Amtsgericht Laubach

Im Handbuch der Justiz 1964 aufgeführt, im Handbuch der Justiz 1974 nicht mehr aufgeführt.


 

 

 

Amtsgericht Laubach

 

 

 

 

Bundesland Hessen

Landgericht Gießen

Oberlandesgericht Frankfurt am Main

 

 


 

 

Richter: 

Nicolai (geb. 11.08.1923) - Richter am Amtsgericht Laubach (ab 02.08.1952, ..., 1964)

 

 

 


 

August Friedrich Kellner (* 1. Februar 1885 in Vaihingen an der Enz; 4. November 1970 in Lich) war ein deutscher Sozialdemokrat, Justizinspektor und Autor dokumentarischer Aufzeichnungen in der Zeit des Naziregimes in Deutschland. Im Geheimen hatte er während der Zeit des Nationalsozialismus Tagebücher geführt. Er sagte später dazu:

Ich konnte die Nazis damals nicht in der Gegenwart bekämpfen. Also entschloss ich mich, sie in der Zukunft zu bekämpfen. Ich wollte kommenden Generationen eine Waffe gegen jedes Wiederaufleben solchen Unrechts geben. Meine Augenzeugenberichte sollten die barbarischen Akte aufzeichnen und auch zeigen, wie man sie beenden konnte.“[1]

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Zwei Wochen vor Adolf Hitlers Antritt als Reichskanzler und vor dem Beginn der ernsthaften und unbarmherzigen Verfolgung von politischen Gegenspielern des Nationalsozialismus, brachte Friedrich Kellner seine Ehefrau und seinen Sohn nach Laubach in Sicherheit. Dort arbeitete er auch selbst beim Amtsgericht. 1935 emigrierte der Sohn August Friedrich Kellners in die USA, um der Einberufung in die Wehrmacht zu entgehen. Während der Novemberpogrome 1938 versuchten die Kellners, ihren jüdischen Nachbarn zu helfen.

Weil er nicht weiter offen politisch tätig sein konnte, vertraute Friedrich Kellner ab dieser Zeit seine Gedanken einem geheimen Tagebuch an. Er wollte seinem Sohn in Amerika sowie kommenden Generationen vermitteln, wie wichtig es sei, dass sich der demokratische Gedanke Diktaturen entgegenstellt. Er wollte alle davor warnen, Tyrannen jemals besänftigen zu wollen, ihrem Terrorismus nachzugeben oder gar ihrer Propaganda Glauben zu schenken.[3] Als der Krieg endete, hatte Friedrich Kellner 861 Seiten in zehn Bänden seines Tagebuchs gefüllt.

Kellner beschränkte seine Aktivitäten jedoch nicht nur auf das Tagebuchschreiben. Er machte seine Meinung auch weiterhin öffentlich verlautbar. Daraufhin wurde er im Februar 1940 vor das Amtsgericht Gießen geladen, wo ihn der Gerichtspräsident, Hermann Colnot, aufforderte, seine politischen Ansichten zu mäßigen.[4] Ein paar Monate später wurde Kellner auch vom Büro des Bürgermeisters von Laubach vorgeladen und vom Bürgermeister gewarnt, dass er und seine Frau in ein Konzentrationslager kommen würden, sollten sie weiterhin einen schlechten Einfluss auf die Bevölkerung der Stadt ausüben.[5] Ein Bericht des NSDAP-Ortsgruppenleiters Hermann Engst zeigt, dass auch die örtliche Parteiführung darüber nachdachte, Kellner nach Kriegsende in ein Konzentrationslager zu schicken.[6][7]

Nach dem Krieg

Nach dem Ende des Krieges half Friedrich Kellner beim Wiederaufbau der SPD in Laubach und fungierte dann dort auch für einige Zeit als Parteivorsitzender. In den Jahren 1945 und 1946 war er Beigeordneter der Stadt Laubach. Von 1956 bis 1960 war er erster Stadtrat der Stadt Laubach und damit Vertreter des Bürgermeisters.

Friedrich Kellner war von 1933 bis 1947 Geschäftsleiter am Amtsgericht Laubach. Von 1948 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1950 arbeitete er als Bezirksrevisor beim Landgericht Gießen. Anschließend wurde er für drei Jahre als Prozessagent und Rechtsbeistand beim Amtsgericht Laubach zugelassen.

1968 gab Friedrich Kellner sein zehnbändiges Tagebuch aus den Jahren 1939 und 1945 seinem amerikanischen Enkel Robert Scott Kellner, um es übersetzen und veröffentlichen zu lassen.

Am 4. November 1970 starb Friedrich Kellner. Er wurde an der Seite seiner Frau und seiner Eltern auf dem Hauptfriedhof Mainz beerdigt.

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http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Kellner

 

 

 


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