52jährigen genervt gewesen. +++
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/richter-wurde-im-schlaf-erschlagen,10810590,9229226.html
1994 im Amtsgericht Euskirchen
Der bisher spektakulärste Racheakt in einem deutschen Gerichtssaal ereignete sich am 9. März 1994 in Euskirchen im Rheinland. Damals tötete ein 39 Jahre alter Gewalttäter im Amtsgericht der Stadt sieben Menschen durch Schüsse und einen Sprengsatz - unter den Toten waren auch der Täter und ein Richter.
Im Handbuch der Justiz 1988 ist der 1994 getötete Richter unter der Rubrik "Amtsgericht Euskirchen" nicht aufgeführt.
Wolfgang Bistry (geb. 13.05.1946 - von
der Zensur des "Berliner Beauftragten für Datenschutz" nicht erfasst)
- Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Hamburg (ab
20.03.1977, ..., erschossen am 29.07.1986) - Sein Leben war Kampf - nun ruhe sanft. 04.07.1988: "Staatsanwalt Bistry ist tot
... Oft wird ein Urteil ein "mildes Urteil" genannt, das man für
"zu milde" hält. Als zu milde empfindet mancher das Urteil, das gegen
Isolde Oechsle-Misfeld, 41, am Donnerstag vergangener Woche in Hamburg vom
Vorsitzenden Richter Erich Petersen, 52, verkündet und mündlich begründet
wurde: fünf Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe wegen fahrlässiger Tötung,
Beihilfe zur Tötung auf Verlangen und Verstößen gegen das Waffen- und das Betäubungsmittelgesetz."
- http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13528060.html.
28.07.2022: "Der Staatsanwalt lag schon am Boden, das Gesicht zur Fratze
entstellt.
Mitten in den Kopf hatte der Mann mit dem Revolver ihn
geschossen, nun richtete er seine Waffe auf die Protokollantin: „Ich bringe
jetzt meine Frau um“, erläuterte er der Dame, die unter dem
Furnierholz-Schreibtisch im Polizeipräsidium in Deckung gegangen war, „und du
wirst dabei zusehen.“ So geschah es – die Gattin kniete sich vor den Mörder, er
stecke ihr den Lauf in den Mund und drückte ab. Dann richtete er sich
selbst. Die Szene aus Hamburg vom 29. Juli 1986 belegt, dass es die Realität
stets mit jeder noch so bizarren Fantasie von Schriftstellern oder Filmemachern
aufnehmen kann. ... Eine zentrale Rolle dabei fiel der Anwältin zu. Sie war es,
die Waffe besorgte, mit der Pinzner am 29. Juli 1986 das Massaker im
Polizeipräsidium am Berliner Tor anrichten sollte. Der Rechtsbeistand reichte
das Modell von Smith & Wesson an Jutta Pinzner weiter, die es zwischen ihren
Beinen im Slip versteckte, bevor es für das Paar in den Verhörraum ging. Dort
mahnte der Staatsanwalt Wolfgang Bistry den Killer rasch, endlich neue Fakten
mit Substanz zu präsentieren. Doch so weit
kam es nicht mehr. ..." -
https://www.welt.de/geschichte/plus240167465/Werner-Pinzner-Wie-ein-Seemann-aus-Hamburg-zum-St-Pauli-Killer-wurde.html.