Ulrich Beck


 

 

 

Selten hat ein Zitat eines Mannes so viel Aufmerksamkeit bei studierten Frauen gefunden wie, das des Soziologen Ulrich Beck. der für Männer die Schublade eröffnete: "verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre". (Ulrich Beck, 1990, S. 31)

Ob nun Ex-Familienministerin Christine Schmidt (SPD) oder Ex-Familienministerin Renate Schmidt (SPD) die sich gleichzeitig noch als Frauenministerin verstanden, einen Männerminister befand frau nicht für nötig, stets wird in das gleiche langweilige Alphorn geblasen. Wenn frau schon nichts mehr innovatives mehr einfällt und auch der zu verteilende Geldsegen immer knapper wird, dann wenigstens pauschale Männerdiffamierung, für die Herr Beck die Vorlage gegeben hat. Warum muss da erst ein Mann kommen, um Frauen und dann gar noch Ministerinnen, die in der Regel über ein Hochschulstudium verfügen, das gerade passende Stichwort zu geben.

 

 "Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre", dass können sich die beiden Ex-Ministerinnen über ihre eigene Haustür nageln. Schauen wir mal ob es bei der nächsten Familienministerin oder -ministerin genau so dürftig bleibt.

10.11.2005

 

 

 

 


 

 

Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre

 

"Viele - vor allem jüngere - Väter wünschen sich vermehrt eine stärkere Familienorientierung und mehr Zeit für ihre Kinder.

Aber tatsächlich treten sie weder in der familiären Erziehung noch in der häuslichen Arbeitsteilung entsprechend in Erscheinung.

Es besteht eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Ulrich Beck hat diese Diskrepanz bei den Männern als <verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre> bezeichnet."

Zitat entnommen aus: "Rede der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, zur Eröffnung der Fachtagung "Mehr Leben ins Männerleben" am 25. Januar 2000 in Frankfurt/Main

"Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre" ist das von Ulrich Beck geliehene Lieblingszitat von Christine Bergmann, wenn sie von Vätern und Männern spricht. Doch der Blick in den Spiegel und der Besuch in eine der üblichen Mutter-Kind-Gruppen könnte ihr sagen, dass es auch viele Frauen gibt, denen die Jacke gut passt, auch wenn wir nicht so weitgehend würden, zu sagen, dass das die einzige passende Jacke ist.

 

 

 


 

 

 

TEIL 4

Der Partner! In einer Befragung von 40000 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa den »falschen Partner« als Hauptgrund für Kinderlose, kinderlos zu bleiben. Die Untersuchung umfasste natürlich nicht nur Akademiker, aber ist es nicht plausibel, dass die Probleme in diesem Milieu kumulieren? »Nicht der richtige Partner« kann bedeuten, dass einige Frauen abgelehnt werden, weil sie in eine zu hohe »Liga« aufgestiegen sind; andere beurteilen vielleicht einfach die Zusatzbelastung und die Risiken realistisch, die ihnen ein Kind bringen würde. Nach Zeitbudget-Untersuchungen des Statistischen Bundesamts setzen Väter, verglichen mit kinderlosen Männern in einer Paarbeziehung, ganze sechs zusätzliche Minuten am Tag für Hausarbeit ein. 80Prozent der gesamten Haushalts- und Fürsorgearbeit in Familien leisten nach wie vor die Frauen.

In diesem Punkt ist die Emanzipationsbewegung kläglich gescheitert, sie hat das Geschlechterverhältnis im praktischen Alltag kein bisschen revolutioniert. Im Gegenteil: Während junge Männer bis 25 Anfang der neunziger Jahre »nur« zu 25 Prozent von Frauen bekocht wurden, sind es heute 70 Prozent, die bei Mama, Oma oder Freundin essen. »Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre« hat der Soziologe Ulrich Beck die moderne männliche Haltung genannt.

Genau in diesen jungen Männern finden wir eine mögliche Adressatengruppe für die Forderungen aus dem weiblichen »Gebärstreik«, der die vergangenen 30 Jahre geprägt hat: Es wäre ja absurd, von den Frauen zu verlangen, dass sie ihre private Entscheidung für oder gegen ein Kind in einem gesellschaftlichen, einem demografischen Kontext sehen sollen und dabei den Männern jede aktive Mitarbeit an der Veränderung dieses Kontextes zu ersparen. Deren Haushalts- und Erziehungsbeitrag, deren Bereitschaft, sich auf ein Kind einzulassen, sind natürlich ebenso Privatsache wie eine Schwangerschaft. Aber beides hat gesellschaftliche Folgen – und auch für Männer ist der Fortbestand der Rentenkassen von Bedeutung.

Die Kinderabstinenz der weiblichen Bildungsavantgarde wirkt doppelt und dreifach, denn es geht ja nicht nur um die Zahl der nicht geborenen Kinder, sondern auch um eine Trend- und Vorbildfunktion. Bisher mag das Reproduktionsverhalten der weniger Privilegierten noch ziemlich traditionell sein. Aber das muss nicht immer so bleiben: Schon heute findet sich die zweithöchste Kinderlosigkeitsquote im Milieu der so genannten konkurrierenden Optionen, wie Jürgen Dorbritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung herausgefunden hat: also dort, wo ein Kind zu bekommen bedeuten würde, auf erstrebenswerte Lifestyle-Elemente der Oberschicht zu verzichten. Zum anderen wird die Kinderfreundlichkeit einer Gesellschaft mit Sicherheit nicht größer, wenn ausgerechnet ihre Eliten sich dem Leben mit Kindern, den komplexen Verpflichtungen und Abhängigkeiten des Familienlebens zunehmend entfremden. Lehrer, die nie eigene Kinder gehabt haben? Bundestagsabgeordnete, die nicht aus eigener Erfahrung wissen, was es bedeutet, durch die Familie daran gehindert zu sein, mal eben ein Wochenende durchzuarbeiten? Kinderlose Journalistinnen und Schriftstellerinnen, die die ästhetischen und kulturellen Grundsätze des guten Lebens vermitteln?

Die Konsumforschung hat herausgefunden, dass der Lebensstil der Privilegierten den gesellschaftlichen Trend prägt: Was, wenn dieser Lebensstil Kinderlosigkeit zur Norm erhebt? Dann ist endgültig der Dumme, wer seine Berufstätigkeit einschränkt, um für Kinder zu sorgen, und wer sich die unvermeidlichen »Kinderkosten« auflädt. Dann mindern vielleicht künftig Kinder im Hotel den Erholungswert einer Pauschalreise; dann wird Fortpflanzung ein Unterschichtenmerkmal.

Wenn aber das kinderlos-akademische Milieu unter sich bleibt, verzichtet ein nennenswerter Teil der »Entscheider« und vor allem der »Entscheiderinnen« dauerhaft auf die Erfahrungen und das Glück, das ein Zusammenleben mit Kindern bedeutet. Und die Gesellschaft steht plötzlich vor der schwierigen Aufgabe, immer mehr Kinder aus bildungsfernen Schichten auf Hochschulniveau zu trimmen. Denn dass der Mangel an Fachkräften in den kommenden Jahren drastisch zunehmen wird, ergibt sich zwingend aus der demografischen Entwicklung. Gerade Erziehung und Bildung aber werden dann mehr und mehr Aufgabe von Menschen, die Erfahrungen mit eigenen Kindern nicht mehr haben.

 

http://www.zeit.de/2005/33/Emanzipationsfalle?page=4

 

 

 


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