Straßenkinder
37°: Was haben wir nur falsch gemacht?
Eltern von Straßenkindern
Film von Silvia Kaiser
Reisen, Sport, Musikstunden - ihr Kind soll alles haben. Aber
nicht jedes Kind möchte so ein Leben. Es gibt welche, die ausbrechen und lieber
auf der Straße leben. Ein Albtraum für Eltern.
Verfügbarkeit:
Im TV-Programm: 18.01.2022, 22:35 - 23:05
Verfügbarkeit:
Video verfügbar ab 18.01.2022, 08:00
"Was haben wir falsch gemacht, warum passiert uns das?", fragen sich die
verzweifelten Eltern dann. Sorge und Angst halten Einzug in die bisherige
Familienidylle. Wo ist unser Kind? Diese Extremsituation wird manchmal ein
jahrelanger Dauerzustand.
Die Paare Janne und Ingo, Heike und Rajco sowie Gesine mit ihrem Mann haben
eines gemeinsam. Sie gaben - nach ihrer Einschätzung - ihr Bestes für ihre
Kinder und trotzdem sind die von zu Hause weggelaufen, um auf der Straße zu
leben, bald abhängig von Drogen. Als es losging, waren die Kinder zwischen 13
und 15 Jahre alt.
Die 57-jährige Richterin Janne gießt die Blumen im weitläufigen Garten und geht
danach durch ihr sonnendurchflutetes Haus. Es steht in Berlin Zehlendorf, beste
Lage. Ihr Mann ist Chefarzt im Ruhestand, oft draußen bei den eigenen Pferden.
Zwei Kinder sind aus dem Haus und studieren. Gäbe es da nicht das dritte Kind
Amelie, würde Jannes und Ingos Leben so aussehen, als sei es einer Werbung
entsprungen. Doch seit fünf Jahren durchlebt das Paar die Hölle. Sie sind in
ständiger Angst um ihre Tochter Amelie, die irgendwo auf der Straße lebt. Wo,
das wissen die Eltern nicht.
Heike und Raico betreiben eine eigene Zimmererwerkstatt in Schwaikheim. Die
Familie lebt ein glückliches Leben bis zum 14. Lebensjahr ihres Sohnes. Tim
verändert sich innerhalb weniger Wochen, bleibt nachts oft weg. Heike schiebt
zuerst alles auf die Pubertät. Doch dann der Schock: Tim gesteht seinen Eltern,
dass er heroinsüchtig ist.
Gesine und ihr Mann hatten große Erwartungen an ihre drei Kinder und genaue
Vorstellungen, wie deren Leben sein sollte. Sie würden Abitur machen,
erfolgreich werden. Doch die älteste Tochter Marie macht ihnen einen Strich
durch die Rechnung. Mit 13 Jahren fängt sie an, die Schule zu schwänzen, Drogen
zu nehmen und immer länger von zu Hause wegzubleiben. Die Eltern sind außer
sich. Ihr ganzes bürgerliches Wertesystem, ihr Plan, ihr ganzes Leben fällt wie
ein Kartenhaus in sich zusammen.
In Deutschland leben schätzungsweise 40 000 Kinder auf der Straße. Manche von
ihnen kommen aus wohlhabenden bürgerlichen Elternhäusern - wie in den
beschriebenen Fällen. Weder von der Polizei noch vom Jugendamt lassen die
Jugendlichen sich zwingen, nach Hause zurückzukehren. Was tun?
Heike, Gesine und Janne haben sich in Selbsthilfegruppen organisiert, um sich
gegenseitig zu unterstützen. Hilfe von außen gibt es kaum. Im Gegenteil: Oft
werden die betroffenen Eltern schief angesehen, weil ihre Kinder nicht bei ihnen
bleiben wollten. Das muss ja Gründe haben, so oft die Unterstellung der anderen.
"37°" fragt, wie Eltern solch eine schwierige Situation durchstehen.
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-was-haben-wir-nur-falsch-gemacht-100.html