Wilhelm Busch
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Kampf ums Kind - Wenn Eltern sich trennen
Sendung am:
28.03.2003
„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr." Ob Wilhelm Busch damals auch schon an die vielen Männer gedacht hat, denen die Erfüllung ihrer Vaterrolle nach einem erbitterten Streit mit der Mutter unmöglich gemacht wird? Oder dachte er vor allem an die vielen flüchtigen Väter, die sich sogar um Unterhaltszahlungen drücken? Heute jedenfalls stellt sich bei allen zwischenmenschlichen und gerichtlichen Auseinandersetzungen vor allem eine Frage: Geht der Kampf ums Kind nicht immer auch auf Kosten des Kindes?
Die Gäste:
Matthias Matussek
Sein Kampf ums Kind fand gleich an zwei Fronten statt. Der 48-jährige „Spiegel"-Journalist ließ nicht nur einiges Geld und viel Energie in die Sorgerechtsstreitigkeiten um seinen Sohn fließen. Mit seinem Buch „Die vaterlose Gesellschaft" setzte er sich auch mit deutlichen Worten für die von ihm so genannten „entsorgten Väter" ein. Der umkämpfte Sohn hat mittlerweile wieder beide Eltern um sich – Matussek lebt mit Frau und Kind in Rio de Janeiro.
Edith Schwab
Die Vorsitzende des Verbands Alleinerziehender Mütter und Väter e.V., prozessierte im Namen ihres Landesverbandes gegen Matusseks Buch. Ihr Vorwurf: Beleidigung, Verleumdung, üble Nachrede. Die 53-jährige Fachanwältin ist selber allein Erziehende und sieht weniger die Väter in der Opferrolle. Denn, so sagt sie, nur ein Drittel der allein erziehenden Mütter bekommen ausreichend Unterhalt von den Vätern.
Hera Lind
Die Autorin weiß, wie wichtig es ist, die Beziehungs- und Elternebene auseinander zu halten. Obwohl ihre privaten Angelegenheiten ein großes Thema für die Öffentlichkeit waren, hat sie nach der Trennung vom Vater ihrer vier Kinder ein Modell gefunden, das ein reibungsloses Familienleben ermöglicht, denn: „Gekränkte Eitelkeiten dürfen nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden."
Wera Fischer
Dass die Eltern die eigenen Interessen zurückstellen und das Wohl des Kindes wieder in den Mittelpunkt rücken, steht auch im Zentrum der Arbeit von Wera Fischer. Als Verfahrenspflegerin und so genannte „Anwältin des Kindes" ist sie immer zwischen den Fronten und vertritt in Sorgerechtsfällen die Interessen des Kindes. Aus Erfahrung sagt die 52-jährige Familientherapeutin: „Das Kind zu instrumentalisieren passiert leicht, meist aus der Angst heraus, es zu verlieren."
Christiane Lops
Ihre Kinder wurden nach der Scheidung von ihrem Mann an einen geheimen Ort in die USA entführt. Während der verzweifelten Suche nach ihren beiden Töchtern hatte sie alles aufgegeben, nur die Hoffnung nicht. Nach zweieinhalb Jahren fand sie die beiden, erkämpfte vor Gericht das Sorgerecht und lebt seitdem mit ihnen in Deutschland. Rückblickend sagt die 42-Jährige, die sich heute im „Committee for Missing Children" engagiert: „Mit den Jahren war ich zu allem bereit. Da ist man in einem Zustand jenseits von Gut und Böse."
Peter Walcher
Für den 41-jährigen Mediziner wurde der Kampf um seine Kinder existenziell, als er sich dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs ausgesetzt sah. Ein Gutachten hat ihn inzwischen rehabilitiert, doch um näher bei seinen Kindern sein zu können, musste er eine Menge investieren: Er hat den Wohnort und den Arbeitsplatz gewechselt, hat seine Freunde zurückgelassen, hat eine Beziehung beendet. Walcher sagt: „Manchmal bin ich sehr deprimiert und merke, dass der Kampf nie aufhören wird."
An der Bar: Manfred Kuch
Er hat den Kampf am eigenen Leib erfahren. Sein Vater wollte unbedingt das alleinige Sorgerecht. Er kennt die Gespräche auf dem Jugendamt, er kennt die Gänge zum Gericht, er kennt die Instrumentalisierung durch die Eltern. Heute weiß er, welche Folgen diese Auseinandersetzungen für die Kinder hat. Trotzdem kämpft auch er um seine eigenen Kinder – seine Partnerin hatte ihn zusammen mit den gemeinsamen Kindern verlassen. Seine bittere Erkenntnis: „Aufgrund meiner eigenen Erfahrung bin ich davon überzeugt, dass Scheidungskinder fürs Leben gekennzeichnet sind."